Die größten (Möchtegern-)Feldherren der Antike

Germanicus

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Nachdem wir ja schon vor einigen Jahren über größten Feldherren der Antike diskutiert haben, soll nun an dieser Stelle über die Feldherren der Antike diskutiert werden, deren "Ruhm" sich der Nachwelt dadurch bewahrt hat, dass durch ihre Missentscheidungen Soldaten und Schlachten unnötigerweise verloren gingen.

Titus Veturius Calvinus u. Spurius Postumius Albinus: Die Feldherren, die die Schmach der Römer des Jahres 321 v. Chr., das. sog. "Kaudinische Joch" verdanken zu haben.

Cnaeus Cornelius Scipio Asina: Als Konsul führte er die römische Flotte sträflich leichtsinnig in einen Hinterhalt, der als "Schlacht bei den Liparischen Inseln" bekannt ist. Seinen Beinamen "Asina" erhielt er nach dieser Schlacht.

Quintus Servilius Caepio: Zusammen mit seinem Kollegen Gnaeus Mallius Maximus war er Befehlshaber der Schlacht von Arausio, einer der vernichtendsten Niederlagen der Römer. Obwohl Mallius Maximus eigentlich den Oberbefehl über das Heer haben sollte, weigerte sich Caepio den Oberbefehl über sein Heer abzugeben, weil sein Kollege von zu geringem Stande war. Dies führte zu keine einheitlichen Herresführung.
 
Demetrios Poliorketes leistete sich in den Diadochenkriegen gleich zwei monumentale Fauxpasse in der Schlacht.

Zuerst 312 v.C. bei Gaza gegen Ptolemaios, dem großen Reitergeneral Alexanders. Demetrios, noch grün hinter den Ohren, ließ seine Reiterei frontal auf die gegnerische Phalanx auflaufen die dort schwer geschlagen wurde.
Diese Niederlage kostete ihm und noch viel mehr seinem Vater Syrien und Babylonien.

Noch fiel schlimmer war es 301 v.C. bei Ipsos. Dort ritt er siegessicher der feindlichen Reiterei hinterher wärend sein Vater (der Alte kann einem leid tun) allein gegen Seleukos Elefanten zurück blieb. Als Demetrios mal über die Schulter schaute konnte er nur noch den toten Vater und ein untergegangenes Reich sehen dessen Erbe er gewesen wäre.

Allerdings sprechen für Demetrios auch mildernde Umstände. Das er es kann hat er schon zweimal vor Athen (307+294) sowie bei Salmais (Zypern, 306) zu Lande und zu See bewiesen.
 
Auch auf Rhodos hat er sich nicht mit Ruhm bekleckert :)
poliorketes heisst "Städteverwüster" - er scheint also eher ein "Spezialist für verbrannte Erde" gewesen zu sein..
 
Röm. Flottenkommandeur Pulcher, der Hühnerversenker. Die heiligen Vögel, als Orakel vor einer Seeschlacht gegen Karthago befragt (Gieriges Fressen war ein gutes Omen), verweigerten die Nahrung. Mit dem Kommentar:
"Wenn sie nicht fressen wollen, sollen sie wenigstens saufen !"
pfefferte er den Käfig samt Inhalt über Bord. Die Schlacht ging verloren...
 
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Auch auf Rhodos hat er sich nicht mit Ruhm bekleckert :)
poliorketes heisst "Städteverwüster" - er scheint also eher ein "Spezialist für verbrannte Erde" gewesen zu sein..

Oder auch "Städtebelagerer". Er verbrachte einen Großteil seiner militärischen Karriere mit dem Belagern von Städten. Athen, Babylon, Tyros, Salamis, Rhodos und eine Vielzahl in Griechenland.

