Totenkult im Hethiterreich

Solwac

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Hat jemand Informationen über den Totenkult und die damit verbundenen Götter und Riten im Hethiterreich? Sowohl damals in der Ausstellung in Bonn als auch bei sonstigen Internetrecherchen habe ich nichts dazu finden können.

Solwac
 
Solwac schrieb:
Hat jemand Informationen über den Totenkult und die damit verbundenen Götter und Riten im Hethiterreich? Sowohl damals in der Ausstellung in Bonn als auch bei sonstigen Internetrecherchen habe ich nichts dazu finden können.

Solwac

Die Hethiter werden oft das "Volk der tausend Götter" genannt. Sie zählen theologisch zu den integrationsfreundlichsten Völkern der Weltgeschichte. Dabei haben sie zum einen die Lokalkulte der Nachbarorte und eroberten Territorien einverleibt, zum anderen von Feldzügen Idole und Reliquien aus fernen Städten erbeutet. Damals wurden Idole oft als Sinnbilder der jeweiligen Gottheit betrachtet und verehrt. Wo das Idol stand, war auch die Gottheit zu hause.

Über den Totenkult und die Jenseitsvorstellungen ist wohl nur wenig bekannt, weshalb es auch wenig zu berichten zu geben scheint.

Cremation was widespread in central Anatolia. From textual sources it is known to be the funerary custom of the Hittite kings. The ordinary people of Hattusas, however, were either buried or cremated. Funerary offerings were rather smaller from a funeral feast.

http://www.allaboutturkey.com/hitit.htm

Die Hattier hatten etwas andere Praktiken ...

The Hattis' buried their dead in the hocker position -- sitting upright with the knees tucked up against the chest and the feet parallel with the floor as if seated on their posterior. Artifacts recovered from ancient settlements and burial sites also reveal the existence of cults of soil and resurrection, namely the cult of mother goddess.

http://tork.blogspot.com/archives/2004_05_23_tork_archive.html

Hier scheint es eine Spezialistin (Doktorarbeit) im Fach zu geben:

Kapelus, Magdalena (Warsaw/Poland) - Cult of the dead in Hittite Anatolia.
I. Introduction. II. Anatolia: 1 Sources philological (texts) and archaeological (cemeteries); 2 Terminology: man (body, soul, spirit), death, to die; 3 Netherworld: a. man after death (body, inhumation, cremation), souls, spirits; b. the way to the Netherworld, the rite of passage (Totenrituale), the mythological passages, the natural passages; c. mausolea (different names or different institutions), places of inhumation, places of cult; 4 Between dead and alive: inheritance, care about inhumation and sacrifices to the dead, magical contact; 5 Other rituals and festivals for the dead; 6 Gods related to the Netherworld: protohittite (Lelwani and its cercle), taknas UTU, gods from hurrian and mesopotamian inheritage (Ereskigal, Allani, Allatum etc).
III Review of the cult of the dead in Syria (Ebla, Nuzi, Ugarit) and Mesopotamia with some excurtion to the egyptian sources.

http://www.let.leidenuniv.nl/rencontre/PhD_research.html

Werde später weiterschauen ...
 
Da es leider so gut wie keine Begräbnisse aus der Zeit des Heth. Reiches gibt, ist das mit dem Totenkult recht schwierig zu beurteilen. Aber es gibt wohl schon einige Schriftquellen über den Totenkult, vielleicht schaust du mal in den Ausstellungsband (die Heth. das Volk der 1000 Götter rein und dort mal nach der Kulthöhle von Hattuscha schauen (irgendwas mit Y vorne, ist der Name der Höhle).
 
Daran dachte ich auch, ob Yazilikaya gemeint sein könnte, die monumentale Göttersystematik? Es sollen hier auch 12 Unterweltgötter dargestellt sein.

Wie dem auch, ich schaute nach bei Brandau & Schickert (Piper tb 2003). Ich hatte dort letztens schon reingeschaut, aber keinen Hinweis auf einen hethitischen Totenkult gefunden. Tatsächlich findet sich das Wort zwar nicht im Register, aber auf Seite 187 habe ich es zufällig gefunden, und zwar im Zusammenhang mit den sog. Felsgipfelhäusern, die in hethitischen Texten erwähnt werden:
"Das waren, soweit man weiß, sakrale Einrichtungen, die besonders mit dem Totenkult in Verbindung standen." Neben den drei Felsgipfelhäusern, genannt Sarikale, Yenicekale und Nisantepe soll es in der Oberstadt von Hattusa vier bereits im 16. oder 15. Jh. v. Ztr. künstlich angelegte Teiche (sog. Südteiche) gegeben haben, nordwestlich vom Sphinxtor auf dem dreieckigen Plateau unmittelbar hinter der Stadtmauer. Einen von zwei weiteren, jüngeren Teichen (sog. Ostteiche oder "heilige Teiche") hatte Peter Neve (Leiter von Ausgrabungen von 1978-1993) auf dem großen Plateau östlich vom Nisantepe, südlich der Burg, entdeckt. Unterhalb dieses Wasserbeckens sollen dann (von Neve selbt rekonstruierte) künstliche Grotten mit "echten" (d. h. tragenden) Steingewölben gelegen haben. Die Grotten hießen gemäß Ausgräber: "göttlicher Weg in die Unterwelt" und er spricht von einem "heiligen Bezirk". Von Peter Neve stammt demnach auch die Theorie eines hethitischen Totenkultes mit einem Prozessionsweg "von den Tempeln der Oberstadt durch das Königstor hinaus über die Treppe zum Sprinxtor und von dort wieder zurück in die Stadt".
 
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