Biblische Geschichten und Wahrheitsgehalt

Kurde

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Die Erzählungen des alten und neuen Testaments werden of als Märchen abgestempelt und ihr keine Bedeutung zugeschrieben. Biblische Geschichten berichten von dutzende historischen Ereignisse und Persönlichkeiten die in außerbiblische Quellen selten eine Erwähnung finden.

Aber es gilt ja auch der umgekehrte Fall. Mich würde interessieren welche Geschichten sich (teilweise) als wahr erwiesen haben. Ich erinnere mich mal irgendwo gehört oder gelesen zu haben, das der Name Moses in altägyptischen Hyroglyphen auf Inschriften aufgetaucht sein soll. Ist das wahr? Gibt es andere ähnliche Fälle die von der Archäologie näher untersucht und bestätigt werden konnten?

Das eröffnete Thema hier soll als Sammelsbecken für solche Fälle dienen.
Wer etwas weiß, der darf sein Wissen mit mir (uns) teilen. Falls so ein Thema schon existiert, kann dieser gelöscht werden.
 
Ich erinnere mich mal irgendwo gehört oder gelesen zu haben, das der Name Moses in altägyptischen Hyroglyphen auf Inschriften aufgetaucht sein soll. Ist das wahr?
Du erinnerst dich vermutlich korrekt. Allerdings ist der Name ´Mose´ ein in Ägypten recht verbreiteter.

Beispiel:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mose_%2819._Dynastie%29

Auf den biblischen Moses weist keine Inschrift hin. Im übrigen ist die Historizität dieses Moses mehr als umstritten, nämlich äußerst unwahrscheinlich, siehe:

Moses - für die Bibel erfunden | Archiv- Berliner Kurier
 
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Die Erzählungen des alten und neuen Testaments werden of als Märchen abgestempelt und ihr keine Bedeutung zugeschrieben. Biblische Geschichten berichten von dutzende historischen Ereignisse und Persönlichkeiten die in außerbiblische Quellen selten eine Erwähnung finden.

Pauschal kann man bei der Bibel nichts sagen. Die Bibel ist ja kein Buch aus einem Guss, sondern eine Buchsammlung. Da sind Schöpfungsgeschichten, die man natürlich nicht ereignishistorisch lesen darf neben einem Liebesgedicht (dem Hohelied der Liebe), Gesetzessammlungen und Propheten-, Königs- und Richtergeschichten. Ein großer Teil dieser Sammlung basiert auf mündlicher Überlieferung, die dann, im Rahmen einer Gefangenschaft der israelitischen Elite, gesammelt wurde. Man kann diese Sammeltätigkeit wohl als Reaktion auf einen drohenden Identitätsverlust (bzw. die Befürchtung konservativer Kreise, dass es einen drohenden Identitätsverlust geben würde) sehen. Im Rahmen dieser Sammeltätigkeit sind vermutlich auch konkurierende Erzählungen harmonisiert oder aussortiert worden.
Diesem Kanon wurden dann auch später noch Bücher beigefügt.

Aber es gilt ja auch der umgekehrte Fall. Mich würde interessieren welche Geschichten sich (teilweise) als wahr erwiesen haben.
Die Chroniken, die Richter- und Königsbücher sowie die sehr jungen Makkabaier-Bücher muss man durchaus als ereignishistorische Quellen ernst nehmen. Das heißt aber nicht, dass alles, was darin steht, so wie es da steht auch stimmt.

Ich erinnere mich mal irgendwo gehört oder gelesen zu haben, dass der Name Moses in altägyptischen Hyroglyphen auf Inschriften aufgetaucht sein soll. Ist das wahr?

Du erinnerst dich vermutlich korrekt. Allerdings ist der Name ´Mose´ ein in Ägypten recht verbreiteter.

