Besiedelung der Oberpfalz (Ostbayern)

Valao

Mitglied
Wer weiß was über die keltische oder germanische Besiedelung der Oberpfalz oder von Ostbayern? Jetzt mal von den Nariskern ganz abgesehen zu denen es ja kaum Quellen gibt.

Gerne würde ich auch mehr über slawische Siedlungspitzen hören die mal kurzzeitig bis in die Oberpfalz vorgestoßen sein sollen. (Ortschaften mit Endung -itz)

Würde mich sehr über ein paar Antworten freuen. Ich kann in entsprechenden Büchern gar nichts über Ostbayern/Oberpfalz finden.

Vielen herzlichen Dank.

Gruß
Valao
 
Das ist gute Frage.

Die Oberpfalz gehörte wie Ostdeutschland zu den regermanisierten Gebieten um die Zeit Karl d.G. ...
Es hat in der Tat (man möge es fast nicht glauben) auch slawische Wurzeln.
 
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Valao schrieb:
Wer weiß was über die keltische oder germanische Besiedelung der Oberpfalz oder von Ostbayern?

Kallmünz (Kalamantia)
Es gibt nördlich von Regensburg die Burganlage von Kallmünz (Oberpfalz). Die Bergfelsen sind dort ca. 100m hoch. Die ca. 40ha große Innenfläche ist schon seit der Steinzeit besiedelt gewesen. Aus der frühen Keltenzeit hat man dort einen verzierten Becher und eine Fibel gefunden. Um die Zeitenwende war die Anlage aber verlassen.
Ptolemäus hat einen Ort mit dem Namen "Kalamantia" beschrieben. Dieser dürfte mit Kalmünz identisch sein. 1142 wurde es als Chalemunze und 1233 als Kalmunze beschrieben.
Der Name Kalamantia setzt sich höchstwahrscheinlich aus dem bretonischen "kole"(=junger Stier) und "menez"(=Berg) zusammen. Somit bedeutet es "Berg des jungen Stiers".
Man hat eine Tierplastik dort gefunden, die lange vor der Keltenzeit entstanden ist.

Regensburg (Radaspona)
Funde der La-Tene-Zeit aus Regensburg beweisen, daß am nördlichsten Punkt der Donau Kelten wohnten. Die Kelten haben höchstwahrscheinlich den Fluß Regen als "Radas" bezeichnet. Der Regen mündet gegenüber der Stadt in die Donau. Radaspona heißt wahrscheinlich "Hauptort am Regen". Die Römer nannten den Ort "Castra Regina" (=Lager am Regen).

Dann noch etwas aus Oberfranken (wenn das auch interessiert?):
Staffelberg (Menosgada)
Der Staffelberg ist seit dem 3.Jahrtausend v.Chr. besiedelt worden. Die Kelten sind seit dem 5.Jahrhundert v.Chr. nachweisbar (Keramik u. Schmuckstücke). Die ursprüngliche Anlage war ca. 3ha groß. Ab 150 v.Chr. wird sie allerdings um fast das Zwanzigfache vergrößert. Es wurden hohe Wehrmauern errichtet. Vieles deutet daraufhin, daß hier eine Wachstation zur Absicherung der Nordgrenzen errichtet wurde. Der Name Menosgada bedeutet höchstwahrscheinlich Wachberg. Kurz vor der Zeitenwende wird die Anlage verlassen. Ursache hierfür dürften die Römerkriege sein. Erst Jahrhunderte später wird diese Anlage wieder besiedelt.
 
Hallo Cherusker!

Aus welcher Quelle hast du denn die Ortsnamen? Ich frage insbesondere wegen Kellmünz. Bisher habe ich immer nur gelesen, dass sich der Name aus dem lateinischen "Caelius Mons" herleitet, und hier stand ja auch ein spätrömisches Kastell.
Der Name "Ratasbona/Ratisbona" ist mir schon eher geläufig, aber wo wird er erwähnt?
 
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Ashigaru schrieb:
Hallo Cherusker!

Aus welcher Quelle hast du denn die Ortsnamen? Ich frage insbesondere wegen Kellmünz. Bisher habe ich immer nur gelesen, dass sich der Name aus dem lateinischen "Caelius Mons" herleitet, und hier stand ja auch ein spätrömisches Kastell.
Der Name "Ratasbona/Ratisbona" ist mir schon eher geläufig, aber wo wird er erwähnt?

Radaspona
Den Namen "Radaspona" wurde vom Freisinger Bischof Arbeo (gest.783) in seiner Biographie des heiligen Emmeran überliefert. Keltische Orte endeten häufiger auf "bona" oder "pona".
Das bretonsiche Wort "penn" =Haupt und das walisische Wort "pen" =Haupt, Hauptsache lassen auf die Deutung des Ortes schließen.

