Schöpfungsbericht der Edda

L

Lyssa

Gast
Hallo,

Wir ich habe hier grade ein paar aufgaben wo ich nicht weiter komme.
Ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Und zwar ist das glaube ich der Schöpfungsbericht der Eddy.
Auf jeden Fall fängt es an mit "Vom Riesen Ymir und der Kuh Audhumbla" und geht über "von der Esche Yggdasil" bis "Die Götter und ihr Werk" (hoffe es kennt jemand).

So nun 2 Fragen wo ich nicht weiter komme.

1. Wie haben sich die Germanen die Erschaffung der Welt vorgestellt?

2. Welche Atmosphäre vermittelt der Schöpfungsbericht der Edda?
Vielleicht kannst íhn mit Schöpfungsberichten anderen Sagen oder gar der Bibel vergleichen?



Ich hoffe ihr könnt mir schnell weiterhelfen.
 
Hallo! :winke:
Da hast du aber Glück, daß ich mich mit der Mythologie der Germanen gerade intensiv beschäftige.
Hier ist das, was ich bisher darüber zusammen gestellt habe:

Den besten Überblick, welche Vorstellungen die Germanen über "den Anfang aller Dinge" und über die Götter hatten, gibt uns die Edda. Man nimmt allgemein an, "Edda" bedeutete soviel wie "Großmutter", denn auch in "Rigsmal" - Das Lied von Rigr kommt der Name "Edda" vor und ist danach die Großmutter "der Knechte Geschlecht".

Die Edda stellt die älteste schriftliche Überlieferung der nordischen Stämme über ihre Mythen und Glaubensvorstellungen dar. Man unterscheidet dabei zwischen jüngerer und älterer Edda, da sie jeweils zu verschiedenen Zeiten niedergeschrieben wurden. Die Lieder der älteren Edda entstanden zwischen 800 und 1200 im gesamten nordischen Raum, die ersten in Norwegen oder auf den kolonisierten Inseln und die späteren in Island, das jüngere Atli-Lied auf Grönland. Es wird allgemein angenommen, daß diese Lieder sehr alte Überlieferungen darstellen, was auch aus der "Völuspa"-der Seherin Weissagung als Einleitung hervorgeht:

"1 Allen Edlen gebiet ich Andacht,
Hohen und Niedern von Heimdalls Geschlecht;
Ich will Walvaters Wirken künden,
Die ältesten Sagen, der ich mich entsinne."

Die Jüngere Edda entstand um 1220 in Island - ihr Verfasser ist Snorri Sturluson (geb. 1178, ermordet 22.9.1241). Er vermittelte die Regeln skaldischer Dichtung, vor allem aber schuf er eine umfassende Darstellung der altnordischen Mythologie in dem Werk "Gylfaginning" - Gylfis Verblendung oder Täuschung. Dieses Werk stellt eine etwas weiter ausgeschmückte Zusammenfassung der älteren Edda dar. Zu bedenken ist besonders bei der jüngeren Edda jedoch, daß sie geschrieben wurde, als sich Island bereits über 200 Jahre lang zum Christentum bekannte und das Werk deshalb bereits christliche Einflüsse enthalten könnte.

Im folgenden habe ich versucht, eine detaillierte, aber gut verständliche Nacherzählung mit möglichst vielen Zitaten über aus der Älteren und Jüngeren Edda zu erstellen. Die zahlreichen Zitate sollen die Nacherzählung besonders anschaulich machen und einen Eindruck über das Denken der Menschen von damals vermitteln.

Schöpfung des Universums - die Version der Edda

Offenbar glaubten die Germanen, genau wie die Christen, an eine Schöpfungsgeschichte der Erde und des Universums durch Götter. Aber offenbar es gab laut der Edda auch Welten, die vorher und ohne Zutun der Götter entstanden waren und wo alles seinen Anfang nahm.
Insgesamt gab es neun Welten, wobei es Welten gab, die vor der Schöpfung der Erde entstanden waren.

Aus der "Völuspa":
"2 Riesen acht ich (die Seherin) die Urgebornen,
Die mich vor Zeiten erzogen haben.
Neun Welten kenn ich, neun Äste weiß ich
An dem starken Stamm im Staub der Erde."

und aus: "3.) Vafthrudnismal - Das Lied von Wafthrudnir"
"Wafthrudnir :
43) Von der Joten und aller Asen Geheimnissen
Kann ich Sicheres sagen,
Denn alle durchwandert hab ich die Welten,
Neun Reiche bereist ich bis Nifelheim nieder;
Da fahren die Helden zu Hel."

