@Hermundure, Post#4976:
Wenn du es schon in lateinische Buchstaben überträgst, dann bitte gleich korrekt: Sueboi Langobardoi. (Das gg wird eben ng gesprochen, ist also kein Verschreiber.) Zudem lokalisiert Ptolemaios diese am Rhein, wenn ich mich richtig entsinne und der Eintrag wird auf ein Missverständnis zurückgeführt. Aber er mag ja auch durch Zufall das richtige Treffen.
Abgesehen davon stehen Deine Aussagen als Widerspruch zu aller mir bekannten Literatur. Lugier sind keine Sueben. Letztlich können nur Elbgermanen als Sueben benannt werden. Außer bei Tacitus. Woanders werden sie streng von diesen geschieden. Die Verlagerung ihrer Keramik ging nur sehr beschränkt mit Wanderungsbewegungen einher. Caesar benennt die Stammesangehörigkeiten der Gefolgschaft des Ariovist. Lugier erwähnt er nicht. Und die erwähnten Stämme sind Galliern, Jastorf-Germanen und Elbgermanen zuzuordnen. Schau Dir doch einfach mal die Kartierung elbgermanischer Funde an. Man sieht einen 'Rückzug' von der jütischen Halbinsel und eine 'Ausbreitung' in Thüringen, am Main (Ariovists Markomannen!), in Böhmen (Markomannen), an Neckar und Rhein (wieder Ariovist!) und ein kleines Gebiet östlich von den Sugambrern zwischem Lippe und Ruhr.
Einwanderer der Przeworsk-Kultur werden -bisher, siehe unten- nur für zwei Regionen angenommen: um Mittelbuchen, Kreis Hanau und um Nordhausen. Nur dort hat ihre Keramik einen größeren Anteil und dort konzentrieren sich ihre Grabgruppen. Es ist anzunehmen, dass es auch woanders noch nicht entdeckte Konzentrationen gab. Von diesen Siedlungsräumen verbreitete sich dann die fremde (oder exotische) Keramik. Es wird von Adaptionsprozessen gesprochen. Noch dazu ist das zeitlich von 180 v. Chr. bis 50 v. Chr. zu datieren. Eher wurden diese Einflüsse also von Ariovists Sueben verdrängt. Interessant wäre es, wenn Funde am Rhein nördlich der Lippemündung spät einzuordnen wären. Damit könnten dann Usipeter und Tenkterer gefasst werden.
Interessant ist, dass beide Kulturverlagerungen in ungefähr denselben Gebieten feststellbar sind. Doch stimmt der Verbreitungsbeginn der elbgermanischen Funde um 50 v.Chr. mit dem Untergang des Ariovist-Reiches in Gallien und der Landnahme seines Gefolges östlich des Rheins überein. Außerhalb jener Siedlungsgebiete, z.B. an der Lippe, äußert sich die Verbreitung der elbgermanischen Kultur anders. Wenig Gräber, ein geringerer Anteil der Keramik, Kontinuität steht im Vordergrund. Hier wird man eher wieder von einer Mode ausgehen. Ob man von einer Verbreitung auch nördlich der Lippe ausgehen kann, ist m.W. leider nicht systematisch untersucht.
Die Umwandlung der Kontaktzone in das Gebiet der Rhein-Weser-Germanen gilt als während der Germanienfeldzüge, je nach Autor vor 9 n.Chr. oder vor 16 n. Chr. abgeschlossen. Welche Faktoren lassen sich erkennen?
1- Partielle Einwanderung und kulturelle Beeinflussung (Gar eine 'Germanisierung'?) der sonst überwiegend durch die Latène-Kultur und ingeringerem Maße durch die Jastorf-Kultur beeinflussten Kontaktzone in ihrer Spätphase etwa 180-50 v.Chr. durch die Przeworsk-Kultur und eine geringe Zuwanderung aus dieser.
2- Eroberung Galliens durch Caesar. Der Latène-Einfluss entfällt. Elbgermanischer Einfluss, vielleicht auch durch Ariovist-Rückkehrer wird bestimmender. Auch die Wirtschaft muss sich umstellen. Eisen wird z.B. nicht mehr importiert, sondern selbst gewonnen.
3- Beeinflussung durch die Römische Besetzung.
Die schon eher an Kleinigkeiten und durch die Siedlungsräume zu unterscheidenden Gruppen und Regionen der Kontaktzone entwickelten sich durch diese gleichen Einflüsse zu einem gleichförmigen Kulturareal.
(Da sich so etwas häufig in Mythologischen Vorstellungen niederschlägt, mag hier die Ursache der Divergenz der Mannussage und überlieferter älterer Vorstellungen liegen. Dazu würde passen, dass die archäologisch feststellbare Aufteilung von Nordseegermanen, Elbgermanen und Rhein-Weser-Germanen nicht ganz mit der mythischen Vorstellung der 3 Mannusstämme übereinstimmt. So wäre eine Verbindung mit den anderen Bereichen deutlich gemacht. Dies ist keinesfalls zwingend, insbesondere mag es Überlieferungsmissverständnisse geben. Aber es bleibt eben eine Möglichkeit, dass eine Vorstellung einer 'Verwandschaft' der 'germanischen' Stämme hauptsächlich in den von der Römischen Besetzung besonders betroffenen Gebieten gab.)