Der Dünsberg I Ein rettenswertes Bodendenkmal

Ogrim

Aktives Mitglied
Hallo nochmal, Freunde der Geschichtsforschung bis hinab in die Tiefen von Mittelhessen.


Eure kurzen Anmerkungen zur Namensgebung des Dünsberges haben mich zu einem Text inspieriert, der, so denke ich, in Länge und Botschaft dem Thema und dem Denkmal angemessen ist.


Er ist viel zu lang, um “überflogen” zu werden, viel zu flott formuliert, um gedruckt zu werden – und er ist vor allem viel zu dramatisch aus berechtigten Gründen geraten. Und gerade aus diesem Grund würde ich mich freuen, wenn er in der Leserschaft eine angemessene Verbreitung und eine angemessen kritssche Rezension im Bereich des Geschichtsforums finden würde.

Denn er ist versuchsweise “vom Dünsberg selbst” geschrieben, aus der Perspektive auf die heutigen und dringender werdenden Gefahren für ein riesiges und weitestgehend im Dunkel der Geschichte ruhendes Bodendenkmal in Hessen. Er soll den Freunden der keltisschen und römischen Epoche die heutigen Probleme des Erhalts in der BRD nicht dramatisieren, aber aufzeigen.


Ich will gleich am Anfang gerne einräumen, dass der Text oft auch von der Energie angetrieben wird, die den Verfasser erfasst, wenn er die Freude hat, mitan zu sehen, dass in Medien und Öffentlichkeit die Zerstörung der letzten Reste der Menschheitsgeschichte und die letzten Geheimnisse der Bodendenkmale auf der Welt nicht mehr hingenommen werden. Aber ich rechtfertige weder Krieg noch sonstige Schwächen des menschlichen Charakter damit.
Und ich kann es ruhigen Gewissens dem Leser selbst überlassen, zu entscheiden, ob diese Empörung nicht auch hier, vor unseren Haustüren, viel öfter angebracht und nötig wäre.



Der Dünsberg ist nach allen vorliegenden Forschungserkenntnissen ein regionales Zentrum, das sich von Lage und Bedeutung vielleicht am ehesten mit dem Martberg bei Pommern vergleichen lässt.
Im Gegensatz zum Martberg mit seinen zentralen Heiligtümern ist die Spitze des Düns-Berges zusätzlich auch noch von weither sichtbar.

Heute dient es nur noch dem idyllischen Eindruck der ländlichen Region entlang des schönen Lahntales bei Biebertal-Fellingshausen. Es ist für uns nur mit Mühe erinnerbar, was sich in der laaangen Phase vor unseren modernen Medien daraus ergeben hätte. In der Zeit vor der sprunghaften Entwicklung der weltweiten Tele-Kommunikationsmöglichkeiten nach Alexander G. Bell war die Spitze des Berges wegen der nur von hier möglichen Lichtzeichen bei Nacht zum wichtigen strategischen Signalstandort “geboren”. Der höchste Berg zwischen Vogelsberg und Rhein, ganz nahe am verkehrs- und siedlungsgünstig gelegenen und von zahlreichen Altwegen Europas durchquerten Lahnknie nördlich der Wetterau war für die gesamte Region der Mittelgebirge um die Lahn ein zentraler Knotenpunkt in jeder vormodernen, dauerhaften Kommunikationskette. Aber wer hat diese Signal benutzt?
Diese Frage ist viel spannender, als die kurze Anwort aus dem Wörterbuch es vermuten lassen würde.

Wer Sichtbarkeitsanalysen auf GIS-Basis heran ziehen könnte, der würde sehen, dass die Reichweite der von hier gesesendeten nächtlichen Licht- und täglichen Rauchsignalzeichen über 100 Kilometer reichen kann.
Der moderne Fernsehturm ist also nur das modernste Gesicht der Traditonellen Dünsberg-Kommunikation. Er beendete mit seinem Bau, dem die versierten Baubeobachter und die emsigen Stein- und Scherbensammler ohne moderne Metallsonden ebenso abgegangen sind wie es auch bei zahlreichen aktuell laufenden Bauprojekten heute üblich ist, eine andere Linie der KommunikaTIONSTECHNIK.
“Wir” erheben hier vor Ort keinen besonderen Anspruch auf Lokalpatriotische Einzigartigkeit im Alltag. Mangels Übung Bedauerlicherweise auch nicht an dieser Stelle.



Auf die Gründe und die Auswirkungen dieses Umstande, der fast völllig fehlenden Erforschung und des mangelhaften Schutzkonzeptes der erhaltenen Bodendenkmale auf und um den Dünsberg als ganz kleinen “Störfall” in einem großen Kreis vorbildlich geschützter Anlagen will dieser Text gerne auch aufmerksam machen. Alles andere ist hier so lobens- wie bemerkenswert.

Vor diesem Hintergrund kennt die Archäologie eigentlich in Hessen keine dringendere Frage an die Ortsnamenskunde als die, woher der Name eigentlich stammt.
Spannend.
Aaber: Dem Folgenden erhofften Wiederaufleben der Diskussion muss ich auch voran stellen, dass die Debatte hier oft in Sachfremdes abgleitet.
Ich fühle mich daran auch garnicht immer so unschuldig, wie ich gerne wäre.

Also: Bitte bemüht Euch mit mir nach Möglichkeit um Fakten.


Es handelt sich beim Dünsberg nicht zuletzt um eines der großen Geheimnisse der archäologischen Forschung und um ein schützenswertes Geländedenkmal. Gerade der für die Lahngegend wichtige überörtliche Funktion des Dünsbergs als Ausflugsziel und gastronomisches Biergarten-Highlight hat hier nach vielen Besuchen von Sondengängern endlich einmal eine kritische Problembeschreibung verdient. Das Bodendenkmal ist jeden Tag durch zahlreiche verschiedene Gefahren bedroht. Keine von diesen habe ich im Folgenden verschwiegen oder aus schamhafter Rücksichtnahme weggelassen. Ein so bedeutendes Monument darf nicht länger “allein” gelassen werden. Ein Denkmal von dieser Größe hat den Anspruch auf mehr Schutz und mehr Anerkennung von Gästen und Heimatforschern, als es von einer dörflichen Gemeinde, wie sie das beschauliche Biebertal mit seinen weit verstreuten Ortsteilen noch darstellt, geleistet werden kann. Das Denkmal Dünsberg kann nicht länger ohne tatkräftige Hilfe von außen gerettet werden.


Der folgende Text, der mir wirklich ewig lang geraten ist, soll wo immer möglich aufzeigen, wie der geneigte Leser den hier vor Ort aktiven Forschern und den wenigen Mitgliedern der örtlichen Vereine in Ihrem ihrer nicht zu ersetzendne Tätigkeit zum Schutz von Kuluturgut unterstützen können.
Ihnen ist er demnach auch in bleibender Dankbarkeit gewidmet. Und dem Geschichtsforum, dessen moderne Technik es erst möglich macht, solche und ähnliche Themen in der Öffentlichkeit anzusprechen. Auch dafür meinen herzlichsten Dank voraus geschickt.

Wenn Sie als Leser nach diesem Text zu der Erkenntnis gelangen, dass Sie eine oder mehrere Ideen für die Region haben, wenn Sie ihr eigenes “Problemdenkmal” wieder erkennen oder endlich einmal einen sinnstiftenden Besuch an einem Ort nachholen möchten, der landschaftlich wie geschichtlich zu den unentdeckten Geheimnissen Deutschlands und regional zu seinen schönsten Seiten gehört, dann konsultieren Sie einfach eine Handy-App mit Geoinformationsdaten Ihrer Wahl.
Bis heute führen viele denkbare Strecken an der nur ganz leicht abseits unserer heutigen Wege gelegenen Zeiteninsel um den Dünsberg vorbei.