Die älteste Welt war offenbar "Muspel".
Niflheim - später die Welt der Göttin Hel - war ebenfalls älter als die Erde und wird in Gylfaginning als "neunte Welt" bezeichnet:

Aus Gylfaginning:
"Manches Zeitalter vor der Erde Schöpfung war Niflheim entstanden; in dessen Mitte liegt der Brunnen, Hwergelmir genannt. Daraus entspringen die Flüsse mit Namen Swöl, Gunnthra, Fiorm, Fimbul, Thul, Slid und Hrid, Sylg und Ylg, Wid, Leiptr; Giöll ist der nächste beim Höllentor..."
"...böse Menschen fahren zu Hel und danach gen Niflheim; das ist unten in der neunten Welt."

"Vorher aber war im Süden eine Welt, Muspel geheißen: die ist hell und heiß, so daß sie flammt und brennt und allen unzugänglich ist, die da nicht heimisch sind und keine Wohnung da haben. Surtr ist er geheißen, der an der Grenze des Landes sitzt und es beschützt: er hat ein flammendes Schwert und am Ende der Welt wird er kommen und heeren und alle Götter besiegen und die ganze Welt in Flammen verbrennen.

So heißt es in der Völuspa:
Surt fährt von Süden mit flammendem Schwert,
Von seiner Klinge scheint die Sonne der Götter.
Steinberge stürzen, Riesinnen straucheln,
Zu Hel fahren Helden, der Himmel klafft."

Das erste Lebewesen war ein Riese Namens Ymir. Seine Entstehung wird in Gylfaginning folgendermaßen beschrieben:

"Als die Fluten, welche Eliwagar heißen, soweit von ihrem Ursprung kamen, daß der Giftstrom in ihnen erstarrte wie der Sinter, der aus dem Feuer fällt, ward er in Eis verwandelt. Und da dies Eis stille stand und stockte, da fiel der Dunst darüber, der von dem Gifte kam und gefror zu Eis, und so legte eine Eislage sich über die andere bis in Ginnungagap...Die Seite von Ginnungagap, welche nach Norden gerichtet ist, füllte sich an mit einem schweren Haufen Eis und Schnee und darin herrschte Sturm und Ungewitter; aber der südliche Teil von Ginnungagap war milde von den Feuerfunken, die aus Muspelheim herüberflogen...So wie die Kälte von Niflheim kam und alles Ungestüm, so war die Seite, die nach Muspelheim sah, warm und licht, und Ginnungagap dort so lau wie windlose Luft, und als die Glut auch dem Reif begegnete also daß er schmolz und sich in Tropfen auflöste, da erhielten die Tropfen Leben durch die Kraft dessen, der die Hitze sandte. Da entstand ein Menschengebild, das Ymir genannt ward; aber die Hrimthursen (Frostriesen) nennen ihn Örgelmir, und von ihm kommt das Geschlecht der Hrimthursen."

Aus der Völuspa - der Seherin Weissagung:
"3) Einst war das Alter, da Ymir lebte:
Da war nicht Sand nicht See, nicht salzge Wellen,
Nicht Erde fand sich noch Überhimmel,
Gähnender Abgrund und Gras nirgend."

Zur germanischen Mythologie muß gesagt werden, daß die Germanen an allerlei verschiedene Sagengestalten glaubten, daß heißt, außer den Göttern selbst, z. B. auch an Riesen und Zwerge, Alfen und Nornen.
Ymir war nach der Edda ein "Frostriese", von dem alle Riesen abstammen. Über die Entstehung des Ymir und des Geschlechts der Frostriesen und der Götter wird berichtet, daß aus den "Eliwagar" (d. h. "die Fluten, welche Eliwagar heißen" - Gylfaginning) Eitertropfen fuhren, die wuchsen, bis ein Riese enstand. Als dieser schlief, fing er an zu schwitzen und da wuchs ihm unter seinem linken Arm Mann und Weib und einer seiner Füße zeugte mit dem anderen Fuß einen Sohn. Und von diesen kommt das Geschlecht der Frostriesen. Diese sollen angeblich unhold, ja sogar böse und keine göttlichen Gestalten sein.
Ymir ernährt sich von der Kuh mit dem Namen Audhumla, die entstand, als das Eis auftaute und schmolz. Aus ihrem Euter rannen vier Milchströme, wovon sich Ymir ernährte.
Die Kuh wiederum ernährte sich von den salzigen Eisblöcken, an denen sie leckte, bis am ersten Tag Steine zum Vorschein kamen, aus denen Menschenhaar hervorkam, am zweiten Tag das Haupt eines Mannes und am dritten Tag der ganze Mann mit dem Namen Buri. Er war groß und stark und schön. Irgendwann bekam er - offenbar ohne Zutun einer anderen Sagengestalt - einen Sohn mit dem Namen Bör. Dieser vermählte sich mit Bestla, der Tochter des Riesen Bölthorn uns sie bekamen drei Söhne:
der eine hieß Odin, der andere Wili, der dritte We. Obwohl in der weiteren Edda nur von Odin, der oft auch als Allvater bezeichnet wird, die Rede ist, schufen und beherrschten diese drei Söhne Börs Himmel und Erde.

