Germanen in Nordwestdeutschland und die Völkerwanderung

T

Tekker

Gast
Hallo liebe Gemeinde, :winke:

durch mein Interesse an Heimatgeschichte und diverse Threads hier im Board bin ich auf dieses Thema gekommen. Zuerst möchte ich meine diesbezüglichen Kenntnisse darstellen, woran sich dann mein Fragenkomplex anschließt.

Um 100 n.Chr. stellte sich die Besiedlung des nordwestdeutschen Raumes so dar: Westlich der Ems lebten die Friesen. Die ehedem an der Ems ansässigen Ampsivarier wurden bereits zuvor aus ihren Gebietendurch die Chauken verdrängt, die Reste scheinen später in Franken bzw. Sachsen aufgegangen zu sein. Die Chauken wiederum besiedelten ein großes Gebiet westl. (kl. Ch.) und östl. (gr. Ch.) der Weser, sowohl Marsch als auch Gest. An der mittleren Weser befanden sich die Angrivarier. Diese hatten sich schon nach Osten bzw. Süden (?) auf Kosten der kaum noch erwähnenswerten Cherusker ausgedehnt. Ebenso drängten sie kurz vor 100 im Verbund mit den im Hamaland (westl. Münsterland und angrenzende Niederlande) lebenden Chamaven die Brukterer aus den Gebieten der oberen Ems und Lippe nach Süden ab. An der Elbe siedeln noch die Langobarden und jenseits des Flusses die Sachsen, an welche sich nördl. und östl. Angeln und Warnen anschließen.

Erst im 3./4. Jhdt. kommt wieder Bewegung in dieses Siedlungsbild, da sich Sachsen und Angeln in Bewegung setzen. Dies trifft wohl auch auf die Chauken zu, da die um Christi Geburt einsetzende Erhöhung des Meeresspiegels eine Siedlungstätigkeit in den Marschen zum Erliegen bringt. Die Abwanderung ist in erster Linie gen Britannien gerichtet, obwohl ein Teil der Angeln, gemeinsam mit den Warnen, in das Gebiet der Hermunduren wandert, wo der Stamm der Thüringer entsteht.
Chauken, sofern sie nicht schon stets ein sächsischer Teilstamm waren, und Angrivarier schließen sich dem Stammesverband der Sachsen an. Dieser besiedelt das (um 400?) verlassene Gebiet der Langobarden und nimmt die Reste des Landes der Cherusker, die in den Sachsen aufgehen, in Besitz.
Im 6./7. Jhdt. wurden die Gebiete der bereits zum Stammesverband der Franken gehörenden Brukterer und Chamaven vom sächsischen Stammesverband unterworfen. Ebenso scheinen die Sachsen territorialen Gewinn aus dem durch die Franken herbeigeführten Ende des thüringischen Reiches gezogen zu haben.
Schließlich erfolgte im 7./8. Jhdt. nach einem deutlichen Absinken des Meeresspiegels die Wiederbesiedlung der Marschen. Im Gegensatz zu den Elbmarschen, in die wieder Sachsen einzogen, wurde die Küste im Westen bis einschließlich der Wesermündung von Friesen besiedelt.
Nach den Sachsenkriegen des 8. Jhdts. wurde das Sachsenland 804 endgültig dem fräkischen Reich einverleibt. Die hernach auftauchenden Teilstämme der Westfalen, Engern, Ostfalen und Nordelbier waren aber evtl. nur administrative fränkische Einheiten.

(Für evtl. Fehler bitte ich um Nachsicht und Korrektur, da ich mich erst seit ein paar Tagen mit dieser Sache beschäftige.) :red:

Nun zu den Fragen:
  • Kann man davon ausgehen, das die Chauken schon eh und je nur ein sächsischer Teilstamm waren?
  • Kann mir jemand etwas über die Chasuarier sagen, über die ich leider nichts finden konnte?
  • Wie war die Ausdehnung des thüringischen Reiches vor seiner Vernichtung? Ich bin mir diesbezüglich bei der Ausdehnung des sächsischen Gebietes nicht sicher...
  • Gab es schon vor der "fränkischen Zeit" die Gaueinteilung?
  • Was war vor den Chauken, da diese wohl erst um 100 v. Chr. einwanderten?
  • Und dann noch etwas offtopic, wurde Schleswig im Zuge des Mittelalters deutsch besiedelt oder fußt die Bevölkerung evtl. noch auf westgerm. Resten?
Ach ja, als Quellen meiner Kenntnisaneignung dienten mir außer Tacitus vornehmlich Wikipedia :rotwerd: aber auch das Geschichtsforum, jeweils mit weiterführenden Links, sowie einige andere Websites und der historische Westermannatlas.
 
