Priesterinnen

Andanchamun

Mitglied
Huhu...

ich habe mal ein paar Bücher über Germanen gelesen und auch mir Filme angeguckt.
Sehr häufig sind Priesterinnen (auch als Hexen bzw. Hellseherinnen) draufgeschrieben worden bzw. wurden im Filme gezeigt.

Gab es überhaupt auch männliche Priester zur Zeit der germanische Götter bzw. Heidentum?
 
Andanchamun schrieb:
Huhu...

ich habe mal ein paar Bücher über Germanen gelesen und auch mir Filme angeguckt.
Sehr häufig sind Priesterinnen (auch als Hexen bzw. Hellseherinnen) draufgeschrieben worden bzw. wurden im Filme gezeigt.

Gab es überhaupt auch männliche Priester zur Zeit der germanische Götter bzw. Heidentum?

Vielleicht hast Du die falschen Filme angeschaut. Natürlich gab es männliche Priester; über Priesterinnen ist eher wenig bekannt.

Tacitus schreibt allerdings, daß es bei den Nahanarvalern einen "Priester in weiblicher Tracht" gab:
http://www.gottwein.de/Lat/tac/Germ38.htm
 
Ursprünglich entstand das Priestertum wohl aus den "Zauberern".
Die Germanen kannten möglicherweise anfangs eine strikte Trennung dahingehend, daß weibliche Göttinnen auschließlich Priesterinnen und männliche Götter ausschließlich männliche Priester hatten. Später ist dies nicht mehr eindeutig zuzuordnen. Bekannt ist aufgrund der Quellenlage, daß der Gott Frey nur weibliche Priesterinnen hatte und einzelne Beispiele für Priesterinnen bei den germanischen Stämmen.

Die Priester an für sich hatten die Funktion des Losewerfens beim Thing etc. Ansonsten wäre noch zu sagen, daß der Begriff Priester eher falsch ist, denn im Prinzip war jeder Familienvater Geistlicher.
 
Eine Priesterkaste hat es bei den Germanen - anders als bei den Kelten mit ihren druidischen Priestern - nicht gegeben. Wie schon oben gesagt, übernahm der Hausvater die Verehrung oer Götter oder aber Opferhandlungen. Tempel waren bei den Germanen unbekannt, stattdessen gab es heilige Haine.

Priesterinnen gab es somit schon gar nicht, stattdessen kannte man weise Frauen oder Seherinnen, wie z.B. die brühmte Veleda. Sie war eine germanische Seherin, die zur Zeit des Kaisers Vespasian lebte, und gehörte dem Stamm der Brukterer an. Der Legionslegat Munius Lupercus traf mit ihr nach der Einnahme des Lagers Vetera bei Xanten während des Bataveraufstands 69/70 zusammen. In den Verhandlungen zu Köln wurde Veleda von den Germanen als Schiedsrichterin angerufen.
 
@ aquilifer

Nachzulesen im Lexikon der Antike, 5 Bände, dtv-Taschenbuchausgabe der Originalausgabe des Artemis-Verlags, München.

Interessant ist vielleicht noch, dass die Germanen zahlreiche weibliche Gottheiten und Naturwesen kannten, wie z.B. neben Wotans Gemahlin Freia auch Göttinnen, die vorzugsweise von einzelnen Stammesverbänden verehrt wurden, wie z.B. Tanfana oder Baduhenna. Naturwesen wie die Roggenmuhme oder Berchta ("Frau Holle") waren ebenfalls im Volk lebendig. Daneben spielten z.B. auch Walküren eine wichtige Rolle, Wotans "Wunschmädchen", die Sieg oder Niederlage im Kampf brachten und im Kampf gefallene Helden nach Walhall geleiteten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwer hat berichtet das es alte Frauen waren die aus dem Blut gepopferter Gefangener die von den Göttern gewollte Richtung der Wanderung herauslasen. War das beim Zug der Kimbern oder hat es Jordanes über die Goten geschrieben ? Ich weiß es nicht mehr!
 
Hej Dieter,

eigentlich hatte ich mich an Liminith gewandt; wir haben nur zeitgleich gepostet - war wohl etwas missverständlich. Aber trotzdem Danke für die weiterführenden Hinweise :)
 
Interessant wäre auch zu wissen, woher die genannte Literatur ihr Wissen um germanische Kultpraktiken hat. Das älteste bekannte germanische Textzeugnis ist meines Wissens die gotische Bibel eines Wulfila (Ulfilas), sonst gibt es nur vereinzelte Schriftzeugnisse (Runen). Die römischen Autoren sind nur bedingt glaubwürdig, wenn es um Innensichten fremder Völker geht. Also: woher wissen die Autoren dieser Werke von Priesterinnen, wie wird argumentiert, dass es Priesterinnen gegeben haben muss?