Schöpfung der Erde, Sonne, Mond und Sterne

Dazu töteten Odin, Wili und We den Riesen Ymir und warfen ihn mitten in Ginnungagap.
Dabei lief soviel Blut aus seinen Adern, daß darin das ganze Geschlecht der Frostriesen ertränkten bis auf den Riesen Bergelmir, der mit den Seinen davon kam. Er bestieg mit seinem Weib ein Boot (Wiege) und rettete sich so, und von ihm kommt das (neue) Frostriesengeschlecht.
Die drei Söhne Börs formten aus Ymir Himmel und Erde:
Aus seinem Fleisch die Erde; aus seinen Knochen die Berge, und die Steine aus seinen Zähnen, Kinnbacken und zerbrochenem Gebein, die Bäume aus dem Haar. Aus dem Blut, das aus seinen Wunden geflossen war, machten sie das Weltmeer, festigten die Erde darin und legten es im Kreis um sie her, sodaß es den meisten unmöglich erscheint, hinüber zu kommen.
Sie nahmen auch seinen Hirnschädel und bildeten den Himmel daraus, und erhoben ihn über die Erde mit vier Ecken oder Hörnern, und unter jedes Horn setzten sie einen Zwerg; die heißen Austri, Westri, Nordri, Sudri. Dann nahmen sie die Feuerfunken, die von Muspelheim ausgeworfen umherflogen, und setzten sie an den Himmel, oben sowohl als unten, um Himmel und Erde zu erhellen. Sie gaben auch allen Lichtern ihre Stelle, einigen am Himmel, andere lose unter dem Himmel und setzten einem jeden seinen bestimmten Gang fest, wonach Tage und Jahre berechnet werden.
Auch über die Entstehung der Erde und ihre Beschaffenheit gab es bestimmte Vorstellungen.

So heißt es in Gylfaginning, der jüngeren Edda:
"Sie ist außen kreisrund und rings umher liegt das tiefe Weltmeer. Und längs den Seeküsten jenseits gäben sie den Riesengeschlechtern Wohnplätze, und nach innen rund um die Erde machten sie eine Burg wider die Anfälle der Riesen, und zu dieser Burg verwendeten sie die Augenbrauen Ymir des Riesen und nannten die Burg Midgard...aber aus seinem Hirn sind alle hartgemuten Wolken erschaffen worden."

Midgard hieß somit also die Burg, die von den Asen für die Menschheit geschaffen wurde, was auch aus "Völuspa", der älteren Edda hervor geht:

"4 Bis Börs Söhne die Bälle erhuben,
Sie die das mächtige Midgard schufen.
Die Sonne von Süden schien auf die Felsen
Und dem Grund entgrünte grüner Lauch.
5 Die Sonne von Süden, des Mondes Gesellin,
Hielt mit der rechten Hand die Himmelsrosse.
Sonne wußte nicht wo sie Sitz hätte,
Mond wußte nicht was er Macht hätte,
Die Sterne wußten nicht wo sie Stätte hatten."

Die "Bälle" werden bei der Beschreibung des Weltuntergangs (Ragnarök) noch einmal erwähnt und als " wundersame Goldene Bälle" beschrieben:

"58 Die Asen einen sich auf dem Idafelde,
Über den Weltumspanner zu sprechen, den großen.
Uralter Sprüche sind sie da eingedenk,
Von Fimbultyr gefundner Runen.

59 Da werden sich wieder die wundersamen
Goldenen Bälle im Grase finden,
Die in Urzeiten die Asen hatten,
Der Fürst der Götter und Fiölnirs Geschlecht."