Beispiel:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mose_%2819._Dynastie%29
Man liest hin und wieder mal den Hinweis auf den Pharaonennamen Tut-Mosis. Das wirst du vermutlich eher mal gehört haben, als den Namen eines ägyptischen Schatzhausbeamten. Einen Zusammenhang mit den Namen sehe ich nicht. Der hebräische Name Mošeh wird mit >šīn<geschrieben, nicht mit >samekh<, welches man bei einer Verwandtschaft mit dem ägyptischen ähnlich klingenden Namen wohl ansetzen müsste. Insofern ist diese ganze Diskussion doch sehr stark durch die spätantike Vulgata (also die im Mittelalter gängige lateinische Fassung der Bibel) beeinflusst und geht nicht zu den eigentlichen Wurzeln zurück.
 
Die Erzählungen des alten und neuen Testaments werden of als Märchen abgestempelt und ihr keine Bedeutung zugeschrieben. Biblische Geschichten berichten von dutzende historischen Ereignisse und Persönlichkeiten die in außerbiblische Quellen selten eine Erwähnung finden.
Das gilt allerdings auch für viele andere "historische Ereignisse und Persönlichkeiten", dass sie nur in einer einzigen Quelle erwähnt werden. Nur bei der Bibel wird gerne ein besonders kritischer Maßstab angelegt.

Aber es gilt ja auch der umgekehrte Fall. Mich würde interessieren welche Geschichten sich (teilweise) als wahr erwiesen haben. [...] Gibt es andere ähnliche Fälle die von der Archäologie näher untersucht und bestätigt werden konnten?
Einiges, was in den Büchern der Könige und der Chronik berichtet wird, wird auch durch außerbiblische Quellen bestätigt. Einige Königsnamen sind auch durch Inschriften und außerbiblische Texte bekannt, aber auch manche Ereignisse werden durch assyrische und babylonische Texte bestätigt.
Zu nennen wäre z. B. der Feldzug des Assyrerkönigs Sanherib gegen das Südreich Juda, über den nicht nur in der Bibel, sondern auch in einem assyrischen Text berichtet wird.
Zu erwähnen ist aber auch die berühmte Mescha-Stele des Moabiterkönigs Mescha, auf der er über seinen erfolgreichen Abfall vom Nordreich Israel berichtet. Mescha, der Abfall und diverse in der Inschrift erwähnte Personen und Orte sind auch aus der Bibel bekannt.
Sogar für winzige Details gibt es teilweise außerbiblische Belege: Ganz am Ende des 2. Buchs der Könige wird erwähnt, dass Jojachin, der in babylonischer Gefangenschaft lebende vorletzte König von Juda, begnadigt und freigelassen wurde und vom Staat mit Lebensmittellieferungen versorgt wurde. Man hat in Babylon tatsächlich Keilschrifttafeln gefunden, auf denen diese Lieferungen an Jojachin genau dokumentiert sind.

Noch besser sieht es mit außerbiblischen Bestätigungen für die Makkabäerbücher aus. Diverse darin erwähnte seleukidische Anführer kennt man natürlich auch aus anderen Quellen, ebenso die beiden römischen Konsuln, unter deren Konsulat die aufständischen Juden ein Bündnis mit Rom schlossen.
 
Danke für eure Antworten, kommt bisschen spät, aber war in letzter Zeit mit anderen Dingen beschäftigt.

Mir ist natürlich klar das man diese Geschichten nicht wortwörtlich nehmen sollte. Viel mehr war ich an historische Parallelen und Hinweise interessiert, die vielleicht zumindest auf einen wahren Kern bzw. Kerne beruhen.

Ja, so etwas wie die Häufigkeit des Namen Moses zu jener Zeit hatte ich schon befürchtet, hatte aber auf einige weitere Gemeinsamkeiten zwischen dem biblischen Propheten und dem Ägypter auf der Inschrift gehofft, die eine mögliche Verbindung beider Personen erklären würde, wie man mir eintrichtern wollte :rofl:
 
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Das Verhältnis von historischer Realität und Mythos kann man exemplarisch schön zeigen.
Zur Mosegeschichte sind derzeit die Forschungen von Jan Assmann wegweisend ( Jan Assmann ? Wikipedia ), der die Kenntnisse z.B.
Schillers ( Die Sendung Moses von Friedrich Schiller - Text im Projekt Gutenberg ),
Sigmund Freuds ( Sigmund Freud Leben und Werk - Projekt Gutenberg ) und den Forschern seither schön aufgreift.

