Symmachus

DerFlo

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Kann mir jemand ein paar Infos zu Symmachus und dem Symmachuskreis geben? Wer waren die mitglieder des Kreises?

Und hat jemand eine Ahnung ob es eine Überstzung der Symmachusbriefe auf deutsch gibt sowie vernünftige Literatur rund um das Thema?


So long, dank euch schonmal im voraus:winke:
 
Allzu viel leider nicht, aber ein bisschen etwas über Symmachus und seinen Kreis aus A. Dihle, Die gr. und lat. Lit. der Kaiserzeit, München 1989, S.467-469, vielleicht hilft's.
[467] In besonderer Weise vollzog sich dieser Wiederanstieg des Bildungsstandes in der Stadt Rom, und zwar vor allem im Kreise der heidnisch gebliebenen Senatsaristokratie. Rom war damals schon lange nicht mehr kaiserliche Residenz. In dieser Hinsicht hatten die Städte Trier und Mailand, Nikomedien und Antiochien, vor allem aber die Gründung Constantins am Bosporus ihr längst den Rang abgelaufen. Aber gerade die Ferne des regierenden christlichen Kaisers erleichterte die eng mit der alten Religion verknüpfte Pflege der Tradition der alten Hauptstadt der Welt. Der dort ansässige, mit reichem Landbesitz ausgestattete Senatsadel erfreute sich zwar hohen sozialen Ansehens, doch beschränkte sich seine öffentliche Tätigkeit auf einige traditionelle Ämter in Rom und in den westlichen Provinzen, auf die Wahrnehmung der alten Priestertümer und die Pflege der Rechtswissenschaft. In den Schlüsselpositionen der kaiserlichen Militär- und Zivilverwaltung findet man seine Vertreter selten.
Die herausragende Gestalt dieses Kreises im 4. Jh. n. Chr. war Q. Aurelius Symmachus Eusebius, der wohl berühmteste lateinische Redner seiner Zeit. Der Name verrät, daß die Familie, aus der auch andere hohe Würdenträger und Juristen hervorgingen, aus dem griechischen Osten stammte. Doch tat das ihrer Verpflichtung auf die altrömische Tradition keinen Abbruch.
Symmachus wurde um 345 n. Chr. geboren und stieg rasch zum Präfekten der Stadt Rom und zur Consulatswürde auf. Obwohl er zweimal sich auf die Seite eines Usurpators stellte - das zweite Mal zusammen mit anderen Vertretern seines Standes in der Hoffnung auf eine Restauration des Heidentums - blieb er bei den regierenden Kaisern bis zu seinem Tod i. J. 402 n. Chr. in Gunst. 384 richtete er an den Kaiser die Bitte, gesetzliche Maßnahmen gegen das Heidentum aufzuheben, insbesondere das zugunsten des Fiskus oder der Kirche beschlagnahmte Tempelvermögen zurückzuerstatten und den Altar der Göttin Victoria im Sitzungsgebäude des römischen Senates wieder aufstellen zu lassen. Die diesbezügliche Eingabe ist erhalten und ein eindrucksvolles Zeugnis der Treue zur großen Tradition der Stadt Rom. Ambrosius, der große Mailänder Bischof und Ratgeber des Kaisers, wandte sich sogleich in zwei [468] Schreiben gegen dieses Ansinnen (s. u. S. 545), und noch im Jahr nach dem Tod des Symmachus verfaßte der christliche Dichter Prudentius ein langes polemisches Gedicht, das die Argumente der Eingabe zu entkräften sucht.
Insgesamt acht Reden sind aus der Feder des Symmachus erhalten, darunter Lobreden auf die Kaiser Gratian und Valentinian L, dazu nicht weniger als 900 Briefe, die sein Sohn nach dem Tode des Vaters herausgab. Symmachus schreibt ein korrektes und gepflegtes Latein, das seine Schulung an den Klassikern verrät, und er beherrscht sowohl alle Kunstmittel der schulmäßigen Rede als auch die schlichte und elegante Formulierungskunst, die der Briefstil fordert. Die Briefe sind, weil sie Einblick in die politischen und sozialen Verhältnisse jener Zeit und ihr Geistesleben gewähren und den Leser mit vielen wichtigen Personen des Zeitgeschehens bekannt machen, von großem Interesse. Die Reden hingegen sind eher rhetorische Kunststücke, bei denen es mehr auf die Demonstration der Kunstfertigkeit als auf den Inhalt ankommt.
Symmachus gehört in die Reihe der Glieder der spätrömischen Senatsaristokratie, die sich große Verdienste um die Überlieferung der klassischen römischen Literatur, etwa des Vergil und des Livius, um ihre Erschließung durch gelehrte Kommentare sowie um die Pflege der römischen Rechtswissenschaft erwarben. Natürlich stand das alles in Verbindung mit dem Bemühen um die Erhaltung der alten Religion, die man als unabdingbare Voraussetzung des rechten Zugangs zur literarischen Überlieferung betrachtete. Doch hat sich die Pflege der klassischen römischen Literatur auch bei den Familien dieses Kreises im 5. und 6. Jh. n. Chr. erhalten, die sich dem Christentum zuwandten. Auch gibt es nicht wenige Zeugnisse dafür, daß sowohl im Osten wie im Westen Angehörige der gebildeten Schicht nicht zuletzt auf der Grundlage der gemeinsamen Interessen an Philosophie und Literatur trotz verschiedenen Glaubens einander freundschaftlich verbunden waren.
Ein besonders markanter Vertreter dieser Schicht war auch der Schwager des Symmachus, Virius Nicomachus Flavianus, an den etliche der Symmachus-Briefe gerichtet sind. Flavian bekleidete ähnliche Ämter wie sein etwa 10 Jahre jüngerer Schwager und unterstützte wie dieser den Usurpator Eugenius. Nach dessen Niederlage in der Schlacht am Frigidus i. J. 394 n. Chr. beging Flavianus Selbstmord, weil er sich wohl besonders eng der Sache der alten Religion verbunden fühlte. Er war ein vielseitiger Schriftsteller, der Philostrats Lebensbeschreibung des Apollonios von Tyana, einer für die gebildeten Heiden jener Tage als Gegenfigur zu Jesus besonders faszinierenden Gestalt, ins Lateinische übersetzte. Diese Übersetzung ist, ebenso wie ein Geschichtswerk des Flavianus, nicht erhalten. Sein Sohn, der wie der Vater in hohe Würden aufstieg, teilte auch seine literarischen Interessen, und bemühte sich wie dieser um die reine Textgestaltung und die gelehrte Interpretation der klassischen lateinischen Literatur.
Symmachus, Nicomachus Flavianus und ihren gemeinsamen Freund Vettius Agorius Praetextatus, einen Experten im alten Sakralrecht, findet man zusammen [469] mit dem gelehrten Vergil-Erklärer Servius und anderen Dialogpartnern in den Saturnalien des Macrobius.
 
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