Sollten sich aber unter ihnen noch solche finden, die dem “keltischen Kroam”, wie man hier sagt, nicht genug Interesse entgegenbringen oder sollten Sie gar zu der ständig schrumpfen Zahl der Geschichtsfreunde zählen, die die ehemaligen Grenzanlagen der römischen Zeit noch nicht selbst besucht haben, dann empfehle ich Ihnen gerne zum Schluss des ganzen Textes auch noch einen kleinen Ausflug in die Römerzeit, die Zeit nach den Ende der “keltischen” Stadt auf dem Dünsberg und in die Skandale und Gehemnisse dieser Epoche. Die Zeit an sich ist nämlich ohne uns als Interpret stets frei von jeglichem “Epochen-Chauvinismus”, der auch dem modernen Menschen immer schlecht zu Gesicht steht. So viel Pathos sei für die Mühe an dieser Stelle genhemigt. In medias res:

Keywords:
– “Die” Kelten – “Die” Gallier – Eisenzeit im “hessischen” Deutschland –
Hallstattzeit und Latenezeit in Hessen – Keltoi – Gallii
 
Zuletzt bearbeitet:
Keywords:
– “Die” Kelten – “Die” Gallier – Eisenzeit im “hessischen” Deutschland –
Hallstattzeit und Latenezeit in Hessen – Keltoi – Gallii




Der Dünsberg – und von wem er seinen Namen bekommen haben könnte
Von einem, der ihm seine Geheimnisse entreissen half


Ein Bild aus wissenschafltichen Phakten
zur Anregung der allgemeinen Fantasie
und des geneigten Interesse fachkundiger Leserschaft


Der Dünsberg war ein stadtartig ausgebautes Zentrum der keltischen Epoche im eisenzeitlichen Mittelhessen.


So weit ist es ein gemeinhin als bewiesen angenommener “Phakt”.
Didaktisch steht der Beweis für einen solchen Begriff aber noch aus, es handlet sich also noch nicht wirklich um eine “Theorie”, sondern ich habe die folgenden Bemerkungen mit voller Absicht als “Hypothese” hier aufgelistet.


Die einzelnen Teile entziehen sich weder der Debatte, noch dem notwendigen Nachweis.


Sie scheitern vielmehr derzeit nur aus zutiefst bedauerlichen Gründen, die hier mit Rücksicht auf die akzeptierten Regeln des Geschichtsforum.de ohne jeden Tagesaktuellen Bezug geschildert werden sollen und wollen. Ich werde trotz gegenteiligen Interesses genau das im Folgenden versuchen und bitte um eine nachsichtige Behandlung von einzelnen Textbestandteilen, die dem einen oder anderen “viel zu” viel Bedeutung für ganz moderne Fragen und Probleme aufweisen könnten. Ich hoffe, dass hier die Debatte vor der berechtigten Empörung kommen kann.


Der Bezeichnung der eisenzeitlichen Bevölkerung mit dem aus dem griechischen Volksbegriff hergeleiteten Name “Kelten” ist nämlich bei weitem nicht so gelungen, wie man ganz im Allgemeinen und zu meinem Bedauern auch manchmal bei viel zu vielen meiner eigenen Bekannten und Freunde im Persönlichen gerne glaubt. Die “Kelten” hat es nie gegeben. Was ich im Folgenden erläutern werde und nicht etwa “beweisen” muss.


Der Name “Gallier” meint erstaunlicherweise fast genau das Gleiche – und ist natürlich genauso falsch.
Was es vor diesem Hintergrund mit den “Germanen” auf sich hat, soll hier eigentlich an garkeiner Stelle erwähnt werden. Auch, wenn die ganz alte Literatur den Dünsberg, bar jeder wissenschaftlichen Erkenntnis, als “germanischen” Ringwall sehen wollte.


Die Archäologie kennt keine Kelten. Wie der Kelte kein Alesia kennt. Genau so.


Wir” (Kleiner Kreis der Archäologen und seriös arbeitend gedachten “Hobby”archäologen, d. Verf.) nennen das gemeinsame Kind schon immer und auch weiterhin bei einem ganz anderen Namen. Aber ich zeige Ihnen hier auch gerne an Ihren eigenen Vorstellungen, was wir etwa damit “meinen”.


Die Kelten” teilen sich archäölogisch seit dem Kongress von Bologna im 19. Jahrhundert definitionsgemäß in zwei etwa gleich lang gedachte Epochen auf:
Die Hallstatt- und die LaTene-Zeit
(Schreibweise aus Faulheit durchgehend vereinfacht, wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, liebe Gymnasiallehrer)


Die archäologischen Begriffe (Hallstatt- und LaTene) sind hier kein überflüssiges Fachlatein, sondern bringen verschiedenes zum Ausdruck. Der Düsnberg war demnach sowohl für die Priesterkönige der Hallstadtzeit, wie sie auf dem Glauberg gesiedelt haben müssen (in einigen Dutzend Kilometern Entfernung mit seinem modernen Museum sehr zu empfehlen für Ausflüge) ein Zentrum, wie auch für die Herrscher der darauf folgenden mittel- und spätkeltischen LaTeneZeit von hoher Bedeutung.
Zwischen diesen beiden Kulturen fanden im Fundspektrum und in der Siedlungsentwicklung so große und so demonstrative Veränderungen statt, dass viele Kollegen von einer Revolution ausgehen, dei die Fürsten der Hallstattzeit zum gleichen geschichtlichen Moment getroffen habe, in dem im fernen Griechenland die Peisistratiden gestürzt wurden.


Die damaligen Geschehnisse in Athen, aber auch in anderen archaischen Fürstentümern “Großgriechenlands” im 6. Jahrhundert vor Christus schufen dort in aller Kürze den nötigen Freiraum zur Gründung erster demokratischer Verfassungsmomente. Durch die Überlieferung von Manuskripten in Byzanz, die unter anderem auch durch die Mutter des römischen Kaisers Konstantins auch in die Klöster am Rhein und am Main gelangt waren, kennen wir sehr genau das an Literatur, was durch christliche Mönche später für überlieferungswürdig erachtet wurde. Wir verbinden diese Epoche im Mittelmeergebiet mit den tiefsten und wichtigsten Erfindungen und Entwicklungen unserer eigenen gEschiche. Aber was ist mit den “anderen”, den “schriftlosen” Kulturen, die mit einer anderen Sprache kommuniziert haben können, aber doch Nachbarn in der gleichen ZEIT gewesen sind?
Unser Blick als moderner Mensch in einem selbst erklärten und auch nach außen deutlich erkennbaren Kommunikationszeitalter sehen auf die Menschen dieser Zeit herab, weil uns die nicht-schriftliche Überlieferung so fremd erscheint. Wenn wir an nicht-schriftliche Überlieferung denken, dann doch an halb-mythisch, halb-magisches, was geheime Kreise so von den Pharaos wissen, was heute noch funktionieren könnte, und so etwas. Denken wir. Alle. Übewiegend. Alle.


