Chinas Bevölkerung zur Zeit des Ersten Kaisers

Aron

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Hi, ich habe mich seit einiger Zeit mit Qín Shǐhuángdì (Erster erhabener Gottherrscher von Qin), also dem Ersten Kasier von China beschäftigt. Je mehr ich mit der Zeit der Qin-Dynastie befasste, desto überwältigendsten fand die Zahlen, die das damalige China an Bevölkerung auf geboten haben soll. So soll der Erste Kaiser auf seinen Feldzugen zur Eroberung Chinas zeitweise eine Million Soldaten und Hilfskräfte aufgeboten haben (die Römische Republik schickte zur selben Zeit grademal 80.000 Mann gegen Karthago). Ebenso sollen 700.000 Zwangsarbeiter am Grabmal, sowie ebenso viele an der ersten Großen Mauer geschufftet haben.

Ich finde diese Zahlen mehr als erstaunlich, denn diese Menschenmassen, so groß sie auch sein mögen, können doch nur einen geringen Teil der gesamten Bevölkerung des damaligen Reiches dargestellt haben.

Mich würde deswegen sehr interessieren, ob jemand genauere Zahlen über die Gesamtbevölkerung Chinas zur Zeit der Qin-Dynastie kennt.
 
Ich muss ja gestehen, dass die chinesische Geschichte mir weitestgehend fremd ist, aber diese Zahlen erinnern mich ein wenig an die 4,2 Mio. Perser, die Xerxes laut Herodot gegen Griechenland führte (und die kein moderner Historiker für glaubhaft hält). Und es ist bei weitem nicht die einzige deutlich überhöhte Schätzung aus der europäischen Geschichte...

Könnte das bei den genannten Zahlenangaben aus China nicht ähnlich sein?
 
Naja, in ich finde die Zahlen auch enorm hoch. Jedoch muss man, meiner Ansicht nach berücksichtigen, dass die Bevölkerungsangaben die aus heutiger Sicht über die damalige Größe gemacht werden weitaus glaubwürdiger sind, als die Truppenzahlen der griechischen Schriftsteller über die Perserkriege.

Zudem muss man in Ostasien auch die veränderten klimatischen Bedinungen berücksichtigen. So konnte man schon damals zwei bis teilweise drei Reisernten einfahren, was zu einem riesigen Überschuss an Grundnahrungsmittel führte, den man im klimatisch gemäßigten Europa nicht zu erzielen im Stande war. So konnte man große Bevölkerungsmassen ernähren und viel Kapazitäten an "Humankapital" in anderen Sekoren also der Landwirtschaft beschäftigen. ;)

p.s. Danke für den Link Longshanks!
 
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Eine Bevölkerungszahl von 20 Millionen Einwohner zur Qin-Zeit ist wahrscheinlich eine ziemlich zutreffende Zahl.

...die Römische Republik schickte zur selben Zeit grademal 80.000 Mann gegen Karthago.


Vorsicht! Du vergleichst die Gesamtstärke der Qin-Armee mit einer Teilarmee. Die gesamte römische Armee war während der Punischen Kriege höher als nur für diesen einen Kriegszug betrachet.

Insgesamt stellt das Millionenheer der Qin ein Maximum dar, das ungewöhnlich groß war für diese chin. Epoche. Schon in der frühen Han-Zeit verzichtete man wieder auf derart aufgeblähte Armeen. Außerdem dürfte die gesamte römische Armee mit allen verbündeten Truppenteilen zu ihrer Hochzeit auch etwa 800.000 Mann ausgemacht haben. Zumal ein unübersehbarer Unterschied zwischen China und Rom bestanden hat: Die Chinesen setzten praktisch während ihrer gesamten Geschichte gänzlich auf Quantität um zu siegen. Die Römer hingegen pochten primär auf Qualität (bessere Ausbildung, Ausrüstung, Drill) und erst sekundär auf Quantität. Insofern muss man das stark relativieren, wenn man China und Rom miteinander vergleichen will.

So konnte man schon damals zwei bis teilweise drei Reisernten einfahren.


