Schutzwirkung von Knochen/Horn?

Satyrus

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Heyho liebes Forum,

ich geb hier mal meinen ersten Beitrag zum Besten: Frage: Wie wirkungsvoll kann Schutzausrüstung aus Knochen oder Horn sein (unter antiken Verhältnissen)?

In Anbetracht der Tatsache, dass es unter antiken Reitervölkern (am ehesten dokumentierbar bei denen um das Schwarze Meer) gebräuchlich war als weniger betuchter Streiter sich seine Panzerungen aus Knochen oder Horn (gespaltene Pferdehufe) herzustellen/herstellen zu lassen, und einige antike Autoren (genaue Namen müsste ich zwecks Quellenlage erst wieder nachschlagen) diese als "undurchdringlich" beschrieben, stellt sich mir die Frage, wie sich Knochen/Horn rein physikalisch unter Waffeneinwirkung verhält.

Selbst wenn man (wie ich im Augenblick noch) nicht viel Erfahrung besitzt über den Aufbau von Knochen/Horn, muss vorangestellt werden, dass ihre Schutzwirkung geringer gewesen sein muss, als die von Metallen. Aber wenn sie gar keinen Schutz geboten hätte, hätte keiner sich erst die Mühe gemacht, sie [die Rüstungsteile] "herzustellen".

Was kann man also erwarten? Ich nehme an, dass Knochen und Horn gewebe sehr flexibel reagiert, wobei Horn dabei wahrscheinlich auch noch härter sein wird. Wenn man sich vorstellt, dass aus diesen Materialien ein Schuppenpanzer hergestellt wird - wie würde dieser sich bewähren gegen die üblichen antiken Verdächtigen: Speer (geworfen, Stoß), Schwert (schneidend, schmetternd, stechend), Pfeil ??? Aus Junkelmanns erleuchtenden Werken lässt sich entnehmen, dass die eben genannten Waffen sich allesamt in einem Energielevel (in Joule) von 30-60 J bewegen; von einem Pferd aus angewandt deutlich höher, etwas über 100 J. Hat irgendein physikalisch besser gestellter als ich eine Vergleichszahl was z.B. eine Energieeinwirkung von 60 Joule heißt? Wie viel hat wohl ein Schlag mit einem handelsüblichen Hammer? (Bei all den Berechnungen muss aber die Energiedichte extra kalkuliert werden, also bei Pfeilen)

Um auf die Fragestellung zurückzukommen: was passiert nun also mit Knochen/Horn bei solchen Energieeinwirkungen? Splittert es? Zerbröselt es? Dämpft es durch seine relativ flexible Struktur vielleicht sogar Pfeilschüsse (die ja bekanntermaßen durch nachgebende Stoffe abgebremst werden)? Kann man Knochen/Horn schneiden?

Ich bedanke mich im Voraus für Antworten auf dieses kleine Sujet.

Satyrus
 
Nun ja, die letzten Knochenbrustpanzer kennen wir von den nordamerikanischen Plainsindianern.
Die Schutzwirkung muß nicht geringer als bei Metall-Harnischen gewesen sein,es kommt da schlicht auf die Dicke des Materials an und war durchaus geeignet ,einen Pfeilschuss abzuhalten.
Knochen und Horn waren vor allem in größeren Mengen verfügbar und der Gewinnungs-und Verarbeitungsprozeßß war entschieden weniger aufwendig als bei Metall.Knochen kann man problemlos sägen und schnitzen.
Der Vorteil von Metall ist die größere Flexibilitätät .Knochen trocknen auf Dauer aus und werden dann spröde und weniger widerstandsfähig, während Metall in der Regel,solange es nicht korridiert, eine gewisse Flexibilität behält
Außerdem läßt es sich vielseitiger verarbeiten ,beispielsweise auch zu Ringen ud Kettenhemden, und erlaubt die Kombination von flexibler und starrer Panzerung.
 
