Hallstatt-Fürst - Gelungene Darstellung?

Skald

Mitglied
Latene_Hallstattzeit_gross.jpg


http://www.hallstattzeit.de/Galerie/Hallstattzeit_Altmuhltal_Gross.jpg

Was haltet ihr von dieser Rekonstruktion? Sahen die Leute damals wirklich so aus? Ich kenne zwar die dazu passenden Fundstücke aus unserem Seminar, aber finde die Rekonstruktion irgendwie komisch. War es in Europa zu dieser Zeit tatsächlich so warm? Auf welcher Vorlage wurde hier ein "Minirock" rekonstruiert? Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendein Mensch zu irgendeiner Zeit in solcher Mode etwas "herrschaftliches" sah. Ich finde es unfreiwillig komisch.:D

Belehrt mich eines Besseren,

Skald
 
Der Minirock müsste der untere Teil eines kurzen Hemdes sein. die späteren griechischen Hopliten sehen auf den Vasenmalereien ähnlich aus, es wurde also durchaus als eines Mannes würdig angesehen. Hatten die Kelten der Hallstattzeit überhaupt schon Hosen? Andernfalls wird man Bewegungsfreiheit für die Beine nicht anders erreichen.
Temperatur: soweit ich weiß, stellen sie eine auf dem Balkan beheimatete Kultur dar. Da man in unseren Sommern ähnlich dünn bekleidet nicht friert, sollte es weiter südlich auch möglich sein.
 
Deutet das Röckchen und die Rüstung nicht auf einen römischen Einfluss hin ? Der junge Mann sieht eher aus wie ein Römischer Legionär zu Caesars Zeiten. Dazu passt auch der eckige Schild, der eher für eine Kriegsführung in einem disziplinierten Verband (vgl. "Schildkröten"-Formation) geeignet ist als für die eher auf individuelle Tapferkeit beruhende Kriegsführung der Kelten.

Hat man die Ausrüstungsgegenstände tatsächlisch in einem Hallstatt-Ort gefunden ? Könnten es vielleicht Beutestücke sein ?
 
Wieso Balkan? Ich denke, dass sind Hallstattfundstücke aus Deutschland?

Verwirrte Grüße,

Julian
 
das sind Funde aus Österreich-Hallstatt.

römischer Einfluss ist um ca.700-600 v.Chr. wohl noch nicht auszumachen.


Ich weiss nicht wann die Hallstattleute anfingen Hosen zu tragen:
http://www.taranis-kelten.de/pics/schwertscheidenkrieger.jpg
die Schwertscheide aus dem späten 5.Jahrhundert v.Chr. zeigt späthallstatt oder Frühlatenekrieger mit Beinkleidern, Hosen oder Gamaschen

auf der Situle von Vace tragen sie tatsächlich Mäntel, lange Gewänder und Röckchen:
http://www.hervardi.com/images/vace_vaska_situla003.jpg

von wann ist die Situle von certosa?
http://www.hallstattzeit.de/Rekonstruktion/Situla32.jpg
die Krieger tragen auch noch Röckchen oder kurze Tuniken, sofern sie nicht ganz nackt sind..

IMHO könnte der Stoff bunt sein, z.B. ein Muster wie auf den Stoffen der Vace Situla...

ansonsten: beeindruckende Handwerkskunst!
 
Ich denke, eine der größten Störfaktoren bzg. kultureller Dissonanz bei der Betrachtung liegt in Hautfarbe, Haarfarbe und Haarpracht der Darsteller. Jemand, der seine Arme & Beine täglich Wind und Wetter ausetzt wird sicher brauner sein (siehe auch griech./röm. Fresken von Männern und Frauen, die Männer sind meist knackebraun), die Haare womöglich länger, etc.
 
Ich frage mich wirklich ob man in den Alpen so herumgelaufen ist, obwohl das ja Klima wärmer als heute war. Irgendwie sieht der Kerl mit seinem blütenweißen Falten-Miniröckchen tuntig aus...
 
Naja sieht ein wenig "komisch" aus.
Ich frage mich warum nicht die Funde aus dem gut dokumentierten Grab von Hochdorf als Vorbild genommen hat.
Mir fehlen bei der Darstellung z.b. die "typischen" Hosen, mit "Karomuster".
Welcher Befund bildet denn den die Aussgangslage für die Deutung?
 
ich denke er wollte halt unbedingt einen Kämpfer im Glockenpanzer darstellen...

der Krieger auf der Titelseite trägt halt einen Helm, ist Barfuss, mit Axt, Spiessen und Schild bewaffnet, trägt aber eine Art ärmelloser Tunika anstelle eines Panzers...

der Darsteller sieht selbst wie gesagt staturmässig halt nicht unbedingt nach jemandem aus dem man eine solche Rüstung auch im Kampf zutrauen würde...

ansonsten kann ich wirklich nicht sagen ,daß die Rekon schlecht gemacht wäre... nur etwas farblos vielleicht.
 