Was recht zweifelhaft ist. Denn die antiken Chinesen aßen so gut wie keinen Reis. Nur in der Jangtse-Region war Reis ein Bestandteil der Grundnahrungsmittel. Ansonsten aß man hauptsächlich Getreide. Reis zog erst im 9./10. Jahrhundert n .Chr. als wichtiger Bestandteil in die chin. Küche ein. Auch dann blieb der Reiskonsum hautsächlich auf Südchina begrenzt, während im Norden (Region des Gelben Flusses) die Nudel Hauptbestandteil der Küche blieb.
 
Louis le Grand schrieb:
Insgesamt stellt das Millionenheer der Qin ein Maximum dar, das ungewöhnlich groß war für diese chin. Epoche. Schon in der frühen Han-Zeit verzichtete man wieder auf derart aufgeblähte Armeen. Außerdem dürfte die gesamte römische Armee mit allen verbündeten Truppenteilen zu ihrer Hochzeit auch etwa 800.000 Mann ausgemacht haben.

Zwar stimmt es, dass die 80.000 Mann nur einen Teil des römischen Heeres darstellte, doch war selbst die Gesamtzahl weit geringer als die Truppenstärken der chinesischen Armeen. Zudem ist es abwegig die Truppenkontingente des römischne Reiches bei ihren Höchststanden mit den chinesischen Truppenzahlen mehrere Generationen vorher in Relation zu setzen.


Louis le Grand schrieb:
Zumal ein unübersehbarer Unterschied zwischen China und Rom bestanden hat: Die Chinesen setzten praktisch während ihrer gesamten Geschichte gänzlich auf Quantität um zu siegen. Die Römer hingegen pochten primär auf Qualität (bessere Ausbildung, Ausrüstung, Drill) und erst sekundär auf Quantität. Insofern muss man das stark relativieren, wenn man China und Rom miteinander vergleichen will.

Die Aussage, dass die Chinesen keine der römischen Organisation gleichweritgen Heeresverwaltung hatten ist gänzlich falsch. Man braucht nur zu berücksichtigen, dass es schon zur damaligen Zeit weitentwickelte Werke zur Kriegsführung gab, wie die Werke General Sunzis, die noch heute in vielen Armeen der Welt zur Grundausbildung benutzt werden. Die Chinesen wahren in der Ausbildung ihrer Truppen sehr auf Drill, Diziplin und ein taktisches Verständnis ausgerichtet. Sie verfügten über einen komplexe Schlachtformation, bei denen großer Wert auf die taktische Vielfalt der einzelnen Waffengattungen gelegt wurden. So bestanden die ersten Reihen aus Armbrustschutzen, dahinter befanden sich zu taktischen Körpern geordnete schwere Infantarieeinheiten, die zwischen Räume nahmen die Streitwagen mit den Offizieren ein, die wiederum von spiziellen Lanzenträgern gegen den Feind geschützt wurden. Die Flankenpositionen wurden mit Kavallerie und leichte Infanterietruppen gedeckt.
Die Römer lernten zu dieser Zeit grade erst die Kohorten- und Treffentaktik auszuprägen, in denen die einzelnen Kohorten zu eigenständige taktische Körper aufgeteilt wurden und dies auch nur, da Scipio und andere Feldherren aus Cannä und anderen Schlachten gelernt hatten und nun die veraltete Phalanxtaktik durch eine Hannibal ebenbürtige Taktik zu ersetzten wussten. Zudem ist es eine Fehlinterpretation unserer Zeit Massenheere als die einfachaste Form des taktischen Körpers anzusehen, das Gegenteil ist der Fall. So schieb schon Hans Delbrück: "... eine große Masse bewegungsfähig zu machen, ist ein Kunstwerk, das nur hoher Kultur gelingen kann. Die Barbarei ist dessen unfähig." Zitat: Geschichte der Kriegskunst - Das Altertum.
So mit war es für die Römer viel leichter ihr Heer zu organisieren, als es für die Chinesen mit ihren größeren Massen an Kombatanten war. Zudem war die Kriegskunst der Chinesen nicht nur taktisch ebenbürgtig (vielleicht sogar überlegen), auch die Handwerkskunst der Waffenproduktion war viel fortgeschrittener, so stellten sie schon damals Waffen her, die in der Massenfabrikation nur um wenige Millimeter untereinander abwichen und das bei riesigen Stückzahlen. Zudem versiegelten sie ihre Waffen mit einer Chromlegierung, die in Europa erst im 20. Jahrhundert zum Patent angemeldet wurde. Die Armeen des Qin-Reiches und seiner Rivalen wahren für ihre Zeit auch im "internationalen Vergleich" sehr gut aus Gerüstet.