ziemlich viel Arbeit, die Du Dir da gemacht hast. Tolle Leistung (ich Unwissende kann leider nichts konstruktives beitragen, sorry)
 
Vielen lieben Dank beetle! Es freut mich, daß dir und vielleicht auch anderen der Beitrag gefällt. Ebenso würde es mich natürlich freuen, wenn den Fragen auch noch eine Diskussion folgen könnte. ;)
 
Ich denke, dass sie in der frühen und mittleren Kaiserzeit schon ein eigenständiges Volk waren; und dass aus der Kooperation mit anderen Stämmen sich erst später die Sachsen herausbildeten.

Das ist ein sehr interessantes, aber auch mysteriöses Volk; denn obwohl die antiken Quellen nicht allzuviel über die Chattuarier (die auch in verschiedenen anderen Namensvarianten auftauchen) berichten, so streuen sich diese Belege über einen sehr weiten Zeitraum, bis noch ins 8. Jahrhundert. Sie gelten auch als ein Teilstamm der Franken. Für mich spricht einiges dafür, dass sie im Sieg-Lippe-Raum siedelten; andererseits werden sie etymologisch oft mit dem Fluß Hase verbunden, der im Teutoburger Wald entspringt.


  • Wie war die Ausdehnung des thüringischen Reiches vor seiner Vernichtung? Ich bin mir diesbezüglich bei der Ausdehnung des sächsischen Gebietes nicht sicher...
Eine Streitfrage in den letzten Jahren; Heike Grahn-Hoek stellte eine Hypothese auf, nachdem das Thüringerreich bis zum Rhein gereicht hätte, und zwar zumindest im westfälischen Raum, wenn nicht auch im Rhein-Main-Gebiet. Diese These finde ich etwas gewagt, wenngleich Grahn-Hoek geschickt argumentiert und zwei ihrer Aufsätze ohne Frage die Referenz für die frühe Geschichte Thüringens darstellen. Persönlich halte ich es aufgrund der späteren Abgrenzungen doch eher für wahrscheinlich, dass das Thüringerreich östlich der Werra und zumindest des Vogelsberg, wenn nicht der Rhön, lag.
Das wurde von einigen Forschern (z.B. Niemeyer) angenommen, doch Walter Schlesinger vertritt die (für mich nachvollziehbare) Haltung, dass die wenigen früh bezeugten rechtsrheinischen Gaue auf römische Verwaltugns- bzw. Klientelstrukturen zurück gehen und kleinräumig sind. Nach meinem Dafürhalten entstanden die Gaue erst im frühen 8. Jahrhundert, mit der Erschließung des rechtsrheinischen Gebiets durch die Franken und der Zerschlagung der Herzogtümer.

  • Was war vor den Chauken, da diese wohl erst um 100 v. Chr. einwanderten?
Schwer zu sagen; hier verlassen wir den Bereich der historischen Belege und können uns allein auf archäologische Funde stützen. Die Region, wo später die Chauken lebten, wird der Harpstedt-Nienburger Kultur zugerechnet.
 
Herzlichen Dank Ashigaru, das bringt mich schon einiges weiter!

schon ein eigenständiges Volk waren; und dass aus der Kooperation mit anderen Stämmen
Das ist nachvollziehbar, zumal die Chauken nicht die einzigen wären, die sich dem "Sachsenbund" friedlich anschlossen. (s. Angrivarier)
Mir fiel noch etwas beim Vergleich der chauk. Siedlungsgebiete mit den deutschen Mundarten auf. Das Gebiet der kl. Chauken ist mit dem Oldenburgischen ebenso annähernd deckungsgleich, wie das der großen mit dem Lüneburgischen. Gibt es da evtl. einen Zusammenhang?

