Die Hofkultur des Absolutismus ist Teil des Lehrplanes, wobei besonders das Selbstbild und die Selbstdarstellung des Königs wichtig ist. Der Film
Vatel hat ein Fest am Hof eines franz. Adligen zum Inhalt, der mit dem Fest den Sonnenkönig beeindrucken will.
Was Brissotis da beschreibt, ist ein ganzheitlicher Lernansatz (Lernen mit mehreren Sinnen). Laut Lernpsychologie bleibt mehr von den vermittelten Lerninhalten hängen, wenn diese über mehrere Sinneskanäle aufgenommen und mit einer Tätigkeit verknüpft sind. Der Anteil des vermittelten Stoffes beträgt dabei:
nur verbal vermittelt: ca. 20%
nur visuell vermittelt: ca. 35%
visuell und verbal vermittelt: ca. 50%
verbal, visuell und mittels Medium, kombiniert mit Reproduktion: ca. 75%
verbal, visuell, mittels Medium und Reproduktion + Schülerorientierung: ca. 95%
(Quelle: Paradies, Liane/Linser, Hans-Jürgen: Differenzieren im Unterricht. Berlin (Cornelsen) 2001, S. 42)
Indem die Schüler den Zucker kosten, erfahren sie mit ihrer Zunge, welche Unterschiede es zum heutigen Zucker gab.
Auch das Kochen eines Gerichtes vom Speiseplan Friedrich II. fällt darunter. Ist natürlich immer eine Frage des Arbeitsaufwandes und der Zeit. Mit einem Gericht, dass die Schüler selbst kochen, erfahren sie selbst, welcher Aufwand hinter dieser Tätigkeit steckte, was wiederum Rückschlüsse auf die Bedeutung der absolutistischen Selbstdarstellung zulässt.
Der Film
"Vatel" hat ein Fest an einem absolutistischen Fürstenhof zum Thema und stellt diese Problemati meiner Meinung nach sehr gut dar.
Natürlich muss die 'Kochstunden' anschließend unter der Frage: "Was haben wir aus der Kochstunde gelernt?" ausgewertet werden. Ich selbst habe ein Rollenspiel zu den mittelalterlichen Ständekämpfen durchgeführt und anschließend ausgewertet. Die Schüler fanden sehr rasch die angestrebten Ergebnisse.
Die von Florian geäußerten Zweifel, die "wichtigen" Themen würden bei dieser Art Unterricht zu kurz kommen, habe ich schon öfters gehört. Besonders solche Jahrgänge, die in ihrer Schulzeit den Geschichtsunterricht nur als endlosen Lehrervortrag und als Einpauken von Jahreszahlen (3-3-3 Bei Issos Keilerei) kennengelernt hatten, tun sich schwer, die neuen Methoden zu akzeptieren.
In Folge der PISA-Studie im Jahr 2000 wurde das deutsche Schulwesen eine einer Weise umgebaut, wie es seit Alexander von Humbold nicht mehr passiert ist. Davon ist auch der Geschichtsunterricht betroffen, der nun schüleraktivierend und problemorientiert (z.B. plant ein Fest, das den Sonnenkönig beeindrucken soll.) sein soll.
Ich habe selbst erlebt, dass ein Klasse, die sich zunächst komplett gegen das Fach Geschichte gesperrt hat, mir nach einigen Wochen schülerorientiertem Unterricht sagte: "Wir hätten nie Gedacht, dass Geschichtsunterricht solchen Spass machen kann!" Diese Erfahrung zeigt mir, dass der neue Geschichtsunterricht sehr positive Ergebnisse bringt.