"Unterarm-Begrüßung" aus der Antike?

gromZen

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Liebes Forum,

ich habe gegoogelt doch konnte noch nicht einmal ein Bild dazu finden, geschweige denn den "richtigen Begriff".

Heute begrüßt man sich ja per (distanziertem) Handschlag, aber war es nicht früher so, dass man sich am "Unterarm gepackt" hat? Wisst ihr was ich meine?

Aus welcher Zeit stammt diese Grußformel, wem war sie vorbehalten und seit wann ist sie nicht mehr "gesellschaftstauglich" (oder war sie es nie?!)?

Beste Grüße!
 
So wie bei Winnetou? Hast Du denn einen Anhaltspunkt dafür, daß es dies in der Antike gab? Und was genau meinst Du mit "früher"?
 
Ich weiß, welche Geste du meinst, aber ich meine, sie besonders in alten (50er und 60er) Hollywoodschinken gesehen zu haben.

Ich glaube fast, das ist eine hollywood'sche Erfindung, wie die Lederarmbänder.

Du meinst so was wie hier, bei Minute 9:06 nehme ich an. [MOD]bitte keine youtube-Links[/MOD]
Besser zu sehen hier, allerdings nicht als Begrüßung, bei Minute 8:43. [MOD]bitte keine youtube-Links[/MOD]
 
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Ein römischer Händegruß

concordia_04.jpg
 
Gemeint ist glaube ich eine Form des Händeschüttelns, bei der man den Arm des Gegenübers direkt unterhalb des Handgelenks greift - also eher ein Unterarmschütteln, denn ein Handschlag.

Verzeiht mir das dämliche Bild, ein besseres habe ich auf die Schnelle nicht gefunden:

http://images.cheezburger.com/completestore/2010/11/23/e7a72d2c-106d-4247-9790-c1bee572dbc0.jpg

In Hollywood ist der Gruß übrigens immer noch verbreitet. Kürzlich habe ich die Geste in "Der Adler der neunten Legion" gesehen.
 
Erst mal nur ein "Hollywood'scher". So ähnlich wie das :hoch: und :runter: bei Gladiatorenkämpfen: Auch eine moderne Erfindung aus der Zeit des Historismus, verbreitet durch die bewegten Bilder. Hält aber beinahe jeder für fundiertes Römerwissen. Was uns wieder einmal die Macht der Bilder vor Augen führen dürfte.
 
Heute begrüßt man sich ja per (distanziertem) Handschlag, aber war es nicht früher so, dass man sich am "Unterarm gepackt" hat? Wisst ihr was ich meine?

Aus welcher Zeit stammt diese Grußformel, wem war sie vorbehalten und seit wann ist sie nicht mehr "gesellschaftstauglich" (oder war sie es nie?!)?

Der Handschlag hat ja noch eine Demonstrationfunktion, die man zwar theoretisch auch durch den Griff an den Unterarm hätte, die aber so doch ein wenig abwegig wäre. Durch den Handschlag zeige ich meinem Gegenüber, dass ich unbewaffnet bin. Ich zeige ihm die offene Hand und er zeigt mir die offene Hand, wir reichen sie uns gegenseitig. Bei dem Griff an den Unterarm komme ich dagegen mit meinem Körper in die Reichweite der anderen Hand ;) Beachtenswert ist daher auch der numistmatische Beleg, den HJWien vorgelegt hat.
Wie schon oben gesagt, der Griff an den Unterarm zur Begrüßung dürfte einfach eine moderne Erfindung sein, weil es einfach "cooler" aussieht.
Das ist so ähnlich wie diese megatkomplizierten Begrüßungen Jugendlicher, die in der Wirklichkeit nie so ablaufen, wie im Film, im Film aber aus 23 verschiedenen Handbewegungen bestehen: Wer diese Handbewegungen draufhat, gehört zur Gang, wer nicht, der ist ein Außenseiter. Symbolsprache.
 
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Gemeint ist glaube ich eine Form des Händeschüttelns, bei der man den Arm des Gegenübers direkt unterhalb des Handgelenks greift - also eher ein Unterarmschütteln, denn ein Handschlag.
Siehe hierzu die fundierte Diskussion in Five Reasons You Should Start Using the Forearm Handshake | Primer !

Es geht im Prinzip um eine Verkleinerung der Distanzzone. Ein weiterer Zwischenschritt ist der sog. Politiker-Gruß: P. ergreift mit seiner rechten Hand die rechte Hand (oder den Unterarm) des Gegenübers und legt diesem gleichzeitig die linke Hand auf den Oberarm oder die Schulter. Das heutige "Bussi links, Bussi rechts" - letzte Woche sogar zu sehen zwischen Hilary Clinton und der etwas verdutzt dreinschauenden japanischen Kaiserin - ist insoweit der logische (vorläufige?) Endpunkt dieser Entwicklung.
 
