Die großen barocken Feste

Soleil Royal

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Das berühmteste der barocken Feste ist wohl das 1664 in Versailles stattgefundene Ereignis - die Freuden der verzauberten Insel "Les Plaisirs de l'Îsle enchantée"

Nach dem verschwenderischen Fest Nicolas Fouquets in Vaux le Vicomte (1661), setzte Louis XIV alles daran, dieses Fest zu übertreffen.
Seine Wahl viel auf das Schloß seines Vaters, für das er ohnehin schon immer eine Vorliebe hatte: Versailles.
Er beauftragte Le Nôtre mit der Neugestaltung der Gärten, Le Vau mit den ersten Erweiterungen der Gebäude und Le Brun für die Ausgestaltung der Innenräume.

Für das Fest beriet sich der König mit Molière und Lully. Es sollte alles bisher da gewesene in den Schatten stellen. Le Brun und Jean Berain waren für die Dekorationen und Kostüme zuständig, Lully, Lambert und Beauchamps für Musik und Tanz, Molière und seine Truppe studierte gleich mehrer Werke ein.



Am Mittwoch (7. Mai) 1664 war es dann soweit das Fest wurde eröffnet.
Nachdem der Hof schon einige Tage zuvor in Versailles angekommen war wurde das Thema bekanntgeben, die Legende um den Ritter Roger und die Zauberinsel der Alcina.

Der erste Tag
Auf dem großen Vorplatz des Schlosses wurde alles für die folgenden Aufführungen dekoriert.
Das Fest begann mit dem Einzug des Königs und seinem Gefolge.
Der König war als Roger verkleidet und trug ein spektakuläres Kostüm.
Unter Pauken und Trompeten wurde ein Ringelstechen veranstaltet, dieses beliebte Spiel zu Pferde wurde auch Carrousel genannt.

Danach folgte das "Ballet des Saisons" von Lully.
Das Ballett war aufsehneregend, denn die Jahreszeiten die nacheinander auf den Platz zogen wurden durch wilde Tiere symbolisiert und von den bekannten Mitstreitern Molières angeführt. Er selbst hatte die Rolle des Pan.

Der Frühling - Marquise du Parc auf einem Pferd

Der Sommer - René du Parc auf einem Elephant

Der Herbst - Mr la Thorilière auf einem Kamel

Der Winter - Mademoiselle de Brie in Begleitung eines Bären

Dann der Einzug Apollos auf einem spektakulären Wagen.
Der erste Tag und das Ballett endete mit einem Bankett - die Speisen wurden von Tänzern und Musik begleitet. Feuerwerk beendet den Tag.

Der 2. Tag:

Am Donnerstag den 8. Mai wurde im Park die Ballettkomödie "La Princesse d'Elide" gegeben, ein Gemeinschaftswerk von Lully und Molière.

Der 3. Tag:
Am Freitag den 9. Main erreichte das Fest seinen Höhepunkt mit dem Divertissement "Le Palais d'Alcine" einem Ballett von Lully.
Zu diesem Zweck wurde auf dem Kanal von Versailles eine künstliche Insel angelegt und darauf der Palast errichtet.
Der Höhepunkt war die Erstürmung des Palastes und seine Zerstörung mit einem gewaltigen Feuerwerk.

Der 4. Tag:
Am Samstag den 10. Main veranstaltet man ein erneutes Turnier.

Der 5. Tag:
Am Sonntag den 11. Mai besuchte der Hof die neuerrichtete "Menagerie", dort wurden den Besuchern allerhand exotischer Tiere vorgeführt.
Auf dem Gelände wurde "Les Fâcheux" gegeben, das Werk welches schon in Vaux le Vicomte so großen erfolg hatte.

Der 6. Tag:
Auch am Montag veranstalte man ein Turnier sowie eine Lotterie. Doch das eigentliche Ereignis war die neue Komödie von Molière "Tartuffe" - der Hof nam diese Werk mit geteilter Meinung auf.
Um die Gemüter zu berühigen verbot Louis XIV schweren Herzens weitere Aufführungen.