Oder haben Sie an dieser Stelle auch die Tatsache mit der heißen Herdplatte im Kopf, die jeder Idiot nur einmal drückt? Haben Sie wirklich aus einem Buch gelernt, wie man einen Teig kneten muss? Welches Buch haben Sie resultiert, bevor Sie zum ersten Mal geküsst haben? Welche Reglen ihrer Ur-Großeltern haben Sie schriftlich fest gehalten und welche glauben Sie, können und wollen Sie weiter geben? Schreiben Sie schon?
Nein, ein echtes “Volk des Buches” wäre selbst in Zeiten von Wikipedia irgendwie – hilfsbedürftig. Oder?
Und nun nehmen Sie bitte all das hinzu, was sie bislang selbst nur mündlich gelernt haben und auch das alles, was sie in interessanten Gesprächen aufgeschnappt haben, aber nie nachgeschlagen. Die “Dark Stories” der Phaktenwelt, sozusagen.
All diese Kulturellen Archive schützt heute ein UNESCO-Weltdokumentenerbe. Überwiegend lassen sich dort natürlich die Dinge schützen, die nicht nur in ihrem Kopf als inzwischen sicher tierisch überstrapazierter Leser befinden. Hochachtungsvoll gemeint, versteht sich.


Jetzt aber wieder zurück zu unserem Berg in Hessen.
Wie alt die Wälle auf dem Dünsberg sind und was genau in seinem Zentrum gelegen hat, das kann heute niemand mehr angeben. Der moderne Fernsehturm mit seinen Radio- und Handyantennen stört nicht nur den analogen Empfang und die Außenwirkung, sondern sein Bau vernichtete auch den größten Teil aller Reste, die aus der Zeit vor über 100 Generationen auf dem Berg erhalten waren. Es handelte sich in seiner letzten Phase, der LaTene-Stufe “D2”, um ein Oppidum. Dieser Begriff stammt aus dem “Gallischen Krieg” von Gaius Julius Caesar, der Basis des Geschichts- und Lateinunterrichtes. Wjenn diese Quelle die Grundlage vieler Ihrer Einstellungen und Überzeugungen zum Verlauf der Vorgeschichte sein sollte, dann zitiere ich hier erstmals I. Jones III., der im unerträglichen 4. Teil der Reihe so schön sagt: “Lesen Sie Childe”. Ich würde sagen: “!Lesen Sie Asterix-Hefte!”.


Um zu verdeutlichen, was das meint, hier einmal als Einschub ein kurzes, idyllisches Phantasiebild: Die Hallstattzeitlichen Herrscher, ob sie “Big John”, Peisistratos oder Dietrich hiessen, fuhren mit ihren vierrädrigen Karren in prachtvoller Gewandung und mit goldenen Schuhen und goldenen Reifen um Hals und Arme das Salz durch Hessen. Sie verkehrten auf sehr alten und gut bekannten Routen und Verbindungswegen der vorhergehenden Steinzeit und der Urnenfelderkultur. Die letzten Reste von Wäldern, Rest-Waldinseln die viel kleiner waren als heute, bildeten den Bewuchs auf einer nur wenig schrofferen und klimatisch vergleichbar empfindlichen Landschaft. Soviel im Übrigen zu den Menschen in den Urwäldern, die von den Bäumen gestiegen sind.
Bitte tragen Sie hier das ungefähre Jahr ein, in dem wirklich einer ihrer Vorfahren auf einem Baum saß und das römische Reich in Fellen unter Eichenlaub betrachtet hat, während sein Weib ihre blonden Haare einem römischen Legionär opfern musste, weil der Herr Gemahl nicht schnell genug die Kriegskeule ausgegraben hatte. Ich weiss, ich weiss, ich strapaziere hier unnötig Geduld und Phantasie meiner wenigen bis hier erhaltenen Leser, aber ich tue dies mit einem bösen Hintergedanken. Ich nähere mich aber jetzt dem “keltischen” Schlusspunkt.


Die Kupfer- und Eisenproduktion und die in großen Wannen vorgenommenen Salz-Feuer-Siedung hatten die letzten “Ur-Wälder” vom Umfang des Schwarzwaldes “gefressen”. Zurück blieb ein flaches, hügeliges Land, wie geschaffen für idyllische Feldwege zwischen aufragenden Höhenburgen.


Bis heute finden sich solche Landschaften im Land der Gebrüder Grimm rund um Kassel, und so sehr wie sie es gerne hätten unterscheiden sich auch die kleinen Städtchen an Rhein, Main und Donau nicht von solchen provinziellen Regionen. Ebenso oft finden sich auch heute noch in der gesamten Region Mittelhessen viele Relikte der “Kulturlandschaft”. Sie überlebten nur in dem schwindenden “Weichbild” der großen hesssichen Industriestädte, die zeigen, wie die Menschheit seit dieser Zeit Landschaft für sich gestaltete.
Zu diesen Relikten, den Ruinen der Menschheitsgeschichte, gehören regelmässig auch Nachweise für die gnadenlose Ausbeutung der Natur, der im Umfeld solcher Industrieregionen die letzten Reste von Landschaft zerstört.


Das Rohmaterial Eisen ist nicht etwa “wirtschaftlich und in Hinsicht auf die dort erfolgreich eingesetzten Arbeitskräfte für die Region ertragreich gewesen”, wie man es in vielen vormodernen Publikationen angegeben findet. Das ist nicht falsch, aber doch hier sehr einseitig gedacht. Die damit verbundenen Konzentration von Siedlung und Landwirtschaft und die Errichtung einer spezifissch deutschen Kultur des “nicht wahrnehmen wollens” erinnert überall und in vielen Details an die Situation des Naturschutzes vor Gründung einer Sparteninitiative namens “Die Grünen”.
Die Öffentlichkeit dagegen wird bei “Denkmalschutz” stets zur Vermeidung verführt, weil nur Auflagen und Neugier zu erwarten sind und keine unmittelbaren Nutzwerte.


Aber von den landschaftlichen Umlandverhältnissen wieder zurück zum Dünsberg und zuu seinen “Kelten”. Zurück in die romantische Welt von Tolkien und Hogwarts.


Die echte, die materielle Kultur dieses Volkes mutet uns heute sehr fremd an, wenn man sich Hinkelsteine, dunkle Waldheiligtümer und weiss gekleidete Druiden mit Misteln am Hut vorstellen soll oder die Krieger vor dem geistigen Auge auferstehen lässt, die die Köpfe ihrer härtesten Gegner in aus dem heutigen Libanon und Syrien importiertes Zedernholzöl einbalsamieren, um sie bei geselligen Schmaus reisenden Bekannten zu zeigen oder der eigenen Klientel beim gastlichen Speisen im Schneidersitz unter die Nasen zu reiben.
 
@LetzterGisone Vielen Dank für das prompte Interesse. Der Beitrag will auch nicht gut zu lesen sein, sodern zuallererst verstanden.

So wie es das alte Gälische Sprichwort sagt: Und wenn der Sturm dir den Atem aus dem Munde raubt - sähe deine Saat.

Ach herrje, ich wollte eigentlich das Zitat hier:
"Die Kelten sollen ja die Schrift verweigert haben, weil das geschriebene Wort einfach immer zur Lüge neigt"
Häufig verwendetes Zitat in zahllosen Keltendiskussionen

Also dachte ich so bei mir, Du letzter eines großen Geschlechtes: Warum nicht in schöner Schrift, wenns schon um so schmutzige Dinge geht wie Denkmalpflege in Deutschland.
Hach jetzt zieht es wieder da, wo sonst immer mein Schelm zu sitzen pflegt ;)
 
Die Geschichten um Asterix und Obelix verarbeiten historisch erstaunlich genau recherchierte Details der keltischen Epoche”. Kann man garnicht oft genug zitieren.


Wem solche und ähnliche Züge im heutigen, modernen Deutschland fehlen, der möge sich an Karl den Großen und an die Vertreter der christliche, zuvorderst der katholischen Glaubensrichtung wenden. Das steht hier nur bedingt vorwurfsvoll – tatsächlich war nicht jeder Zug des Christentums gleich fruchtbar für Mitteleuropa, wie viele gerade gerne angeben möcnten. Möglichst neutral an solch öffentlicher Stelle formuliert, aber unabdingbar. 89 Prozent aller Nobelpreisträger geben an, keiner Glaubensrichtung anzugehören und dieses Forum stellt die Glaubensfreiheit ebenfalls unter einen hohen Schutz und Anspruch. Umso besser.