Und ich habe im Beitrag "Kallmünz" beschrieben und nicht "Kellmünz an der Iller". ;)
 
Cherusker schrieb:
Funde der La-Tene-Zeit aus Regensburg beweisen, daß am nördlichsten Punkt der Donau Kelten wohnten.
Hier eine größere Niederlassung oder gar einen entscheidenden Ort - vergleichbar mit den keltischen Oppida bei Manching oder auf dem Michelsberg bei Kelheim - anzunehmen, sind nur Träume aus einer übertriebenen Zuneigung zur örtlichen Landschaft. Auch wenn der allerdings erst mehrere Jahrhunderte später in der Lebensschilderung des Heiligen Emmeram (8. Jhdt.) auftauchende, möglicherweise auf eine keltische Wurzel zurückgehende Ortsname Radaspona immer wieder zu solchen Mutmaßungen Anlaß gibt. Die mögliche Namensüberlieferung besagt für die keltische Geltung des Ortes nichts. Von allen bisherigen Versuchen, den Namen Radaspona geschichtlich einzugliedern und zu deuten, vermag keiner eine befriedigende Lösung zu geben. Möglicherweise wurde die Bezeichnung durch im Laufe der römischen Zeit an den Ort gekommene keltisch-germanische Bevölkerungsteile auf die Zivilsiedlung, die sich in der Nachbarschaft der römischen Militäranlagen bildete, übertragen und somit über Jahrhunderte hinweg erhalten. Unter Umständen handelt es sich aber auch um eine 'gelehrte' Bildung Arbeos.
Quelle: Roemische Epoche
 
Hier eine größere Niederlassung oder gar einen entscheidenden Ort - vergleichbar mit den keltischen Oppida bei Manching oder auf dem Michelsberg bei Kelheim - anzunehmen, sind nur Träume aus einer übertriebenen Zuneigung zur örtlichen Landschaft.


Das "Handbuch der historischen Stätten Deutschlands" weist in seinem Band für Bayern einen Ort "Radisbona" nicht völlig von der Hand. Es heißt dort in einem Artikel von Prof. Max Piendl:


Der Boden Regensburgs und seiner unmittelbaren Umgebung lieferte aus fast allen vorgeschichtlichen Perioden Funde. Unter diesen sind vor allem spätlatènezeitliche von besonderer Bedeutung, da wahrscheinlich auf diese Siedlung das in jüngeren Quellen überlieferte Radasbona zurückgeht. Ihn erhielt dann wohl auch das von den Römern unter Vespasian auf dem Königsberg errichtete Kohortenlager. Denn erst damals setzte die römische Besiedlung im Regensburger Raum ein ...
 
Die altertumswissenschaftliche Überlieferung Regensburgs und seiner unmittelbaren Umgebung ist nicht lückenlos; jedenfalls klafft für mehr als einhundert Jahre, von der Mitte des letzten Jahrhunderts v.d.Z. bis zur Ankunft der Römer um 80 n.d.Z., eine Lücke. Das Legionslager Castra Regina (Regensburg) wurde an einem vorgeschichtlichen Handelsweg angelegt, neben dem sich eine große Zivilsiedlung entwickelte. Die Bezeichnung dieser Siedlung als Radaspona durch an den Ort gekommene keltisch-germanische Bevölkerungsteile müßte sich nach Prof. Max Piendl über mehrere Jahrhunderte neben der Bezeichnung Castra Regina (Regensburg) erhalten haben, bevor Arbeo sie, entgegen der üblichen lateinischen Bezeichnung, erstmals in einer Quelle verwendete. Die Herkunft und Geschichte des Namens Radaspona ist übrigens ansonsten völlig unklar; also auch, ob der Name Radaspona aus einer Zeit vor der Ankunft der Römer stammt.
 
Stamm der Chaetuori, Curiones, Parmaecampi?

Hallo,

ich war mir jetzt nicht sicher ob ich extra ein neues Thema starten sollte - deswegen stell ich die Frage im Oberpfalz-Thema.

Ich habe zufällig beim googeln Karten gefunden (nach Tacitus und Ptolomäus) auf der ich einige Stämme in und um die Oberpfalz no nie (in dieser Form) gelesen habe. Narisker, Markomannen, Hermunduren etc. ist mir völlig klar.

Aber wer waren die Curiones, Chaetuori, Parmaecampi.

Gibts es eine Liste oder Tabelle die den lateinischen Begriffen "eingedeutschte" gegenüberstellt.

Hier als Links mal die zwei Karten:

http://www.reisenett.no/map_collection/historical/Ancient_Germania.jpg
nach Tacitus

http://ancientrome.ru/map/prov/germania03.jpg
nach Ptolomäus


hab auch noch einen Text gefunden:
Claudius Ptolemäus (Claudius Ptolemy)

Rurusus ad orientem ab Abnobaeis montibus sedes habent infra Suevos Casuari, deinde Nertereani, deinde Danduti, infra quos Turoni et Marvingi; infra Camavos Chattae et Tubanti, atque supra Sudetos montes Teuriochaemae, infra montes vero Varisti; deinde Gabreta Silva; et infra Marvingos Curiones, deinde Chaetuori, atque Danubio tenus Parmaecampi; infra Gabretam Silvam Marcomani, infra quos Sudini, et usque ad Danubium fluvium Adrabaecampi; infra Orcynium Saltum Quadi, infra quos ferri fodinae et Luna Silva, infra quam magna gens Baemorum Danubio tenus, et finitimi eis iuxta fluvium Racatriae quique ad fluminis flexiones habitant Racatae.
 