Auf der anderen Seite haben wir jede Menge archäologische Befunde von durch Jagd- und Kriegswaffen zerstörten Knochen, u.a. Knochen mit darin steckenden Speer- oder Pfeilspitzen.
 
So als erstes ein Nachbau ( ohne direkte Vorlage):
Hornlamelle
Dann wäre dabei der Knabe unter dem Kölner Dom zu erwähnen, dessen Helm aus Horn ist.

Ein Spannendes Thema auf alle Fälle.
Knochen halte ich für wenig brauchbar, spröde und bricht, Druckempfindlich.
Wer schon mal Knochen in der Werkbank eingespannt hat, weiß wovon ich schreibe.

Eine Möglichkeit wäre eventuell irgendwelche krankhaften Wucherungen zu verwenden, diese sind aber sicherlich nicht regelmäßig und in Menge zu beschaffen.


Hiorn, ist ideal!
Ich habe selber mal experimentiert und würde sagen im Vergleich fas t so gut wie Metall, vom Schutz her, mit einem entscheiden Vorteil, das Gewicht.
Ich besitze die Metallvariante von den oben verlinkten Panzer, grob geschätzt wiegt er das zehnfache.
Ab und trifft man auf Hinwies das Horn verwendet wurde als Schutz, aber leider fehlen Funde bis auf Köln halt. Ist auch nicht verwunderlich das Zeug vergeht schnell im Boden, so finden sich viele Metallverzierungen für Trinkhörner, aber das Horn ist zumeist vergangen.
 
Ach noch ein Nachteil bei Horn und Knochen, die Fläche...
Metall kann man im Prinzip unendlich große Platten bearbeiten.
Bei Bein hört das schnell auf die verwertbaren Flächen sind nur ein paar cm...
 
Vielen Dank an alle. Die Informationen waren sehr aufschlussreich; vor allem der Link zu der Rekonstruktion. Knochen kann man dann wohl getrost beiseitelassen und es als Statement stehen lassen, dass Horn durchaus Qualitäten besitzt. Wenn man zu dem Nachbau noch hinzufügt, dass die Handwerker damals mehr Ahnung hatten und nicht alle Panzer so aufwendig hergestellt wurden, ergibt sich doch ein plausibles Bild ihrer Verwendung und Beliebtheit (angenommen, dass aus den genannten Gründen die Herstellung eines Hornpanzers damals eben keine 6 Monate, sondern wesentlich weniger Zeit in Anspruch nahm).
 
...eine Vergleichszahl was z.B. eine Energieeinwirkung von 60 Joule heißt? Wie viel hat wohl ein Schlag mit einem handelsüblichen Hammer? (Bei all den Berechnungen muss aber die Energiedichte extra kalkuliert werden, also bei Pfeilen)

Die Energie in Joule errechnet sich aus dem Gewicht des Geschosses (Gramm) multipliziert mit der Geschwindigkeit (Meter in der Sekunde) zum Quadrat und das Ergebnis daraus dann durch zwei geteilt.

Zum Vergleich: Die Mündungsenergie einer 9mm Pistole beträgt knapp 500 Joule. Kleine Taschepistolen mit dem Kaliber 6,35 mm haben ca. 80 Joule und durchschlagen, aus der Nähe abgefeuert, z.B. auch Schädelknochen.
 
hab mal in einen Veterinärmedizinischen Institut

gearbeitet. Beim öffnen der Tiere haben wir festgestellt, dass Katzenschädel (die sehr viel dünner sind) mehr aushalten als Hundeschädel (die ja doch um
einiges stärker sind).
Wie sehr das jetzt auf Rüstungen anwendbar ist weiss ich nicht. Aber offensichtlich ist da auch struktur und krümmung an (wir nahmen an, das die fast Kugelform des Katzenkopfes Druck "ableitet").
Das sozusagen nur als Nebenaspekt.
 
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