Die Iberer:
In der Antike bezeichnete man ursprünglich auch Gebiete nördlich der Pyrenäen als Iberien. Die Römer benutzten sowohl den Namen Iberien als auch Hispanien für die Gebiete bis zum Fluß Iberus (Ebro). Sie teilten diese Region dann noch in Gegenden auf, Ulterior und Citerior genannt.
Die Bevölkerung Iberiens bis zu den Pyrenäen gliederte sich in 3 große Kultur/Volksräume, die durch Einwanderungen während der frühen Eisenzeit entstanden sind. Die Volksgruppe im Norden hatte Indogermanische Wurzeln und war größtenteils Keltisiert, sie gehörte zum Keltischen Kulturkreis, war aber auch von den älteren Wurzeln in Iberien beeinflusst. Zu den Stämmen dieser Gruppe gehörten die Galacei, die Cantabri und die Asturier. Diese waren dann noch weiter in kleinere Stammesstrukturen unterteilt. Wegen ihrer Isolation entwickelten sie sich nach der Einwanderung kaum weiter und behielten ihre ursprünglichere keltische Kultur. Ihr Kerngebiet lag zwischen der Kantabrischen Küste und dem Fluß Duero.
Das Gebiet von Zentralspanien, also die heutigen Provinzen Salamanca, Caceres, Badajoz und Valladolid sowie der Norden und die Mitte von Portugal wurden von den Kelt-Iberern besiedelt, die aus einer Vermischung der Keltischen und der Iberischen Kultur entstanden. Tatsächlich aber waren sie zum Großteil Iberer und hatten nur einen geringen Anteil keltischer Vorfahren und sie sprachen auch größtenteils Iberisch. Zu ihnen gehörten die Stämme der Lustianier, der Vaccei, der Carpetani, der Arevaci und der Pelledones. Auch innerhalb der Kelt-Iberer unterschieden sich die Stämme vom Anteil keltischer Kultur her ziemlich. Es gab also eher einen fließenden, denn einen klaren Übergang von Keltischer und Iberischer Kultur. Eine Besonderheit waren die Vaccei, der nördlichste Stamm der Kelt-Iberer, sie hatten eine besondere Sozialstruktur, im Endeffekt eine Art kollektivistischen Kommunismus bei dem alles allen gehört. Auch die Arevaci waren besonders, sie waren Halbnomaden und zogen mit ihrem Vieh durch die Gegend.
Die Kelt-Iberer waren extrem kriegerisch und aggresiv und bauten sehr schwer befestigte und kaum zugängliche Gebirgsfestungen. Generell besaß jeder Stamm von ihnen ein Gebiet mit mehreren Festungen und einer Hauptfestung. Die meisten Stämme wurden von einem Ältestenrat geführt, der nur in Kriegszeiten die Befehlsgewalt einem Anführer übertrug.
Die dritte Gruppe waren nun die echten Iberer. Seit dem 8 Jahrhundert vor Christus kamen sie von Süden her unter kulturelle Beeinflussung der Phönizier und dann der Karthager. Im Gegensatz zum hier schon genannten sind die Iberer eine eigene Sprachgruppe, deren letzte Reste heute das Baskische ist. Sie sind daher nicht mit den Berbern verwandt. Die Iberer brachten an einigen Stellen schon früh eine Stadtkultur hervor, die kulturell um einiges höherstehend war, als die Kriegerstämme Zentralspaniens, Kern und Zentrum dieser Kultur war das Reich von Tartessos. Die Siedlungsgebiete der Iberer umfassten als Kerngebiet vor allem Andalusien und Süd-Portugal, sie reichten aber auch die Mittelmeerküste entlang nach Norden und es gab im Nordwesten der Kelt-Iberer einige isolierte Splittergruppen. Die Iberer errichteten mehr als 200 richtige Städte, man muß ihre Kultur daher als urbanisiert betrachten.
Die Iberer waren die ersten, die die berühmte Fischsauße herstellten, die dann als Liquamen bei den Römern zur Standardsauße avancieren sollte. Die Iberer hatten eine stark monarchisch ausgeprägte Staatsform, die meisten ihrer Stadtstaaten wurden von Königen beherscht. Es gab einen ausgeprägten Adel, der häufig in Opposition zum König stand. Hannibal heiratete zum Beispiel die Tochter eines wichtigen Fürsten aus politischen Gründen. Die wichtigsten Iberischen Stämme waren die Turdetani, die Edetani, die Illergeten und die Contestani. Die Iberische und vor allem die Kelt-Iberische Gesellschaft gliederte sich, sehr ähnlich der römischen in eine Art Klans, bei den Römern Gens genannt. Dieser gehörten mehrere Familien gleicher oder ähnlicher Abstammung an.
