Arminius in der DDR

J

jensemann

Gast
Guten Abend zusammen,

mich würde mal interessieren, wie Arminius in der DDR angesehen wurde bzw. was für eine Bedeutung er für die DDR besaß.
Also falls mir jemand etwas dazu sagen kann oder mir links geben kann (google spuckt nichts aus) wäre ich sehr dankbar

mfg

jens
 
Er galt auch in der DDR schlichtweg als der "Befreier Germaniens". Es gab da martialische Illustratrionen in Schulbüchern. Was mit der Realität nix zu tun hat.
 
Arminius kämpfte gegen die Großmacht Rom und gewann eine Schlacht. Er galt als Verteidiger eines Volkes, was nicht römisch unterworfen werden wollte. Mehr kann ich mich nicht erinnern.
 
Das Buch "der Geschichtslehrer erzählt" könnte Aufschluss geben.

Da die Germanen als Urgesellschaft in Auflösung und somit ohne Klassentrennung und Privateigentum angesehen wurden, war ihre Bewertung im Allgemeinen besser als die der ausbeutenden Sklavenhalter aus Rom.

@Flo
soviele Bedeutungen hat der Name Arminius aber nicht, dass man ihn unbedingt erläutern sollte.
 
Das Buch "der Geschichtslehrer erzählt" könnte Aufschluss geben.

Da die Germanen als Urgesellschaft in Auflösung und somit ohne Klassentrennung und Privateigentum angesehen wurden, war ihre Bewertung im Allgemeinen besser als die der ausbeutenden Sklavenhalter aus Rom./quote]

So habe ich das im Geschichtsunterricht (DDR) auch gelernt. Die Ereignisse um die Varusschlacht wurden relativ ausführlich behandelt, wobei betont wurde, dass die römische Armee als Söldnerheer gegen die freiheitliebenden und ihre Heimat verteidigenden Germanen unterliegen musste.
Arminius galt schon als eine Art Befreiungsheld, aber es wurde auch erwähnt, dass er römischer Ritter und Offizier war.

Die beiden Jugendbücher "Herniu und der blinde Asni" sowie "Herniu und Armin" von Ludwig Renn spiegeln sehr gut die vom Sozialismus beeinflusste Sicht auf die Ereignisse wider. Sie sind spannend, und Ludwig Renn kann, obwohl seine Darstellung nicht vorurteilsfrei ist, als Autor auch heute noch empfohlen werden.
 
Guten Abend zusammen,

mich würde mal interessieren, wie Arminius in der DDR angesehen wurde bzw. was für eine Bedeutung er für die DDR besaß.
Also falls mir jemand etwas dazu sagen kann oder mir links geben kann (google spuckt nichts aus) wäre ich sehr dankbar

mfg

jens


Ich muss da noch etwas klarstellen.
Arminius war eine Figur der Antike? Der Geschichte? Oder nur ein kleiner General?
Ohne jetzt genau darüber nachgelesen zu haben, ich glaube nicht, dass es da Missverständnisse über die Personenfrage zwischen den Völkern der Zeit gegeben hat wo man noch von DDR und BRD sprach.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Personenfrage ist, glaube ich, klar; worauf es hier ankommt ist die Perzeptionsfrage - wie wurde derjenige welche unter dem Aspekt der "Staatssichtweise" und auch in der öffentlichen Meinung gesehen.
Im Westen z. B. wandelte sich das Bild eindeutig - in der Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg in die siebziger hinein hielt sich das Bild der Nazis vom Recken und Befreier Deutschlands (=Germaniens). Dann setzte, sicher unter dem Einfluss Pörtners und der Besinnung auf die provinzialrömische Geschichte gerade am Niederrhein, wo in Xanten, Köln und Mainz in den zerstörten Städten bemerkenswerte Monumente ans Tageslicht kamen, eine Art "Gesinnungswandel" ein, bei dem die Aspekte des Verrats des Arminius und der gescheiterten Romanisierung der großen germanischen Beinahe-Provinzen eher mit Bedauern gesehen wurden, bis hin zu heute, wo Haltern am See dem "Betrogenen Varus" ein Denkmal setzt und der "Hermann" vom Teutoburger Wald als peinliches Riesenmonument wortwörtlicher "Nationaler Großmannssucht" gesehen wird.