Im Kern konzipiert er aus den Überlieferungen (kaum zeitgenössische) die sog. "Erinnerungsgeschichte", in der i.W. die Frage gestellt wird, warum Mose - von dem zeitgenössich so wenig bekannt ist - derart nachhallt.

Lesenswert.

Lg
 
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Wobei natürlich Assmanns Position dazu durchaus diskutierenswert ist.
„Ich sehe die Aufgabe unserer philologischen Beschäftigung mit den biblischen Texten darin, sie zu historisieren, also zu sagen: Das hatte seinen Ort in einer bestimmten Zeit. Aus dieser Zeit heraus versteht man die Sprache […] Ich lese etwa das fünfte Buch Moses so, dass mit ‚Kanaan‘ eigentlich die eigene heidnische Vergangenheit gemeint ist. Und der glühende Hass auf die Kanaanäer, der sich in diesen Texten ausdrückt, ist in Wahrheit ein retrospektiver Selbsthass, ein Hass auf die Vergangenheit, von der man sich befreien möchte.“
Zitat aus dem verlinkten Wikipedia-Artikel zu Assmann.
Bis zur Auslassung ist Assmann völlig recht zu geben. Die Texte müssen historisiert werden, in dem Sinne, dass man versteht, was der Schreiber zu seiner Zeit mit dem Text aussagen wollte und was dahinter steht. Die Idee, dass mit Kanaan die heidnische Vergangenheit gemeint ist und der Hass auf die Kanaanäer/Kanaaniter ein retrospektiver Selbsthass ist sicherlich interessant. Allerdings wird dieser Hass ja als ethnischer Konflikt geschildert und somit ist nicht wirklich einzusehen, warum es sich um etwas anderes als um einen ethnischen Konflikt handeln solle. Sicher ist natürlich die Position in einem Interview nicht so elaboriert wiederzugeben, wie in einem wissenschaftlichen Essay oder Aufsatz, das ist klar.
 
Die Idee, dass mit Kanaan die heidnische Vergangenheit gemeint ist und der Hass auf die Kanaanäer/Kanaaniter ein retrospektiver Selbsthass ist sicherlich interessant. Allerdings wird dieser Hass ja als ethnischer Konflikt geschildert und somit ist nicht wirklich einzusehen, warum es sich um etwas anderes als um einen ethnischen Konflikt handeln solle.

Ich habe Assmanns Volltext zu diesem Thema aus Zeitmangel noch nicht gelesen, gehe aber davon aus, dass er einen auf andere Gruppen projizierten Selbsthass meint, d.h. die monolatrischen Autoren projizieren ihren Hass auf (vergangene und gegenwärtige) polytheistische Praktiken der Israeliten retrospektiv auf ´fremde´ Gruppen. Das ist eine für unbewusste Projektionsprozesse typische Dissoziation, die in diesem Fall bewirken soll, dass die israelitische Jahwe-Monolatrie kontrafaktisch als etwas Ursprüngliches, also nicht historisch Gewordenes, dasteht. Die ´Fremdheit´ der gehassten Gruppe ist eine Projektion, durch welche die frühen Israeliten - in der retrospektiven monolatrischen Sicht - kontrafaktisch und schwarzweißmalerisch in Jahwe- und in Baal-Anhänger aufgespalten werden.

Die entscheidende Frage ist die Herkunft der Jahwe-Figur. Es gibt dazu ein halbes Dutzend Theorien, die wir gerne debattieren können.
 
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Mir ist da u.a. die Behauptung bekannt, JHWH sei der alt-israelitische Kriegsgott gewesen, der sich in den unruhigen Zeiten vor der babylonischen Gefangenschaft zum wichtigsten und schließlich zum einzig erinnerten Gott "aufgeschwungen" habe.* Auf der anderen Seite hörte ich vor Jahren mal (eigentlich kann ich es ziemlich genau datieren, es war ein Radiobeitrag im DLF vom März 2000) etwas von einer Inschrift in der "JHWH und seine Aischa" gepriesen wurden.

