Biturigos
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Wenn einem nichts mehr einfällt ist es ein keltischer Kultort? Leider habe ich manchmal diesen Eindruck. Man lässt ein bischen Nebel wallen, eine Eule fliegt durch Bild, macht buhu, und ein Druide steht im weißen Kleid über einem Opferstein. Ein bischen gruselt es, finster ist es im Wald, während man selbst gerade einen Cognac Vieille Reserve von Geffard Henri schlürft, und sich Gedanken um die (polnische) Weihnachtsgans macht.
"Naturreligion" - damit ist dann alles geklärt - Steine, Quellen, Sonne, Mond und Sterne - ja, so hätten "man" es gerne..... und genau deswegen verkleiden sich auch heute noch Erwachsene sich selbst in eine gute heile Zeit projezierend wie Waldschrate und halten sich für Druiden, oder wie in wiki schön formuliert -
„Ältere Darstellungen stellen `Naturreligionen´ oft den `Kulturreligionen´ gegenüber. Bei diesem Begriffspaar schwingen Wertvorstellungen mit: Natur, Primitivität und Zivilisationslosigkeit werden in krassen Gegensatz zu Kultur gestellt. Die Begriffe Naturreligionen und Naturvölker verweisen außerdem auf einen vermeintlich idealen Urzustand, auf den Traum von der Ganzheitlichkeit des Lebens. […] Dies sind wichtige Bestandteile dieser idealisierten Naturauffassung, welche die Verwendung des Ausdrucks Naturreligion problematisch macht.“ Peter J. Bräunlein konstatiert in diesem Zusammenhang im Wörterbuch der Religionen: „Solche Begriffe [Natur-, Stammes-, Primitivreligionen, archaische oder animistische Religionen u.ä.] transportieren einseitige Reduktionen (auf `Stamm´, `Natur´, das […] `Archaische´), ungenaue und abwertende Urteile (`primitiv´) oder Relikte überholter Theorien (`Animismus´).“ Vor diesem Hintergrund wird die Bezeichnung „Naturreligion“ von den meisten Autoren abgelehnt.
Auch Auslegungen wie „Religion der Naturverehrung“ oder „Religionen, die in engem Zusammenhang mit den Erscheinungen der Natur stehen“ gelten als problematisch. Zum einen übertrügen sie das eurozentisch geprägte Verständnis von "Natur" unreflektiert auf andere Kulturen. Zum anderen werde suggeriert, dass die eng mit den natürlichen Bedingungen verknüpften Lebensweisen den (direkten) Glauben an eine „ganzheitlich gottgleiche Natur“ bedingen." (wikipedia, Naturreligion)
War die Religionen der Keltike eine "Naturreligion"?
Zuerst grundsätzlich: „Wo explizite Beschreibungen des religiösen Systems und seiner Glaubensinhalte nicht vorliegen oder dieses System sich nicht in literarischen Zeugnissen selbst manifestiert (wie in der griechisch-römischen oder der nordgermanischen Überlieferung), ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich, aus den äußerlichen Manifestationen – aus Kultstätten, Altären, Opfern, Weihgaben, Götterstatuen und Götternamen –, die ihrerseits erst der Interpretation bedürfen, auf den wesentlichen Inhalt und den inneren Zusammenhang des Systems zu schließen.“
(Wolfgang Meid)
"Für eine Gesamtdarstellung keltischer Relgionsgeschichte ergeben sich daraus drei Konsequenzen. Zum ersten sind alle vorhandenen Quellen in gleicher Weise zu berücksichtigen, damit nicht eine bevorzugte Behandlung besonders aussagekräftiger oder leicht deutbarer Zeugnisse ein verzerrtes Bild des Gesamtbefundes entsteht...
Zum zweiten ist bei der Präsentation der Quellen stets die Problematik der Überlieferung und der Forschungslage zu berücksichtigen...
Zum dritten schließlich ist davon auszugehen, daß nicht alle der im folgenden behandelnden Quellen über eine zeitliche und räumliche Distanz von mehrere tausend Kilometern und vielen hundert Jahren hinweg Bestandteile ein und desselben Symbolsystems anzusehen sind." (Bernhard Maier, die Religion der Kelten)
Meiner Ansicht nach war die keltische Religion eine Weltreligion, damit meine ich ein Welterklärungssystem, das eine eigenständige gesellschaftliche Entwicklung und Veränderung machte, und gleichzeitig von vielfältigen kulturellen Einflüssen und Austauschsprozessen profitierte, und keine selbstgenügsame, statische, und quasi in Kontinuität ideologisch erstarrte selbstreferentielle und ahistorische schematische "Ordnung". Sie war auf die gesellschaftlichen Akteure und ihre Lebenswirklichkeit bezogen, ethisch (für den Krieger Virtus, den Prinzeps Gerechtigkeit, den Bauer richtiges Tun) , um Antworten und Regelungen, Trost, Hoffnung, und Lebensphilosophie angesichts existentieller Bedrohungen (Krieg, Tod, Krankheit, Hunger) und den Mühen und Sorgen des Alltags (Geschäft, Liebe, Diebstahl, Mißernte) zu geben - die Religon war daher für die Menschen und von ihnen gemacht.
