Die merkwürdigste Schlacht??

Kutusow

Neues Mitglied
Ich würde gern wissen, welche Schlacht ihr zur merkwürdigsten Schlacht wählen würdet.:grübel:
 
Die Schlacht bei Canae. Wie konnten die Römer nach den deutlichen Niederlagen zuvor einfach wieder mit dem Kopf durch die Wand wollen? Mittlerweile musste ihnen doch auch das Genie Hannibals aufgefallen sein? Wie konnten sie in ein solch offenes Messer rennen? Warum hat man, auch wenn die Armee Hannibals zahlenmäßig unterlegen war, die Taktik nicht geändert anstatt auf pure Masse und Wucht zu setzen? Das ist für mich einfach unverständlich.
 
Welche deutliche Niederlage vor Cannae? Nach Cannae hat man doch sehr erfolgreich gegen Hannibal gekämpft, nicht nur auf dem Schlachtfeld.
 
"Merkwürdig" ist ein sehr interpretierbarer Begriff. Meinst du damit, dass die Schlacht besonders "dumm" gelaufen ist für eine Seite? Oder nur durch Zufall entschieden wurde? Oder es schier unglaubliche Ereignisse in derem Verlauf gab?

Denn merk-würdig sind ganz viele Schlachten.
 
Welche deutliche Niederlage vor Cannae? Nach Cannae hat man doch sehr erfolgreich gegen Hannibal gekämpft, nicht nur auf dem Schlachtfeld.

Die Römer haben bei Cannae ihre deutlichste Niederlage aller Zeiten erlebt. Die zahlenmäßig doppelt so starke Armee der Römer (80.000 Römer vs. 40.000 Karthager) wurde durch die Umfassungstaktik Hannibals in Verbindung mit seinen überlegenen numidischen Reitern fast gänzlich vernichtet. Am Ende überlebten nur wenige tausend Römer. Der Grund des danach folgenden Umschwungs liegt darin begründet, dass Hannibal nach diesem großen Sieg darauf verzichtete, gen Rom zu marschieren und die schutzlose Stadt zu belagern. Sein Bruder Hasdrubal Barkas formulierte dazu einen passenden Spruch: "Hannibal wusste, wie man siegt, aber nicht, den Sieg zu nutzen"

Mit Hilfe dieser gewonnenen Zeit gelang es den Römern wiederzuerstarken und Hannibals Verbündete in Hispanien anzugreifen, um schließlich nach Africa einzufallen. Nutgedrungen musste Hannibal dem Hilferuf seiner Heimat folgen. In der entscheidenden Schlacht bei Zama siegten schließlich die Römer unter der Führung Scipios des Jüngeren auch dadurch, dass sie nun endlich eine Waffe gegen die Elefanten gefunden hatten - sie bildeten kurz, bevor die Elefanten die Reihen der Römer erreichten Korridore, die die Tiere in einen Hagel aus Speeren führte und sie so schnell verenden ließ.
 
Das Zitat stammt nicht von Hasdrubal, sondern vom Numidier Maherbal.
Dass Hannibal Rom nicht angriff, spricht nicht gegen, sondern für ihn: Ein Sturmangriff und eine Belagerung wären aussichtslos gewesen. Die Stadt war zu groß und zu gut befestigt, und für eine lange Belagerung war sein Söldnerheer nicht geeignet. Abgesehen davon, dass es bei Söldnerheeren bei langen Belagerungen rasch Disziplinprobleme gibt: Hannibal hätte sein Heer unmöglich so lange auf einem Fleck versorgen können. Deswegen zog er ja auch ständig in Süditalien hin und her, weil die Landschaften bald ausgesogen waren. Die einzige Möglichkeit wäre gewesen, sein Heer übers Meer zu versorgen, aber das ging auch nicht, weil die Römer die Seeherrschaft hatten. Trupps zur Fouragierung weiter weg schicken ging auch nicht, die wären aufgerieben worden. Da also Hannibal nicht lange genug an einem Fleck bleiben konnte, wäre eine Belagerung aussichtslos gewesen. Seine Strategie musste darauf abzielen, die Römer zu zermürben und auszubluten und sie so zu einem Vergleichsfrieden zu bewegen. Insofern war sein Grundkonzept, den Krieg ins Feindesland zu tragen, genial. Dass er letztlich scheiterte, lag einerseits an der regenerativen Fähigkeit der Römer, die im Gegensatz zu ihm im eigenen Land kämpften, andererseits an der ungeschickten Politik Karthagos gegenüber den Numidiern, die zum Überlaufen Massinissas führte; das kann man nicht Hannibal anlasten.
Kurz gesagt: Mit einem Angriff auf Rom hätte Hannibal nur sein eigenes Heer verschließen. Stattdessen tat er das einzige, was er tun konnte, nämlich auf eine Ermattungsstrategie zu setzen.
 