Louis le Grand schrieb:
Was recht zweifelhaft ist. Denn die antiken Chinesen aßen so gut wie keinen Reis. Nur in der Jangtse-Region war Reis ein Bestandteil der Grundnahrungsmittel. Ansonsten aß man hauptsächlich Getreide. Reis zog erst im 9./10. Jahrhundert n .Chr. als wichtiger Bestandteil in die chin. Küche ein. Auch dann blieb der Reiskonsum hautsächlich auf Südchina begrenzt, während im Norden (Region des Gelben Flusses) die Nudel Hauptbestandteil der Küche blieb.

Das stimmt, ich wollte eigentlich auch mehr auf das Getreide, also Zuchtform von Süßgräsern (zudem Reis auch zählt ;)), eingehen. Zwar aßen die Menschen andere Süßgräser in Qin, doch war es damals die Kornkammer Chinas und die klimatischen Bedingungen ermöglichten auch bei anderen Getreidesorten höhere Erträge, als bei gleichartiger Zucht in Europa. Was dem Effekt der Freisetzung von "Humankapital" für andere wirtschaftliche und militärische Bereiche ebenfalls zu gute kam.
 
So schieb schon Hans Delbrück: "... eine große Masse bewegungsfähig zu machen, ist ein Kunstwerk, das nur hoher Kultur gelingen kann. Die Barbarei ist dessen unfähig." Zitat: Geschichte der Kriegskunst - Das Altertum.

Um bei meiniger obigen Kritik zu bleiben: Gerade Delbrück ist bei Zahlenangebaen außerordentlich kritisch. Hätte er die chinesische Geschichte in sein Werk einbezogen, wären von den riesigen Zahlen nicht allzuviel übriggeblieben, will ich mal behaupten.

Um das gleich zu erweitern und zu vertiefen: Woher stammen diese ahlen, und wie glaubwürdig sind sie? Gibt es halbwegs verlässliche Schätzungen, wieviel Einwohner die damaligen chinesischen Staaten hatten?

Zudem muss man in Ostasien auch die veränderten klimatischen Bedinungen berücksichtigen. So konnte man schon damals zwei bis teilweise drei Reisernten einfahren, was zu einem riesigen Überschuss an Grundnahrungsmittel führte, den man im klimatisch gemäßigten Europa nicht zu erzielen im Stande war.

Naja, auch in China gab es mit erschreckender Regeläßigkeit Hungersnöte.
 
Also ich habe mir grade die Dokumentation "Sturm über China" gesehen. Dort wird auch mit ähnlichen Größen gerechnet, wie hier (knapp eine Million Soldaten und Hilfstruppen; zur gleichen Zeit 80.000 römische Kombatanten ziehen gegen Karthago; 700.000 Zwangsarbeiter am Grabmal des Kaisers; etc.)

http://www.geschichtsforum.de/f273/sturm-ueber-china-das-geheimnis-des-ersten-kaisers-16180/

Ich kann leider nicht nachprüfen, in wie weit die genannten Daten der Richtigkeit entsprechen, doch gehe ich davon aus, dass die Dokumentation (zumal auf wohl neusten Fakten basierend --> veröffentlicht in diesem Jahr [2006]), auf wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen beruht bzw. dass der Dokumentarfilmer der Bildung zu gute kommen wollten, also wohl kaum an den Daten etwas manipuliert haben wird.
 
Zudem ist es abwegig die Truppenkontingente des römischne Reiches bei ihren Höchststanden mit den chinesischen Truppenzahlen mehrere Generationen vorher in Relation zu setzen.