Naja sieht ein wenig "komisch" aus.
Ich frage mich warum nicht die Funde aus dem gut dokumentierten Grab von Hochdorf als Vorbild genommen hat.
Mir fehlen bei der Darstellung z.b. die "typischen" Hosen, mit "Karomuster".
Welcher Befund bildet denn den die Aussgangslage für die Deutung?

Bisher fand ich Kelten auch immer in Hosen , ob Leder oder Stoff.
Und im Kampf auch gern völlig nackig und blaubemalt !

Dieses kurze Hemdchen verwirrt mich etwas - trägt man da noch was
über den Hintern drunter oder wurde *blankgezogen *:still:
 
Nun, die Oberschicht der Hallstatt-Kultur orientiere sich doch stark an griechischen Vorbildern. Dass das nicht unbedingt den gängigen Kelten-Klischees entspricht, ist nicht verwunderlich dafür aber löblich.
(Immerhin liegen zwischen der Hallstattzeit und den römischen Berichten über hosentragende Kelten und blaubemalte Kaledonier ein paar Jahrhunderte.)

Zur Temperaturfrage: Anfang des 20. Jahrhunderts war es in Deutschland üblich, dass Knaben ganzjährig kurze Hosen trugen, im Winter kombiniert mit Kniestrümpfen. Kleidung ist eher eine Frage der Mode als des Klimas. Der schottische Kilt hat ja auch nichts mit dem speziell schottischen Wetter zu tun. ;)
 
anhand des obigen Vergleichs der frühlatene Schwertscheide mit der Situlenkunst, halte ich es durchaus für möglich ,daß Hosen als Kleidungsstücke der Kelten erst im 5. Jahrhundert v.Chr. in Mode kamen und vorher tatsächlich eher Röcke und kurze Tuniken getragen wurden... ganz wie auch sonst im etruskischen Alpenraum und auf dem Balkan.
 
Dieses kurze Hemdchen verwirrt mich etwas - trägt man da noch was
über den Hintern drunter oder wurde *blankgezogen *:still:
"[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Sans-serif,sans-serif][SIZE=-1]lustig ist das es eine der häufigsten fragen der Frauen ist, zur Hallstattzeit wurde sicherlich keine Unterwäsche getragen, also nackig, benachbarte Völker zb. die Griechen, Etrusker zeigten nackigen Po unter dem Kleid.[/SIZE][/FONT]"
siehe Römer, Griechen, Etrusker, Ritter oder doch Kelten
 
Naja,respekteinflößen sah ein solcher Krieger im kurzen Hemdlein nun wirklich nicht aus....selbst wenn es ein braungebrannter Zweizentner-Mann gewesen wäre.
Vielleicht war das ja Kriegstaktik. Wenn der Gegner wiehernd in der Ecke lag konnte man ihn leichter besiegen :D :D
Aber im ernst
Unter den klimatischen Bedingungen in den Alpen und nördlich davon scheint mir die Kleidung auch nicht angemessen.....Da hat man sich bei der Rekonstruktion wohl etwas zu sehr an den etruskischen und griechischen Vorbildern und da wohl an der Sommermode orientiert .
Wenn man sich die Tunika etwa knielang und beärmelt vorstellt, Sandalen , Wickelgamaschen (schon allein wegen der Brenesseln und ähnlichem Gewürm ;)) und einen Umhang hinzudenkt, dann kommt das wohl eher dem nah,was auf Grund der herrschenden Witterungsverhältnisse hier zu Lande angebracht und praktisch scheint.
Schon aus praktischen Erwägungen dürfte die Kleidung also bis auf die Hosen in etwa dem entsprochen haben,was auch in späteren Zeiten hier getragen wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Komm grad von draussen herein, ob nun modebewusst und nix runter, bei den - Graden wollte ich so nicht draussen herumspringen.

ne hesse :winke:
 
Naja,respekteinflößen sah ein solcher Krieger im kurzen Hemdlein nun wirklich nicht aus....selbst wenn es ein braungebrannter Zweizentner-Mann gewesen wäre.
*räusper* ich möchte da an gewisse Szenen aus "Braveheart" erinnern...

den alten Kelten wurde ja doch auch ein Hang zum "tuntigen" (z.B. übermässiger Schmuck bei Männern, den Feinden grimassen schneiden, auffällige Haar- und Barttrachten...) nachgesagt, sie selbst fanden goldglänzende Rüstungen und kurze Wäsche aber bestimmt sehr männlich und schick.
 
Mag ja sein,aber im Kampf kam es noch nie darauf an,schick auszusehen,sondern dem Gegner schon durch ein martialisches Äußeres Respekt und Furcht einzuflößen. '
 
Zurück
Oben