*Die Behauptung habe ich allerdings aus einer der ZDF-Geschichtssendungen vom Format Terra X, die ich als z.T. sehr unseriös erlebe.
 
Mir ist da u.a. die Behauptung bekannt, JHWH sei der alt-israelitische Kriegsgott gewesen, der sich in den unruhigen Zeiten vor der babylonischen Gefangenschaft zum wichtigsten und schließlich zum einzig erinnerten Gott "aufgeschwungen" habe.

Jahwes Herkunft und seine Entwicklung zum einzigen Gott Israels sind zwei verschiedenen Themen, die aber möglicherweise verzahnt sind; so gibt es z.B. die Auffassung, dass sein (hypothetischer, aber wahrscheinlicher) Ursprung als Schutzgott eines Nomadenstammes in der Wüste südöstlich von Palästina den ´eremitischen´, also ungeselligen Charakter des späteren Mono-Gottes (Eremit = Wüstenbewohner) insofern erklärt, als Jahwe, wenn auch lange Zeit in polytheistischen Kontexten stehend (nachweisbar u.a. durch mehrere Stellen im Tanach), den Keim eines ´einzigen Gottes´ von Beginn an in sich getragen hätte. Das ist aber nur Spekulation, wie alles, was man über Jahwes Herkunft sagen kann.

Es heißt übrigens ´Jahwe und seine Aschera (= Fruchtbarkeitsgöttin von Syrien, Variante der mesopotamischen Inanna)´.

Ich bin so frei, einen Überblick über die Entwicklung und Hintergründe der monotheistischen Jahwe-Idee zu geben (der Text ist schon älter), bei dem ich mich auf die Erkenntnisse vieler Assyriologen stütze, dass vor allem die assyrische Bedrohung als Katalysator, ja sogar als Initiator des israeltischen Monotheismus fungierte, vor allem durch die als Modell für einen allmächtigen Gott dienenden Gestalten des sich allmächtig gerierenden assyrischen Königs und dessen Gottes Assur, der ideologisch als göttlicher Garant der assyrisch-königlichen Allmacht figurierte.

Auf das eigentliche Thema des Jahwe-Ursprungs gehe ich spätestens übermorgen genauer ein.

++++

Die Herausbildung des jüdischen Monotheismus steht im engsten Zusammenhang mit der politischen Situation Israels zwischen dem 8. und dem 6. Jahrhundert vuZ. Im 8. Jahrhundert, zweihundert Jahre vor der Exilierung seiner Oberschicht nach Babylon, stand Israel unter massivem politischen Druck seitens der mächtigen Assyrer, deren grausame Kriegsführung alles übergipfelte, was im ohnehin grausamen Alten Orient bis dahin bekannt und üblich war. Die assyrischen Großkönige sahen sich als irdische Stellvertreter ihres Staatsgottes Assur, in dessen Auftrag sie Kriege führten, Gesetze erließen und Verträge mit unterworfenen Vasallenstaaten schlossen. Ihre imperiale Ideologie - die Expansion des assyrischen Reichs im Auftrag des Gottes Assur - war ein Erbe der akkadischen Ideologie des Sargon von Akkad (23. Jh. vuZ), der sich als ´Herrscher über die vier Weltgegenden´ bezeichnen konnte, also den Anspruch erhob, (fast) die gesamte bekannte Welt zu beherrschen. Das assyrische Reich war ab dem 12. Jh. vuZ noch wesentlich umfangreicher als das schon längst vergangene akkadische, der Machtanspruch und -hunger der assyrischen Könige noch größer. Ich zitiere aus den Annalen des Königs Sanherib (um 700):

Sanherib, der große König, der mächtige König, der König der ganzen Welt (...), der erste unter den Königen, der große König, der diejenigen verschluckt, die sich ihm nicht unterwerfen, der die Frevelhaften mit dem Blitz erschlägt - Assur hat mir (= Sanherib) ein Königtum über alle, die in Palästen wohnen, überreicht (...), er hat die Macht meiner Waffen vergrößert (...), mächtige Könige fürchten sich vor meinem Ansturm.