Eigentlich ist es generell völlig abwegig Armeen von sehr unterschiedlichen Regionen und Kulturen einfach so zu vergleichen und dann zu sagen "die sind toll und die sind nicht so toll". Die Umstände der Entstehung und des Einsatzes sind fundamental anders, das einfach so zu verallgemeinern macht einfach keinen Sinn. Es sei denn, man will eine Seite herabwürdigen, irgendwas findet man dann schon, wenn man will:

Heeresverwaltung und Taktik waren im antiken China ohne jeden Zweifel gut funktionierende Bereiche. Aber dennoch, die römische Armee entwickelte sich zur hocheffizienten Berufsarmee mit einem hohen Grad an Professionalisierung. Genau das fand in China eben nicht statt. Dort setzte man seit der Qin-Zeit verstärkt auf Wehrbauern, die im Bedarfsfall als Soldaten eingezogen wurden. Auch erreichten die antiken chinesischen Armeen nie den Professionalierungs- und Disziplinierungsgrad der Römer, eben weil sie es nicht nötig hatten. Im antiken China siegte der quantitative über den qualitativen Ansatz, in Europa genau andersherum, weil man eben zunächst weniger Einwohner hatte (siehe das kleine Rom, oder die griechischen Stadtstaaten). Der Sprung in die professionelle Berufsarmee findet in China erst während der Song-Zeit etwa im 11. Jahrhundert statt, als man sich gegen die Übergriffe der Dschurdschen und Mongolen erwehren musste.

Siehe:
Chris J. Peers: Ancient Chinese Armies: 1500 B.C.-200 B.C., Osprey 1990.
Chris J. Peers: Imperial Chinese Armies, 200 B.C.-A.D. 589, Osprey 1995.
Chris J. Peers: Imperial Chinese Armies, 590-1260 Ad, Osprey 1996.
Denis Twitchett und Michael Loewe (Hgg.): The Cambridge History of China. Volume 1: The Ch'in and Han Empires, 221 BC–AD 220'. Cambridge University Press, Cambridge u.a. 1986.

Zudem war auch die Handwerkskunst der Waffenproduktion viel fortgeschrittener, so stellten sie schon damals Waffen her, die in der Massenfabrikation nur um wenige Millimeter untereinander abwichen und das bei riesigen Stückzahlen. Zudem versiegelten sie ihre Waffen mit einer Chromlegierung, die in Europa erst im 20. Jahrhundert zum Patent angemeldet wurde. Die Armeen des Qin-Reiches und seiner Rivalen wahren für ihre Zeit auch im "internationalen Vergleich" sehr gut aus Gerüstet.

Also ich denke, was die qualitative Herstellung von Waffen anbelangt brauchen sich die Römer, Karthager und Hellen nicht vor den Chinesen des Qin-Reiches verstecken, ganz im Gegenteil. Da bin ich mir sehr, sehr sicher. Auch in der Mittelmeerregion gab es Technologien im Kriegshandwerk von denen die Qin wiederum keinerlei Ahnung hatten. Angefangen bei einer Kriegsgaleere über Torsionsgeschütze hin zur Kavallerie. In allen drei Waffengattungen waren die Qin-Chinesen im Vergleich zu den zeitgleichen Mittelmeerreichen hoffnungslos unterlegen.

Die Chinesen wahren in der Ausbildung ihrer Truppen sehr auf Drill, Diziplin und ein taktisches Verständnis ausgerichtet. Sie verfügten über einen komplexe Schlachtformation, bei denen großer Wert auf die taktische Vielfalt der einzelnen Waffengattungen gelegt wurden.


Und das gab es bei einem Alexander den Großen, Hannibal oder Scipio nicht ?
 
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Louis le Grand; schrieb:
Eigentlich ist es generell völlig abwegig Armeen von sehr unterschiedlichen Regionen und Kulturen einfach so zu vergleichen und dann zu sagen "die sind toll und die sind nicht so toll". Die Umstände der Entstehung und des Einsatzes sind fundamental anders, das einfach so zu verallgemeinern macht einfach keinen Sinn.

Das stimmt im ganzen, allerdings meine ich, dass es spezifische Punkte gibt, in denen man vergleiche ziehen kann.

Louis le Grand; schrieb:
Heeresverwaltung und Taktik waren im antiken China ohne jeden Zweifel gut funktionierende Bereiche. Aber dennoch, die römische Armee entwickelte sich zur hocheffizienten Berufsarmee mit einem hohen Grad an Professionalisierung.

Die Umwandlung der römischen Armee von einem Bürger- zu einem Berufsheer fand jedoch auch erst in der Zeit des Zweiten Punischen Krieges statt, davor waren auch die Römer ähnlich den Griechen als Bürgerheer aufgestellt.