Der 7. Tag:
Am Dienstag den 13. Mai fand wieder ein Turnier statt.
Den Abschluß der Festlichkeiten bildete eine erneute Aufführung der Ballettkomödie "Le Mariage Force" von Lully und Molière.

Die Kunde über diese Fest und die Qualität der Darbietungen verbreitete sich über ganz Europa, mit einem Mal blickte die Welt auf Frankreich und seinen jungen König.
Das Fest erfüllte gleich mehrer Zwecke, es zeigte der Welt den Pracht und den Reichtum des frz. Königs, das Fest von Vaux war ausgemerzt und Louis machte das Fest zu einem inofiziellen Geschenk an seine Favoritin, Louis de la Vallière.

Übrigens hier CD Tipps, auf denen sich einige Auszüge diese Festes finden:

Lully - Les Divertissements de Versailles

Lully / Molière - Les Comèdies Ballets

Lully - Le Caroussel / Les Plaisirs de L'Îsle enchantée / La Grotte de Versailles

(Weitere Feste folgen :winke: )
 
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Das zweite große Fest von Versailles

Le Grand Divertissement de Versailles wurde 1668 gegeben, der Anlaß: der Frieden von Aix-la-Chapelle und die Anektierung von Flandern.
Nebenbei auch als Liebesgabe jetzt für Madame de Montespan gedacht.

Eröffnet wurde das Fest um 18:00 Uhr mit einer festlichen Promenade durch die neuen Gärten von Versailles.
Im Boskett d'Etoile war ein brächtiges Bankett aufgebaut.

Im Rahmen der Festlichkeiten wurden wieder einige Meisterwerke von Lully und Molière aufgeführt: "George Dandin" eine der teuersten Aufführungen überhaupt.
Lullys neuer Dekorateur, Viagarini entwarf kolossale Szenen, mit über hundert Tänzern.
Insgesamt sollen etwa 1200 Menschen an diesem Ballett beteiligt gewesen sein.

Dann wurde vor der Thetisgrotte, das Divertissement "La Grotte de Versailles" gegeben.
Ein kurzes Ballett um die gerade fertig gestellte Grotte in der sich die berühmte Figurengruppe "die Bäder des Apollo" befanden, einzuweihen.

Im Park selbst wurde ein Staffagebau, der Ballsaal, errichtet.
Le Vau hatte diese vergängliche Bauwerk geplant und ausgeführt.
Hier wurde Lullys Ballett "La Mascarade du Roi" aufgeführt.

Natürlich gab es auch wieder üppiges Essen und Feuerwerk.
Obwohl das Fest alle zutiefst beeindruckte so erreichte es doch nicht die Pracht, seines Vorgängers.
 
Das dritte große Fest von Versailles (1674)

Das dritte große Fest von 1674 ist zugleich auch das letzte der großen Feste unter Louis XIV.
Der Anlaß war der gewonnene Krieg gegen die Holländer und die Anektierung der Franche-Comte - und wiedermal eine Liebesgabe, diesmal an Madame de Maintenon, seine jetzige Favoritin.
Viel war passiert, Molière starb ein Jahr zuvor und in Frankreich wurde die Oper modern durch Cambert und schließlich Lully.
Racine wurde zum königlichen Geschichtsschreiber ernannt. Und seit diesem militärischen Erfolg nannte man Louis XIV nur noch "Louis Le Grand".

Versailles hatte seine "Ummantelung" bekommen und im Marmorhof wurde Lullys zweite Oper "Alceste aufegführt, eine der prächtigsten Barockopern.

Desweitern wurde Molières Komödie "Le malade imaginaire" (der eingebildete Kranke) aufgeführt, mit Musik von Charpentier. Für diesen Zweck wurde wie bei allen Aufführungen eine Bühne in den Gärten errichtet, bzw vor der Thetis Grotte.

Dann folgte eine Wiederaufnahme des Pasticcios "Les Fêtes de l'Amour et de Bacchus" mit dem Lully 1672 erfolgreich die Academie Royal de Musique übernommen hatte.
Ebenso wurde das Ballett "La Grotte de Versailles" erneut aufgeführt.