Persönlich halte ich es aufgrund der späteren Abgrenzungen doch eher für wahrscheinlich, dass das Thüringerreich östlich der Werra und zumindest des Vogelsberg, wenn nicht der Rhön, lag.
Danke, das ging so auch aus dem von mir Gelesenen so hervor. Mir ging es allerdings mehr um die Ausdehnung nach Norden und Nordwesten. Da bin ich auf eine Ausdehnung von der Elbe im Osten bis zu einer Linie im Westen gestoßen, die etwa vom Harz nordwärts bis zur Elbe verlief, also später eindeutig sächsisches Gebiet umfaßte.

Nach meinem Dafürhalten entstanden die Gaue erst im frühen 8. Jahrhundert, mit der Erschließung des rechtsrheinischen Gebiets durch die Franken und der Zerschlagung der Herzogtümer.
Scheint mir auch plausibel. Dafür würde imho auch sprechen, wenn es in übrigen germ. Gebieten (z.B. Skandinavien) eine solche Gaueinteilung nicht gegeben hätte. Ist dem so?

hier verlassen wir den Bereich der historischen Belege und können uns allein auf archäologische Funde stützen. Die Region, wo später die Chauken lebten, wird der Harpstedt-Nienburger Kultur zugerechnet.
Aha. Die Zuordnung dieser Kulturen zu "ethnischen" u.ä. Einheiten kann schwierig, wenn nicht (fast) unmöglich sein, wobei dies bei La-Tene und den Kelten aber doch gelungen ist.
Bei der Suche, was vor den Chauken war, bin ich noch über einige andere zu beachtende Dinge gestoßen. So z.B. daß es auf der Geest des Oldenburger Landes eine durchgehende Besiedlung seit der Jungsteinzeit gegeben haben soll, oder daß die (germ.) Lautverschiebung noch nicht gar so alt sein soll, die Germanen selbst also doch recht jungen Datums sind.
Allerdings gehört dies dann wohl eher in die Rubrik "Frühzeit des Menschen" oder so. ;)
 
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Tekker schrieb:
Mir fiel noch etwas beim Vergleich der chauk. Siedlungsgebiete mit den deutschen Mundarten auf. Das Gebiet der kl. Chauken ist mit dem Oldenburgischen ebenso annähernd deckungsgleich, wie das der großen mit dem Lüneburgischen. Gibt es da evtl. einen Zusammenhang?

Weiß jetzt nicht genau, was du meinst, auch was die "großen und kleinen" Chauken betrifft. Abgesehen davon, sind fast alle Stammeslokalisierungen für das 1. Jahrhundert n. Chr. weitgehend hypothetischer Natur, wenngleich in dieser Hinsicht über die Chauken recht viele Informationen existieren. Das mit den Dialekten kommt m.E. aber deshalb nicht so gut hin, weil laut Ausweis der antiken Quellen Chauken definitiv im späteren "Friesland" gesiedelt haben.

Tekker schrieb:
Mir ging es allerdings mehr um die Ausdehnung nach Norden und Nordwesten. Da bin ich auf eine Ausdehnung von der Elbe im Osten bis zu einer Linie im Westen gestoßen, die etwa vom Harz nordwärts bis zur Elbe verlief, also später eindeutig sächsisches Gebiet umfaßte.

Man hat es oft vermutet, dass das Reich der Thüringer westlich des Harzes sehr ausgedehnt war. Dies beruht auf einer Schilderung des Feldzugs gegen die Thüringer in den 530er Jahren, nach dem ein Teil des fränkischen Heeres eine nördliche Route einschlug. Diese Stelle wird sehr kontrovers betrachtet, leider fehlt mir die Quelle und ich weiß auch nicht mehr genau, was daran (insbesondere von Springer) kritisiert wurde. Vielleicht guckts du mal hier im umfrangreichen "Sachsen - Die Schwertsöhne"-Thread. ,

Scheint mir auch plausibel. Dafür würde imho auch sprechen, wenn es in übrigen germ. Gebieten (z.B. Skandinavien) eine solche Gaueinteilung nicht gegeben hätte. Ist dem so?

Dem ist so, mit der Einschränkung, dass es im sächsisch besiedelten, mittelalterlichen England mit dem "shire" eine ähnliche, wenngleich nicht identische Einheit gab.
Allerdings bin ich der Meinung, dass die Gaue auch sehr eng mit dem fränkischen Reich verbunden sind, und dass sie letztendlich mit ihrem Vorsteher, dem "comes/gravio", im Ursprung auf die spätantike Verwaltung zurückgehen, freilich entsprechend weiterentwickelt wurden. Von daher wäre es naturgemäß, wenn man sie in anderen entsprechenden germanischen Siedlungsgebieten nicht findet.