Das folgende könnte an anderer Stelle auch mißverständlich aufgefasst werden. Ich beabsichtige keineswegs, aktuelle Diskussionen aufzugreifen. Man kann die folgenden Drei Thesenhaftren Zeilen eines langen Textes auch einfach als das nehmen, als was sie gedacht waren. Als rein historische Analysen einer "langen Welle" der Geschichtsschreibung.

Mit der christlichen Verantwortung für die materielle und immaterielle Kulturlandschaft in Mitteleuropa geht freundlich gesprochen eine noch immer bedauerliche Konzentration von Wissen in den Händen von selektiv ausgewählten Personen einher, die darüber hinaus all das, was sie selbst nicht beweisen oder nicht benutzen oder nicht verstehen konnten, in zahlreiche “Geheimgesellschaften” und “Logen” verlagert haben. Hier finden sich folgerichtig immer viele und über die Jahrhundert auch stellenweise sehr peinliche Bemühungen, längst überholte Traditionen aus Mangel an eigenständig erarbeiteten Folgekonzepten durch halbmystische Geheimlehren und aus Ihnen hergeleitete absoluten Erkenntnisse zu ersetzen.
Die Freiheit nutzt sich eben auch in der Geschichtsschreibung auf Dauer ab, wenn man sie nicht nutzt.


Herrje, schon wieder abgeschweift vom sagenumwobenen Dünsberg im idyllischen Biebertal.
Wie groß die Aussenanlagen zum dreifachen Wall des Dünsberges waren und wie weit sie sich erstreckten, kann noch kein Mensch auch nur annähernd angeben. Bislang ist ein Prozent der Fläche archäoloogisch untersucht. Der Fläche INNERHALB der Wallanlagen. Von einer Außensiedlung wie sie die Heuneburg aufweist, stehen hier bereits heute nur noch die kleinen Biotope, die zwischen modernen Reihenhaussiedlungen und Einkaufszentren erhalten geblieben sind.

An dieser Stelle eine Zahl zum Vergleich mit dem eisenzeitlichen Geländeraubbau aus den Studien auf www.fuerstensitze.de

Die Stadt Müchen kämpft aktuelle erstmals erfolgreich gegen eine Versiegelung von Oberfläche, ergo Zerströrung von Denkmalkultur, von der Ausdehnung München-Salzburg. Jährlich.
Jedes gegen den einzelnen Anspruch auf private Bebauung “überflüssig” gestempelte Biotop enthält auch Kulturlandschaft, die unersetzlich vernichtet wird durch die heute alltägliche Bodenversiegelung und die Praxis fehlender Schutzmöglichkeiten.


Ich freue mich über jeden durchhaltefähigen Leser dieses viel zu lang geratenen Beitrages, der hier den Online-Auftritt des Vereins “Archäologie im Gleiberger Land” besucht und dort vielleicht Mitglied wird. Die Mitglieder stammen aus der Region und schützen seit den professionellen Grabungen der RGK (Römisch-Germanischen Kommission, FfM) die Überreste rund um den Berg mit bescheidenen Mitteln und großem inneren und fachlich gut begeleitetem Einsatz. Ich bin übrigens kein Mitglied. Diese Anmerkung stellt also bestenfalls eine Form der Werbung “Für die gute Sache” dar und will als freundliche Anregung und nicht als lateinischer Imperativ gelesen werden.


An das Ende meiner Überlegungen in diesem Beitrag möchte ich die Frage nach dem Ende des keltischen Oppidums auf dem Dünsberg stellen und zeigen, wie wichtig es ist, das wir sie noch nicht beantworten können. Frei nach dem Motto “Lieber eine gemeinsame Frage als meine subjektive Meinung”.

Die Datierung der Funde vom Dünsberg - aus denen, die eben nicht auf eBay verkauft wurden mühsam heraus zu lesen

Die Funde auf dem Dünsberg müssen für die folgenden Zeilen unbedingt und zwangsläufig “datiert” werden. Wir müssen also die Kultur rekonstruieren, die diese Dinge verloren hat.
Was haben Sie eigentlich in Ihrem Leben verloren? Und, eine Absurde Frage, zugegeben: WO haben Sie es denn verloren?

Da die Menschen sowohl in der Hallstatt- als auch in der LaTeneZeit zu mindestens 80 Prozent im Leben genau die gleichen Probleme kannten, wie wir heutzutage (Leben, Lieben, Sterben, um nur drei davon heraus zu greifen), und darüber hinaus nachweislich nachhaltiger lebten als der “ganz” “moderne” Mensch von Jetzt

Und ich kann mir aus eigener Erfahrung einfach keinen von uns denken, der immer nur das hintelässt in seinem Leben, was er bewusst hinterlässt.

Warum ich das erwähnen muss, begründet sich eben in dieser “Datierung”.

Am Dünsberg gab es nur wenige Funde, die im Verdacht stehen können, “absichtlich” dort abgelegt worden zu sein. Dabei muss man abera ausdrücklich an den vorliegenden archäologischen Forschungsergebnissen “vorbei” denken, um die Bedeutung dieser Frage für die Besiedlungsgeschichte zu verstehen.


Denn: Die Geschichte der Grabungen auf dem Dünsberg ist eine verzweifelte Bemühung gewesen, das materielle zu dokumentieren und zu retten - bevor es dem Handel zur Verfügung gestellt werden konnte. Hier war die Geschichte der modernen Grabungen der RGK in FfM nicht weniger spannend, als es in Dokumentationen über die Bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra in Sachsen-Anhalt war.

Eine Geschichte der Eingriffe in den Boden des Dünsbergs und ihrer Motivation(en?)
 
Zuletzt bearbeitet:
(...)

ausdrücklich an den vorliegenden archäologischen Forschungsergebnissen “vorbei” denken, um die Bedeutung dieser Frage für die Besiedlungsgeschichte zu verstehen.

Eine Geschichte der Eingriffe in den Boden des Dünsbergs und ihrer Motivation(en?)

Die BODENEINGRIFFE auf dem Dünsberg stammen nur zu einem geringen Teil von archäologischen Ausgrabungen.

Viel zerstörerischer für das schützenswerte Bodendenkmal war die langjährige Forsttätigkeit mit zu geringer Rücksichtnahme auf Kulutrrelikte ebenso wie die unglaublich belastende Bearbeitung fast willkürlich gewählter Flächen in der Massenlandwirtschaft moderner Prägung. Schutzmaßnahmen, die eine Bewirtschaftung auch denkmalgeschützter Bereiche mit vertretbaren Einbussen beim Ertrag ermöglichen, wie die “bodeneingriffsfreie Landwirtschaft”, werden in Deutschland heute ebenso lobend gehandelt, wie die Bio-Hof-Versuche des britischen Königshauses auf der Insel der Schotten, Waliser und Angelsachsen kommentiert werden: Höhnisch.



Trotzdem ist der Dünsberg im Vergleich mit anderen archäologischen Fundorten bis zujm Begin dess langen 20. Jahrhunderts einer der bestgeschützten Plätze auf der ganzen Welt. Bereits 1906 gilt für das damalige “Großherzogtum”, späte kürzer “Großhessen” getauft, ein Denkmalschutzgesetz. Archäologische Funde deuten auch für das Zeitalter des Barock und der Renaissance auf erste Denkmalschutzaktionen. Hier steht ein Buch im Regal der Altertumswissenschaften, das dringend seine erste Übersetzung aus dem Lateinischen verdient. Die Grabungsnotizen aus der Schrift “De Hassiae originem ....” von Liebnknecht. Dem Großvater des bekannten Sekretärs von Karl Marx in London. Und dem Urgroßvater des nicht so lange bekannten Gründers der USPD, Karl. Liebknecht.