Hier erscheint der Gott Assur als höchste göttliche Instanz überhaupt, er verleiht seinem irdischen Stellvertreter (dem König) die Macht, über alle anderen Könige (und, implizit, über deren jeweilige Götter) sich hinwegzusetzen. Der Staatsgott Assur ist also im Begriff, sich an die Spitze eines ´internationalen´ Pantheons zu setzen und zum allmächtigen Gott aufzuschwingen.

Manche Forscher, vor allem der bekannte Assyriologe Simo Parpola, sehen im Gott Assur sogar einen proto-monotheistischen Gott im Sinne des sog. inklusiven Monotheismus (= alle fremden Götter sind nur Organe eines einzigen Gottes). Auch der neubabylonische Gott Marduk hat, einigen Gelehrten zufolge, das Gepräge eines ´inklusiv monotheistischen´ Gottes. Die Idee des Monotheismus lag also, eng verknüpft mit der Weltreichsideologie des assyrischen und neubabylonischen Reiches, bereits in der Luft, als israelitische Jahwe-Monolatristen um neue Konzepte rangen.

Ein wichtiger Protagonist der israelitischen Jahwe-allein-Bewegung in der 2. Hälfte des 8. Jh. vuZ, Jesaja, übertrug den globalpolitischen Anspruch des assyrischen Gottes auf den Staatsgott des von Assyrien massiv bedrängten Juda, Jahwe. Zu diesem Zeitpunkt war Judas Religion im ganzen noch polytheistisch, es bestand aber bei einer sich berufen fühlenden Minderheit, zu der Jesaja zählte, ein starker Hang zur Monolatrie (Alleinverehrung) des Jahwe. Gänzlich von der traditionellen Vorstellung abweichend, dass ein Gott nur so stark ist wie das Reich, dem er vorsteht, schreibt Jesaja Jahwe das Vermögen zu, die assyrischen Heerscharen zu lenken:

(Jes 5,26)

Ein Panier pflanzt er (= Jahwe) auf für ein Volk aus der Ferne (= die Assyrer) und pfeift es herbei von den Enden der Erde. Und siehe, in Eilmärschen kommt es heran.


Gemeint ist damit der Angriff der Assyrer auf das israelitische Nord- und Südreich. In einer für das israelitische Denken fortan typischen Dialektik, die dem Widerspruch zwischen Judas politischer Ohnmacht und extremer Jahwe-Verehrung entsprang, wurden die assyrischen Attacken nicht mehr dem feindlichen Gott Assur zugeschrieben, sondern dem eigenen Gott Jahwe. Als Motiv galt dessen Zorn auf das eigene Volk, das sich - in den Augen der Jahwe-Monolatristen - durch die Anbetung anderer Götter als Jahwe versündigt habe und bestraft gehört. Nur mit diesem dialektischen Kniff konnte die Jahwe-Monolatrie ´glaubwürdig´ aufrechterhalten werden.

Deuterojesaja treibt das monotheistische Denken in der Phase des babylonischen Exils (Mitte des 6. Jh. vuZ) dann auf die Spitze:

(Jes 45,21)

Es ist kein Gott außer mir! Einen rechtwaltenden und rettenden Gott gibt es nicht neben mir.


Ähnlich wie Jesaja zu Zeiten der assyrischen Übermacht stellt Deuterojesaja in Zeiten der babylonischen und persischen Übermacht Jahwe als Dirigenten der Weltgeschichte hin; diesmal hat Kyros (= Kores), der persische König und Eroberer Babylons, wo die exilierten Israeliten festsaßen, als Handlanger (sogar ´Gesalbter´) des Jahwe gedient, nunmehr als Befreier, nicht als Bestrafer:

(Jes 45,1)

So spricht der HERR zu seinem Gesalbten, dem Kores, den ich bei seiner rechten Hand ergreife, dass ich die Heiden vor ihm unterwerfe und den Königen das Schwert abgürte, auf dass vor ihm die Türen geöffnet werden und die Tore nicht verschlossen bleiben...

