Warum hatten Kathedralen Bleidächer?

Anduril

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Hallo zusammen

Wir besprechen in der Schule gerade den Baustil der Gotik und im Zuge dessen natürlich auch Kathedralen wie z.B. Notre Dame.
Nun wurde ja das Dach der Kathedrale aus Blei gemacht, resp. bedeckt.

Im Laufe des Unterrichts kam die Frage auf, warum denn die Kathedralen mit Blei bedeckt wurden, wo das Material doch so schwer war und dadurch mehr Gewicht auf den Wänden lastete.

Warum wurden keine Ziegel oder gar Holz / Schindeln verwendet?

Unsere Lehrerin wusste es nicht und bei Google fand ich nichts brauchbares.

Weiss das jemand (vielleicht mit Quelle zum nachlesen)?

Wäre super!

Vielen Dank.
 
Ziegel sind auch recht schwer. Was Blei so praktisch macht ist, dass es wenig Wasser- und sauerstoffanfällig ist und man damit große Flächen abdecken kann. Aber ich kenne eigentlich mehrheitlich kupfergedeckte Kirchen. Wobei, andererseist... mein Name steht in irgendeiner Metall"schindel" auf dem Dach der Kathedrale von Salisbury und das Metall hätte tatsächlich Blei sein können. Eher jedenfalls als Kupfer.
 
Hallo zusammen

Wir besprechen in der Schule gerade den Baustil der Gotik und im Zuge dessen natürlich auch Kathedralen wie z.B. Notre Dame.
Nun wurde ja das Dach der Kathedrale aus Blei gemacht, resp. bedeckt.

Im Laufe des Unterrichts kam die Frage auf, warum denn die Kathedralen mit Blei bedeckt wurden, wo das Material doch so schwer war und dadurch mehr Gewicht auf den Wänden lastete.

Warum wurden keine Ziegel oder gar Holz / Schindeln verwendet?

Unsere Lehrerin wusste es nicht und bei Google fand ich nichts brauchbares.

Weiss das jemand (vielleicht mit Quelle zum nachlesen)?

Wäre super!

Vielen Dank.

Blei kann man sehr dünn auswalzen, so dass die Flächenlast sehr gering wird. Man kann es verlöten und leicht biegen, so dass man auch komplexe Flächen abdichten kann. Es ist zudem sehr Korrosionsbeständig und war im Mittelalter in ausreichenden Mengen verfügbar und verhältnismäßig günstig. Die Römer haben es bereits als Dacheindeckung genutzt. Die Hagia Sophia hat Bleidächer und der Dogenpalast in Venedig.

Holzschindeln wurden auch verwendet, sind aber bis auf wenige Holzarten wie Lärche, wenig haltbar. Bei komplexen Formen auch schwierig dicht zu kriegen. An Mitteleuropäischen Kathedralen fällt mir zwar kein konkretes Beispiel ein, man findet es aber auf Stabkirchen in Skandinavien, alten russuschen Kirchen und japanischen Tempeln. Es erfordert aber sehr viel können, sorgfalt und Wartung.

Dachziegel müssen dicker sein und sich überlappen, so dass sie am Ende schwerer sind. Komplexe Formen, sehr flache oder sehr steile Dachflächen konnten problematisch in hinsicht auf Dichtigkeit oder Befestigung sein. Es wurde als Material auch auf Kirchen genutzt, da preiswert und haltbar, hatte aber Grenzen ab denen Blei eindeutig überlegen war.

Teilweise hat man auch Steinplatten und Schiefer eingesetzt. Das war aber eindeutig viel schwerer als Blei.

Kupfer wurde auch in ähnlicher Form benutzt, war im Mittelalter in Europa aber selten und sehr teuer. Im Barock wurde es genutzt, das Dach von Sansouci ist z.B. aus Kupferblech.

Heute benutzt man für solche zwecke überwiegend Zinkblech, bzw. eine Legierung aus Zink und Titan. Zink war im Mittelalter in Europa nur in kleinen Mengen verfügbar, als Legierungsbestandteil für Messing. In größeren Mengen hat man es erst ab dem 17. Jahrhundert verhüttet und verarbeitet.
 

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Blei ist sehr wetterfest, es bekommt lediglich eine weiße Oxydschicht. Außerdem ließ sich Blei sehr leicht in Form bringen und durch löten sehr gut abdichten. Große Moscheen in der Türkei waren auch meist mit Blei gedeckt. Das hohe Gewicht stellt seinen größten Nachteil dar obwohl es auf Grund seiner Schwere nicht so leicht durch Stürme weggeweht wird wie Dachziegel oder Holzschindeln.
 
Eben,die Windanfälligkeit der riesigen Dachflächen bei Kathedralen war das eigentliche Problem. Blei konnte man dünn auswalzen und damit relativ große Dachflächen wasserdicht und fugenlos versiegeln ,wozu das Verlöten der Bleiplatten sein übriges tat Somit bot ein Bleidach eine erheblich geringere Angriffsfläche für starke winde als ein vergleichbares Ziegel-oder Schindeldach ,und das bei fast identischem Gewicht wie die Ziegel.
 
Eine große Rolle bei der Wahl des Materiales dürfte die Langlebigkeit gespielt haben. Die hohen und großflächigen Dächer der Kathedralen zu decken war teuer und aufwendig. Man benötigte sehr große Gerüste und wollte sicher nicht alle 40 Jahre eine neue ,teilweise oder komplette neue Dachdeckung in Auftrag geben.
 
Wobei, andererseist... mein Name steht in irgendeiner Metall"schindel" auf dem Dach der Kathedrale von Salisbury und das Metall hätte tatsächlich Blei sein können. Eher jedenfalls als Kupfer.

Interessant, hast Du diese Schindel gestiftet?
 
So unprblematisch sind Bleidächer aber auch nicht. Das Metall hat eine erhebliche Wärmedehnung, was beim Löten von Flächen beachtet werden muss, damit sich das Bleidach unter der Sonne nicht zu werfen beginnt. Außerdem kriecht das Metall verhältnismäßig stark, Retardation genannt. Es verformt sich mit der Zeit unter seinem eigenen Gewicht.
 
Ich könnte mit vorstellen, daß die Bleiplatten nicht freitragend auf ein Dachlattengerüst montiert, sondern flächendeckend von einer hölzernen Unterlage unterstützt wurden, ähnlich der Bleiverkleidung der Nemiseeschiffe :)=
 
Interessant, hast Du diese Schindel gestiftet?

Nein. Er ist ein Extrem-Graffitti-Vandale der seine Tags gerne an unerreichbaren Stellen historischer Gebäude hinterlässt.

Wegen dir steht demnächst noch Scotland Yard vor meiner Haustür...

Nein, wir haben die Schindel, bzw. einen Bruchteil davon, gestiftet. Die war in eine Menge Felder eingeteilt, die man für 1 ₤ (das ist schon 25 Jahre her :nono::weinen:) erwerben konnte und dann wurde dort der Name eingetragen.
 
Nein. Er ist ein Extrem-Graffitti-Vandale der seine Tags gerne an unerreichbaren Stellen historischer Gebäude hinterlässt.

So negativ denke ich über die Menschen nicht, obwohl das ja auch möglich wäre :)

Ich dachte eher dass sie ihm gewidmet wurde(rettung der Queen etc. :rofl:), oder dass sie ihm wer geschenkt hat usw.

Die Dinger sind größer als ich mir das gedacht habe, habe das auch anders "verbildlicht", sind sicher nicht billig.
 
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