Tekker schrieb:
Aha. Die Zuordnung dieser Kulturen zu "ethnischen" u.ä. Einheiten kann schwierig, wenn nicht (fast) unmöglich sein, wobei dies bei La-Tene und den Kelten aber doch gelungen ist.

Bei den Kelten ging es, weil die La Téne-Kultur sehr stark ausgeprägt war, mit den Oppida präurbane Zentren hervorbrachte und entsprechendes Fundmaterial lieferte, und weil in Gallien einige der Oppida eben historisch überliefert sind, hauptsächlich durch Caesars "Gallischen Krieg."
 
Weiß jetzt nicht genau, was du meinst, auch was die "großen und kleinen" Chauken betrifft. (...) weil laut Ausweis der antiken Quellen Chauken definitiv im späteren "Friesland" gesiedelt haben.
M.W. wurde der Stamm nach Ch. majores und minores unterschieden. Was ich meinte war eine Sprachentwicklung von den Ch. zu den erwähnten niederdeutschen Dialekten i.V.m. ununterbrochener Besiedlung.
Zur Verbreitung der Ch. schreibt aber Tacitus:
Und sogleich an erster Stelle zieht sich der Stamm der Chauken, der bei den Friesen beginnt und einen Teil der Nordseeküste besitzt, an der Seite sämtlicher von mir erwähnter Stämme hin und reicht mit einem Zipfel bis ins Land der Chatten.
Ich gehe davon aus, hier eine korrekte Übersetzung gefunden zu haben.

Man hat es oft vermutet, dass das Reich der Thüringer westlich des Harzes sehr ausgedehnt war. (..) Vielleicht guckts du mal hier im umfrangreichen "Sachsen - Die Schwertsöhne"-Thread.
Oh, sehr interessant! Werde den Thread entsprechend durchsehen, danke.

...dass es im sächsisch besiedelten, mittelalterlichen England mit dem "shire" eine ähnliche, wenngleich nicht identische Einheit gab.
So man die Gaue als fränkisch sieht, die auf römischen Verwaltungsstrukturen fußen, kann das shire ebenfalls als Indiz dafür genommen werden, da die Römer ja auch in Britannien waren und die Strukturen ebenfalls aus jener Zeit übernommen worden sein können.
 
Boah, wie geil, danke Barbarossa!!! :yes:

Dann stellt sich mir in diesem Zusammenhang nur noch die Frage, wann und unter welchen Umständen die nördl. Gebiete an Sachsen gelangten.

Die Formulierung "erst mal" in deinem Beitrag läßt mich auf mehr hoffen... :friends:
 
Kann mir jemand etwas über die Chasuarier sagen, über die ich leider nichts finden konnte?
Na klar doch.

Zu den Chasuariern im 1. u. 2. Jh. n. Chr. aus "Die Germanen" Band 1 vom Akademie Verlag Berlin (1983):

S. 410
"Im Flußgebiet der Hase, zwischen Teutoburger Wald und Hümling, lag das Stammesgebiet der Chasuarier, die nach diesem Fluß (Hase) benannt worden sind."
S. 52
"Besonders im nordwestlichen Teil Germaniens gibt es Siedlungsgebietsveränderungen einiger Stämme. Deutlich wird eine Süd- und Westausbreitung der der Großen und Kleinen Chauken, die bis zur Ems und Hase gelangten. Dem Druck wichen die Amsivarier und Chasuarier nach Westen aus..."
S. 550
"...Aber auch durch die Vertreibung und Unterwerfung benachbarter Stämme und Stammesteile in der Germania trachteten sie ( Anm. die Chauken) danach, ihren Reichtum und damit ihre Macht zu erweitern.
Zu einer der frühesten bekannten Aktionen dieser Art gehört die Verdrängung der Amsivarier aus ihren Siedlungsgebieten an der unteren Ems im Jahre 58 (Tacitus, Ann. 13, 55). Obwohl im einzelnen nicht bekannt, ist doch anzunehmen, daß auch die an der Hase, einem Nebenfluß der Ems, lebenden Chasuarier in die Auseinandersetzungen einbezogen und zumindest teilweise aus ihren Siedlungsgebieten verdrängt wurden."