Sie bildeten mit ihrer verblüffend exakten Dokumentation der Hügelgräberausgrabungen bei Hungen und den Entdeckungen auf den Gebieten der hessischen Grafenfamilie Solms den “Grundstock” und den Auftakt für den Vorsprung der mittelhessischen Heimatforschung und damit auch der besseren Denkmal-Pflege im 19. Jahrhundert.



Die Ausgrabungen am Dünsberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts stehen dagegen im Zusammenhang mit den erfolgreichen und wegweisenden Ausgrabungsarbeiten des “Oberhessischen Geschichstvereins”.



Die Bedeutung dieses Vereins für die Geschichte der archäologischen Fachwissenschaft ist ebenso hervorragend, wie die kleine Gruppe der heute noch dort aktiven Vereinsmitglieder bedauerlich ist. Die Vorträge haben häufig den ersehnten Bezug zu Universität und Geschichte der Stadt Gießen als vergleichsweise jungem Oberzentrum.

Hier bieten verschiedene andere Initiativen der modernen Heimat- und Kulturlandschaftsforschung glücklicherweise inzwischen ein positiv nutzbares Korrektiv, wie der bereits erwähnte Verein “Archäologie im Gleiberger Land” oder der “Heimatkundliche Arbeitskreis Busecker Tal” und sein Netzwerk von Heimat- und Geschichtsforschern auf nationaler und internationaler Ebene. Ohne Begleitung von Fans, von Besuchern, Touristen und vor allem von den Medienexperten im Kreis der Archäologieföderer lässt sich dieses einzigartige Zeugnis der Menschheitsgeschichte bereits heute nicht mehr ausreichend schützend.



Und damit meine ich hier kein utopisches Schutz- und Forschungskonzept auf Augenhöhe mit den ehrenamtlichen Kräften in der Bodendenkmalpflege und Heimatforschung.

Ich meine ausdrücklich nur einen Schutz, wie er dem UNESCO-Welterbe “Grenzen des römischen Imperiums” am Luftlinie nicht einmal 20 Kilometer entfernten römischen Limes täglich in einer breiten Zone um jeden Bereich des etwa 150 Kilometer langen Graben-Wall-Bodendenkmales zugesprochen wird.



Dieser Schutz ist für die römische Reichsgrenze genau ebenenso berechtigt, wie der Schutz aller anderen Fundorte, ob sie nun bereits bekannt sind oder im schlimmsten Falle unter kommenden Baugebieten noch verborgen liegen.

In einer Gesellschaft, die sich selbst in ihrem Verhältnis zur Natur immer kritischer beobachtet und die häufig überall für totale Transparenz eintritt, sollte eine solche Themensetzung doch zielführend im Sinne unseres gemeinsamen Denkmalbestandes sein. Solle es nicht?


Und es sei nur am Rande genau hier angemerkt, dass im Gegensatz zum erfolgreichen und zu begrüßenden neuen Busparkplatz- und Führungskonzept auf der Saalburg das zur erfolgreichen Weiterführung der Eisenzeitforschung dringend benötigte Forschungszentrum am Glauberg auch weiter weit hinter den hohen Ankündigungen zurück bleiben muss.



Ein nach unserer Mehrheitsmeinung schützenswertes Kulturgut darf nach allgemeiner Auffassung nicht aus wirtschaftlichen Gründen zerstört werden.

Dazu hat auch kein Grundstückseigentümer, Pächter oder Investor ein denkbares Mandat von der Geschichte übertragen bekommen.
Der Schutz von Denkmalen muss viel früher greifen, als bei der Erstellung von Bebauungsplänen, er muss viel breiter bekannt gemacht werden und viel härter durchgreifen können. Und auch durchgreifen wollen.



Hier werden Transparenz, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz gebraucht, die auch in die weitere Erforschung fliessen müssen. Ein Rückzug staatlicher Vertreter von der Front der Bodendenkmalerhaltung sollte durch die örtliche Bevölkerung in keinem Einzelfall unkommentiert hin genommen werden.
Ich befürchte schon, mit diesen Ausführungen den Rahmen des Geschichtsforums zu verlassen.



Daher komme ich a) zurück zum Dünsberg in Mittelhessen und b) zum Schluss. Ehrlich.


Die Geschichte dieser Ausgrabungen möchte ich aber hier trotz aller gebotenen Kürze ganz kurz streifen dürfen, weil sie zum Verständnis dieses Textes und seines Verfasser von besonderer Wichtigkeit erscheinen könnte.

Solche fanden ganz am Anfang des “langen” 20. Jahrhunderts statt und erzeugten damals eine ganze Generation von jungen, kräfrigen und Kerngesunden Ausgrabungsfachleuten.



Es waren tatsächlich sehr oft Naturburschen, die gerne wanderten und gut Kartenlesen konnten. Sie hatten mit den Arbeitern zusammen "Hügelgräber stechen" gelernt und waren bei maßgeblicher Beteiligung von lokalen Heimatvereinen und einer jeweils sehr eng räumlich begrenzten Wirkung von einzelnen, besonderen Forscherpersönlichkeiten und Grabungen das eigentliche Handwerk gelernt Man orientierte sich in der Grabungstechnik an den Ausgrabungen Dörpfelds in Troja und gewann an Raum gegenüber den Erkenntnissen aus den Ausschachtungsarbeiten des eifreigen Laien-Raubgräbers Heinrich Schliemann. und wollte im intellektuellen Rahmenprogramm nach eigenen Aussagen ganz oft darüberhinaus den Reiz der “germanischen” Urnatur in den Sagen der Gebrüder Grimm oder in den Geschichten des Frankfurter Dichters Goethe nachspüren.



Sie dürfen sich hier auch einmal gerne versuchsweise an die Hobbits des Herrn Tolkien erinnern, wie sie im Qualm ihrer Pfeiffen auf den grünen Grasdächern ihrer kleinen Hügel sitzen und auf den Zauberer warten, der mit dem Feuerwerk zum Voksfest erscheint.



Wenn diese Phase deutscher Archäologen so garkeinen Niederschlag gefunden hat in unserem modernen gemeinschaftlichen Geschichtsbild, wenn alle Texte und Gedanken hinter den Burgenreisen und Traditionsabenden der deutschen Romantik und aller Elan hinter Dichtern wie Fichte und Forschern wie den Gebrüdern Grimm kein Licht auf die Vorgeschichte im Boden Hessens werfen konnte, dann hat das einen guten und einen schlechten und unglaublich traurigen Grund gleichzeitig.
Viele dieser Spezialisten hatten einfach nicht die "Gnade der späten Geburt" wie man später über Sie sagen würde.


Und leider war die Geschichte der deutschen Teile von Europa im 20. wie im 21. Jahrhundert bislang eine Geschichte blutiger Tragödien. Das kann man nirgendwo besser an Fakten aufarbeiten, als hier.

Wie gerne hätte ich hier “ist eine Geschichte der Mißverständnisse” geschrieben, indeed.
Menschen die aus solchem Holze geschnitzt sind, die sind der Archetyp des Traumsoldaten für jede Armee. Sie sind von der Natur für das Militär so geeignet wie schnelle Hunde, bitter formuliert.

