Das antike Gelehrtentum im Vergleich

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AxivPersepolis

Gast
Was unterschied die Gelehrten Männer der antiken Welt von denen der Neuzeit?

Wo waren ihre Gemeinsamkeiten? Wo die größten Unterschiede?

Also man müsste zunächst mal feststellen, dass den griechischen Gelehrten unsere "wissenschaftliche Methode" mit Experiment usw. völlig fremd war.
Auch waren die einzelnen Literaturgattungen noch nicht klar herausgebildet und teilweise wurde nicht mal zwischen literarischen und nicht-literarischen Texten unterschieden (so gibt es Vorsokratiker, die sich auf Homer als Quelle der Erkenntnis beziehen).
 
Als Gelehrter galt (wie es bis in die Frühe Neuzeit hinein noch war), wer sich in allen Bereichen der Wissenschaft auskannte. Es gab bereits im alten Griechenland einen Wissenschaftsbegriff: eine techne musste 1. lehrbar, 2. lernbar sein und musste 3. allgemeingültige Regeln haben.

Es gab durchaus schon Ansätze unserer Methode: Herodot unterschied als erster zwischen gesichertem Wissen und dem, was er nur gehört hat (z.B. "Die Korinther erzählen, dass...". Es gab aber m.W. keine Instanz, die die Einhaltung bestimmter Regeln überwachte, abgesehen vom eigenen Schuloberhaupt (in Philosophenschulen).

Experimente gab es weniger, eher Schlussfolgerungen aus Beobachtungen (man denke an Archimedes, der in die volle Badewanne stieg). Die Teilchenlehre des Demokrit beruht auch weniger auf Versuchen als auf Überlegung.

Was Literaturgattungen betrifft: es gab solche durchaus, nur sind sie nicht deckungsgleich mit unseren. Ein Lehrgedicht beispielsweise hat sowohl wissenschaftlichen als auch literarischen Anspruch (Z.B. Hesiods "Werke und Tage" oder Lukrez' "Über das Wesen der Dinge".

Und was die Vorsokratiker betrifft, so hatten diese oft keine schriftlichen Quellen und da nahmen sie eben lieber Homer als ins Blaue hinein zu raten.
 
Die Themenformulierung ist ziemlich komplex. Hast du denn keine weitere Einschränkung (zeitlich, örtlich, nach Wissenschaftsgebieten)? Bzw. wie genau soll die Betrachtung werden?
 
Ein Unterschied zwischen Antike und Neuzeit war der, dass es in der Antike noch keine fixen Schemata mit akademischen Graden gab, keine Promotionen und Habilitationen etc. Es gab zwar teilweise mit unseren Universitäten vergleichbare "Schulen", in denen angesehene Gelehrte lehrten, und wer etwas auf sich hielt, besuchte eine angesehene Schule, aber das war kein Muss, und man erhielt auch keinen Titel dafür. Man konnte auch noch Anerkennung erlangen, ohne sich in einen Wissenschaftsbetrieb eingegliedert zu haben. Heute ist das kaum noch möglich. Wer sich autodidaktisch wissenschaftlich betätigt, ohne zumindest das entsprechende Hochschulstudium absolviert zu haben, wird von den einschlägig akademisch Gebildeten als "Privatgelehrter" abgestempelt und nicht ernst genommen.
 
Bis in die frühe Neuzeit gab es noch den "Universalgelehrten", das heisst eine einzelne Geistesleuchte konnte noch so ziemlich alle Fachgebiete überblicken. Berühmte Beispiele sind Leonardo da Vinci oder Leibnitz.
Heutzutage ist so etwas unmöglich, zuviel Wissen hat die Menschheit inzwischen angehäuft.
 
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