das historische Córdoba im 10. Jh.

Zaida

Neues Mitglied
Hallo zusammen.

Ich versuche gerade mir einen Überblick über die Lage verschiedener Gebäude innerhalb der Stadtmauern Córdobas zu verschaffen, und zwar insbesondere die Zeit um Abd ar-Rahmân III betreffend.
Gibt es historische Pläne, aus denen ersichtlich ist, wo zB Hospitäler, verschiedene Hammam, Universität(en) oder auch öffentliche Schulen oder Verwaltungsgebäude gelegen haben?
 
Universitäten gab es in dem Sinne noch nicht, die wissenschaftliche Lehre fand in den großen Moscheen statt, wo man sich auf dem Sah.n, das ist der Innenhof der Moschee, in den Schatten der ihn umgebenen Säulengänge setzte und sich einem der dort Lehrenden anschloss. Krankenhäuser gab es zwar im arabischen Orient, aber die ersten historisch belegten Krankenhäuser in al-Andalus sind die Maristan im Granada des 13. Jahrhundert, eines davon ist, zumindest was die Außenfassaden angeht bis heute erhalten.
 
Vielen Dank für die rasche Antwort.
Ich verfüge selbst über keine aussagekräftige Literatur und hatte mich vorab erst mal grob hier im Forum und im Internet umgesehen. Dabei bin ich unter anderem auch auf folgenden Beitrag
http://www.geschichtsforum.de/der-islam-und-die-welt-der-araber/4521-die-mauren.html#post68181"
gestoßen. Dass die genannten Zahlen vermutlich utopisch sind, war mir schon klar. Aber ich dachte doch, dass es in einer, durch die arabische Kultur geprägten Stadt derartige Einrichtungen gegeben hat.

Muss ich mir Córdoba nun zur Zeit des Kalifen um einiges 'ländlicher' vorstellen?
Und wie sieht es generell mit meiner Eingang gestellten Frage aus? Gibt es einen derartigen Plan, zumindest für jene Einrichtungen, die es zu besagter Zeit existierten?

EDIT:
Vielen Dank.. da warst du einen Tick schneller als ich.. *gg*
 
Hi,
welche Zahlen meinst du denn, Zaida?
Die Einwohnerzahl?
Diese scheint für den Ballungsraum wohl in etwa zu stimmen;

Und El Quijote, was lässt sich in Googlemap gut zeigen?

Lexikon des Mittelalters
schreibt: (nicht mitkopierte Sonderzeichen habe ich nicht korrigiert)