Louis le Grand schrieb:
Also ich denke, was die qualitative Herstellung von Waffen anbelangt brauchen sich die Römer, Karthager und Hellen nicht vor den Chinesen des Qin-Reiches verstecken, ganz im Gegenteil. Da bin ich mir sehr, sehr sicher. Auch in der Mittelmeerregion gab es Technologien im Kriegshandwerk von denen die Qin wiederum keinerlei Ahnung hatten. Angefangen bei einer Kriegsgaleere über Torsionsgeschütze hin zur Kavallerie. In allen drei Waffengattungen waren die Qin-Chinesen im Vergleich zu den zeitgleichen Mittelmeerreichen hoffnungslos unterlegen.

Zum einen, warum sollte ein Volk, welches hunderte Kilometer vom Meer entfernt ist, Energie in die Entwicklung der Kriegsmarine stecken? Zudem gab es verbesserte Verfahrenstechniken der Waffenherstellung, wie oben z.B. schon genannt, das Überziehen der Waffen mit Chrom und anderne Metallen. Zwar stimmt es, dass die Chinesen keine den mediteranen Völkern gleichwertigen Torsionsgeschütze besaßen, dafür besaßen sie andere ballistische Geräte, wie z.B. die Repetierarmbrust (die erste Magazinwaffe), sie waren die ersten die Schwarzpulver und Kanonen einsetzten (eine Technologie die in Europa erst im Mittelalter große Verbreitung fand), sie verfügten über eine verbesserte, ursprünglich aus Japan stamende Variante des Asymmetriebogens, etc. Die Chinesen waren den Europäern also keines Wegs unterlegen, schon garnicht in der ballistischen Kriegsführung. Ich möchte zwar nicht behaupten, die Chinesen währen den Europäern überlegen, aber ich will die vorherigen Feststellung zumindest revidieren.
 
Die Chinesen waren den Europäern also keines Wegs unterlegen. [...] Ich möchte zwar nicht behaupten, die Chinesen währen den Europäern überlegen, ...

So würde ich das auch sehen wollen. Beide Regionen hatten im Vergleich ihre Vorzüge und Nachteile. ;)

...sie waren die ersten die Schwarzpulver und Kanonen einsetzten (eine Technologie die in Europa erst im Mittelalter große Verbreitung fand),

Schwarzpulver ohne jeden Zweifel ja, Kanonen sicher nicht. Die Chinesen hinkten bei der Erfindung der Kanone ein Jahrhundert hinter den Europäern her.

Kanone - Wikipedia
 
Um das gleich zu erweitern und zu vertiefen: Woher stammen diese Zahlen, und wie glaubwürdig sind sie? Gibt es halbwegs verlässliche Schätzungen, wieviel Einwohner die damaligen chinesischen Staaten hatten?


Viele Zahlen zur Qin-Zeit stammen aus dem Shiji von Sima Qian (um 100 v. Chr.), ob diese verlässlich sind steht in den Sternen, denn wir können sie nicht verifizieren. Sima Qian war selber kein Zeitgenosse des Ersten Kaisers, sondern er "sammelte" Informationen über die Qin, was schon reichlich schwierig gewesen sein muss, da alle Archive der Qin schon am Ende der Qin-Dynastie vernichtet wurden.

Zur Zahl der 700.000 Arbeiter am Mausoleum. Anzunehmen ist, dass das eine Gesamtzahl ist. Während des vierzigjährigen Baus arbeiteten an allen dazugehörigen Werkstätten und Baustellen insgesamt so viele Menschen, also niemals zeitgleich, sondern verteilt auf 40 Jahre. Durch die hohe Zahl an Kriegsgefangenen und die hohe Sterblichkeit der Zwangsarbeiter ist das durchaus möglich. Die hohe Zahl läßt sich also durch den unmenschlichen Verschleiß erklären.
 
Also ich habe mal etwas weiter in der Fachliteratur nachgeschlagen, was man dort von den hohen Zahlenangaben hält. Unter anderem in der schon von mir genannten Literatur.

Mich würde deswegen sehr interessieren, ob jemand genauere Zahlen über die Gesamtbevölkerung Chinas zur Zeit der Qin-Dynastie kennt.