Mit einer Belagerung bzw. Blockade Roms hätte Hannibal aber die gesamte Regierung außer Kraft gesetzt, denn sie wäre nicht mehr handlungsfähig gewesen. Ohne jegliche schlagkräftige Armee war sie handlungsunfähig und die herumliegenden Stämme und die Alliierten, hätten sie sich nicht weiter südlich verrannt, waren den Römern auch nicht gerade wohlgesinnt bzw. hätten ihm zur Hilfe eilen können. Sie hätten möglicherweise die Karthager noch unterstützt. Die schon damals riesige Stadt Rom wäre m. M. n. schnell am Ende gewesen, da es schnell große Versorgungsengpässe gegeben hätte.
 
Das siehst Du zu optimistisch. Selbst wenn Rom wirklich komplett abgeriegelt worden wäre, sodass keine Boten durchschlüpfen können, wären immer noch diverse Konsuln, Praetoren und Propraetoren unterwegs gewesen, die über Truppen und imperium verfügten und die Karthager damit nerven konnten. Aber eine komplette Abriegelung wäre kaum möglich gewesen, dazu hätte auch der Tiber blockiert werden müssen.
 
Wenngleich ich in Hannibals Schlachten gegen die Römer nicht die merkwürdigsten Schlachten sehe (Das waren brilliante Siege, aber davon gibt es in der Geschichte etliche und merkwürdig daran ist höchstens die bemerkenswerte römische, wohl auf Überheblichkeit beruhende Naivität), so sehe ich zumindest den Krieg als einen der merkwürdigsten Kriege an:

Hannibal gewann eine Schlacht nach der anderen, allesamt überdeutlich, aber er verlor am Ende den Krieg. Kurz: Er verlor einen Krieg, in dem er dauernd gewann...
Das hat irgenjemand, ich weiß nicht mehr wer, ja auch schon mal über die Deutschen gesagt: "Die Deutschen gewinnen ihre Schlachten, aber verlieren ihre Kriege". Das mag bei "den Deutschen" gut klingen, aber nicht ganz stimmen, bei Hannibal jedenfalls war's aber schon auffallend deutlich, denn im Gegensatz zu den Deutschen hat er ja tatsächlich keine Schlacht verloren, bis auf die letzte gegen Scipio.

Allein: nach merkwürdigen Kriegen ist ja nicht gefragt worden, sondern nach merkwürdigen Schlachten. Da kann ich aus dem Stegreif auch keine beitragen, zumal ich nicht weiß, was für den Fragesteller die Kriterien sind, die eine Schlacht "merkwürdig" machen.

Ich kann allerdings in diesem Zusammenhang zwei Bücher empfehlen, die dem Frager sicherlich gefallen könnten und in denen eine Menge heißer Kandidaten für diesen Titel zu finden sind:

"Militärische Blindgänger und ihre größten Schlachten"
und
"Lexikon der militärischen Irrtümer"

Da ich beide Bücher derzeit verliehen habe (ich weiß, sollte man nicht machen, kriegt man nie zurück :cry:), kann ich leider auf die Schnelle keine weiteren Angaben zu Autor, Verlag oder ISBN machen.
 