"[1] Topographie und Geschichte: 711 eroberten die Araber unter Mugit ar-Rumi C. Sie fanden die Römerbrücke wie auch den Palast eines westgot. Statthalters zerstört vor. Das Gebiet der Römerstadt nördl. des Flusses wurde von den Arabern al-Madina/al-Qasaba (al-<atiqa) genannt. In dessen S-Teil liegen die Mezquita (Moschee) und der Alcázar der Emire/Kalifen, nw. davon das Judenviertel, dem der berühmte Ibn Maimun (Maimonides) entstammte. Diese Madina zählte für zwei der insgesamt 21 Stadtviertel, die C. in kalifaler Zeit aufzuweisen hatte: Die im W der Altstadt bezeichnete man als al-ganib al-garbi ('Westflügel'), jene im O von ihr als al-ganib as-sarqi ('Ostflügel'). Letztere Benennung lebte als »Ajerquía« fort. Die Südstadt jenseits des Flusses umfaßte 2 Quartiere (rabad Saqunda = lat. Secunda), die nach der berühmten »Rebellion der Vorstadt« 818 unter al-Hakam I. (796-822) dem Erdboden gleichgemacht und bis Ende des 10. Jh. nicht wiederbesiedelt werden durften. Bis zu Beginn unseres Jahrhunderts umfaßte die Stadt den Raum der Madina und der Ajerquía. - C. war Mittelpunkt eines Verwaltungsbezirks, dessen Gebiet im wesentl. der kurat Qurtuba entspricht und im 9./10. Jh. 15 Kreise (iqlim) mit 1059 Orten (qarya), 294 Festungen (burg) und 148 Burgen (hisn) aufwies. Im N der Stadt lag der Iqlim al-Balalita oder Fahs al-Ballut ('Eichelfeld'), im S des Guadalquivir die allzeit fruchtbare Campiña (arab. al-Kanbaniya, lat. campania).
Bereits nach 716 wurde der Regierungssitz von al-Andalus von Sevilla nach C. verlegt, was ab ca. 720 zu einer Reihe städtebaul. Maßnahmen führte, so dem Wiederaufbau der Brücke sowie dem der röm. Mauer, die die Altstadt in Form eines schrägen Parallelogramms umschließt. Unter den omayyad. Emiren (ab 756) entstand allmählich die großartigste Moschee des muslim. Westens und der Palastkomplex der Fs.en (s. Abschnitt 2: Archäologie und Baugeschichte). Von ihm führten mindestens 5 Tore in die Stadt, von denen das Bab as-Sudda, das Zeremonialtor, in der S-Mauer lag. Die Altstadt selbst wies sieben Tore auf; Hauptverkehrsader war der Verlauf der Via Augusta, die sikka/mahagga al-<uzma. C. soll z. Z. des Kalifats etwa 500 000 Einwohner gehabt haben und wäre damit so groß wie Konstantinopel oder Bagdad gewesen. Vielleicht ist diese Zahl nicht einmal übertrieben, war doch damit vermutl. die Einwohnerzahl der gesamten Stadtlandschaft gemeint, einschließl. der Palaststädte Madinat az-Zahra> und Madina az-Zahira. Dagegen dürften manche andere Angaben (3000 Moscheen, 900 Bäder, 100 000 Häuser und ebensoviele Läden) übertrieben sein. Überliefert sind uns nebst den Namen der 21 Stadtteile, die von nicht ganz 100 Moscheen, 26 Friedhöfen und 31 Landvillen (munya); die Lage von ca. 15 Bädern ist nachgewiesen. In allen Fällen sind nur ganz wenig sichere Lagebestimmungen möglich. - C. war ein bedeutender Standort von Exportgewerben (v. a. Verarbeitung von Leder; Textilien, Waffen) und ein wichtiger Umschlagplatz (s. a. Araber, Abschnitt III).
Die Geschichte des Emirats bzw. Kalifats v. C. ist bis 1031 die von al-Andalus. Nach dem Zerfall des Reiches, der auch den Ruin der beiden Palaststädte, des Alcázars und der meisten aristokrat. Residenzen zur Folge hatte - zumal durch die Belagerung und Plünderung der Stadt durch die Berber (Nov. 1010 bis Mai 1013) -, herrschte bis 1070 über die Stadt und ihren Bereich ein Senat mit einem Präsidenten aus der Familie der Gahwariden. Nach kurzer Herrschaft des al-Ma>mun von Toledo bemächtigten sich die <Abbadiden der Stadt, die 1091 von den Almoraviden und 1148 von den Almohaden erobert wurde. Unter beiden Dynastien blieb C. Sitz eines Statthalters. Im Zuge der Eroberung Andalusiens durch Ferdinand III. d. Hl. fiel C. am 29. Juni 1236 in christl. Hand.
C. schenkte der islam. Kultur viele bedeutende Gelehrte und Dichter, bemerkenswerterweise gerade in den Jahrhunderten des Verfalls (11.-13. Jh.), von denen nur Ibn Hazm, Ibn Suhaid, Ibn Zaidun, Ibn Hayyan, der bedeutendste Historiker von al-Andalus, Ibn Quzman, Ibn Rusd (Averroes), die durch Generationen blühende Arztfamilie der Ibn Zuhr (Avenzoar) genannt seien.

