Franken nach den Markomannen

Windhuk Lager

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Hallo Forum,

wie sah eigentlich die Situation im heutigen Franken nach dem Abzug der Markomannen aus, bzw. wieviel Prozent zogen euerer Meinung nach ab??
Gab es zu der Zeit noch einen keltischen Bevölkerungsanteil?
Welche Situation fanden Saturninus, die Alemannen oder die Thüringer vor? und wie sah die Situation dann bei Ankunft der Franken aus.
Gibt es dazu historische Quellen oder archäologische Erkenntnisse?

schönen Gruß Steffen
 
Zunächst einmal könnte folgende Übersichtskarte zumindest ein wenig hilfreich sein (auch wenn sie zugegebenermaßen stark vereinfacht und möglicherweise inzwischen auch etwas überholt ist), welche den Zustand während des 1. Jh. n. Chr. verdeutlichen soll: Germanen - 50 bis 100 n. Chr. - Putzger Historischer Weltatlas
Falls Du Dich fragt, welcher Stamm mit Narister gemeint ist bzw. wie dieser einzuordnen ist, siehe bspw. den Thread http://www.geschichtsforum.de/f35/narisker-armalauser-1298/
Die auf der Karte noch an der mittleren Oder sitzenden Burgunder/Burgunden kamen als neue (östliche bzw. nördliche) Nachbarn der Alamannen ab dem letzten Viertel des 3. Jh. in die Gebiete am oberen und mittleren Main.
 
Hallo Forum,
wie sah eigentlich die Situation im heutigen Franken nach dem Abzug der Markomannen aus, bzw. wieviel Prozent zogen euerer Meinung nach ab??
Gab es zu der Zeit noch einen keltischen Bevölkerungsanteil?
Welche Situation fanden Saturninus, die Alemannen oder die Thüringer vor? und wie sah die Situation dann bei Ankunft der Franken aus.
Gibt es dazu historische Quellen oder archäologische Erkenntnisse?

Das Land nördlich der Donau wurde in der Spätantike immer stärker Durchzugsgebiet und Stauzone wandernder Elbgermanenhaufen, die immer wieder Teile der siedelnden Bevölkerung mitrissen, sodass die Main- und Rednitzlande zu Beginn des Frankenreichs nur noch dünn besiedelt gewesen sein müssen. Hingegen blieben im Süddonauraum relativ viele Provinzrömer zurück, die sich selbst unter bajuwarischer Herrschaft offensichtlich sogar noch in Oberschichten halten konnten.

Die keltische Bevölkerung im Süddonauraum wurde hingegen nach Ankunft der Römer im 1. Jh. n. Chr. sehr rasch romanisiert und es scheint so zu sein, dass das ohne große Widerstände erfolgte, denn die Archäologen finden bereits nach kurzer Zeit keine typisch keltischen Fundgegenstände mehr. Eine ähnliche Situation findet man in Gallien, wo nach erfolgter Eroberung durch die Römer eine keltische Identität bereits nach wenigen Generationen erlischt und der Romanisierungsprozess überall zum Abschluss kommt.

Über das heutige Ostfranken, das zur Zeit der Völkerwanderung Durchgangsland war, hatten im 5. Jh. vermutlich Alemannen und Thüringer eine nur wenig gefestigte Herrschaft ausgeübt. Nachdem beide Stämme 496 bzw. 523 von den Merowingern unterworfen worden waren, kamen im 6. Jh. rheinfränkische Siedler in die Gäulandschaften des Main-Taubergebietes. Orte, deren Namen Personennamen und dem Suffix -heim gebildet sind und bei denen Reigengräber des 6. Jahrhunderts gefunden werden, zeigen diese erste fränkische Siedlungswelle.

Die ethnische Situation in Ostfranken könnte also wie folgt ausgesehen haben: Eine keltische Bevölkerungsbasis wurde nach der Zeitenwende von germanischen Stämmen überschichtet, vor allem von Hermunduren, Donau-Quaden (auch bekannt als "Donausueben") und Markomannen, zu denen seit dem 4./5. Jh. noch thüringische und alemannische Splitter kamen. Aufgrund der durch die Völkerwanderung ausgelösten Siedlungsarmut dominierten nach dem 6. Jh. eindeutig die Franken die Region und assimilierten alle noch verbliebenen germanischen Volkssplitter.
 
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