Eigentlich trifft auf die wenigen Überlebenden dieser Generation von Ausgräbern des Dünsbergs, die tatsächlich mit solchen Hobbys und Interessen dem ersten Weltkrieg mit seinen auf makabere Weise äußerst “demokratischen” Gasangriffen und dem aufkommenden Segen moderner Bombenkriegstechnik entkommen konnten, das zu, was die “Hoffnung der deutschen Vorgeschichtsforschung” der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts einem von Ihnen boshaft ins Stammbuch schreiben durfte:

“Wenn ihm der erste Weltkrieg seine körperlichen Kräfte nahm, so hat ihm der zweite Weltkrieg die letzten Überreste auch seiner geistigen Fähigkeiten geraubt”
Ein späterer Landesarchäologe A.D. und nach Ausweis der publizierten Akten "der aufsteigende Stern am Himmel der deutschen Vorgeschichtsforschung" im Personenarchiv der NSDAP-Akten (vgl . BDS, Tübingen 2007) über den Archäologen und Ausgräberpionier in Diensten des Glauberges, Heinrich Richter

Tatsächlich haben nur einzelne Personen aus den Ausgräberschulen um Gießen und von den Landeskindern des für seine Zeit äußerst denkmalaffinen hessischen Großherzoges in Darmstadt ihren Lebensabend wirklich in friedlicher Ruhe nach einem der Wissenschaft gewidmeten Forscherleben geniessen können.
Der überwiegende Teil von Ihnen gilt bis heute als verschollen oder hat nie wieder einen Spaten in die Hand nehmen können.
Wenn einer von den wenigen, der niemals müde wurde, den Dünsberg zu durchstreifen, der Heimatforscher Karl Reeh aus Biebertal, heute mit einer Ehrentafel am Freilichtmuseum seinen berechtigten Dank erhält, dann zeigt genau das auch, wie eine sinnstiftende Arbeit an der Heimatforschung immer dann erstaunlich dankbare Erkenntnisse erbringt, wenn sie uneigennützig, überfraktionell und ohne materielle Interessen betrieben werden darf.


Eine Aufarbeitung der sehr speziellen hessischen Archäologenbiographien konnte aber auch der Kongress “Archäologie und Politik” zur Gründung der HessenArchäologie nur sehr begrenzt leisten.


Zurück zu den wenigen Fakten, die uns aus der jahrtausendelangen Siedlungstradition durch obigen Forschungen bekannt geworden sind:





Die Stadt am Dünsberg versinkt in den Strudeln der Zeit – Taucher gesucht!


Indizien, die auf eine Schlacht zwischen Einheimischen Truppen und römischen Einheiten, möglicherweise des Drusus um 12 vor der Zeitenwende hin deuteten, wurden inzwischen hinter den Kulissen heftig angegriffen. (THESE, aber keine von mir, vgl. NICKEL 2001 f. u.A., dagegen: SCHULZE-FORSTER).
 
Die genaue Datierung des Unterganges der weitreichenden Außensiedlung des Dünsberges steht also im direkten Zusammenhang mit der nur ca. 10 Km entfernten, stadtartigen römischen Gründung von Waldgirmes.


In die römische Zeit fallen für die Region die einzigen bisher sicher erreichten absoluten Datierungen. Die Ursupation des rechtsrheinischen Gebietes muss durch die Funde des Lagers Gaius Julius Caesars bis zum Jahr 53 v. Chr. ausgedehnt werden, wenn sich die Chronologie des Lagers noch erhärten lässt. Dies hat fast ohne Material zu geschehen, der Lauf der Lahn wird seit der Gründung der heutigen Reichslimeskommission immer nur südlich des heutigen Dörfchens Grüningen nach römischen Resten untersucht. Außerhalb des immerhin drei Generationen späteren Limes kommt es bis heute häufig zur Fehlinterpretation römischen Materials. Römische Scherben können und werden häufig und leicht mit abgeriebenen Scherben späterer Zeit verwechselt.


Dieses Hintergrundwissen voraus gesetzt, sind die Dendrochronologischen Daten aus Waldgirmes und die hervorragenden Studien von Frau Dr. Klee zur Päläo-Botanik die wichtigsten sicheren Zeitmarken, die “Anker” für die nicht schriftlich überlieferte römische Politik zwischen dem Sieg über die Gallier und der vorläufigen Niederlage am Lahnknie, die sich aus der Anlage des Limes in den Chattenkriegen ergibt.


Das Lager, die Provinzhauptstadt oder – inzwischen geläufiger – das “Forum” inklusive seiner sicher voraus zu setzenden Sicherheitskräfte wurde demnach um 6 v. Chr. um einen Brunnen ergänzt. Damit einher ging ein Umbau des weitläufigen Zentralgebäudes, das vorher ebenfalls in Holz bestand.


Man muss sich Waldgirmes nicht als hochkulturelle Niederlassung an Marmorstraßen vorstellen, sondern eher wie eine Westernstadt.


Der “Saloon” einer Westernstadt erfüllte nun nur bedingt den gleichen Zweck wie dieser Standort, den der ferne Augustus in Rom wohl nicht nur für einen Grenzposten, sondern für eine Metropole i.G., “in Gründung”, gehalten haben muss.

Diese Perspektive ist der Region an der mittleren Lahn, als uralter Grenzregion zwischen den Erzrevieren des “Hinterlandes” und den Vorgebirgen von Vogelsberg und Burgwald, irgendwo verloren gegangen und findet sich nur mehr in Spurenelementen oder in größenwahnsinnigen Regionalentwicklungskonzepten moderner “Betriebswirte”. Mir fehlt hier wirklich jeder mögliche moderne Bezug, da ich hier keinen sicheren antiken Begriff für "Banker" aufspüren konnte. Ohne jede Wertung - umgekehrt wissen wir ja auch nicht so wirklich hundertprozentig, ob der "Pfahlgraben" früher wirklich mal "Limes" genannt wurde. Aber jetzt gleite ich doch wieder sehr ins ungewollt sophistische. Das Ende des Beitrages naht halt.



Dieses Waldgirmes der römischen Fantasie muss es auch gewesen sein, in dem später vergoldetet Bronzestatuen des Kaisers Augustus aufgestellt wurden. Und ganz in der Nähe einer Holzgedeckten Straße und in Sichtweite zahlreiche Ladenlokale und “schicken Restaurants” aus der Lebenszeit des biblischen Herodes wurden die Bruchstücke dieser wertvollen Statuen auch versenkt.



Selbst wenn die Hypothesen des Deutschen Archäologischen Institutes, die sich notgedrungen auch auf viele Annahmen stützen müssen, zutreffen, ist mit dieser “Entwertung” der Rohstoffe Gold, Bronze und Zinn sicher auch eine bleibende Missachtung gemeint, die den Statuen irgendwann zu teil geworden sein muss.

Streng genommen fällt aber auch die römische Gründung bei Lahnau im Lahn-Dill-Kreis so lange noch in den Aufgabenbereich der Provinzialrömsichen unter den Vorgeschichtsforschern und stellt hohe Anforderungen an Geländekenntissse und klimafeste Geländegägigkeit. Auch das ist eine zunehmend weniger wichtige Spezialkenntnis, wenn insgesamt jeder Handybenutzer selbst bei GeoCache oder bei Hunde ausführen auf Denkmäler aller Epochen stossen kann,. Ein Hoch auf Urlaub dort, wo es auch was zu entdecken gibt.



Das Standbild des augusteischen Kaiserhauses wird vor seinem endgültigen Ende im Abfallschacht noch stark erhitzt, mechanisch beansprucht und damit zu einer der heftigsten exothermen Reaktionen veranlasst, die die Antike überhaupt kannte. Eine solche hochwertige Statuen- und Gebäudeausstattung spricht an sich schon für eine hohe Bedeutung der zugehörigen Stadt, die in diesem Fall noch im Entstehen begriffen war.