Und im Band 2 steht noch sinngemäß, daß nach Ptolemaios das Siedlungsgebiet der Chasuarier in Westfalen südlich der Lippe, und zwar im Gebiet der Wartburger Börde nordwestlich von Kassel lag.
 
Boah, wie geil, danke Barbarossa!!! :yes:

Dann stellt sich mir in diesem Zusammenhang nur noch die Frage, wann und unter welchen Umständen die nördl. Gebiete an Sachsen gelangten.

Die Formulierung "erst mal" in deinem Beitrag läßt mich auf mehr hoffen... :friends:

Soviel ich weiß unterwarfen die Franken im Bündnis mit den Sachsen die Thüringer.

Aber aus:
H-Soz-u-Kult / Tagungsberichte / Die Frühzeit der Thüringer. Archäologie, Sprache, Geschichte
"Ausführlich in den Blick genommen wurden die von Scheibelreiter in ihrer Bedeutung hervorgehobenen Sippenverflechtungen der Thüringer von den Referenten der vierten Sektion, die sich den Außenbeziehungen der Thüringer widmete. Am Beginn stand hierbei die schwierige, weil in der Forschung heftig umstrittene Frage nach dem Anteil der Sachsen an der Zerschlagung des Thüringerreiches. MATTHIAS HARDT (Leipzig) sichtete daraufhin noch einmal die sächsische Überlieferung und kam zu dem Ergebnis, dass es außer den späten Berichten Rudolfs von Fulda, Widukinds von Corvey und der Quedlinburger Annalen wenig verwertbare Hinweise für eine Beteiligung der Sachsen an der Zerschlagung des Thüringerreiches gebe. Zwar mache die zeitnahe Überlieferung deutlich, dass Sachsen und Thüringer schon im 6. Jahrhundert in Nachbarschaft lebten, das Verhältnis beider gentes zueinander bleibe jedoch weitgehend unbestimmt...Am Beispiel der Darstellungen Gregors von Tours und Widukinds von Corvey wurde gezeigt, dass der Sieg der Franken über die Thüringer einmal als Zeichen göttlichen Zuspruchs gegenüber den Merowingerkönigen im Kampf gegen die Heiden und Häretiker, im Falle Widukinds als Legitimation der sächsischen Landnahme gedeutet wurde."
 
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Nocheinmal danke @ Barbarossa! :winke:

Zu den Chasuariern bleibt mir hier festzustellen, daß sie, soweit von den Chauken verdrängt, hernach in einem Gebiet bei Kassel lebten. Die Reste dürften in Franken, Sachsen und/oder Thüringern aufgegangen sein.

Was das Thüringerreich betrifft, läßt sich die Rolle der Sachsen bei der Zerschlagung wohl (noch) nicht feststellen. Eindeutig kann man letztere aber wenigstens als "Nutznießer" bezeichnen, da sie die ehem. thüringischen Gebiete nördl. der Unstrut in Besitz nahmen.
 
Tekker schrieb:
Zu den Chasuariern bleibt mir hier festzustellen, daß sie, soweit von den Chauken verdrängt, hernach in einem Gebiet bei Kassel lebten. Die Reste dürften in Franken, Sachsen und/oder Thüringern aufgegangen sein.

Na, ich denke, sie siedelten eher ein Stück weiter nordwestlich. Denn das Fritzlarer und Kasseler Becken war die chattische Kernlandschaft. Die Namensähnlichkeit zu den Chatten fällt auf und führte möglicherweise schon in der Antike zu Verwechslungen.
 
Tekker schrieb:
Was das Thüringerreich betrifft, läßt sich die Rolle der Sachsen bei der Zerschlagung wohl (noch) nicht feststellen. Eindeutig kann man letztere aber wenigstens als "Nutznießer" bezeichnen, da sie die ehem. thüringischen Gebiete nördl. der Unstrut in Besitz nahmen.

Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass die Sachsen lange zu den rechtsrheinischen Verbündeten der Franken zählten. Einer der frühesten Feldzüge gegen die Sachsen um 550 ergab sich, weil diese einen Tribut verweigerten. Dagobert I. heiratete 629 eine Sächsin.
Für mich spricht auch daher vieles dafür, weil die Basis für Sachsen und Franken Stämme waren, die schon sehr lange in Nachbarschaft lebten. Sicher hat es viele verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Stämmen gegeben, die aber nicht mehr überliefert sind.
Zur Feindschaft zwischen Franken und Sachsen kam es m.E. erst ab dem späten 7. Jahrhundert, mit der sächsischen "Südbewegung" (die von Teilen der Forschung angezweifelt wird), und mit dem religiösen Gegensatz, der die Völker ohne Frage trennte.
 
...Das ist ein sehr interessantes, aber auch mysteriöses Volk; denn obwohl die antiken Quellen nicht allzuviel über die Chattuarier (die auch in verschiedenen anderen Namensvarianten auftauchen) berichten, so streuen sich diese Belege über einen sehr weiten Zeitraum, bis noch ins 8. Jahrhundert. Sie gelten auch als ein Teilstamm der Franken. Für mich spricht einiges dafür, dass sie im Sieg-Lippe-Raum siedelten; andererseits werden sie etymologisch oft mit dem Fluß Hase verbunden, der im Teutoburger Wald entspringt...
Nach meinen Unterlagen sind das aber zwei verschiedene Stämme: Chasuarier - wie beschrieben, Chattuartier - südlich der Brukterer und Marser (zur gleichen Zeit).
 
Germanen

Hier ein paar Karten zum Siedlungsgebiet einiger germanischer Stämme:
 

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es wird zumindest immer zwischen Chasuaren(Hasuarier) und Chattuarier unterschieden
Bei der Liste (Link) werden Angrivarier und Engern auch als verschiedene Stämme gelistet (ohne näher beschrieben zu sein), wobei aber die einen aus den anderen hervorgegangen sein sollen. Also würde ich nicht all zu viel (bei diesem Link) darauf geben, daß Chasuarier und Chattuarier getrennt gelistet sind. Die Namensähnlichkeit ist imho doch schon sehr auffällig.

Hier ein paar Karten zum Siedlungsgebiet einiger germanischer Stämme:
Vielen Dank dafür, Crawford. Die zweite Karte (L'Europe au 5éme siécle) scheint allerdings nicht so gut zu sein (Angeln werden nördl. d. Jüten dargestellt und das friesische Gebiet ist auf Kosten der Sachsen zu weit gefaßt), dies nur als Hinweis.
 
Bei der Liste (Link) werden Angrivarier und Engern auch als verschiedene Stämme gelistet (ohne näher beschrieben zu sein), wobei aber die einen aus den anderen hervorgegangen sein sollen. Also würde ich nicht all zu viel (bei diesem Link) darauf geben, daß Chasuarier und Chattuarier getrennt gelistet sind. Die Namensähnlichkeit ist imho doch schon sehr auffällig...
...kann aber auch zu Trugschlüssen führen, denn über die Chattuarier habe ich folgendes gefunden:

aus "Die Germanen" Band 1 vom Akademie Verlag Berlin (1983):

S. 409
>Die Marser trugen laut Tacitus (Germ. 2) einen "alten Namen". Sie werden bei späteren Anlässen aber nicht mehr erwähnt. (Über die Marser wird von Tacitus in seinen Annalen mehrfach berichtet - 1, 50.56; 2, 25 - in der Germania erwähnt er jedoch nur noch den "alten Namen" (Tacitus, Germ. 2), in der Beschreibung der einzelnen Stämme (Tacitus 28-46) fehlen sie. Es ist deshalb möglich, daß sie mit den Kleinen Brukterern oder den Chattuariern gleichzusetzen sind (R. Much 1967, S. 57ff).<

S. 410
>Im östlichen Lippegebiet zwischen dem Oberlauf der Lippe und der Möhne befanden sich die Siedlungsgebiete der Chattuarier. Ihr Name deutet auf verwandschaftliche Zusammenhänge mit den Chatten.<

S. 278
>Die Jahre 4 und 5 sahen den inzwischen zum Nachfolger des Augustus bestimmten Tiberius im Kampfe mit den Cannefanten (an der westfriesischen Küste), den Chattuariern (im oberen Emsgebiet) und Brukterern, wärend die Cherusker sich freiwillig unterwarfen. Dem folgte ein Vorstoß in den Raum östlich der Weser.<
 
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