Die Zahlen die ich für die Qin-Zeit um 220 v. Chr. gefunden habe, schwanken zwischen 20 und 30 Millionen Einwohnern. Das ist natürlich eine Schätzung, denn das Problem ist, das die erste halbwegs verlässliche Zahlenangabe aus der Antike, der erste kaiserliche Zensus von 2 n. Chr. ist. Dieser schätzt die Einwohnerzahl auf 50 Millionen. In den vergangenen 200 Jahren war die chin. Bevölkerung kontinuierlich gewachsen, da keine innere Krise mehr anhielt und die Gesellschaft unter den westlichen Han stabile Bedingungen vorfand.

So soll der Erste Kaiser auf seinen Feldzugen zur Eroberung Chinas zeitweise eine Million Soldaten und Hilfskräfte aufgeboten haben (die Römische Republik schickte zur selben Zeit grademal 80.000 Mann gegen Karthago).

Da ergibt sich ein Problem. Die größte Zahlenangabe in den antiken Quellen ist nämlich 600.00. Und die Literatur ist sich wohl einig darin, dass genau diese Zahl viel zu hoch ist. Die realistische Größe der Qin-Armee unter König Zheng dürfte 200.000 Mann niemals überschritten haben. Damit war sie aber dennoch eine der größten Armeen ihrer Zeit. Die größten Kriegszüge in der Endphase der Streitenden Reiche überstiegen nie 100.000 Soldaten, auch wenn die antiken Quellen gern was anderes erzählen, da werden auch mal 500.000 Mann, jeweils auf beiden Seiten, in nur einer Schlacht genannt.

Battle of Changping - Wikipedia, the free encyclopedia

Völlig unrealistische Übertreibung!

Qin benutzte in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. zur Eroberung der anderen Königreiche ein operatives Heer von durchschnittlich etwa 100.000 Mann. So erklärt sich auch, warum Qin nicht alles gleich auf einmal eroberte, sondern die anderen voneinander trennte und dann jeden einzeln angriff. War ein Land besiegt, wurde ein Armeeteil als Besatzungsmacht zurückgelassen und der Rest formierte sich wieder, um konzentriert den nächsten Feind zu überrennen. Qins Weg zum Sieg war eben nicht nur die Größe seiner Streitmacht, sondern seine sehr gute ökonomische Basis. Qin konnte seine Truppenverluste schnell ausgleichen, viel schneller als der Feind. So konnte kontinuierlich ein Heer von 200.000 Soldaten aufrecht erhalten werden und die resultierende Schlagkraft machte Qin zum Endsieger des Krieges. Danach kam es auch rasch zur militärischen Deeskalation in China. Das Qin-Heer wurde wieder abgespeckt und auf eine besser zu versorgende Größe reduziert. Einhundert Jahre später, unter dem kriegerischen Han-Kaiser Wudi, gilt dann eine einzelne Armee mit 50.000 Mann als sehr groß. Mit diesen Zahlen wurden auch der Gansu-Korridor und das Taklamakan-Protektorat erobert. Eine Truppenstärke von 600.000 oder sogar 1 Million war für Qin wahrscheinlich nicht zu versorgen, das gehört ins Reich der Chronisten-Propaganda.

Nimmt man nun diese sehr viel realistischeren Zahlen zur Grundlage, dann sind die zeitgleichen Truppendimensionen der Punischen Kriege im Mittelmeer gut mit den chin. Verhältnissen zu vergleichen. 80.000 Männer in einen Kriegszug zu schicken entspräche ziemlich exakt dem Vorgehen chin. Staaten während der Endphase der Streitenden Reiche.

Naja, in ich finde die Zahlen auch enorm hoch. Jedoch muss man, meiner Ansicht nach berücksichtigen, dass die Bevölkerungsangaben die aus heutiger Sicht über die damalige Größe gemacht werden weitaus glaubwürdiger sind, als die Truppenzahlen der griechischen Schriftsteller über die Perserkriege.