Wenn die Kaiserstatuen als wertvolle wenn nicht wertvollste Ausstattungsdetails nicht einmal mehr eingeschmolzen und verwertet werden konnten, sondern augenscheinlich in kleine Bruchstücke zerschlagen und achtlos verborgen wurden, dann mutet die bisher gültige Theorie vom “Friedlichen Abzug in aller Ruhe bei Räumung der Gebäude” erst recht sonderbar an.


Für eine solche zivile Geschäftssiedlung, die weder Religion noch Staatlichen Druck nachweisen lässt und fast keine militärischen Funde bisher lieferte, gibt es außer der “Romfreundlichen” keine weitere theoretische Begründung.

Gerade die erst vor kurzem gezeigte Ausstellung “Krieg. Eine archäologische Spurensuche” in Halle (Saale) konnte doch in aller Deutlichkeit zeigen, dass die Ewigkeit einer menschlichen Kriegshandlung nicht in der Tat an sich liegt, sondern im als zufällig empfundenen Entdecken menschlicher Überreste an sich. Die positivistische Wissenschaft versperrt eben doch mit Ihrer “Fakten”-Illusion die Grenzenlosigkeit der Phakten und Fantasien häufiger, als es uns unsere Schulweisheit bisweilen hätte träumen lassen dürfen.
Eine Sonderbestattung von zahlreichen Waffenträgern, am Ende vielleicht auch vergleichbar mit einem Befund in der Nähe des Grabhügels vom Glauberg, könnte die Waage zu der einen oder anderen Seite ausschlagen lassen. Alternativ ist eine konzentrierte Anstrengung der modernen Naturwissenschaften zusammen mit schon fast in der Lehre vergessenen Traditionen der Historischen Hilfswissenschaften nötig.
Wir sprechen hier über ein Archivkonzept, das mit stetem Blick auf die Verhältnisse im möglicherweise kulturell eng benachbarten Köln erfolgen sollte. Wieder ganz historisch gedacht, und dann mal einfach so hier hin geschrieben.

Dagegen sprechen die mitgefundenen und nur hier in dieser Häufigkeit und Klarheit hervor tretenden „Schlussmünzen“ der ersten Grabungskampagnen eine deutlich andere Sprache. Hier finden sich die von Varus selbst für seine unter Anwendung brutalster Gewalt durchgeführten Steuerschätzungen geprägte Gegenstempel, die so gut wie einzige Münzform, die mit einem absolutchronologischen Datum und einem historischen Ereignis derzeit sicher verknüpfbar ist in der Region dieser eisenzeitlichen Kontaktphase des späten Keltentum mit dem frühen republikanischen Rom.

Die „clades Variana“, den uneifrigeren Lateinschülern und ihren Zuhörern bis heute noch eher als „Schlacht am Teutoburger Wald“ geläufig. Obwohl Kalkriese zur Region Osarbrücker Land gehört. Es ist schon manchmal schwierig mit der genaueren Heimatkunde.
Auch hier war, soviel Eigenlob sei hier nach all dem Schweiss kurz erlaubt, nur darauf hin gewiesen, dass auch hier der Name der Archäologien viel klüger gewählt war, als es die allgemein verbreitete SchulWeisheit zugelassen hätte. Ob das auch mit dem Taunus und der „Höhe“ noch einmal in der Geschichte geschehen wird?

Solche und ähnliche Ergebnisse erhoffe ich mir auch von einer Analyse der Flur- Gelände- und Ortsnamen der Region. Jeder Kundige kann hier über die Homepage des Hessischen Amtes für geschichtliche Landeskunde einen guten Einblick gewinnen.

Außer diesen bescheidenen und nur schwer auswertbaren Quellen, Märchenkunde, Sagen, Ortskundige Archivare und unverstandener Mundarten findet sich nur wenig brauchbares, afu das sich wirklich ein modernes "Förder-Siegel" drücken lassen würde. Aber der Kreis eifrige Forscher gegen übereifrige Verscherbler, Aufklären zum Weiterforschen und verschweigen zum bewahren, in diesem Dunstkreis bewegen sich die Deutschen Bodendenkmale selbst heute tagtäglich.
Und nicht etwa nur am „Tag des Denkmals“ im September jeden Jahres, wenn man all die schön restaurierten Schlösser und Gärten mal besuchen darf und die Kirche die meisten Gläubigen außerhalb von Weihnachten trifft, wie es ein befreundeter Vertreter der Kirche In Storndorf bei Schotten einmal so prägnant formuliert hat.

Man stelle sich nun aber auch vor, nur eine Bürgerinitiative zum Natur- oder Landschaftsschutz wäre an einer solchen Stelle mit einem „Tag des Vogels“ zufrieden gewesen und hätte den Kampf um einen nachhaltigen Schutz der RestRessourcen eingestellt.
Wir wären genau dort, wo wir vielerorts in der Wahrnehmung von Schutz, Pflege und Erforschung unserer eigenen Bodendenkmale auch heute stehen. Da staunt der Fachmann. Nachhaltig.


Gerade der spätere Augustus, wiederum in seiner Eigenschaft als Auto-Biograph eines göttlichen Kaisers mit eurozentristischer Weltherrschaftsmanie, sozusagen “himself”, wird in seinen "Res Gestae" schreiben, er habe Rom "als Stadt aus Lehm vorgefunden und als Stadt aus Marmor hinterlassen". In Waldgirmes ist dies wohl wörtlich genommen worden.


Wenn man nun zu seinen eigenen Tatenberichten an die folgenden Jahrtausende einfach nur den sachlichen Fakt mit berücksichtigt, dass Rom eine völlig unnachhaltige Politik der maximalen Ressourcenausbeutung in seinen Provinzen zeit seiner Existenz gefahren hat (FAKT); und rechnet man vielleicht noch einen Wert dafür hinzu, welch hohe Meinung der alte Tacitus in der Germania über die Gegend an der mittleren Lahn zum Ausdruck gebracht hat, wenn er garnichts über dieese schreibt oder wenn GJC manches nur in den Anmerkungen zum gallischen Krieg erwähnen konnte, was er als Militärstratzege doch sogar selbst besichtig hatte, dann spricht das nicht dafür, dass wir im alten Waldgirmes viel Marmor finden werden. Langer Satz, kurze THESE:

Die römischen Quellen heran zu ziehen, und nicht nach den besten Methoden moderner Tatortermittlung auch die - viel “dinglicheren” - Sachquellen der Archäologen sprechen zu lassen, schadet einfach immer.

Bleibt mir nur, wie versproche am Schluss auch einen unterhaltsameren Beitrag zur folgenden römischen Epoche zu leisten.

Unter
www.piratte.net finden Sie einen auch in Hinblick auf die Probleme am UNESCO-Welterbe leider weiter aktuellen Podcast “Roadtrip ins römische Reich”, der auch über Archaeologie-online verfügbar ist.


Er hilft auch denjenigen, die so kurz vor dem Schluss des Textes den Drang verspüren, auch Denkmäler in Not aus anderen Zeitaltern geistig zu “adoptieren” und den wenigen aktiven Beschützern schon dadurch hilfreich zur Seite zu springen.

Aus diesen Anmerkungen und all den hier nur angedeutenten Recherchearbeiten zur regionalen Archäologie und Geschichte habe ich für mich ganz persönlich eine zentrale Einsicht gewonnen:
Der Wissenschaftler darf stets irren, aber er hat immer unverrückbar zu bleiben in seinem Streben nach Wahrheit und nachhaltig im Schutz von Schützenswertem.
Das versteht sich hier als lehrreich geschriebenes Pathos zum “Schluss” und nicht etwa als Theorie in sich.


Mein Schlusswort:
Die reiche Kulturlandschaft hier bei uns hat eine bessere Gesellschaft verdient. Vielleicht auch nur eine ordentlichere Verwandtschaft.