Einer der Höhepunkte war die Aufführung der Tragödie "Iphigenie" von Jean Racine, das Fest endete mit einer prächtigen Illumination der Gärten und mit Feuerwerk.


Auch hier wieder CD's die einzige Möglichkeit noch einen Eindruck dieser Feste zu bekommen:

Charpentier / Molière - Le Malade Imaginaire
Les Arts Florissants / Christie
Harmonia mundi france

Lully - Alceste
La Grande Ecurie et la Chambre du Roy / Malgoire
Ensemble Sagittarius
Astree

Lully - L'Orchestre du Roi Soleil
Suiten aus "Le Bourgeois Gentilhomme" / "Le Divertissement Royal" / "Alceste"
Le Concert des Nations / Savall

Lully - Les Fêtes de l'Amour et de Bacchus / Cambert - Pomone
La Simphonie du Marais / Reyne
Accord - Universal
 
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Soleil Royal schrieb:
Auch hier wieder CD's die einzige Möglichkeit noch einen Eindruck dieser Feste zu bekommen:

Charpentier / Molière - Le Malade Imaginaire
Les Arts Florissants / Christie
Harmonia mundi france

Lully - Alceste
La Grande Ecurie et la Chambre du Roy / Malgoire
Ensemble Sagittarius
Astree

Lully - L'Orchestre du Roi Soleil
Suiten aus "Le Bourgeois Gentilhomme" / "Le Divertissement Royal" / "Alceste"
Le Concert des Nations / Savall

Lully - Les Fêtes de l'Amour et de Bacchus / Cambert - Pomone
La Simphonie du Marais / Reyne
Accord - Universal

Hatten die damals schon Aufnahmegeräte? Oder einfacher gefragt, warum machst du hier Werbung?
 
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Wenn das alles ist was Dir dazu einfällt dann ist das beglagenswert.

Anhand von Kupferstichen und Berichten kann man sich meiner Meinung nach nur ein sehr dürftiges Bild machen.
Im Übrigen ist für mich die Kunst und Musikgeschichte von der Geschichte der jeweiligen Epoche nicht zu trennen.
Hier geht es um eine besondere Form der barocken Repräsentation.
Das Centre Musique Baroque de Versailles veröffentlicht seit Jahren Partituren und Aufnahmen um die Zeit Louis XIV und seiner Nachfolger auch in diesem Bereich den Interessierten näherzubringen.

Die Barocken Feste wahren ein wichtiges politisches Mittel um den eigenen Ruhm und den des Königreiches zu mehren.
Desweitern geben sie einen wichtigen Einblick in die ästhetischen und kulturellen Ansichten der Zeit.

Aber wenn Dich Empfehlungen meiner Seits was Aufnahmen betrifft inkommodieren, werde ich es unterlassen.
 
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Aber was war dieser "neureiche" bourbonische Pomp schon gegen die Hochzeitsfeierlichkeiten Kaiser Leopolds I.?
Die habsburgische Repräsentation stellte nicht auf Prunkbauten ab, sondern Theaterglanz und Musik. Cestis 2-tägige Festoper "Il pomo d´oro", die wahrscheinlich die größte Opernaufführung aller Zeiten, bildete den Mittelpunkt unzähligr Umzüge, Zeremonien und Balette, darunter auch das berühmte "Rossbalett" im innernehn Burghof in Wien.
 
Der Kaiser reagiert:

Nach dem ersten großen Fest von Versailles blickte Europa auf Frankreich, das zwang den Kaiser des hl. römischen Reichs, Leopold I. zu reagieren.
Seine Hochzeit sollte ein Fest von gleichen Ausmaßen annehmen.
Doch die Bedrohung durch die Türken machten dieses Unterfangen kompliziert, so, dass man sich entschloss etwas zu reduzieren.