An der Stelle muss ich deutlich entgegenhalten, dass das genaue Gegenteil der Fall ist. Die alten Chinesen standen in dieser Hinsicht den alten Griechen in nichts nach. Da wurde maßlos übertrieben und völlig irrwitzige Zahlenangaben gemacht. Diese Art der positiven Propaganda gehörte während der ganzen chin. Geschichte zum guten Ton. Beispielsweise sind Angaben, dass eine 50.000 Mann-Armee einen 400.000 Mann-Gegner besiegt hätte durchaus normal im alten China, nur stimmt das zahlenmäßig mit Sicherheit nicht, auch wenn uns alte Chroniken vom Gegenteil überzeugen möchten. Selbst in einem populärwissenschaftlichen Magazin wie Geo Epoche (Thema: Erster Kaiser) findet man als Fußnote folgenden Satz: Diese Ziffern stammen, wie die meisten Zahlenangaben, aus der traditionellen chinesischen Geschichtschreibung, in der die Angaben aus propagandistischen Gründen oft stark übertrieben sind. In Wirklichkeit waren chin. und westliche Heeresstärken und deren Chronisten während der Antike also durchaus sehr ähnlich.

Anderes Beispiel:

List of Chinese battles - Wikipedia, the free encyclopedia

Nahezu alle Zahlenangaben zum alten China, die in diesen Artikeln genannt werden, kannst du konsequent in die Tonne schmeißen. Allesamt viel zu hoch, da war die Fantasie und nicht die Realität Mutter des Gedanken. ;)
 
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Wir Chinesen waren schon frühe ein sehr defensives Volk. Durch die Geografie sind wir sind von andere bedrohliche Kulturen fast ausgeschlossen. Aber meine Meinung nach hätten die Römer keine Chance gegen die antike Chinesen(Qin). Da wir schon über schwere und leichte (Reptier) Armbrüste gegen römische Panzerung verfügen haben.Nartürlich sind aber die Römer in Sachen Disziplin, Waffen und Erfahrung die Chinesen(meisten Milizen) weitüberlegen.
 
Wir Chinesen waren schon frühe ein sehr defensives Volk.

Das könnte man aber auch anders sehen. Zahlreiche chinesische Kaiser haben eine sehr aggressive Expansionspolitik betrieben: zum Beispiel Wudi (Han-Zeit), Taizong (Tang-Zeit), Yongle (Ming-Zeit) und Qianlong (Qing-Zeit). ;)

Aber meiner Meinung nach hätten die Römer keine Chance gegen die antiken Chinesen (Qin).

Ich persönlich teile diese Meinung nicht. Aus eben den Gründen, die du für die Römer angeführt hast. Zumal der Großteil der Qin-Armee aus Soldaten bestand, die nur ein Schwert hatten, aber mehr nicht. Die schwerbewaffnete Terrakotta-Armee vom Mausoleum des Ersten Kaisers, stellt nur die Palastgarde dar, die wiederum nur einen winzigen Teil der Gesamtarmee ausmachte.

So sah der normale Qin-Soldat aus, ungeschützt und nur ein Schwert oder eine Armbrust tragend: Qin-Soldat
 
Ein Armbrust reicht aus(besonders Reptier) um ein Römer zu töten. Es wird in der Qin Zeit berichtet das 300 Armbrustmilizen in eine Minute 1000 Pfeile abschießt. Und in China treten wohl fast immer Heere auf, die Mehr Männer haben.

Die einfache Milizen tragen am Anfang immer ein Hellebarde oder
ein Krummsäbel(zumindest in Han Zeit). Elite Truppen(MU-Bing) sind mit Schwerter und Schilde ausgerüstet.
 
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Das mag alles sein, aber dennoch würde ich nicht leichtfertig auf die Qin-Truppen setzen. Eine Armbrust war auch damals keine Wunderwaffe, die die Nachteile einer Armee ausgleichen konnte, welche zum Großteil nur aus leichter Infanterie bestand. Dass eine Armee aus gepanzerten Soldaten (Römer), einer Armee aus leichter Infanterie (Qin) immer überlegen ist haben die Perserkriege und der Alexanderzug eiwandfrei bewiesen. ;)
 
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Das stimmt, aber ein Armbrust ist anders als einen Bogen. Es opfert die Nachladezeit für mehr Zielgenauigkeit und Stärke. Selbst die schwergepanzerte Ritter haben Angst von diese Waffe.

PS: Nartürlich ist Armbrust kein Wunderwaffe, aber die Chinesen besitzen damal mehrere Waffengattungen statt nur leichte Milizen. Wie in die Terrakotta dagestellt wird nach der Militär damals, besaßen sie auch schwere Infanterie, Streitwagen(sehr viel so gar), Armbrust, Bogen und Pioniere. Ein Streitwagen wurde mit 75 Männer gedeckt.
 
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