Ich kann allerdings in diesem Zusammenhang zwei Bücher empfehlen, die dem Frager sicherlich gefallen könnten und in denen eine Menge heißer Kandidaten für diesen Titel zu finden sind:

"Militärische Blindgänger und ihre größten Schlachten"
und
"Lexikon der militärischen Irrtümer"

Danke für den Tipp, aber diese beiden Bücher haben mich ja gerade zu dem Thema geführt.
 
Danke für den Tipp, aber diese beiden Bücher haben mich ja gerade zu dem Thema geführt.

*lach*
Na dann bin ich wohl zu spät mit meiner Buchempfehlung. Schade, aber nicht die Gabe macht den Spender...

Die Bücher sind keine wissenschaftlichen Abhandlungen. Sie sind eher auf der humorigen Ebene geschrieben, man sollte also nicht alles darin so eng sehen, jedenfalls nicht die Wertungen. Ich habe beim ein oder anderen Kapitelchen schon auch ähnliche Probleme wie Brissotin, aber darum geht es eigentlich in den Büchern nicht. Sie sollen keinesfalls ein who-is-who aller militärischen Dilletanten der Weltgeschichte sein, da ist halt der schmissige Titel gesucht worden.
Und man kann die Sache durchaus auch anders sehen:
Selbst militärische Profis, die sonst überzeugten, waren mitunter nicht vor Fehlentscheidungen gefeit. Auch ein Napoleon hat nicht ununterbrochen nur strategische Glanzleistungen abgeliefert, nur weil er Napoleon hieß. Mal ein Auge auch auf die Fehlschläge solcher Leute zu werfen kann ganz erhellend sein. So gesehen finde ich ihre Anwesenheit in derartigen Büchern durchaus angebracht. Ob man etwa Napoleon deshalb gleich zu einem "militärischen Blindgänger" degradiert ist natürlich schon arg diskussionswürdig.

Ich habe eher ein anderes Problem mit den Büchern, insbesondere mit den "größten Fehlschlägen der Militärgeschichte", weswegen ich dieses auch nicht empfohlen habe: Die Autoren schießen auf der krampfhaften Suche nach missglückten Operationen bisweilen etwas über das Ziel hinaus. Ob man etwa ein gescheitertes Kommandounternehmen im Irak-Krieg 1991, bei dem eine Handvoll SAS-Soldaten starben, gleich als einen der "größten Fehlschläge der Militärgeschichte" klassifizieren kann? Ich glaube eher nicht, auch wenn die Geschichte natürlich für die Verantwortlichen peinlich war.
 
Ich habe eher ein anderes Problem mit den Büchern, insbesondere mit den "größten Fehlschlägen der Militärgeschichte", weswegen ich dieses auch nicht empfohlen habe: Die Autoren schießen auf der krampfhaften Suche nach missglückten Operationen bisweilen etwas über das Ziel hinaus. Ob man etwa ein gescheitertes Kommandounternehmen im Irak-Krieg 1991, bei dem eine Handvoll SAS-Soldaten starben, gleich als einen der "größten Fehlschläge der Militärgeschichte" klassifizieren kann? Ich glaube eher nicht, auch wenn die Geschichte natürlich für die Verantwortlichen peinlich war.

Wir haben wohl die gleichen Bücher im Regal.=)

Operation Bravo Two Zero war aber wirklich katstrophal geplant.:motz:
Außerdem war das Unternehmen politisch riskant, weil diese SAS-Einheit
vor dem offiziellen Einsatz der Koalitionstruppen eingesetzt wurde.:pfeif:
 
Charge of the light Brigade im Krimkrieg ( Charge of the Light Brigade - Wikipedia, the free encyclopedia ) spielt auch ganz oben in der Rangliste mit.

