Einordnung des Regency

Brissotin

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Zitat:
Caro1
Der Zeitraum des Regency ist in diesem Link zu kurz gefasst, wie man unter anderem auch im Vergleich zur englischen Porträtmalerei der Zeit sehen kann. Die sonstigen Angaben und vor allem Illustrationen treffen allerdings die Mode des späteren Regency ziemlich genau.
Der hier genannte Zeitraum (1811-1820) betrifft das politische Regency, das sich an George IV orientiert, während man das kunstgeschichtliche Regency von etwa 1738-1834 ansetzt, wobei die Grenzen wohl unterschiedlich gezogen werden. Im Anschluss daran war die viktorianische Epoche, wie Du weißt.

Also lebten sowohl "die Duchess", als auch Jane Austen und ihre Romanfiguren im englischen Regency.


Brissotin:
Aha, also umfasste die "Regency" die Regierungszeit George II. bis William IV.? Und was sind da die Gemeinsamkeiten durch diese "Kunstepoche" gewesen?

Ich übertrage mal das Thema ins richtige Unterforum.


Im Unterschied zur Datierung von Caro1 fand ich diese:

Die Kunstgeschichte beschreibt das Regency als Stilrichtung. Der Zeitraum weicht von den neun Jahren der Regentschaft ab. Kunstgeschichtlich wird der Beginn und das Ende des Regency unterschiedlich begründet. Eine Abgrenzung bezieht sich auf die Zeit von 1783 bis 1834. Sie beginnt mit dem Einzug des Prince of Wales in Carlton House und endet mit der Publikation von John Claudius Loudons (* 1783; † 1843) The Encyclopedia of Cottage, Farm, Villa Architecture
aus Wikipedia Regency ? Wikipedia


Wenn ich mich recht entsinne, so gab es in den 1780ern ja auch die ersten ernsteren Krankheitsphasen des Königs George III.. <!-- / message --><!-- sig -->
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Peinlich. :red: Da war bei mir ein Zahlendreher drin. Als Thomas Gainsborough besagtes Bild malte kleidete sich Georgiana nach dem englischen Regency.

In einem weiteren Link findet sich bestätigt, dass sich England bereits im 17. Jahrhundert begann vom französischen Vorbild, respektive der französischen Hofmode abzuwenden. Strumpf und Geschichte Raum 10
 
Das Regency war nicht nur eine eigene Epoche oder Stilrichtung in England, sondern überhaupt eine andere Lebensphilosophie gerade auch des Adels und des reichen Bürgertums, und äusserte sich in der Abkehr vom französsischen Hof und dessen übertiebenem Prunk und Luxus, hin zu mehr Natürlichkeit und Reduktion. Das beste Beispiel dafür ist unter anderem die Landschafts- und Gartengestaltung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Englischer_Landschaftsgarten
Thomas Gainsborough Portraits fanden eine Besonderheit darin, dass er für den Hintergrund gern Landschaftsbilder verwendete bzw. die Portraits in die Natur verlagerte, auch dies im Versuch die Natürlichkeit der höfischen Steifheit entgegenzusetzen.
Man bevorzugte auch das gemütliche Leben auf dem Lande. George III praktizierte diese Lebensphilosophie in Reinkultur, was ihm den Spitznamen "Der Bauer" einbrachte.
Ich frage mich, ob im englischen Regency nicht auch ein Grund zu sehen ist, dass die Revolutionsbestrebungen nicht Köpfe rollen liessen, wie z.B. in Frankreich. Hier stand es nie zur Debatte die Aristokratie als solche auszumerzen, wie in Frankreich, oder die Königsfamilie zu vernichten, wie später in Rußland.
Das englische Königshaus gab sich Bürgernah und schlichter, einfacher als der französische Hof mit seinem Absolutismus, der das Leben bei Hofe feierte und zum Nonplusultra erhob.
 