Der jüdische Monotheismus entstand also aus dem Bedürfnis, die politische Ohnmacht Israels auf der Ebene religiöser Phantasie in eine nationenübergreifende Allmacht des Jahwe umzubiegen. Die traditionelle polytheistische Struktur Staatsgott - König - Volk wurde in die Struktur Allgott Jahwe - Volk Israel transformiert. Jahwe herrscht über die ganze Welt, sein erwähltes Volk aber sind die Juden.
 
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Widersprüche in der Bibel

Wer war der Vater von Josef, dem Ehemann der Maria?
a) Jakob (Matthäus 1:16)
b) Elis (Lukas 3:23)

Von welchem Sohn Davids stammt Jesus ab?
a) Salomon (Matthäus 1:6)
b) Nathan (Lukas 3:31)

Wer war der Vater von Seathiel?
a) Jechonja (Matthäus 1:12)
b) Neris (Lukas 3:27)

Welcher Sohn von Zerubabel war ein Vorfahre von Jesus?
a) Abiud (Matthäus 1:13)
b) Resa (Lukas 3:27)
Aber in 1. Chronik 3:19,20 kommen weder Abiud noch Resa vor. Die 7 Söhne
Zerubabels sind : Meshullam, Hananja, Hasuba, Ohel, Berechja, Hasadja, Jusabhesed.

Wer war Vater von Usia?
a) Joram (Matthäus 1:8)
b) Amazja (2. Chronik 26:1)

Wer war der Vater von Jechonia?
a) Josia (Matthäus 1:11)
b) Jeholakim (1. Chronik 3:16)

Wie viele Generationen gab es zwischen den babylonischen Exil und Christus?
a) Matthäus sagt 14 (Matthäus 1:17)
b) Wenn man jedoch genauer hinschaut so sind es nur 13 Generationen
(Matthäus 1:12-16)

Wer war der Vater von Salah?
a) Kenan (Lukas 3:35-36)
b) Arphachsad (1 Moses 11:12)

War es Johannes der Täufer, der von den Schriftgelehrten erwähnte Elia der kommen
müsse?
a) Ja (Matthäus 11:14, 17:10-13)
b) Nein (Johannes 1:19-21)

Wird Jesus den Thron Davids erben?
a) Ja, sagt der Engel (Lukas 1:32)
b) Nein, wenn er ein Nachkomme Jojakims ist (vergleiche Matthäus 1:11, 1.
Chronik 3:16). Und Jojakim wurde von Gott verflucht, sodass keiner seiner
Nachkommenschaft den Thron Davids erben kann. (Jeremia 36:30)

Mit wie vielen Tieren reitet Jesus in Jerusalem hinein?
a) Mit einem Fohlen (Markus 11:7, Lukas 19:35)
b) Mit zwei, einem Fohlen und einem Esel (Matthäus 21:7)

Wie fand Simon , genannt Petrus heraus, dass Jesus der Christus ist?
a) Durch eine Offenbarung vom Himmel ( Matthäus 16:17)
b) Durch seinen Bruder Andreas ( Johannes 1:40-41)

Wo hat Jesus Simon genannt Petrus und Andreas getroffen?
a) An dem galiläischen Meer (Matthäus 4:18-22)
b) Am Ufer des Jordans. Danach entscheidet Jesus nach Galiläa zu gehen (Johannes
1:42-43)

Als Jesus Jairus traf, war dessen Tochter bereits tot?
a) Ja, nach Matthäus 9:18: „Herr, meine Tochter ist jetzt gestorben;…“
b) Nein, nach Markus 5:23: „Meine Tochter ist in den letzten Zügen, ….“

Hat Jesus seinen Jüngern erlaubt einen Stab bei sich zu tragen, wenn sie auf dem Wege sind?
a) Ja (Markus 6:8)
b) Nein (Matthäus 10:9 und Lukas 9:3)

Hat Herodes gedacht, dass Jesus der wieder auferstandene Johannes der Täufer war?
a) Ja (Matthäus 14:2 und Markus 6:16)
b) Nein (Lukas 9:9)

Erkannte Johannes der Täufer Jesus bevor er ihn getauft hat?
a) Ja (Matthäus 3:13,14)
b) Nein (Johannes 1:32,33)

Erkannte Johannes der Täufer Jesus nachdem er ihn getauft hat?
a) Ja (Johannes 1:32,33)
b) Nein (Matthäus 11:2)