[2] Archäologie und Baugeschichte: Die zur Kathedrale in C. umgewandelte, weitgehend erhaltene Hauptmoschee ist einer der bedeutendsten Sakralbauten des Islam, für den W von vorbildl. Wirkung. Nach rechtmäßigem Erwerb eines kirchl. Komplexes errichtete der erste span. Omayyade, <Abdarrahman I., um 785 einen langschiffigen Säulensaal in ostomayyad., basilikaler Tradition (Jerusalem, al-Aqsa-Moschee), den <Abdarrahman II. 848 um acht Joche verlängerte. Das Bauprogramm des Kalifates eröffnete <Abdarrahman III.: nach Abriß des Turmes Hisams I. entstand 951 das neue Minarett, Modell noch für die almohad. Moscheetürme bis in den S Marokkos (Marrakesch, Kutubiya, vor 1162). Sein Sohn erweiterte von 962-971 zum zweiten Mal den Betsaal: Monumentale Neuerungen, v. a. die Systeme sich kreuzender Bögen der Rippenkuppeln und ihrer ebenen Stützarkaturen, prägen den Bau al-Hakams II. Wieder wurden aber die doppelgeschossigen Arkaden <Abdarrahmans I. nach S verlängert, die zwölfjochige Tiefe der Gründungsphase gar wiederholt; das restaurierte Kalifat beruft sich auf die vom Neugründer der Dynastie gesetzten Maße. Die bereits größte Moschee des Westislam verbreiterte al-Mansur, der Majordomus des schwachen Hisam II., 987-988 von 11 auf 19 Schiffe. Dem Anspruch des Kalifates genügte auch nicht mehr der aus einer westgot. Anlage gewachsene Regierungspalast neben der Hauptmoschee, Gegenstand jüngster Ausgrabungen. Ab 936 entstand 8 km westl. des Stadtkerns die Residenz Madinat az-Zahra>. Am Fuß der Sierra umfriedet ein doppelschaliger Mauerring ein fast perfekt rechteckiges, nur an der Hangseite leicht einbuchtendes Areal (1520 × 745 m = 2700 × 1500 Ellen). Nur der zentrale Palast auf der Stadtkrone wird ausgegraben. Altorientalisches agglutinierendes und streng axiales, vermutl. am spätantik-ostomayyad. und neueren abbasid. Städte- und Palastbau (<Angar; Samarra) geschultes Prinzip konkurrieren. Aus der Reihung kleinerer quadratnaher Hofanlagen ragen zwei fünfschiffige Säle mit ihren Großhöfen hervor: ein schlichter an der N-Grenze und in der Tiefenachse der Palaststadt der mit seinem ergänzten Sandsteinschmuck wiedererrichtete Salón Rico."


Und der Brockhaus schreibt:

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Den Höhepunkt seiner Entwicklung erlebte Córdoba im 10. und 11. Jahrhundert, nachdem es schon im 9. Jahrhundert über die alten Grenzen der römischen Stadt hinausgewachsen war. Am Gipfelpunkt ihres Wachstums maß der Verteidigungsgraben, der die Vorstädte einschloss, am Anfang des 11. Jahrhunderts 22,5 km; mit etwa 5000 ha war Córdoba damit achtmal so groß wie die Stadt in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Man zählte 21 Stadtviertel, wovon zwei auf die Altstadt entfielen, darunter die Ajerquía (»die östliche [Seite]«); eine ganze Reihe von ihnen trug romanische Namen wie Furn Birril oder Schabular. Die Einwohnerzahl schätzt man auf zwischen 100 000 (sicher zu niedrig) und 500 000 Personen, [Anmerk. von mir : das "sicher zu niedrig" steht so im Brockhaus] womit Córdoba neben Konstantinopel und Bagdad eine der drei wirklichen Riesenstädte der damaligen Mittelmeerwelt war. Der cordobesische Historiker Ibn Haijan spricht von 1600, al-Bakri von 471 Moscheen, wobei man bedenken muss, dass eine Moschee auch nur ein bescheidener Gebetsraum für 15 bis 20 Personen sein kann. Angeblich gab es auch 300 Bäder. Unter al-Mansur fand im 10. Jahrhundert eine Zählung statt, die 213 077 (nach anderen Quellen 100 000) Häuser der Mittel- und Unterklasse und 60 300 Häuser der Oberklasse und Adelspaläste sowie 80 455 Läden ergab.