Auch Tag und Nacht, genau wie Sonne und Mond waren von göttlicher Gestalt, wobei die Nacht dem Tag voran geht, wie in Gylfaginning weiter beschrieben wird:

"10. Norwi oder Narfi hieß ein Riese, der in Jötunheim wohnte; er hatte eine Tochter, die hieß Nacht (Nott) und war schwarz und dunkel wie ihr Geschlecht. Sie ward einem Manne vermählt, der Naglfari hieß: der beiden Sohn war Aud. Danach ward sie einem namens Onar (Annar) vermählt; beider Tochter hieß Jörd. Ihr letzter Gemahl war Delling, der vom Asengeschlecht war. Ihr Sohn Tag (Dagr) war schön und licht nach seiner väterlichen Herkunft. Da nahm Allvater die Nacht und ihren Sohn Tag und gab ihnen zwei Rosse und zwei Wagen und setzte sie an den Himmel, daß sie damit alle zweimal zwölf Stunden um die Erde fahren sollten. Die Nacht fährt voran mit dem Rosse, das Hrimfaxi (reifmähnig) heißt, und jeden Morgen betaut es die Erde mit dem Schaum seines Gebisses. Das Roß, womit Tag fährt, heißt Skinfaxi (lichtmähnig) und Luft und Erde erleuchtet seine Mähne."

Und über den Lauf von Sonne und Mond:

"11.) ...Ein Mann hieß Mundilföri, er hatte zwei Kinder. Sie waren hold und schön: da nannte er den Sohn Mond (Mani) und die Tochter Sonne (Sol), und vermählte sie einem Manne, Glen genannt. Aber die Götter, die ihr Stolz erzürnte, nahmen die Geschwister und setzten sie an den Himmel, und hießen Sonne die Hengste führen, die den Sonnenwagen zogen, welchen die Götter, um die Welt zu erleuchten, aus den Feuerfunken geschaffen hatten, die von Muspelheim geflogen kamen. Die Hengste hießen Arwak und Alswid, und unter ihren Bug setzten die Götter zwei Blasebälge, um sie abzukühlen, und in einigen Liedern heißen sie Eisenkühle. Mani leitet den Gang des Mondes und herrscht über Neulicht und Vollicht. Er nahm zwei Kinder von der Erde, Bil und Hiuki genannt, da sie von dem Brunnen Byrgir kamen, und den Eimer auf den Achseln trugen; der heißt Säg und die Eimerstange Simul. Widfinnr heißt ihr Vater; diese Kinder gehen hinter dem Monde her, wie man noch von der Erde aus sehen kann.

12.) ...Die Sonne fährt schnell, fast als wenn ihr bange wäre. Sie könnte ihren Gang nicht mehr beschleunigen, wenn sie für ihr Leben fürchtete...denn ihr Verfolger ist nah, und sie kann sich nicht anders fristen, als daß sie ihre Fahrt beschleunigt...Das sind zwei Wölfe; der eine, der sie verfolgt, heißt Sköll: sie fürchtet, daß er sie greifen möchte; der andere heißt Hati, Hrodwitnirs Sohn, der läuft vor ihr her und will den Mond packen, was auch geschehen wird...
...Ein Riesenweib wohnt östlich von Midgard in dem Wald, der Jarnwid (Eisenholz) heißt. In diesem Walde wohnen die Zauberweiber, die man Jarnwidiur nennt. Jenes alte Riesenweib gebiert viele Riesenkinder, alle in Wolfsgestalt und von ihr stammen die Wölfe. Es wird gesagt, der Mächtigste dieses Geschlechts werde der werden, welcher Managarm (Mondhund) heißt. Dieser wird mit dem Fleisch aller Menschen, die da sterben, gesättigt; er verschlingt den Mond und überspritzt den Himmel und die Luft mit seinem Blut; davon verfinstert sich der Sonne Schein und die Winde brausen und sausen hin und her."

So heißt es in der Wöluspa:
"Östlich sitzt die Alte im Eisengebüsch
Und füttert dort Fenrirs Geschlechts.
Von ihnen allen wird eins das schlimmste:
Des Mondes Mörder übermenschlicher Gestalt.
Ihn mästet das Mark gefällter Männer,
Der Seligen Saal besudelt das Blut.
Der Sonne Schein dunkelt in kommenden Sommern;
Alle Wetter wüten; wißt ihr, was das bedeutet?"


Wenn du jetzt noch Fragen hast, dann frag ruhig.
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Wie haben sich die Germanen die Erschaffung der Welt vorgestellt?