Auf Rhodos hatte er gewaltige Anstrengungen unternommen um diese Stadt zu nehmen. Im Gegenzug aber haben die Rhodesier ebenso viel Schweiß in die Verteidigung ihrer Stadt gesteckt. Letztlich musste Demetrios die Belagerung abbrechen nachdem sich für ihn und seinem Vater an anderen Ecken Griechenlands und der Ägäis neue politische Brennpunkte auftaten.
Rhodos betrachte ich daher nicht als Beweis seiner Unfähigkeit sondern als Beleg für die enorme Widerstandskraft der Rhodesier.
 
Reiche Pfeffersäcke allesamt, wie die "Hanseaten" :) Aber ohne Demetrios hätten wir ein Weltwunder weniger gehabt. Und auch nicht die traurige Geschichte seines Herstellers Chares von Lindos...
 
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Zwei schöne Beispiele, die ihr hier aufgeführt habt, besonders der Frontalangriff mit der Kavallerie auf die Phalanx ist schon eine Klasse für sich.
Ein weiteres Beispiel möchte nun ich ergänzen:
Während des Spartacus-Aufstandes erlitt das Heer des Cassinius, seines Zeichens Legat des Prätors Varinius, eine vernichtende Niederlage während dieser (Cassinius) sich im Bad vergnügte. Zu spät bemerkte er erst was vor sich ging, floh in ein befestigtes Lager, welches jedoch von den Aufständischen überrannt wurde. Cassinius fand, wie so viele seiner Soldaten, den Tod.
 
Schöner Thread ;-)

Aber da muß doch an erster Stelle Gaius Terentius Varro genannt werden, der Verlierer von Cannae. Das war die größte Schlacht, die die Römer je verloren haben und hätte fast zur Vernichtung Roms geführt.
 
Leonidas reißt sich und 2000 Leute in den Tod - tapfer gekämpft, aber für nichts und wieder nichts.
 
"Absicht" gilt nicht: Leonidas wusste wohl, dass er auf verlorenem Posten stand, und darin besteht letztlich auch seine (posthume) Größe... Ich denke es geht hier um eklatante Fehlentscheidungen auf Grund mangelnder Kompetenz oder großer Überheblichkeit; eben Fehler die selbst wir Amateure nicht gemacht hätten. Einige späte persische Großkönige sind da auch ganz gute Kandidaten.. Athahualpa? Montezume?
 
Leonidas reißt sich und 2000 Leute in den Tod - tapfer gekämpft, aber für nichts und wieder nichts.
Abgesehen von den 300 Spartiaten hätten die übrigen 1700 genau wie der ganze Rest aber abziehen dürfen.

"Absicht" gilt nicht(...) Ich denke es geht hier um eklatante Fehlentscheidungen auf Grund mangelnder Kompetenz oder großer Überheblichkeit; eben Fehler die selbst wir Amateure nicht gemacht hätten.
Gerade Absicht gilt. Sich verschätzen kann jeder, aber das Falsche im eigenen Handeln sehen und es trotzdem durchziehen, dass verlangt großes...hmmm..."Selbstvertrauen"
 
"Absicht" gilt nicht: Leonidas wusste wohl...
Sicher wollte er, dass später einmal eine Praline auf seinen Namen getauft würde (ja, ich weiß, es war der Vorname des Firmengründers, aber der hatte wohl gute Gründe, die Firma so zu benennen). Allerdings ist es ein Unterschied, ob er selbst dabei draufgeht oder noch 2000 weitere Männer mit in den Tod reißt.
Athahualpa? Montezume?
*g* Naja, Artaxerxes klingt zumindest ähnlich^^

Einen Spartaner hätte ich noch: Lysander in der Schlacht von Haliartos 395 v.Chr. Um Sieg und Ehre selbst einzuheimsen, wartete er nicht auf das Heer des Pausanias, sondern belagerte allein die Stadt. Ein thebanisches Heer, das in der Nähe lag, fiel den Spartanern in den Rücken und Lysander fiel (Xen. Hell. Buch 3). Ein großer Feldherr, der sich durch übertriebenen Ehrgeiz sein eigenes Grab schaufelte.
 