Was sagt Jesus über sein Zeugnis gemäß dem Johannes Evangelium?
a) So ich von mir selbst zeuge so ist mein Zeugnis nicht war (Johannes 5:31)
b) So ich von mir selbst zeugen würde, so ist mein Zeugnis wahr (Johannes 8:14)

Hat Jesus den Tempel am selben Tag gereinigt, an dem er Jerusalem betrat?
a) Ja (Matthäus 21:12)
b) Nein. Er ging in den Tempel und sah sich um und da es Abend war ging er mit
den Jüngern nach Bethanien um dort die Nacht zu verbringen. Am nächsten Tag
ging er wieder zum Tempel um ihn zu reinigen (Markus 11:11-17)

Die Evangelien sagen, dass Jesus einen Feigenbaum verfluchte. Verwelkte er sofort?
a) Ja (Matthäus 21:19)
b) Nein. Er verwelkte über Nacht (Markus 11:20)

Hat Judas Jesus geküsst?
a) Ja (Matthäus 26:48-50)
b) Nein. Judas kam nicht nahe genug heran, um Jesus zu küssen.
(Johannes 18:3-12)

Was hat Jesus über Petrus Verleugnung gesagt?
a) „Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich 3 x habest verleugnet. (Johannes
13:38)
b) „ehe denn der Hahn 2 x kräht, wirst du mich 3 x verleugnen (Markus 14:30)
Als der Hahn 1 x krähte waren die drei Leugnungen von Petrus noch nicht vollendet
worden (siehe Markus 14:72). Deshalb fällt die Voraussage in a) durch.

Hat Jesus sein Kreuz getragen?
a) Ja (Johannes 19:17)
b) Nein (Matthäus 27:31,32)

Starb Jesus bevor der Vorhang im Tempel in zwei Stücke zerriss?
a) Ja (Matthäus 27:50,51 und Markus 15:37,38)
b) Nein (Lukas 23:45,46)

Hat Jesus etwas im Verborgenen geredet?
a) Nein. „... Und habe nichts im Verborgenen geredet.“
b) Ja. „Und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen, aber in Sonderheit legte er es
seinen Jüngern alles aus.“ (Markus 4:34) „Und seine Jünger traten zu ihm und
sprachen: Warum redest du zu ihnen durch Gleichnisse? Er antwortete und
sprach: Euch ist`s gegeben, dass ihr das Geheimnis des Himmelreichs versteht,
diesen aber ist`s nicht gegeben.“ (Matthäus 13:10,11)

Wo war Jesus zur sechsten Stunde am Tage der Kreuzigung?
a) Auf dem Kreuz (Markus 15:25-33)
b) Im Gefängnis von Pilatus (Johannes 19:14)

Die Evangelien sagen, dass zwei Diebe mit Jesus gekreuzigt wurden. Haben beide Jesus verspottet?
a) Ja (Markus 15:32)
b) Nein. Der eine verspottete ihn, der andere verteidigte Jesus. (Lukas 23:42,43)

Ist Jesus am selben Tag, an dem er gekreuzigt wurde hinauf gefahren ins Paradies?
a) Ja. Er sagte zu dem Dieb, der ihn verteidigte: „Wahrlich ich sage dir: Heute
wirst du mit mir im Paradiese sein.“ (Lukas 23:43)
b) Nein. Er sagte zu Maria Magdalena zwei Tage später: „Rühre mich nicht an!
Denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater…“ (Johannes 20:17)


Auch das Alte Testament strotzt von Widersprüchen...http://www.geschichtsforum.de/images/icons/icon9.gif
 
Erstens ist diese Auflistung auf etlichen Internetseiten zu finden - was aber nichts daran ändert, dass irgendjemand das Urheberrecht daran haben wird.
Zweitens: Was willst Du uns damit sagen? Dass die Bibel ein sorgfältig recherchierter Tatsachenbericht ist, behauptet hier doch eh niemand.
 
Du zeigst also auf, dass in einer Schriftsammlung von mündlichen Überlieferungen Widersprüche auftauchen. Das sollte aber eigentlich jedem klar sein, deshalb frage ich mich was du uns damit zeigen möchtest.