Auf die Frage kennt wohl niemand die richtige Antwort, da sie (gehen wir jetzt einmal von den Germanen bis zur Spätantike aus) noch keine Schrift hatten. Im Prinzip ist nicht einmal klar, ob überhaupt alle "Germanen" das gleiche geglaubt haben.

Die Edda kann man dafür leider nicht gebrauchen, da sie erst viel später entstanden ist.
 
Ich erlaube mir dazu auch noch einige Anmerkungen...

Auf die Frage kennt wohl niemand die richtige Antwort, da sie (gehen wir jetzt einmal von den Germanen bis zur Spätantike aus) noch keine Schrift hatten. Im Prinzip ist nicht einmal klar, ob überhaupt alle "Germanen" das gleiche geglaubt haben.

Die Edda kann man dafür leider nicht gebrauchen, da sie erst viel später entstanden ist.

Diesbezüglich darf ich mich Witege anschließen: die Niederschrift der Edda erfolgte im 13. Jh., der bzgl. Schöpfungsgeschichte relevante Codex Regius der Lieder-Edda (z.B. mit der genannten Völuspa) wurde sogar erst um 1270 verfaßt. Zu jener Zeit war Island bereits mehr als 200 Jahre christlich...

Im Übrigen geht man zwar gemeinhin davon aus, daß von germanischen Glaubensvorstellungen i.d.S. gesprochen werden kann; ein sicheres Indiz für eine "germanische Religion" ist dies aber nicht. Genaugenommen - darüber sind sich soweit Archäologen und Philologen zumindest einig - ergibt sich aus Befunden und den verschiedenen Überlieferungen, welche zudem entweder Fremdquellen (griechisch/römisch) oder eben Niederschriften in späterer Zeit (christlich) sind, keineswegs ein homogenes, sondern ein regional, sozial und zeitlich differenziertes Bild. Aus diesem Grund müssen wir es wohl eher als Sammelbegriff sehen, wenn wir von "germanischer Religion" sprechen oder aber gleich von "germanischen Religionen" sprechen...

So sich aber Deine Frage:
Wie haben sich die Germanen die Erschaffung der Welt vorgestellt?
explizit auf die Schilderungen in der Edda beziehen sollte, dann findest Du hier eine weitere Interpretation dieser Texte in einer kürzeren Abhandlung:
Germanische Schöpfungsgeschichte - Wikipedia
Die in diesem Artikel gebrachten Aussagen konnte ich anhand folgender Literatur weitgehend verifizieren:
John Grant "Der Mythos der Wikinger: Götter, Sagen und Legenden" - Xenos, Hamburg 1991
"Die Edda: Götterdichtung, Spruchweisheit und Heldengesänge der Germanen" - Diederichs bei Heyne, München 1996


Welche Atmosphäre vermittelt der Schöpfungsbericht der Edda?
Vielleicht kannst íhn mit Schöpfungsberichten anderen Sagen oder gar der Bibel vergleichen?

Die in der Edda niedergeschriebene Schöpfungsgeschichte weist einige Parallelen bspw. zum Schöpfungsmythos der alten Griechen nach Hesiod auf: ein Beispiel dafür ist Ginnungagap, die "gähnende Schlucht" am Anfang, aus der die Welt entstand; im alten griechischen Schöpfungsmythos steht am Anfang Chaos, die "gähnende Leere", aus welcher danach auch die Welt entsteht.
Ich habe in dem verlinkten Wikipedia Artikel noch gelesen (und habe in anderen Artikeln noch ein wenig weiter gesucht), daß es wohl auch Parallelen zum Schöpfungsmythos der Vedischen Zeit in Indien (da die dortige Götterwelt der indogermanischen Götterwelt ähnlich gewesen sein soll) sowie zu einem der altägyptischen Schöpfungsmythen (wovon es auch mehrere gegeben hat) gibt; dazu habe ich jedoch keine abgesicherten Informationen, wenngleich bzgl. Altes Ägypten die Memphitische Theologie aber wohl auszuschließen ist.

Die biblische Schöpfungsgeschichte dagegen ist durch sumerische bzw. (neu-)babylonische Schöpfungsmythen beeinflußt (kurz gefaßt: Zerteilung der Urozeanischen Entität Tiamat mittels der vier Winde durch den Hauptgott Marduk und dadurch Erschaffung von Himmel und Erde) sowie durch eine prinzipielle Vorstellung der altägyptischen Memphitischen Theologie, nämlich des Gedankens der Schöpfung durch Wort und Rede.
 
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