Slaven in Ostbayern

Hallo Valao

Zum Thema <Germanen und Slaven in Ostbayern> rate ich Dir zu einer Quellensammlung (mit Kommentar)

Erwin Hermann
Slavisch-Germanische Bezieungen im Südostdeutschen Raumvon der Spätantike bis zum Ungarnsturm

1965 Verlag Robert Lerche München

uf dem Markt ist das natürlich nicht mehr, aber in Bibliotheken wohl doch. Es ist der Band 17 einer Veröffentlichungs-reihe des COLLEGIUm CAROLINUM, das sich besonders der Erforschung der Gescichte BPohmens widmet. Ob's freilich noch existiert, ebenso der Verlag, das weiss ich nicht.
In Einhards VITA CAROLI MAGNI wird die Ostgrenze Germaniens erw¨hnt, wo es anscheinend eine <regio sclavorum> gab.
In der VitaWynnebaldi abbatis Heidenheimensis (um 750) kap 4, 5, 7 wifd die gleiche Gegend erwähnt, dazu die Ortsnamen <Svalefeld>(?) und <Nordfiluse> (Die Vils ?)
Alles Gute
Boiorix
 
Hallo BOIORIX,

vielen Dank für deinen Hinweis.

Wo meinst könnte man die "Vita Wynnebaldi abbatis Heidenheimensis" erhalten?

Wäre höchstinteressant für mich - der Hl. Wunibald und das noch immer rätselhafte Nordfilusa.

Gruß Valao
 
Vita Wynnebaldi und Andere

Servus Valao!
Die Vita gibt es wohl nur in den Monumenta Germaniae;
Die genaue Referenz ist:MG.SS.XVII. Seite 106-117.
Vermutlich nur in der Bayrischen Staatsbibliothek mit Sicherheit zu finden.
Aber erwarte Dir nicht zu viel in diesem Zusammenhang. Der Mann ist gereist
"...per lata Langobardorum limia, pervarios Baiovarium villas,per Germaniae terminarum telluras usque in Thyringeam..." (cap.IV, S.109)
Er hat da scheinbar jemand getroffen:
"...Tunc ille sacer Dei famulus sub Otilone duce in illa regione que vocatur Nordfiluse proprium habebat locum..." (cap.V; S.110)
Das wäre also die "Gegend an der Nördlichen Vils" ?
Und weiter:
"....Denique cum belligerosus atque beatus barilion terram Sualaveldorum inhabitare coepit, plurima paganice pravitatis prestigia, multis diabolice fraude deceptos idolatria colentes, alii aruspicia observantes... alii negromanticas...quas popularie et publice perniciosa perficiebant, pro nefas!" (cap.VII; S.111)
Dass es sich da um Slaven handelte wird zwar nicht gesagt, aber die Vorwürfe sind die gleichen, die das "Poenitentiale Merseburgense (Sermo de poenitentia Joannis) "an die Slaven richtet.
"Svalefeld" scheint nach dem Nibelungenlied östlich der Wörnitz zu suchen sein.
Die "Vita quinta Bonifatii " erwähnt bei dessen Neuordnung der deutschen Bistümer:
"...autem nomine Burchardo officium pastorale in loco qui dicitur Wirziburch delegavit, ecclesia vero in confinio Francorum et Saxonum atque Sclavorum suae procurationi deputavit." (Das war um 750)
Diese Slaven sassen also wohl so etwa um den Weissen Main (liegt in der Gegend nicht Windisch-Eschenbach? Ich hab keinen Atlas unter der Hand)
Slawische Streusiedlungen gehen nämlich noch viel weiter nach Westen als unsere gewöhnlichen Geschichtsbücher verkünden.

Ich ïberlasse Dir die Übersetzung der Texte, denn ich habe mich hier im Forum schon einmal mit einer solchen blamiert (Jordanes zur Gotischen Wanderung)

Genug! Wenn Du noch andere Auszüge aus dem Herrmann willst, schick mir eine pesônliche nachricht.



 
Zuletzt bearbeitet:
Servus Valao!
Und weiter:
"....Denique cum belligerosus atque beatus barilion terram Sualaveldorum inhabitare coepit, plurima paganice pravitatis prestigia, multis diabolice fraude deceptos idolatria colentes, alii aruspicia observantes... alii negromanticas...quas popularie et publice perniciosa perficiebant, pro nefas!" (cap.VII; S.111)

Ich würde hier eher von Saalfeld/Thüringen sprechen. Der Königshof spielte im 9. Jh. eine große Rolle.
 
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