El Quijote
 
Sicher wird viel abgeleitet. Vorwiegend aus der Religion der Hindus, Römer, Griechen etc.pp., die alle eine gemeinsame Wurzel haben. In Verbindung mit Funden und Textquellen ergibt sich zwar kein umfassendes, aber doch ein schon tiefergreifendes Bild.


Die vereinzelten Schriftzeugnisse sind schon mehr als vereinzelt, auch wenn sie teilweise aus dem Frühmittelalter stammen. Zumindest in Nordeuropa hat sich das heidnische Germanentum noch bis ins hohe Mittelalter erhalten.
 
Hmmm... dann ist das also eine Methodenfrage. Kann man aus Hinduismus, griechischer und römischer Religion oder aus der Kenntnis von späteren skandinavischen Bräuchen etwas für die Germanen der Jahrtausendwende ableiten? Ist das noch wissenschaftlich? Zumindest letztere Frage würde ich mit "nein!" beantworten.

El Quijote
 
El Quijote schrieb:
Hmmm... dann ist das also eine Methodenfrage. Kann man aus Hinduismus, griechischer und römischer Religion oder aus der Kenntnis von späteren skandinavischen Bräuchen etwas für die Germanen der Jahrtausendwende ableiten? Ist das noch wissenschaftlich? Zumindest letztere Frage würde ich mit "nein!" beantworten.

El Quijote


Selbstverständlich ist das noch wissenschaftlich!

Ableitungen solcher Art sind im Bereich der Verhaltensforschung, Soziologie und Psychologie vollkommen üblich. Du wirst dich wundern, wie wenig veränderbar Verhaltensweisen sind, es scheint auch eine Art der Konvergenz in der Geschichte beim überlieferten menschlichem Verhalten zu geben.
 
El Quijote schrieb:
Hmmm... dann ist das also eine Methodenfrage. Kann man aus Hinduismus, griechischer und römischer Religion oder aus der Kenntnis von späteren skandinavischen Bräuchen etwas für die Germanen der Jahrtausendwende ableiten? Ist das noch wissenschaftlich? Zumindest letztere Frage würde ich mit "nein!" beantworten.

El Quijote


Beide Schriftsteller waren Professoren für Germanistik. Ich denke schon, daß diese zumindest wissenschaftlich bei der Ausarbeitung herangegangen sind, zumal beide als Handbuch für Studierende konzipiert wurden.
 
Liminith schrieb:
Beide Schriftsteller waren Professoren für Germanistik. Ich denke schon, daß diese zumindest wissenschaftlich bei der Ausarbeitung herangegangen sind, zumal beide als Handbuch für Studierende konzipiert wurden.

Allerdings sollte man auch deren Lebensdaten berücksichtigen:

Elard Hugo Meyer 1837-1908
Richard Moritz Meyer 1860-1914

Beide schrieben in einer Zeit, als die Vorgeschichtsforschung noch in den Kinderschuhen steckte.
 
hyokkose schrieb:
Allerdings sollte man auch deren Lebensdaten berücksichtigen:

Elard Hugo Meyer 1837-1908
Richard Moritz Meyer 1860-1914

Beide schrieben in einer Zeit, als die Vorgeschichtsforschung noch in den Kinderschuhen steckte.


Bedeutet dies jetzt das man auch Newton und Einstein verwerfen muss, nur weil es mittlerweile mehr Erkenntnisse gibt?
 
Sicher etwas älter. Aber Zwischenfrage:

Ist das Deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm von 1854 nicht auch immer noch ein Standardwerk oder sind die Keplerschen Gesetze nicht auch noch gültig?

Die Quellenlage hat sich hier bei der germanischen Religionsgeschichte doch nicht in den letzten 100 Jahren entscheidend verändert, sodaß von einer Neubwertung ausgangen werden muß. ;)

edit:// askan war schneller :)
 
askan schrieb:
Bedeutet dies jetzt das man auch Newton und Einstein verwerfen muss, nur weil es mittlerweile mehr Erkenntnisse gibt?

Nicht verwerfen, aber eben auch nicht als der Weisheit letzten Schluss ansehen, ganz zu schweigen davon, was andere zu dieser Zeit behauptet haben...
 
Naja... ich bin bei allem vorsichtig was germanophil ist. Besonders, wenn es in den Jahren +/- 1850 - 1950 veröffentlicht worden ist. Da schwingt einfach zuviel Blut und Boden mit!
 
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