Aber - wie gesagt - das ist die BRD-Sicht (zumindest das, was ich so sehe). Die Frage ging um die DDR-Sicht.
 
Der Cheruskerfürst in römischen Diensten Arminius wurde in der Tat als der Befreiher der Germanen zwischen Rhein und Elbe gelobt und die "Schlacht im Teutoburger Wald" wurde ausführlich behandelt (übrigens, mit einem ähnlichen Stellenwert, wie die Schlacht bei Poitiers 632). Überhaupt wurde der Kampf der Germanen gegen die Römer sehr ausführlich behandelt, so auch der Limes, der im Anschluß an die Schlacht errichtet wurde.
 
Ich habe noch etwas in einem Sachbuch gefunden:

"Der Gegenspieler des Varus war der Sohn des Cheruskerfürsten Segimer, Arminius, wie ihn die Römer nannten, Hermann der Cherusker, wie ihn der deutsche Volksmund heißt. Um 18 oder 16. v.u.Z. geboren, diente er wie viele barbarische Adlige längere Zeit im römischen Heer, erhielt das römische Bürgerrecht und den Ritterrang und kehrte im Jahre 7 wegen des Todes seines Vaters in die Heimat zurück. Er wurde, wie der größte römische Historiker Tacitus sagt, "unbestreitbar der Befreier Germaniens, wenn auch in manchen Gefechten unterlegen, so doch unbesiegt im Kriege, und noch heute - d.h. hundert Jahre nach seinem Tode -feiert man ihn bei den barbarischen Völern in Liedern". "
In der weiteren Schilderung der Ereignisse folgt der Autor Tacitus und zitiert ihn.
Quelle: Wolfgang Seyfarth: Römische Geschichte, Kaiserzeit I, Akademie Verlag Berlin 1980, S. 69

Die Hauptaussage im Schul-Geschichtsunterricht der DDR war: "Die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen", und demzufolge wurden Ereignisse im Unterricht behandelt, die (entsprechend interpretiert) diese Theorie stützten. Wir haben den Spartakus-Aufstand behandelt, Augustus als Begründer des Prinzipats, Arminius als Befreier Germaniens und die Varus-Schlacht sowie die Kolonen, die die Sklaven abzulösen begannen und damit der Anfang vom Ende der Sklavenhalterordnung waren. Das war dann - leider - schon alles über das alte Rom.
Der Eindruck, der meinen Kindern im vereinten Deutschland vermittelt wurde, war doch etwas breiter gefächert.

Ich will noch einen Link zu Ludwig Renn nachreichen:

Ludwig Renn - Wikipedia

Bei den von mir genannten Büchern handelt es sich um Belletristik.
Aus einem anderen Buch von Ludwig Renn stammt folgendes Zitat, das seine Abneigung gegen Rom ein wenig verständlich macht ;) (leider habe ich mir die Seite nicht aufgeschrieben):

"Und soweit meine Eltern noch nicht erreicht hatten, mir den lauten Nationalismus unangenehm zu machen, hatte es die Schule fertiggebracht. Die Professoren des Gymnasiums mit dicken Bäuchen und hängenden Schnurrbärten hatten uns zu Königs Geburtstag oder zum Sedanfest mit deutschen Heldentaten gelangweilt. Sonst erzählten sie die Heldentaten der alten Römer. Unwillkürlich stellte ich mir die alten Römer auch mit hängenden Schnurrbärten und schrecklich langweilig vor, wenn sie in sächsischem Dialekt Reden gegen Catilina oder sonst wen hielten."

(Ludwig Renn: "Adel im Untergang", Aufbau Verlag Berlin, 1954)

Ich finde, dieses Zitat passt doch ein bisschen hierher, weil es so schön zeigt, wie Geschichtsbilder entstehen und zu was für kuriosen Verknüpfungen es dabei kommen kann.
 
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