Die Iberer und die Kelt-Iberer hatten eine sehr eigene Kultur und Sprache. Sie gehörten, wie erwähnt nicht zu den Indogermanischen Völkern sondern war vermutlich eine überlebende Sprachgruppe der Vorindogermanischen Zeit. Das heutige Baskische stammt vom Iberischen ab und ist mit keiner anderen Sprache der Welt verwandt sondern völlig autochthon. Andererseits war das Iberische vom Keltischen her beeinflusst und man weiß nur sehr wenig davon, so gibt es auch die Meinung, dass das Iberische entfernt zur Indogermanischen Sprachgruppe gehört. So verhält es sich auch mit der Kultur, die bei den Iberern im Süden höherstehend war, als man allgemein annimmt, die südlichen Küstenstädte der Iberer waren vor den Karthagern eine bedeutende Seemacht im Mittelmeer, vor allem die Stadt Tartessos, das Tarshish der Bibel. Als die Karthager die phönizischen Kolonien im Süden Spaniens übernahmen, führten sie offenbar einige erfolgreiche Kriege gegen die Iberer und zerstörten deren Vormacht an der Küste, so wurde auch Tartessos wahrscheinlich von den frühen Karthagern zerstört um einen Konkurrenten im Handel zu beseitigen. Wahrzeichen der besonderen Iberischen Kultur ist, unter vielem anderen, die sogenannte Dame von Elche geworden, die Büste einer Adligen oder einen Priesterin: (4 Bild von Oben)
http://www.historialago.com/leg_iber_01020_iberia_protohist_01.htm
Zu den Iberern und ihrer Kultur gab es einmal eine Ausstellung, von der es noch einen Katalog gibt:
http://www2.kah-bonn.de/1/23/1.htm
http://www2.kah-bonn.de/1/23/0.htm
Die Kultur der eigentlichen Iberer geriet wie schon erwähnt früh unter den kulturellen Einfluß der Karthager und die iberischen Gebiete wurden von Karthago Stück für Stück unterworfen und in ihr Reich eingegliedert. Daher assimilierten sich die Iberer nach der Invasion durch Rom sehr schnell in die römische Kultur und verloren sowohl ihre Sprache als auch ihre kulturellen Besonderheiten. Die berühmte Stadt Saguntum, die als erster iberischer Bundesgenosse Roms zum Ausbruch des zweiten Punischen Krieges führte, war z.B. eine rein iberische Stadt, und keine griechische wie häufig behauptet wird.
Die Kelt-Iberer dagegen bewahrten viel von der eigentlichen früheren iberischen Kultur und setzten sowohl Karthagern als auch Römern erbitterten Wiederstand entgegen. Rom brauchte über 100 Jahre ununterbrochenen Kleinkrieg, um die Keltiberer zu unterwerfen. Während diesem Krieg wurden Kelt-Iberische Gruppen auch in die Pyrenäen abgedrängt, wo sie dann zu Vorfahren der heutigen Basken wurden:
http://www.legionen.de/archiv/b009.htm etwas übertrieben von den Zahlen aber im Kern richtig)
http://www.historialago.com/leg_iber_01025_guerreros_01.htm
Zu den Iberern gehörten auch die Bewohner der Balearen, die in der Antike die berühmtesten und besten Schleuderer waren und vielleicht auch die Vorrömischen Stämme auf Korsika und Sardinien, die aber nur sprachlich mit den Iberern verwandt waren, aber eine völlig eigene Kultur hervorbrachten, die Nuraghenkultur:
Die Nuraghen waren der Typ von Turmfestungen, die in Sardinien von den Sarden bis zur Eroberung durch die Römer Verwendung fanden. Die Nuraghen sind als antiker Befestigungstyp eher unbekannt, daher hier ein paar Links.
http://www.andreas-stieglitz.de/nuraghen.html
http://www.sardinien.de/impressionen/nuraghen.htm
http://home.pages.at/karl_reisner/nuraghen.htm
Bilder:
http://www.2000web.de/sardinien/html/nuraghen.html
http://www.pietradiluna.de/Pages/AllgInfo/Geschichte.html
Interessant finde ich im Kontext mit der Sardischen Nuraghenkultur, dass vor der Seevölkerwanderung die Sarden offenbar im Mittelmeer nicht isoliert waren, sondern im Gegenteil im gesamten Mittelmeerraum angetroffen wurden.
Bei den Ägyptern waren sie als Sherden bekannt, und Ramses der II stellte aus ihnen eine königliche Leibgarde auf, häufig kämpften sie als Söldner für verschiedenste Völker, bei ihrer Verbreitung und Mobilität müssen sie wohl auch ein Seefahrervolk gewesen sein. Auch mit Zypern und vor allem mit den Mykenern gab es enge Handelskontakte. Als die Karthager und Etrusker dann den Seeraum um Sardinien beherschten, isolierte sich dagegen die Nuraghen Kultur und die Stämme und Klans auf der Insel zersplitterten sich immer mehr in interne Kämpfe. Ihre Kultur verfiel dann offenbar in ewigen Internen Kämpfen die dann die enorme Vielzahl an eben diesen Wehrbauten, den Nuraghen zur Folge hatten.
Bücher zu den Iberern:
http://www.amazon.de/exec/obidos/AS...0/ref=sr_8_xs_ap_i3_xgl14/028-0577540-5265315
http://www.amazon.de/exec/obidos/AS...17019/sr=1-9/ref=sr_1_8_9/028-0577540-5265315