Am 12. und 14. Juli 1668 wurde in einem eigens dafür errichteten Theater (das Theater auf der Cortina) die Prunkoper "Il Pomo d'Oro" (der goldene Apfel) von Pietro Anntonio Cesti gegeben.
Das Libretto stammte von Francesco Sbarra die Ballettmusik von Johann Heinrich Schmelzer.
Im Hof der Wiener Hofburg fand zusätzlich noch en prächtiges Pferdeballett statt ebenfalls mit Musik von Schmelzer.

Die Oper dauerte über 8 Stunden und musste deshalb an zwei Tagen aufgeführt werden. Das besondere - der Kaiser betätigte sich selbst als Tänzer und Komponist.
Er ritt ebenfalls im "Balletto a Cavallo" mit.

Insgesammt waren über 1000 Personen als Musiker, Tänzer und Sänger beteiligt, die Bühnenbilder waren ebenso zahlreich wie prächtig, sie stammten von Burnacini.
Während des Pferdeballetts wurden im Hof der Hofburg künstliche Landschaften errichtet, Berge Seen und Wälder. Das ganze endete mit einem Turnier.

Das ganze Spektakel soll mehr als hundertausend Reichstaler gekostet haben.

Die Oper wurde nur noch einmal wieder aufgeführt, als Geburtstaggeschenk für die Kaiserin, wegen des großen personellen Aufwandes wird die Oper Heute nicht mehr gespielt.Dennoch gilt dieses Ereigniss als eines der spektakulärsten Ereignisse des Barocktheaters.
 
Christinas Reise

Als sich Christina von Schweden entschloss zum Katholizismus zu konvertieren, dankte sie ab und verließ sie ihr Königreich.
Es begann eine Reise durch Europa die von Festlichkeiten jeglicher Art begleitet wurden.

Am französischen Hof dürfte sie wohl die ein oder andere Aufführung der Ballette Lullys beigewohnt haben (Ballet Royal des Plaisirs) und eine Aufführung der Oper "L'Orfeo" von Luigi Rossi. Sie residierte kurze Zeit in Fontainebleau.

Ein der wichtigsten Stationen wahr jedoch ihr Aufentahlt in Innsbruck, dort kam sie im November 1655 an.
Dort konvertierte sie entgültig zum Katholizismus, neben den üblichen Festlichkeiten wurde eine Oper von Cesti gegeben "L'Argia"

Erst im Dezember erreichte der Trupp dann Rom. Zwei Monate vorher hatte Papst Alexander VII bei Marazzoli eine Oper in Auftrag gegeben welche Christina gewidmet werden sollte "La vita humana" (das Libretto stammte von Giulio Rospigliosi).

Das Werk wurde unter großem Pomp am 31. Januar 1656 im berühmten Barbarini Theater aufgeführt. Neben Christina waren viele Würdenträger der weltlichen als auch der geistlichen Macht anwesend.
Im Prolog wird Christina unverholen als Aurora portraitiert.
Nach diesen Festlichkeiten zu Ehren ihrer Ankunft und Konvertierung etablierte sich Christina als eine der wichtigsten Mäzene des kulturellen Lebens in Rom.

Sie selbst schrieb auch das Libretto zu einer Serenade "La forza delle stelle" (Musik von Alessandro Stradella).
Bis zu ihrem Tod förderte sie auch besonders junge Talente, hier sei nur der Komponist Arcangelo Corelli angesprochen.

Ein Wort noch zu den italienischen Opern: Sie beeindruckten vor allem durch ihre Bühnentechnik. Verwandlungen, Stürme, Feuersbrünste und Erdbeben waren beliebte "Special Effects".
Daneben waren solche Effekte wie Wolken auf denen Götter oder ganze Chöre auf die Bühne herabgelassen wurden eher alltäglich.
 
Das Fest von Vaux

Am 17. August 1661 wurde Louis XIV und sein Hof von dem Finanzminister Nicolas Foquet zu einem Fest eingeladen.

Diese Fest war als Einweihungsfeier für sein neues Schloß in Melun "Vaux-le-Vicomte" gedacht und in zweiter Linie auch zu Ehren des Königs.