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Das Regency war nicht nur eine eigene Epoche oder Stilrichtung in England, sondern überhaupt eine andere Lebensphilosophie gerade auch des Adels und des reichen Bürgertums, und äusserete sich in der Abkahr vom französsichen Hof und des übertiebenem Prunk und Luxus, hin zu mehr Natürlichkeit und Reduktion. Das beste Beispiel dafür ist unter anderem die Landschafts- und Gartengestaltung.
http://de.wikipedia.org/wiki/Englischer_Landschaftsgarten
Thomas Gainsborough Portraits fanden eine Besonderheit darin, dass er für den Hintergrund gern Landschaftsbilder verwendete bzw. die Portraits in die Natur verlagerte, auch dies im Versuch die Natürlichkeit der höfischen Steifheit entgegenzusetzen.
Man bevorzugte auch das gemütliche Leben auf dem Lande. George III praktizierte diese Lebensphilosophie in Reinkultur, was ihm den Spitznamen "Der Bauer" einbrachte.
Ich frage mich, ob im englischen Regency nicht auch ein Grund zu sehen ist, dass die Revolutionsbestrebungen nicht Köpfe rollen liessen, wie z.B. in Frankreich. Hier stand es nie zur Debatte die Aristokratie als solche auszumerzen, wie in Frankreich, oder die Königsfamilie zu vernichten, wie später in Rußland.
Das englische Königshaus gab sich Bürgernah und schlichter, einfacher als der französische Hof mit seinem Absolutismus, der das Leben bei Hofe feierte und zum Nonplusultra erhob.
Zum angesprochenen Gemälde.

Regencymode - sah die nicht aus wie die Empiremode? Müsste man da den Wandel nicht später ansetzen? War der Wandel nur durch die Damenmode erklärbar? Hier käme als Datierung natürlich das Aufkommen der Chemisenkleider als grundsätzlichem schärferen Unterschied zum Vorigen in Frage. Leider weiß ich nicht, was das wirklich erste Gemälde mit Chemisenkleid in England auftauchte. Dieses Bild, allerdings französisch, wird ja immer wieder als bedeutend einstuft: File:Marie Antoinette in Muslin dress.jpg - Wikimedia Commons

Landschaft im Porträt
Das hat für mich wenig mit Gainsborough zu tun sondern ist eine ältere englische Tradition. Nennenswert und kunsthistorisch immer wieder hervorgehoben ist das Bild mit Charles I. von van Dyck. File:Charles I of England.jpg - Wikipedia, the free encyclopedia Bezeichnenderweise wurde das gesamte 18.Jh. van Dyck als Malerkönig nachgeeifert und überhaupt dem 17.Jh. und dabei vor allem den Niederländern und dessen Leistungen auf den Gebieten Landschaftsmalerei, Porträt, Genre, Stillleben und so fort der höchste Rang eingeräumt. In den 1780ern erfreute sich ein Imitieren selbst der Mode der Zeit der holländischen Meister einer gewissen Beliebtheit, was auch in der Malerei erkenntlich wird.

Vor Gainsborough und zeitlich parrallel wären aber so viele Maler von Hayman bis Wright of Derby zu nennen, die vor 1783 schon die Porträtierten in die Landschaft setzten (und selbst Batoni machte das), dass dies für die Datierung recht schön ins Feld zu führen wäre.
 
Zur Malerei:

Du hast gewiß recht. Es ist ohnehin immer schwer Zeiträume für Epochen festzulegen. Es gibt immer Vorreiter und fliessende Übergänge. So taucht in der Malerei der Begriff "Romantik" ab etwa 1740 auf, womit nicht gesagt ist, dass die besondere Hinwendung zu Natur und Landschaft nicht schon früher begann.
Die Romantik (1)

Jedoch nahm, wie Du auch sagtest, diese neue Art der Gestaltung und/oder äusseren Hinwendung zur Natur und Romantik ihre Anfänge vor allem in England.

Ich glaube für die Engländer war das Regency ähnlich zu sehen, wie bei uns später das/der Biedermeier. :grübel:
 
Zur Malerei:

Du hast gewiß recht. Es ist ohnehin immer schwer Zeiträume für Epochen festzulegen. Es gibt immer Vorreiter und fliessende Übergänge. So taucht in der Malerei der Begriff "Romantik" ab etwa 1740 auf, womit nicht gesagt ist, dass die besondere Hinwendung zu Natur und Landschaft nicht schon früher begann.
Die Romantik (1)

Jedoch nahm, wie Du auch sagtest, diese neue Art der Gestaltung und/oder äusseren Hinwendung zur Natur und Romantik ihre Anfänge vor allem in England.