Córdoba genoss einen enormen Ruf auch im christlichen Abendland, der bis nach Norddeutschland drang, wo die Stiftsdame Hrotsvith von Gandersheim in den »Gesta Oddonis« die ferne Stadt (»Die helle Zierde der Welt, die junge herrliche Stadt«) besang, mit der Otto I., der Große, in diplomatischen Beziehungen stand; Johannes von Gorze, ein Gesandter des Kaisers, musste freilich drei Jahre lang auf eine Audienz warten. Der Hof des Kalifen Abd ar-Rahman III. und seines Sohnes al-Hakam II. war Treff- und Zielpunkt europäischer Diplomatie; abgesehen von den Monarchen des hispanischen Nordens, die herbeieilten, um die Gunst oder Hilfe des Kalifen zu erlangen, kamen Gesandte des byzantinischen Kaisers Nikephoros II. Phokas, die Exemplare des griechischen Pflanzenbuchs des Dioskurides wie der lateinischen Weltgeschichte des Orosius als Geschenke brachten, außerdem 320 Zentner Mosaiksteinchen zur Ausschmückung des Mihrab der Moschee. Die Kalifen selbst verfügten über versierte und sprachkundige Diplomaten wie den jüdischen Arzt Hasdai ibn Schaprut, der an der Übersetzung des Dioskurides mitarbeitete, oder den christlichen Bischof von Elvira, Rabi ibn Said, genannt Recemund, der an den Hof Ottos I., des Großen, nach Konstantinopel und Jerusalem gesandt wurde und Verfasser eines lateinischen liturgisch-landwirtschaftlichen Kalenders war.

Es waren wohl auch die großartigen Bauten, die den Ruhm Córdobas bis in den hohen Norden trugen: die unter al-Hakam II. restaurierte Römerbrücke, der Kalifenpalast und die heute als »Mezquita« bekannte Freitagsmoschee mit ihrem Säulenwald von Hufeisenbögen (einem Bauelement der westgotischen Zeit), mit dem Mihrab - der Nische, die die Richtung nach Mekka bezeichnet - und ihren herrlichen Mosaiken byzantinischen Stils. Die Gesamtanlage der Moschee misst 180 x 130 m, wovon ein Drittel auf den Hof entfällt. Die »Urmezquita« von neun Schiffen wurde vom Gründer des omaijadischen Emirats, Abd ar-Rahman I., 785 innerhalb eines Jahres an der Stelle der christlichen Basilika San Vicente erbaut, die sich wiederum über einem römischen Tempel erhoben hatte. Sein Sohn Hischam I. errichtete ein Minarett, das später unter Abd ar-Rahman III. abgerissen wurde, dessen Fundamente aber ergraben wurden. Abd ar-Rahman II. fügte der Moschee 833 angeblich zwei weitere Schiffe je rechts und links hinzu und verlängerte 848 den Bau. Abd Allah ließ den »Sabat«, eine die Straße zwischen Moschee und seinem Palast überspannende Brücke, errichten. Von 961 bis 966 setzte al-Hakam II. mit der letzten Ergänzung in Längsrichtung und dem Bau des mit Mosaiken geschmückten Mihrab vermutlich Pläne seines Vaters Abd ar-Rahman III. in die Tat um, der schon 946 ein neues, gewaltiges Minarett hatte errichten lassen. In gewisser Hinsicht entstellt wurde die Moschee durch die letzte Erweiterung, als ab 988 unter dem Palastmeier al-Mansur ein fast ebenso großer Anbau errichtet wurde, weil nunmehr die zum Mihrab hinführende Hauptachse nicht mehr im Zentrum verlief. Unter den »Katholischen Königen«, Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragonien, wurde schließlich ab 1523 eine christliche Kirche im Baukörper der Erweiterung al-Hakams eingerichtet, in der Regierungszeit Karls V. dann eine Kathedrale in die Moschee hineingebaut. Ringsum errichtete man im Innenraum Kapellen, wodurch das Ganze wesentlich an Lichtdurchflutung verlor; in der im 17. Jahrhundert erbauten Capilla de las Animas ruht der letzte Inka Garcilaso, der von 1561 bis 1591 in Montilla nahe Córdoba gelebt hatte. Das untere Stockwerk des ehemaligen Minaretts wurde ab 1593 von Hernán Ruiz III. ummantelt und zum 93 m hohen Glockenturm umgebaut, der allerdings erst 1664 beendet und 1755 wegen Erdbebenschäden repariert werden musste.