Dieses neue Schloß wurde von Le Vau geplant und ausgeführt, die Gärten zeichnete Le Nôtre, für die Innenaustattung konnte Foquet Charles Le Brun gewinnen.
Auch Mansart und Perrault arbeiteten an dem neuen Schloss.
Man kann nur Staunen über die Künstler die Foquet für das Fest verpflichten konnte: Molière, de la Fontaine, Quinault, Corneille, Beauchamps, Lully, Lambert...

Innerhalb von nur 2 Jahren wurde die Anlage aus dem Boden gestampft, das Schloß sowie der Garten waren Meilensteine der Architekturgeschichte.

Das Fest beeindruckte den Hof weitaus weniger als die Anlage...
Vatel, der wohl berühmteste Koch des Barock, war Maitre du Plaisir und damit für die Ausrichtung des Festes verantwortlich.
Neben den Lotterien, Glücksspielen und dem Bankett wurde auch eine Reihe von Konzerten veranstaltet. Natürlich auch der obligatorische Ball.

Nebenbei war dies auch die Geburtsstunde der Zusammenarbeit zwischen Lully und Molière.
Für das Fest schrieb Molière die Komödie "Les Fâcheux", es wurde auf der "Wassertreppe" des Parks aufgeführt. Doch kamen unerwartete Schwierigkeiten auf - zuwenig Schauspieler.
Moliére hatte die Idee zwischen den einzelnen Szenen Ballette einzuschieben um den Darstellern genügend Zeit zu geben sich umzukleiden.
Man griff daher auf ältere Musik von Beauchamps, Lambert und Lully zurück.

Obwohl Molière die größten Bedenken hatte, wurde die Darbietung zu einem grandiosen Erfolg - der König wollte mehr in dieser Art.

Feuerwerk beschloß das Fest.
Die Gesamtkosten werden auf über 1 Million Livre geschätzt, darüberhinaus wurden etwa 6000 (!) Gäste verköstigt.

Die Nachwirkungen des Festes blieben nicht aus, der König ließ Fouquet wegen Steuerhinterziehung verhaften.
Voltaire beschrieb es so:
"Am 17. August um sechs Uhr abends war Fouquet der König Frankreichs, um zwei Uhr morgens war er ein Niemand."
 
1745 der Sieg von Fontenoy, die Hochzeit des Dauphins und Voltaires Untergang

Im Februar des Jahres 1745 wurde Louis der Dauphin von Frankreich mit der spanischen Prinzessin Maria Theresia verheiratet.
Zu diesem Anlaß gab es Festlichkeiten, welche die pariser Bevölkerung und der Hof von Versailles seit der Hochzeit des Grand Dauphins im Jahre 1680 nicht mehr erlebt hatte.

Für die Bevölkerung von Paris wurden diverse Lustbarkeiten geboten: Konzerte, Tanz und Beköstigung.
Dafür wurden extra Hallen in Paris errichtet.
Die sechs Pavillons stellten die Tempel des Hymenäus, den Palast des Momus sowie die Vier Jahreszeiten dar.
Es gab Büffet und an die Besucher wurde Brot, Wein und Fleisch verteilt.

Es spielten nicht weniger als 19 Orchester.

In Versailles wurde in den Ecuries eine provisorische Bühne errichtet - das war schon unter Louis XIV so üblich.
Für den Hof wurden einige Meisterwerke Rameaus gegeben:
La Princesse de Navarre, auf ein Libretto von Voltaire.
Dann die komische Oper "Platée" was einen eigenartigen Seitenhieb für die Prinzessin bedeutete.
(Platée die häßliche Nymphe aus dem Sumpf verliebt sich in Jupiter, er ist gerade auf der Flucht vor der Eifersucht Junos - um sie zu kurieren schlägt ihm Merkur vor Liebe zu Platee zu heucheln...)
Das gerade diese Werk ausgesucht wurde läßt tief blicken.