Geben wir zum Schluss einem das Wort, der in der schwersten Zeit an die sich irgendein heute lebender Mensch in Mitteleuropa erinnern kann, zu der naiven und doch so wahren Überzeugung gelangt ist, dass das wesentliche nicht mit den Augen erkannt werden kann.



Der kluge "Gaullois" schrieb kurz vor seinem Abflug uns als bewusst zurück gelassener Menschheit etwas in unser bleibendes Familien-Stammbuch:

Noch nie gab es so viele Besitzer von Armbanduhren,
Und noch keine Zeit vorher hat weniger über die Vergänglichkeit nachgedacht“
Antoine des Saint Exupery, Dichter, FR (ehed. „Gallia cisalpina antiqua“)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ogrim,

finde auch die "normale" Verdana-Schrift schöner, trotzdem viel Gutes in dem langen Text, den ich gerade leider nur überfliegen konnte.
Ich will mal auf ein paar Aspekte übergehen:

- Zu ergänzen wären noch die langen Ausgrabungskampagnen von Herrn Rittershofer in den 200ern, für die dieser unter erheblichen Mühen Drittmittel erwarb und die leider noch unpubliziert sind.
- Zum "schützenswerten Denkmal": für einiges ist es leider schon lange zu spät - der erwähnte Fernmeldeturm, aber auch die Gaststätte oben auf dem Dünsberg haben leider wohl großflächig den Kern in der inneren, wohl ursprünglichen Besiedlung auf dem Gipfelplateau zerstört.
- Ich erinnere mich von einem Besuch bei einer der Grabungen noch, dass gewissermaßen der Dünsberg selbst es seinen "menschlichen" Relikten nicht leicht macht: ein erosionsfreundlicher und ausgräberfeindlicher, sehr "gerölliger Boden" betraf vor allem die mittlere Siedlungszone zwischen Hauptwall 1 und 2.
- zum Taunus/der "Höhe": ein Gelehrter im 18. Jahrhundert, ein Geschichtsprofessor aus Gießen, Ayrmann, schlug in einer Arbeit den Dünsberg als "mons Taunus" vor. Er hatte sich nicht durchgesetzt und jetzt haben wir einen deutlich größeren Taunus.
 
Ein sehr guter Thread,Ogrim
Das Problem ist,dass Bodendenkmäler aus dieser Zeit-gerade in unserem Raum in erklecklicher Anzahl vorhanden , meist nicht so ins öffentliche Bewußtsein gerückt wurden ,wie sie es verdienen würden und oft bereits über Jahrhunderte durch Land- und Forstwirtschaft oder Bebauung zerstört wurden und leider zum Teil immer noch werden.
Die größeren und bekannteren Bodendenkmale wie Dünsberg,Martberg,Donnersberg, haben es da noch relativ gut,-problematischer wird es bei den kleineren unbekannten Bodendenkmälern- da fehlt es oftmals schon auf lokaler Ebene an den Kenntnissen, die ja eine Voraussetzung für Schutzmassnahmen sind,
Umso wichtiger wäre m.E eine lückenlose Erfassung auch dieser Bodendenkmäler um diese zumindest auf lokaler Ebene ins öffentliche Bewustsein zu rücken.
 
Ich erinnere mich an den Bau eines Waldgatters irgendwo zwischen Dünsberg und Weilburg. Das war in den Achtzigern. Da bauten wir auch an einem Hügelkamm entlang, und da war so etwas wie eine langgezogene Erhebung, ein Meter breit, etwas mehr als ein halber Meter hoch.
Teilweise setzten wir der Einfachheit halber die Pfosten genau darauf.
Das sah für mich damals wie ein Wall aus, der grob um die höchste Erhebung gezogen war. Abstand zur Kuppe 50 - 100 Meter. Wo immer ich da einen Pfosten eingrub bestand der Boden aus immer etwa gleich großen, etwa kokosnussgroßen grauschwarzen Steinbrocken.
Ich hab das nie vergessen und oft gerätselt, wer da so was errichtet haben könnte. Einfache Feldbegrenzungen wie um die französischen Äcker schienen mir mitten im Wald abwegig (dass da evtl auch mal kein Wald gewesen sein könnte, kam mir nicht in den Sinn :autsch:).
Mittlerweile ist das alles vermutlich erkundet.
 
Lieber Ogrim,
ganz erstaunlich - und so sperrig quer geschrieben - ob es dir immer gelungen ist, wissenschaftliche Erkenntnis, philosophische Gedankenspiele, Lokal - Landes - und Weltpolitik (vom Umgang real mit einem Bodendenkmal bis zum Umgang mit dem geschichtlichem Erbe der Menschheit) genial zu verknüpfen und in eine literarische Form zu bringen? Jedoch, zuerst Hut ab vor deinem Mut zu einem Ikarusflug, der nicht enden will (und ich musste schmunzeln, dass du ehrlich ankündigst, zum Schluss zu kommen, und dann folgt ein weiterer Versuch sich der Sonne zu nähern). Man sieht schon das Wachs schmelzen, wie Ikarus schlingert, und immer wieder kämpft trotz allem zum Thema zurückzufinden um nicht heillos in ein bitteres Meer des Unverständnis und Vergessens zu stürzen.
Da jedoch einfach anzuknüpfen ist eben nicht leicht - geschichtsforumstauglich könnte ich mich an die Faktenlage anschließen, zum Beispiel zum Ende des Oppidums oder zumindestens mit Kampfspuren am Südhang und Tor 4 mit römischen Truppen aus augusteiischer Zeit, jedoch ist eine Einordnung des Ereignisses bisher meines Wissens noch nicht möglich, und man hofft ein Rüstungsteil zu finden, auf dem ein Legionszeichen eingeschlagen ist, um einzuordnen wer dort gekämpft hat und zu welchem Feldzug die Schlacht gehört ( und leider sind viele Funde römischer und keltischer Waffen vom Dünsberg durch Sondengänger, nach Schätzungen von Dr.Rittershofer
„2000 keltische Lanzenspitzen, 400 römische Bleigeschosse sowie zahlreiche vollständige Pferdegeschirre,Wagenteile sowie römische Schwerter und Pilumspitzen“ abgesammelt worden) .
Auch wegen dieser Kampfhandlungen war Artaunon als Name des Oppidums nicht nur eine These eines Gelehrten des 18.Jahrhundert nach Tacitus dem Germanicusfeldzug des Jahres 15.n.Chr. zugeordnet (Annales 1,56), sondern wird auch heute noch in Erwägung gezogen, https://books.google.de/books?id=eu...EB9g4ChDoAQg0MAU#v=onepage&q=Artaunon&f=false (Kontakzone Lahn - Studien zum Kulturkontakt zwischen Römern und germanischen Stämmen, Harrassowitzverlag).
Doch wird dies deinem Beitrag gerecht? Es bleibt immer ein "Zuwenig", so empfinde ich es, vielleicht ist dein Beitrag auch nicht einfach (oder einfach nicht) diskutierbar.
Vielen Dank!

 

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Die Dissertation von Jens Schulze-Forster ist letztes Jahr im Verlag Marie Leidorf (VML) veröffentlicht worden Berichte der Kommission für archäologische Landesforschung in Hessen , Kosten 54,80 €.

Wer sich das Inhaltsverzeichnis dieses grundlegenden Werks über den Dünsberg, das ergänzt und leicht überarbeitet wurde, einmal anschauen will, bitte Die latènezeitlichen Funde vom Dünsberg. Berichte der Kommission für archäologische Landesforschung in Hessen 13, 2014/2015 (Rahden 2015). | Jens Schulze-Forster - Academia.edu
 
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