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Da waren andere schon weiter.:friends:
Ja, schon, aber ich wollte ganz bewusst keine Werbung für diese totale (totalitäre?), Begrüßungs-Variante machen...

Aber wenn schon: Weiß jemand, wann der sog. Bruderkuss (Abbildung) Einzug in die politischen Feuchtgebiete gehalten hat? Hat August Bebel auch schon...?

PS: Ja, ich weiß - wer fragt, ist nur zu faul zum Selberrecherchieren. Also: http://www.oei.fu-berlin.de/media/publikationen/boi/boi_11/27_schimmel.pdf
 
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Das heutige "Bussi links, Bussi rechts" - letzte Woche sogar zu sehen zwischen Hilary Clinton und der etwas verdutzt dreinschauenden japanischen Kaiserin - ist insoweit der logische (vorläufige?) Endpunkt dieser Entwicklung.

Also diese Art der Begrüßung ist im gesamten spanischsprachigen Raum schon lange üblich - ich weiß nicht woher der Brauch kommt und seit wann es getan wird allerdings ist das selbst für achtzigjährige Damen die selbstverständliche Begrüßung, auch fremder Leute :winke:

Von "heutige" und letzte Entwicklung kann da sicher keine Rede sein, als Begrüßung einer Kaiserin und dann noch ausgerechnet im reservierten Japan natürlich völlig untauglich - so ignorant können auch nur US Politiker sein :rofl:
 
Der Antoninian, den HJWien oben vorgestellt hat, ist ja mit CONCORDIA AUG beschriftet, das doppelte GG dürfte den Plural anzeigen, also wird im Grunde genommen die Eintracht der Augusti, es war notwendig, dass nach den Konflikten um Maximinius Thrax der Frieden wiederhergestellt war, also zu demonstrieren, dass Balbinus und Pupienus nicht gegeneinander sondern miteinander arbeiten würden. Von Pupienius gibt es einen Antoninian mit dem gleichen Bild aber der variierenden Umschrift PATRESSENATUS, also Väter des Senats. Es ist wohl eher ein Friedenssymbol, denn als Gruß gedacht. Wobei natürlich, wie oben bereits ausgeführt, die Begrüßung per Handschlag signalisieren soll, dass man unbewaffnet ist.
Von Commodus gibt es noch eine Münze PIETATIS SENATUS auf der zwei Personen, mutmaßlich der Kaiser und ein Senator, dargestellt sind, die sich die Hände reichen.
 
Bei Römerhänden im Begrüßungsmodus bleibend:
Als Umschreibungen für den Zeigefinger findet sich neben schlicht index oder digitus index auch digitus demonstratorius und digitus gustator sowie digitus salutaris. Zu letzterer schreibt K.-W. Weeber (Alltag im Alten Rom - Das Leben in der Stadt, S. 47), es sei gebräuchlich gewesen zum Begrüßungszwecke schon auf Distanz an ausgestrecktem rechten Arm den Zeigefinger zu erheben, und er verweist in diesem Zusammenhang auf Sueton, Kaiserviten, Augustus, 80.
In der mir vorliegenden (Billig-?)Übersetzung finde ich (Lateinstümper) in dem entsprechenden Abschnitt lediglich dass Augustus bisweilen erhebliche Probleme beim Schreiben gehabt habe und deshalb seinen schwächlichen Zeigefinger mittels eines umgelegten Hornringes in Position bringen musste.

Kennt Ihr:
a) anderslautende Übersetzungen dieser Stelle die Weebers Aussage plausibler machen?
b) weitere historische Belege für den digitus salutaris in Begrüßungszusammenhängen?
 
Dextrae quoque manus digitum salutarem tam imbecillum interdum sentiebat, ut torpentem contractumque frigore vix cornei circuli supplemento scripturae admoveret.

Ich komme mit dem salutarem gerade nicht zurecht, traue mich nicht, das als Adjektiv oder Spezifizierung zum Finger zu übersetzen.
Auch an der rechten Hand fühlte er den Finger bisweilen so schwach, dass er ...
Weeber scheint hier salutare als Grundform anzunehmen, also 'grüßen', ich befürchte eher, dass salus, also *Gesundheit' zurgundeliegt. Normalerweise würde ich ja empfhelen, Weeber zu trauen, aber hier bin ich echt unsicher.
 
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