Im Mai 1745 gab es erneuten Grund zu feiern, der grandiose Sieg bei Fontenoy.
Doch erst im November 1745 wurde dieser Sieg gebührend gefeiert.
In Versailles wurde erneut ein Werk Rameaus gegeben, wieder auf ein Libretto von Voltaire:
"Le Temple de la Gloire"
Diese Ballett sollte besonders für Voltaire ein Wendepunkt seines Lebens werden - er viel entgültig in Ungnade.
Der Inhalt: verschiedene Herrscher begehren Einlaß in den Olymp, doch nur Trajan wird aufgrund seiner Milde und Weißheit eingelassen.

Voltaire fragte nach der Aufführung den König: "Ist Trajan zu frieden?"
Das war ein Fehler, im Gegensatz zu Louis XIV liebte Louis XV solche platten Schmeichelein nicht und warf ihm nur einen eisigen Blick zu...

Voltaire verließ bald darauf Frankreich, denn er hatte ja bereits einen neuen Gönner.
 
1748 der Frieden von Aachen

Im Oktober 1748 endete der Österreichische Erbfolgekrieg mit dem Aachener Frieden.
England war der große Sieger, sowohl die Franzosen, als auch die Rebellen im Inneren wurden besiegt.
Erst im Februar 1749 konnte der Frieden wegen sehr langer Verhandlungen verkündet werden.
Die Feierlichkeiten verschob man um auf besseres Wetter zu hoffen. Schließlich sollte das Feuerwerk am 27. April im Green Park stattfinden.
Georg Friedrich Händel wurde gebeten für diese Ereignis die passende Musik zu verfassen, die "Musick for the Royal Fireworks" entstand, und ist wohl auch noch Heute das bekannteste musikalische Werk barocker Prachtentfaltung.

Der Publikumsandrang bei der Voraufführung in den "Vaux Hall Gardens" war so groß, dass sich auf der London Bridge der Verkehr staute.
Händel dürfte niemals wieder ein solch großes Publikum zu seinen Lebzeiten gehabt haben...

Doch das Fest endete in Panik - die Tribüne der Pyrotechniker explodierte und schnell standen auch andere Pavillons und Tribünen in Flammen.

Der Organisator und Designer des Feuerwerks Servadoni war außer sich, er bat um seine Entlassung für sein Versagen.

Auch in Frankreich wurde gefeiert aber verhaltener...
Nur die Pariser Oper gab ein Werk in Auftrag.
Rameau wurde angesprochen, er verfasste "Nais, L'Opera de la Paix"
 
Eine Bagatelle...

1777 gab der Graf von Artois der jüngste Bruder Louis XVI ein üppiges Gartenfest.
Ansich nichts besonderes, doch wurde diese Fest berühmt durch eine Wette die Marie Antoinette mit ihrem Schwager abschloß:

Man wettete, dass es dem Grafen nicht gelänge innerhalb von 60 Tagen ein Schloß zu errichten.
Die Bauarbeiten begannen sofort.
Wärend ein Orchester spielte sah der Graf den Arbeitern zu, bei Fackelschein in der Nacht und am Tage. Über 900 Mann haben ständig auf der Baustelle gearbeitet.

Marie Antoinette verlor die Wette, der Graf ließ nicht nur das Schloß errichten, sondern auch noch den passenden Garten dazu.
Die Anlage bekam den Namen "Chateau de Bagatelle". Die Anlage selbst zählt Heute zu den schönsten Frankreichs, nicht zuletzt wegen des Rosengartens.

1780 wurde dann nochmal ein Fest gegeben um die entgültige Fertigstellung der Anlage zu feiern.

Dies war eine der letzten großen "Verschwendungen" des Ancien Régime, das ganze Unterfangen kostet über 2 Million Livres. Bei der Wette hat der Graf aber nur 10,000 gewonnen...
 
Die Hochzeit zwischen Rhein und Themse

Am 14. Februar 1613 wurde in London der pfälzische Kurprinz Friedrich V. mit der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart, Tochter James I., verheiratet.
Zwar liegt die damalige Residenz Heidelberg am Neckar, doch seit jeher trugen die pfälzischen Fürsten den Titel eines Pfalzgrafen bei Rhein.
Aus diesem Grund sprach damals allewelt von der Hochzeit zwischen Rhein und Themse.

