Einführung in die Kunstgeschichte

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Allgemein verbindet man mit dem Begriff Kunst lediglich die bildende Kunst; nur die wenigsten wissen, dass Musik, Literatur und darstellende Künste ebenso dazugehören. Jedoch hat sich der Kunstbegriff im Laufe der Zeit sich gewandelt. War er bis zum achtzehnten Jahrhundert mit einer Gebrauchsfunktion z. B. für die Kirche verknüpft. Erst danach löste sich die Kunst davon und verwandelte sich in ein eigenes Gebiet, ohne irgendwelche Funktion besitzen zu müssen; der Philosoph Immanuel Kant betrachtete als das Ziel der Kunst, etwas Schönes zu schaffen, etwas, das dem Betrachter gefällt.

Die Geschichte der Kunstgeschichte begann in der Antike, als Persönlichkeiten wie Pausanias oder Plinius der Ältere bereits theoretische Werke über die Kunst schrieben. Einen regelrechten Durchbruch erlangte sie allerdings erst in der frühen Neuzeit: war es doch Giorgio Vasari, der Biographien zu zahlreichen Künstlern geschrieben hat. In der Folgezeit gesellten sich weitere Kunsthistoriker wie Karel van Mander, Andre Felibien oder Antonio Palomino hinzu; deutscher Vertreter war Joachim von Sandrart. Im Jahre 1764 erschien Johann Joachim Winckelmanns Buch „Geschichte der Kunst des Altertums“, in dem er die Kunstgeschichte zu systematisieren versuchte.

Die ältesten „Gemälde“ stammen aus der Frühzeit von vor dreißigtausend Jahren; mit Erdfarben waren Tiere, gelegentlich auch Menschen (in Lascaux) gemalt worden. Im Altertum waren Malereien bei den frühen Hochkulturen wie in Ägypten oder Kreta beliebt, wo das alltägliche Leben bzw. Tiere abgebildet wurden. Gemälde aus dem klassischen Griechenland sind kaum übrig geblieben; manche sind durch römische Kopien (wie das Alexander-Mosaik urspr. ein griechisches Gemälde darstellte) erhalten. Allgemein bevorzugten die Römer Mosaike und Wand- und Tongemälde, von denen zahlreiche erhalten sind. Der Stil blieb auch nach der Etablierung des Christentums erhalten, doch wurden Götterbilder durch Abbildungen von Heiligen- und Bibelgeschichten ersetzt. Vor allem in Byzanz wurden Mosaike und Tafelgemälde erstellt, auch wenn es im siebten Jahrhundert zu einer Kunstkrise (Ikonoklasmus) kam. Währenddessen setzten sich auch im Abendland Buch- und Glasmalerei durch. Bekannte Maler aus dem westlichen Mittelalter war Giotto di Bondone, in dessen Gemälden der Mensch selber im Mittelpunkt stand. Ab 1400 entstand der Internationale Gotische Stil; besonders herausragend war das Buch „Très Riches Heures“ der Brüder von Limburg, in dem das damalige Alltagsleben dargestellt wurde.

Auch in der Renaissance blieb der Mensch im Zentrum der Gemälde. Im fünfzehnten Jahrhundert wurde die Linearperspektive entwickelt, die eine dreidimensionale Darstellung ermöglichte; durch Albrecht Dürer konnte sich die Technik auch in Deutschland durchsetzen. Der Höhepunkt der Malerei in der Renaissance war zur Zeit Michelangelos. An seinen Fresken der Sixtinischen Kapelle orientierte man sich auch während der Barockzeit im siebzehnten Jahrhundert, als mit Helldunkelkontrasten experimentiert wurde und ein Abbild der Realität geschaffen werden sollte; der späte Barock wird als Rokoko bezeichnet, welcher in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts vom Klassizismus abgelöst wurde, in dem man sich an griechische und römische Vorbilder orientierte. Doch auch das Mittelalter blieb nicht unberücksichtigt und wurde in der darauf folgenden Romantik „wieder entdeckt“.

Im neunzehnten Jahrhundert entstanden zahlreiche weitere Richtungen wie der Realismus unter Gustave Courbet, der sich wieder dem Alltagsleben zuwandte, oder der Impressionismus, welcher anfangs auch vom Alltag inspiriert wurde, sich aber schließlich eher für den Einfluss des Lichts interessierte; die ablehnende Haltung der Öffentlichkeit dem Impressionismus gegenüber wurde zur Zeit Claude Monets letztlich fallengelassen. Der Impressionismus beeinflusste stark auch nachfolgende Richtungen wie den Fauvismus, den Expressionismus und den Kubismus; letzter mündete nach 1910 schließlich in die Abstrakte Malerei, welcher noch heute das Geschehen in der Kunst bestimmt.