Ich glaube für die Engländer war das Regency ähnlich zu sehen, wie bei uns später das/der Biedermeier.
Ich glaube grundsätzlich sind die Kunstepochen etwas nationales, auch wenn das Freunde von Vereinfachung nicht gern wahrhaben wollen.

Nehmen wir den Klassizismus. Gab es in England Rokoko? Und wenn nicht, was hatten die Engländer dann? In der Zeit des Rokoko lebten einige der hervorragensten Maler, die man im Englischen als Vertreter des "Neoclassicism" bezeichnen würde und das waren auch noch Deutsche oftmals! Mengs, Anton von Maron usw.. Huch und dann haben wir kein Rokoko, was wir schon hinsichtlich der Architektur für Frankreich und England ohnehin beinahe verneinen müssen? :eek::S

Ich fürchte, um so weiter die Missachtung des 18.Jh. in der Kunstkritik verfällt, desto mehr wird man zu diferenzierenderen Urteilen finden. Der Begriff des "Absolutismus" wird schon in der lange gehegten Form demontiert, sollte nun auch der einer ganzen Kunstepoche einer Aufarbeitung zum Opfer fallen?:grübel:

Früher war es einfach, da konnte man noch von französischem, englischem und deutschem Rokoko sprechen.
 
Früher war es einfach, da konnte man noch von französischem, englischem und deutschem Rokoko sprechen.
Eine recht gute Seite zum Regency-Baustil Georg des IV findet sich unter
Architektur im Regency Man sieht hier die Hinwendung zum Klassischen, aber im Gegensatz zu Barock und Rokoko reduzierten Stil. Die Formensprache wirkt eleganter, nicht so überbordend-überladen. Das sind die Bauwerke, wie wir sie in den Filmen der Zeit lieben.

Andererseits zeigt sich gerade in der englischen Architektur der Zeit weniger die Romantik als die Erinnerung an die Klassik, womit wir den Bogen ziehen können zum englischen Schönheitsideal des Regency, das das griechische Profil als Sinnbild der Perfektion und Geradlinigkeit, Stimmigkeit feierte.
 
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Eine recht gute Seite zum Regency-Baustil Georg des IV findet sich unter
Architektur im Regency Man sieht hier die Hinwendung zum Klassischen, aber im Gegensatz zu Barock und Rokoko reduzierten Stil. Die Formsprachw irkt eleganter, nicht so überbordend-überladen. Das sind die Bauwerke, wie wir sie zu den Filmen der Zeit lieben.
Aber gab es denn viele wirkliche Rokokogebäude zuvor in England - also vor 1783?
 
Aber gab es denn viele wirkliche Rokokogebäude zuvor in England - also vor 1783?
John Vanbrugh, obwohl dem Namen nach auch kein Engländer, wird als bedeutendster Vertreter des englischen Barock bezeichnet. Sehr viele Bauwerke unter seiner Feder gibt es jedoch nicht. Allerdings finde ich seine Formensprache auch eher Klassizistisch, als Barock.
John Vanbrugh ? Wikipedia

Interessanterweise gibt es eine Datei, da wird der englische Barock als Palladianismus bezeichnet. http://www.innenarchitekten-in-berlin.de/architektur/barock-architektur.htm#Palladianismus


Bezüglich englischer Bauwerke im Rokokostil findet sich kaum Literatur.
Doch zum Möbelstil des Rokoko ist folgende Seite interessant. Chippendale differenziert als Erster zwischen den landestypischen Rokoko-Richtungen, sagt man:
1754 veröffentlichte der Londoner Kunstschreiner Thomas Chippendale sein Entwurfsbuch "The Gentleman and Cabinet Maker's Director", in dem er als erster nach französischem, chinesischem oder gotischem Rokoko differenzierte und für jede Form Beispiele anführte.
Aus Möbel, Rokoko
 
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Allerdings findet sich Rokoko vor allem in der Innenausstattung und der Malerei - Boucher gilt da als Hauptvertreter. Als Exportland von Luxusgütern verschiedener Art war Frankreich sicher auch für England bedeutend.:cool:
 
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