Es begannen Festlichkeiten die für Ihre Zeit aufseheneregend waren, doch die Feiern in England werden durch de Tot des Prinzen Henry unterbrochen.

Vielleicht schon eine böse Vorahnung das die Ehe unter keinem guten Stern stand...
Nach einer Trauerzeit wurde die Hochzeit gefeiert. Als Geschenk bekam das Brautpaar unter anderem ein sehr bedeutendes künstlerisches Geschenk: die erste gedruckte Sammlung mit Virginalmusik.
Noch am gleichen Tag wurde im Banqueting House von Whitehall die "Lord's Masque" gegeben, eine Art Ballett. Den Text lieferte Thomas Campion (er war der Lautenist Elizabeth I. gewesen), die Musik stammte von John Coperario und die Bühnenausstattung von Ingo Jones, dem wichtigsten englischen Architekten der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Der Inhalt war rein politisch und glorifizierte die Verbindung zwischen Rhein und Themse.
Zwei weitere "Masques" folgten am 15. und 20. Februar.

Man machte sich auf den weg in die pfälzische Heimat, aber auch das nicht ohne Pomp:
Das Ehepaar fuhr in prächtigen Barkassen den Rhein hinauf, begleitet vom jubelnden Volk.
Bei Oppenheim gingen sie an Land. Es gab Triumphbögen und Konzerte.

Heidelberg selbst mochte noch recht provinziell erschienen sein, doch zu Ehren seiner neuen Frau ließ der Pfalzgraf um das Residenzschloss den "Hortus Palatinus" anlegen - ein Garten der als das 8. Weltwunder gepriesen wurde.
Viele der protestantischen Fürsten waren nach Heidelberg gekommen um das Paar zu feiern, es folgten ettliche Hoffeste, die ebenso wie der Garten von Salomon de Caus, dem Architekten, ausgestattet wurden.

1615 folgte noch ein prunkvolles Ballett zu Ehren der Hofdame Ann Dudley, sie heiratete den Oberhofmarschall Meinhard von Schönberg.
Hier konnte Elizabeth den Tanzmeister und Geiger Jacques Cordier gewinnen, der vor allem dann am Hofe Louis XIII Kariere machen sollte.

Was dann folgte ist allgemein bekannt, Friedrich wird dazu gedrängt sich offen gegen den Kaiser zu stellen und die Krone Böhmens zu tragen. Kaum ein Jahr nach den Fanfaren der Krönung, standen die Truppen des Kaisers vor den Toren.
Bald waren auch Heidelberg und die Kurpfalz verloren und Friedrich ging als der "Winterkönig" in die Geschichte ein.
 
Adelsfeste im Barock

hallo
ich muss ein referat darüber schreiben wie der adel und die könige ihre feste in der barockzeit gefeiert haben. wenn ihr etwas darüber wisst oder ein buch oder einen film kennt der sich damit befasst könntet ihr mir vielleicht eine antwort schreiben.
danke
 
Ein sehr guter Film zum Thema: Vatel mit Gérard Depardieu als Koch eines französischen Adligen, der ein Fest zu Ehren des Sonnenkönigs ausrichten soll. Zeigt mMn sehr gut, worum es bei diesen Festen ging und woran man sich orientierte.

Falls es die Aufgabe zulässt, könntet ihr vielleicht Ausschnitte aus dem Film zeigen.
 
Das ist ein Superthread. :yes::anbetung:

Bei "Vatel" entfiel mir momentan, ob es einen bestimmten Anlass eigentlich für das Feiern gab oder ob es nur eine Art Willkommensfeier anlässlich des Besuchs des Königs (samt Hofstaat) sein sollte. Ganz nett ist bei "Vatel" halt der Blick hinter die Kulissen des ganzen Aufwandes, der für das Amusement betrieben werden musste.
Leider kenne ich zu der Thematik keine brauchbaren Dokumentationen.