"Naturreligion" - damit ist dann alles geklärt - Steine, Quellen, Sonne, Mond und Sterne - ja, so hätten "man" es gerne..... und genau deswegen verkleiden sich auch heute noch Erwachsene sich selbst in eine gute heile Zeit projezierend wie Waldschrate und halten sich für Druiden, oder wie in wiki schön formuliert -
„Ältere Darstellungen stellen `Naturreligionen´ oft den `Kulturreligionen´ gegenüber. Bei diesem Begriffspaar schwingen Wertvorstellungen mit: Natur, Primitivität und Zivilisationslosigkeit werden in krassen Gegensatz zu Kultur gestellt. Die Begriffe Naturreligionen und Naturvölker verweisen außerdem auf einen vermeintlich idealen Urzustand, auf den Traum von der Ganzheitlichkeit des Lebens. […] Dies sind wichtige Bestandteile dieser idealisierten Naturauffassung, welche die Verwendung des Ausdrucks Naturreligion problematisch macht.“ Peter J. Bräunlein konstatiert in diesem Zusammenhang im Wörterbuch der Religionen: „Solche Begriffe [Natur-, Stammes-, Primitivreligionen, archaische oder animistische Religionen u.ä.] transportieren einseitige Reduktionen (auf `Stamm´, `Natur´, das […] `Archaische´), ungenaue und abwertende Urteile (`primitiv´) oder Relikte überholter Theorien (`Animismus´).“ Vor diesem Hintergrund wird die Bezeichnung „Naturreligion“ von den meisten Autoren abgelehnt.
Auch Auslegungen wie „Religion der Naturverehrung“ oder „Religionen, die in engem Zusammenhang mit den Erscheinungen der Natur stehen“ gelten als problematisch. Zum einen übertrügen sie das eurozentisch geprägte Verständnis von "Natur" unreflektiert auf andere Kulturen. Zum anderen werde suggeriert, dass die eng mit den natürlichen Bedingungen verknüpften Lebensweisen den (direkten) Glauben an eine „ganzheitlich gottgleiche Natur“ bedingen." (wikipedia, Naturreligion)
War die Religionen der Keltike eine "Naturreligion"?
Zuerst grundsätzlich: „Wo explizite Beschreibungen des religiösen Systems und seiner Glaubensinhalte nicht vorliegen oder dieses System sich nicht in literarischen Zeugnissen selbst manifestiert (wie in der griechisch-römischen oder der nordgermanischen Überlieferung), ist es sehr schwer, wenn nicht unmöglich, aus den äußerlichen Manifestationen – aus Kultstätten, Altären, Opfern, Weihgaben, Götterstatuen und Götternamen –, die ihrerseits erst der Interpretation bedürfen, auf den wesentlichen Inhalt und den inneren Zusammenhang des Systems zu schließen.“
(Wolfgang Meid)
"Für eine Gesamtdarstellung keltischer Relgionsgeschichte ergeben sich daraus drei Konsequenzen. Zum ersten sind alle vorhandenen Quellen in gleicher Weise zu berücksichtigen, damit nicht eine bevorzugte Behandlung besonders aussagekräftiger oder leicht deutbarer Zeugnisse ein verzerrtes Bild des Gesamtbefundes entsteht...
Zum zweiten ist bei der Präsentation der Quellen stets die Problematik der Überlieferung und der Forschungslage zu berücksichtigen...
Zum dritten schließlich ist davon auszugehen, daß nicht alle der im folgenden behandelnden Quellen über eine zeitliche und räumliche Distanz von mehrere tausend Kilometern und vielen hundert Jahren hinweg Bestandteile ein und desselben Symbolsystems anzusehen sind." (Bernhard Maier, die Religion der Kelten)
Meiner Ansicht nach war die keltische Religion eine Weltreligion, damit meine ich ein Welterklärungssystem, das eine eigenständige gesellschaftliche Entwicklung und Veränderung machte, und gleichzeitig von vielfältigen kulturellen Einflüssen und Austauschsprozessen profitierte, und keine selbstgenügsame, statische, und quasi in Kontinuität ideologisch erstarrte selbstreferentielle und ahistorische schematische "Ordnung". Sie war auf die gesellschaftlichen Akteure und ihre Lebenswirklichkeit bezogen, ethisch (für den Krieger Virtus, den Prinzeps Gerechtigkeit, den Bauer richtiges Tun) , um Antworten und Regelungen, Trost, Hoffnung, und Lebensphilosophie angesichts existentieller Bedrohungen (Krieg, Tod, Krankheit, Hunger) und den Mühen und Sorgen des Alltags (Geschäft, Liebe, Diebstahl, Mißernte) zu geben - die Religon war daher für die Menschen und von ihnen gemacht.
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