Edit:
Da habe ich ganz übersehen, dass die Frage schon gestellt wurde.
 
Urheberrecht an der Liste!
Eine derartige Zusammenstellung dürfte durchaus Werkcharakter haben.
Aber auch davon abgesehen ist es nicht fein, fremde Texte zu kopieren und durch Unterlassung einer Quellenangabe den Eindruck zu erwecken, man habe sie selbst verfasst.
 
Übrigens beschäftige ich mich seit über 30 Jahren mit der Bibel und bin durchaus in dder Lage eine solche Zusammenstellung bzw. Gegenüberstellung zu verfassen.

Aber ich merke schon, dass ich nicht erwünscht bin.

Machts besser...
 
Was soll dann das Thema "Biblische Geschichten und Wahrheitsgehalt"

Ist doch dann auch überflüssig!

In dem Thema gehts um die historische Belegbarkeit von biblischen Geschichten. Du zeigst auf, dass es Widersprüche innerhalb der Bibel gibt. Dies sollte jedem klar sein, der sich ernsthaft wissenschaftlich mit der Bibel befasst. Nun wäre die weitergehende Fragestellung, ob diese Widersprüche aufgeklärt werden können und so die "Wahrheit" herausgefunden werden kann.

Eine ernsthaft geführte Diskussion darüber ist, denke ich, wünschenswert und interessant, vorallem wenn Leute mitdiskutieren, welche Erfahrung in dem Thema haben. Nur führt eine einfache Auflistung von Widersprüchen erstmal nicht weiter.
 
Übrigens beschäftige ich mich seit über 30 Jahren mit der Bibel und bin durchaus in dder Lage eine solche Zusammenstellung bzw. Gegenüberstellung zu verfassen.

Aber ich merke schon, dass ich nicht erwünscht bin.

Machts besser...

Wie? Erst zu-guttenbergst du und dann, darauf angesprochen, spielst du beleidigte Leberwurst? Hast du wenigstens überprüft, ob die Liste stimmt?
 
Eigentlich ist der ganze Sachverhalt doch bemerkenswert: Die Kirche geht im 4. Jahrhundert hin und erstellt einen Kanon an Texten, die sich in Details widersprechen. Sie wählt dazu die drei Synoptiker und Johannes aus, wobei Matthäus und Lukas auf Markus basieren, ihn nur jeweils unterschiedlich ausgeschrieben haben, vermutlich z.T. aufgrund von Zeitzeugenaussagen (zumindest er Verfasser des Lukasevangelium behauptet ja Kontakt zu Augenzeugen), z.T. sicher auch, um Markus' dürres Gerüst ein wenig aufzufüllen. Die Kirche im 4. Jahrhundert geht also nicht hin und entwirft eine harmonisierte allein- und allgemeingültige Version - hätte sie ja machen können - sondern stellt diese vier, nicht immer in allen Punkten zu vereinbarenden Texte gleichwertig und unkommentiert nebeneinander. Weitere Texte, die keine Aufnahme in den biblischen Kanon finden, werden trotzdem weiterverwendet. So sind etwa die Eltern der Mutter Jesu nur aus apokryphen Texten bekannt, trotzdem werden sie in den Kirchen verehrt, haben Patronizien etc.

Weiterhin ist die Evangelikalität des Verfassers dieser Liste bemerkenswert, wenn es sich auch um Evangelikalität im Sinne eines Fotonegativs handelt. Ein Evangelikaler (exemplarisch sei hier der 2004 verstorbene Carsten Peter Thiede genannt) versucht die echten und scheinbaren Widersprüche in der Bibel zu harmonisieren. Thiede etwa nahm die Bibel ja bedingungslos wörtlich und ebenso bedingungslos als wahr an. Der Verfasser dieser Liste muss von einem solch naiv-evangelikalen Standpunkt ausgehen, um überhaupt auf die Idee zu kommen, eine solche Liste zu erstellen. Wenn er selber nicht naiv-evangelikal ist, dann hat er naiv-evangelikale Adressaten vor Augen.
 
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