Aristoteles?

Tomahawk

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Hallo!
Wir haben einen Austauschschüler aus Mexico bei uns in der Klasse, der beim Thema Kirche und Gott irgendwie Arestoteles in den Raum geworfen hat. Da werder wir Schüler noch unser Geschichtslehrer etwas damit anfangen konnte, habe ich mich angeboten, dazu etwas heraus zufinden. Leider leichter gesagt als getan, deswegen wollte ich euch mal fragen, ob ihr vielleicht irgendwas darüber wisst, was Aristoteles mit der Kirche oder Gott / Gottesbeweisen zu tun hat.

Danke Schonmal,
Gruß
Philipp
 
Tomahawk schrieb:
Hallo!
Wir haben einen Austauschschüler aus Mexico bei uns in der Klasse, der beim Thema Kirche und Gott irgendwie Arestoteles in den Raum geworfen hat. Da werder wir Schüler noch unser Geschichtslehrer etwas damit anfangen konnte, habe ich mich angeboten, dazu etwas heraus zufinden. Leider leichter gesagt als getan, deswegen wollte ich euch mal fragen, ob ihr vielleicht irgendwas darüber wisst, was Aristoteles mit der Kirche oder Gott / Gottesbeweisen zu tun hat.

Danke Schonmal,
Gruß
Philipp


Hallo Tomahawk,

ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du Aristoteles meinst. Ein Arestoteles ist mir nämlich nicht bekannt. ;)

Aristoteles, neben Sokrates und Platon einer der drei wichtigsten griechischen Philosphen konstruierte einen Gottesbeweis. Seiner Ansicht nach erfordert eine Bewegung einen Anstoß, klingt einleuchtend. Dieser Anstoß hingegen muss zuerst auch bewegt werden, sonst könnte er ja keine Bewegung bei einem anderen Körper (meinetwegen auch Form oder Stoff) hervorrufen. Wenn du diese Kette bis ans Ende hin zurückverfolgst, muss es etwas geben, das sich nicht bewegt hat, also einen "unbewegten Beweger". Dieses letzte, ursprünglichste Phänomen nennt Aristoteles eine Gottheit, aufgrund seiner Vollkommenheit.

Die Lehre des Aristoteles geriet in Mitteleuropa danach in Vergessenheit. Einer der ersten, der sich wieder ausführlich dem Werk des altgriechischen Philosophen zuwendete, war Albertus Magnus. Ein Großteil seines Lebenswerks galt dem von der Kirche damals noch nicht anerkannten Aristoteles.

Ich vermute jedoch, verantwortlich dafür, dass dein Austauschschüler Aristoteles mit Gott und der Kirche in Verbindung gebracht hat, ist Thomas von Aquin. Ich stelle dir nun in gekürzter Fassung seinen ersten Gottesbeweis ein, dann wirst du klar erkennen, dass er durch Aristoteles inspriert ist:

"Der erste und klarere Weg ist derjenige, welcher aus der Bewegung hergenommen ist. Es ist sicher und durch die Sinneserfahrung verbürgt, dass etwas in dieser Welt bewegt wird (...) Unmöglich ist es (...), dass etwas nach derselben Beziehung und auf dieselbe Weise bewegend und bewegt sei oder sich selbst bewege. Es muss also alles, was bewegt wird, von einem anderen bewegt werden. Wenn also derjenige, von welchem es bewegt wird, gleichfalls bewegt wird, dann muss dieses von einem anderen bewegt werden und dies wieder durch ein anderes. Man kann aber hier nicht ins Unendliche fortschreiten. Denn dann gäbe es kei erstes Bewegendes und infolgedessen auch kein andres Bewegendes (...) Folglich ist es notwendig, dass man an ein erstes Bewegendes kommt, das von keinem bewegt wird, und darunter verstehen alle Gott."

Insgesamt bringt Thomas von Aquin 5 Gottesbeweise, die sämtlich von Aristoteles und Augustinus beeinflusst sind, was jedoch die Leistung des Scholastikers in keinster Weise schmälert.

Sollte etwas unklar sein, kannst du gerne nachfragen.

Liebe Grüße, Lukrezia
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube ich kann mich erinnern, dass Jesus Christus gesagt hat:
... wenn ihr an mir Anstoß nehmt....
 
...und da Thomas eine der Hauptauthoritäten der heutigen Kirchlehre ist, hat diese (indirekt) eine Wurzel in antiker Philosophie :)
(wenn jd. 'ne Menge Zeit hat und den Aquinaten lesen will, hier gibt's nen Link zur englischen Übersetzung der Summa Theologica )
 
Im Mittelalter, "christianisierte" die Kirche- bzw. spezielle Gremien der Kirche- viele antike Philosoohen. Dabei wurden die Lehren und Feststellungen dieser alten Denker mit der Sichtweise der Kirche vergleichen. War dieser Schluss einigermaßen konform, wurden diese Schriften auch als christliche ausgegeben, oder besser gesagt wurden diese Schriften, die unter dem Einfluss einer anderen Religion entstanden war nicht verboten.

Nachdem sie nun geprüft waren, konnten die Lehren antiker Ohilosophen nun auch in theologischen Fragen als Beweisführung dienen.
 
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