Fassen wir zusammen:

Eine Order die ohnehin sinnlos und nicht auszuführen war (Kavallerie um eine Redoute auf einem Berg einzunehmen? Nicht so schlau.) entwickelt sich durch individuelle Fehler in einen noch aussichtsloseren Angriff. Direkt auf eine Batterie zu UND unter Flankenfeuer.

Das merkwürdige ist hier, dass überhaupt jemand diesen Angriff überlebt hat.
 
Alamo (der Film von John Wayne läuft gerade im Fernsehn) gehört sicherlich auch zu diesen miltärischen Meisterleistungen.Santa Anna belagerte völlig sinnlos mit seiner gesamten7000 Mann starken Armee eine notdürftig befestigte,mit ca.200 Freiwilligen besetzte,strategisch bedeutungslose Missionsstation über 13 Tage, währenddessen die Texaner unter Sam Houston ungestört ihre Armee aufstellen und organisieren konnten.
Hätte Santa Anna die Mission umgangen oder mit geringen Kräften blockiert und wäre weiter marschiert, wäre Texas vermutlich heute noch mexikanisch.
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Tex-/Mes-Krieg war m. E. schon ein Guerillakrieg, ein fester Punkt hinter den eigenen Linien hätte die Nachschubwege Santa Anas empfindlich gestört … ganz abgesehen davon, dass die Texaner weitaus besser bewaffnet waren als die Mexikaner, ein Umstand, der in der (texanischen) Historie gerne nicht erwähnt wird.

Aber viele Schlachten – so wie diese – haben nichts ausser einem Symbolwert, der im Nachhinein oder der Vorausplanung verliehen wird: so z. B. die berühmten Thermopylen, heute als testosteröser Hirnkick von Muckibudenspartanern bekannt, jahrhundertelang den "Ethos" von Militärakademien prägend und entsprechend millionenfache willentliche und unwillentliche "Heldentode" verursachend; in ihr findet sich meiner Meinung nach die ganze Größe und Idiotie des Menschengeschlechts, der Kriege und der Ideologie.
 
Nun ja,da sass ein zusammengewürfelter Haufen von knapp 200 Mann in einer verfallenden Missionsstation. wenn man die mit 500 oder maximal 700 Mann blockiert hätte,wäre davon keine Gefahr mehr ausgegangen. Und besser bewaffnet als die reguläre mexikanische Armee waren die auch nicht. Alleine die Artillerie Santa Annas war bereits haushoch überlegen.

Nur kam hier neben dem Symbolwert ("remember the Alamo ! ") auch die Tatsache hinzu ,daß die Schlacht um Alamo den Texanern die Zeit gab,die sie brauchten um sich zu organisieren.
 
Aber viele Schlachten – so wie diese – haben nichts ausser einem Symbolwert, der im Nachhinein oder der Vorausplanung verliehen wird: so z. B. die berühmten Thermopylen, heute als testosteröser Hirnkick von Muckibudenspartanern bekannt, jahrhundertelang den "Ethos" von Militärakademien prägend und entsprechend millionenfache willentliche und unwillentliche "Heldentode" verursachend; in ihr findet sich meiner Meinung nach die ganze Größe und Idiotie des Menschengeschlechts, der Kriege und der Ideologie.

Aber es ist schon beeindruckend; sie sind unsterblich geworden, durch den größten Ruhm, genau das was sie sehr stark erstrebten; nicht wie ein leuchtendes Beispiel, mehr ein Epigramm, das ewig von ihnen zeugt.
 
na ja,ob die unmittelbar Beteiligten das erstrebten und an den Nachruhm gedacht haben ,wage ich mal schwer zu bezweifeln.
Die hatten eher Angst ,sahen aberr die Notwendigkeit,Santa Anna solange als möglich aufzuhalten und haben vermutlich bis zur letzten Möglichkeit auf Entsatz gehofft.
Außerdem war ihnen vermutlich spätestens nach dem "Delguelo" klar,daß sie sowieso aus der Sache nicht mehr lebend rauskommen.
 
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