Kaiser Valens gegen die Westgothen bei Adrianopel. Anstatt auf den die Armee des Westkaiser Gratian zu warten griff er die Westgothen zu früh an. Dazu mussten seine Legionen ers teinmal 18km in voller Kampfrüstung zur Wagenburg der Westgoten marschieren, sodass sie erst zur Mittagszeit, ziemlicherschöpft, dort ankamanen.
Sein Heer wurde vernichtend geschlagen und er selber fand den Tod, was das Römische Reich in eine tiefe Kriese stürzte.
Zusammen mit Cannae und der Varusschlacht gilt sie als eine der blutigsten und bedeutensten Schlachten der römischen Geschichte.
 
Marcus Atilius Regulus

Und noch einer:
Marcus Atilius Regulus, während des Ersten Punischen Krieges als Konsul in Africa gelandet, war es eigentlich seine Aufgabe, die Stellung zu halten und auf seine Ablösung samt Verstärkungen zu warten. Stattdessen entschloss er sich auf eigene Faust einen Feldzug zu beginnen. In der Schlacht von Tunes wurde er dann von einem karthagischen Heer unter Führung des Spartaners Xanthippos besiegt. Fast das gesamte römische Landungsheer wurde aufgerieben, die kläglichen Reste, die zunächst entkommen konnten, starben während eines Unwetters auf dem Meer.
 
Den allerersten Preis der größten antiken Blindbiesen als Feldherr verdient in meinen Augen der Seleukidenherrscher Antiochos III. (der Große).
Antiochos III – Wikipedia.

Hannibal war nach dem 2. Punischen Krieg zu ihm geflohen. Als Antiochos mit den Römern in Konflikt geriet, kam es 190 B.C. zu Entscheidungsschlacht bei Magnesia in Kleinasien.

Hannibal war anwesend, hatte aber keinerlei Entscheidungs- und Befehlsgewalt bekommen. Allein dafür hätte Antiochos verdient zu verlieren und genau das passierte dann auch...
 
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So richtig schöne Anekdoten über Möchtegernstrategen berichtet Sueton u. a. in der Caligulabiographie. Der ließ Soldaten der germanischen Leibwache als "freie Germanen" kostümieren und inszenierte eine fingierte Gefangennahme der "Barbaren". (Suet, Caligula 45- 46) Den Vogel aber schoß er ab, als er seine Legionen zur Invasion Britanniens antreten und dann Muscheln am Strand suchen ließ.


Die Claudier hatten allerdings auch so manche Blindgänger. Appius Claudius Pulcher leistete sich dabei gleich noch eine an Sakrileg grenzende Gotteslästerung, denn als die heiligen Hühner bei den auspizien nicht fressen wollten- ein äußerst schlechtes Omen- ließ er sie einfach ins Meer werfen mit den Worten "sollen sie doch saufen, wenn sie nicht fressen wollen" ( Suet, Tiberius 2)

Doch ich entdecke gerade, dass schon balticbirdie diesen Herrn nannte.
 
Dareios III.

Dareios III. gehört für mich auch in diese Liga.

Als Alexander bei der Schlacht von Issos die persische Aufstellung sah, formierte er sein Heer neu. Dareios wird das nicht verborgen geblieben sein aber er hielt es für besser nichts zu tun, was sich später rächen sollte.
Bei Gaugamela hatte er sogar das Schlachtfeld planieren lassen und war den Truppen Alexanders weit überlegen. Auch hier machte er einen Fehler indem er seine Schlachtreihen soweit öffnete, dass es Alexander möglich war in diese Lücke vorzustoßen.
Im Vorfeld hatte er auch nicht auf seinen Berater Memnon gehört, welcher ihm empfohlen hatte seinem Gegner die Versorgungslinien abzuschneiden.

Einzeln betrachtet könnte man sagen: „O.K. kann mal passieren.“ Aber in der Summe gesehen hat er absolut versagt.

Leonidas reißt sich und 2000 Leute in den Tod - tapfer gekämpft, aber für nichts und wieder nichts.

Ich wurde sagen, Leonidas und seine Leute sind (erfolgreich) für ihr Image gestorben.
 
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