Das Thema passt eigentlich auch recht gut zu diesem Thread: http://www.geschichtsforum.de/f288/speisen-den-fuerstenhoefen-absolutismus-19959/
 
Eine Horrorvorstellung müssen immer Gäste gewesen sein, die inkognito reisten, denn das warf Fragen über das Protokoll auf und besonders schlimm waren Gäste, die auf wilden Partys das Mobiliar verheizten und auf die Gemäldegalerie schossen wie das Gefolge von Peters I. Großer Gesandschaft.

Der Zar war ein schwieriger Gast, Leopold I. hielt ihn mit einem Maskenball bei Laune, der in einem fiktiven Gasthof standfand, wobei Leopold und seine Gattin als Wirt und Wirtin figurierten, während Peter sich als frisischer Bauer verkleidete. Der Kaiser fand eine schöne Formel, das Incognito zu wahren und gleichzeitig auf den Zaren zu toasten, der offiziell gar nicht da war. Der Pokal aus Bergkristall, aus dem der Kaiser trank, stand am nächsten Morgen an Peters Bett. Doch der eigentliche Zweck des Besuchs, ein Bündnis gegen die Türken schlug auf dieser Mission fehl.

Leider musste der Zar wegen des Aufstands der Strelitzen bald abreisen, und in Rawa in Galizien traf er mit August, dem neuen König von Polen zusammen.

Die beiden fanden sich sympathisch und kamen sich bei einem wilden Gelage mit Feuerwerk und Orchester, wie Peter es liebte.

Auch diplomatisch kamen die beiden sich näher und schmiedeten Pläne, sich gegen Schweden zu verbünden, wobei Peter gerne Karelien und Imgermanland, August dagegen Livland haben wollte.

Der livländische Adel, der unter der umstrittenen Reduktionspolitik Karls XI. zu leiden hatte, hoffte, innerhalb der Adelsrepublik Polens günstigere Bedingungen vorzufinden, und es ist zweifelhaft, ob der große Nordische Krieg ohne das Zutun des Livländers Johann Reinhold Patkul so früh bereits ausgebrochen wäre.

Leider verhinderte das Bündnis des Sonnenkönigs mit den Türken ein Zusammentreffen der beiden führenden absolutistischen Herrscher dieser Epoche, doch zur Zeit der Regence kam Peter, inzwischen längst etabliert auf europäischer Bühne nach Paris. Versailles war zeitweilig nach dem Tod Louis XIV. verwaist, der erst 6 jährige König wohnte im Louvre.

Der Zar ärgerte sich allerdings kolossal über die Franzosen, denn die luden ihn zur Parforcejagd ein, und Peter war das große Tempo nicht gewohnt und fiel beinahe vom Pferd. Auch war die Jagd, im Gegensatz zu seiner Tochter Elisabeth nicht seine Passion, und er regte sich erst wieder ab, als der Regent ihm die Mädchen von der Comedie francaises vorstellte und verschiedene Damen der Gesellschaft vorstellte.

Das schönste Fest inszenierte Wilhelm II. von Oranien für ihn. Eine künstliche Seeschlacht auf dem Ijsselmeer, wobei Peter mit einer Fregatte schnell an den Brennpunkt der Kämpfe befördert werden konnte, um die Mänover aus nächster Nähe zu verfolgen.
 
Ein Literaturtipp:
"Eine gute Figur machen. Kostüm und Fest am Dresdner Hof." Hrsg. v. Claudia Schnitzer und Petra Hölscher. Ausst.Kat. Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Dresden 2000. 333 S.

Zu den Festivitäten August des Starken (August II. von Polen als Friedrich August I. Kurfürst von Sachsen) findet sich immer wieder viel, eben da auch viele der namenhaften französischen und italienischen Künstler der Zeit am Hof von Dresden anwesend waren.

Karl Czok: "August der Starke und seine Zeit. Kurfürst von Sachsen und König von Polen". Piper, München 2006
Das bietet auch einiges für das Festwesen an dem Hof, worunter das Fest anlässlich der Vermählung des Kurprinzen mit einer habsburgischen Prinzessin eine besonders hervorragende Rolle einnahm.
 
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