Eine Baukunst entwickelte sich erst nach dem achten Jahrtausend vor Christus; Höhlen aus der Zeit davor werden nicht zur Architektur hinzugezählt. Etwa 8000 v. Chr. entstanden die ersten Städte wie Jericho; mit der Sesshaftwerdung beginnt auch die Geschichte der Architektur. Im alten Ägypten wurden bereits Materialien wie Holz, Kalkstein oder Basalt angewendet; die berühmtesten Bauwerke sind selbstverständlich die Pyramiden, aber auch diverse Tempeln und kleinere Grabmäler entstanden dort in herausstehender Form. Die ägyptische Architektur beeinflusste stark diejenige des Abendlandes. Bereits im achten Jahrhundert vor Christus wurden auf Samos Tempel mit repräsentativem Charakter errichtet. Weitere wichtige Gebäude sind die Tempel auf der Akropolis. Dank der drei Säulenordnungen (ionisch, dorisch und korinthisch), lassen sich die Tempel der Antike leicht datieren. Auch erlebte der Bau von Theatern wie das Dionysos-Theater in Athen zu der Zeit eine Hochblüte. Das Römische Reich entwickelte die griechischen Techniken weiter; Tempeln und Theatern wurden mit Basiliken, Thermen und Bögen ergänzt.

Während sich im Westen während des Mittelalters unterschiedliche Stilrichtungen bildeten, bestand in Byzanz ein einheitlicher Typ. Ein Frühwerk war beispielsweise die Hagia Sophia in Konstantinopel, welche wegen ihrer Kuppel monumental wirkt. Im Hochmittelalter wurden hauptsächlich Kreuzkuppelkirchen erbaut, bevor letztlich wieder alte Formen aufgegriffen wurden. Im Westen wurde die Epoche der Romanik mit ihren Rundbögen und kleinen Fensterpartien durch die der Gotik, welche durch Spitztürme, Spitzbögen und Fassadenverzierungen charakterisiert wurde, abgelöst.

In der Renaissance versuchte man den Raum so genau wie möglich wiederzugeben, nachdem entdeckt wurde, dass Gesetzmäßigkeiten bei der Wahrnehmung des Raumes existierten. Im Manierismus entstand eine Gegenbewegung zur Kunst der Renaissance, die durch einen Kontrast klassischer und antiklassischer Elemente symbolisiert wurde. Auf die Renaissance (und dem Manierismus) folgte der Barock, dessen Ziel ein Ineinanderübergehen von Gebäude und Natur war. Der Klassizismus, der sich an Vorbildern der Antike orientierte, wurde in seiner Form des neunzehnten Jahrhunderts als Historismus bezeichnet; ein Beispiel dafür ist Schloss Neuschwanstein. Der Übergang zur modernen Architektur stellt der Jugendstil dar, der noch, im Gegensatz zum folgenden Rationalismus/Funktionalismus, noch eine gewisse künstlerische Verspieltheit besaß; erst danach ging es den Architekten wie Louis Henry Sullivan um Nüchternheit und um die Funktion des Gebäudes, welche das Aussehen bestimmte („Form follows function“).

Die ältesten Zeugnisse der Bildhauerei sind etwa dreißigtausend Jahre alt wie z. B. die Venus von Willendorf. Eine erste Blüte erlebte diese Form der bildenden Kunst im antiken Griechenland entstanden aus Stein und Bronze zahlreiche den Menschen darstellende Statuen; der wohl wichtigste Vertreter ist Phidias, der mit der Zeusstatue von Olympia eines der Sieben Weltwunder schuf. Bereits die Etrusker stellten aus Terrakotta lebensgroße Statuen her; ihre Nachfolger, die Römer, kopierten gerne die Griechen und schufen ihrerseits weitere großartige Skulpturen. Nachdem das Christentum im vierten Jahrhundert nach Christus zur gleichberechtigten Religion erklärt wurde, ging die Bedeutung der Bildhauerei, die sich hauptsächlich von der Mythologie inspirieren ließen, langsam zurück. Im Mittelalter wurden v. a. in Nordeuropa zwar weiterhin Skulpturen hergestellt, doch nicht mehr in dem Maße wie in der Antike.

Wie auch in der Malerei und der Architektur, erwachte auch in der Bildhauerei im fünfzehnten Jahrhundert das Interesse für die Antike. Die erste Aktfigur seit der Antike wurde in Donatellos „David“ geschaffen. Übertroffen wurde die Statue jedoch von seinem von Michelangelo erstellten Namensvetter. Während des Barock wurde die Bildhauerei zur Betonung von Räumen weitergeführt. Als im achtzehnten Jahrhundert die antiken Statuetten und Skulpturen ausgegraben wurden, wuchs das Interesse an ihnen; es entstand der Klassizismus, welcher im darauf folgenden Jahrhundert von der Romantik abgelöst wurde, in dem sich die Bildhauer der Antike abwandten.

Literatur
DuMont Geschichte der Kunst
 
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