Staunen Erregendes wussten die aus dem Ausland an den Hof der Kalifen kommenden Gesandten aber auch von der unter Abd ar-Rahman III. erbauten Residenz Medina Azahara im Nordwesten der Stadt zu berichten. Im Osten Córdobas entstand zudem in der Zeit al-Mansurs eine weitere prächtige Palastanlage, die indessen schon unter seinem Sohn und zweiten Nachfolger geplündert und von Grund auf zerstört wurde, sodass nichts erhalten blieb. Berühmtheit erlangte auch die großartige Bibliothek al-Hakams II., des wohl gebildetsten aller Omaijaden; von ihren angeblich 400 000 Handschriften hat jedoch nur ein einziges Exemplar die Stürme der Zeit überstanden. Indem al-Hakam II. angeblich auch 80 Koranschulen erichten ließ, sodass auch die Kinder der Ärmsten Lesen und Schreiben lernen konnten, sorgte er für die Hebung des Bildungsniveaus; außerdem soll es 17 höhere Lehranstalten und theologisch-juristische Hochschulen mit etwa 4000 Studenten gegeben haben. Die immer von neuem verbreiteten Behauptungen, auch abendländische Christen hätten dort studiert und hätten so arabische Wissenschaft im übrigen Europa verbreitet, ist allerdings purer Unsinn: In jener Zeit hätten das Kleriker, Mönche sein müssen; »Ungläubige« durften aber die Moscheen - nur dort wurden Vorlesungen gehalten - nicht betreten. Woher hätten sie ferner die zum Studium nötige Kenntnis des Hocharabischen haben sollen? Wohl aber besaßen die einheimischen. Christen außerhalb der eigentlichen Altstadt noch Kirchen, unter anderem eine Basilika (heute San Pedro) im Viertel der Tiras-Weber.
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Hatten die beiden ersten Kalifen zwar die Gelehrten und Dichter gefördert, aber nichts geschaffen, was man einen »Dichterkreis« nennen könnte, änderte sich dies unter al-Mansur, dem mächtigen Reichsverweser des Kalifen Hischam II.: Diktatoren brauchen bekanntlich Propagandisten, und das waren zu jener Zeit Poeten und Literaten, etwa Ibn Darradj al-Kastalli, einer von nicht weniger als 40 Dichtern, die al-Mansur auf seinem Feldzug von 985 begleiteten, der zur Eroberung von Barcelona führte. Wie so oft in der Geschichte brachte auch hier die Epoche des Zerbrechens eines Staates zahlreiche überaus bedeutende Geister hervor: Unter ihnen ist vor allen anderen Ibn Saidun zu nennen, dessen Liebe zu Wallada einige seiner schönsten literarischen Schöpfungen anregte. Der Lebensstil dieser Tochter des 1025 vergifteten Kalifen Mohammed al-Mustakfi, die eine Art des literarischen Salons unterhielt und sich überaus frei und ungeniert bewegte, hat allerdings zu übertriebenen Vorstellungen von den Freiheiten, die sich Frauen in dieser Zeit leisten konnten, geführt. Eng mit Ibn Schuhaid befreundet war Ibn Hasm, der uns zwar am ehesten bekannt ist als Autor eines Werkes der Weltliteratur (»Das Halsband der Taube oder Traktat über die Liebe und die Liebenden«), der aber viel bedeutender als Kenner des islamischen Rechts und als Religionswissenschaftler war, da er unter anderem ein immenses Werk über die Geschichte der (monotheistischen) Religionen mit scharfen Angriffen auf Christen- und Judentum schrieb, das die Lektüre der Evangelien verrät. Aus Córdoba stammte auch der bedeutendste Historiker des muslimischen Spanien, Ibn Haijan, der in zehn Bänden Schriften seiner Vorgänger (vor allem von Vater und Sohn ar-Rasi) neu herausgab und eine angeblich 60 Bände umfassende Geschichte seiner Zeit schrieb, die uns nur fragmentarisch bekannt ist. Einer der bedeutendsten Philosophen des Mittelalters, der dem Abendland als Averroes bekannte Ibn Ruschd, der am Ende der Reihe der arabisch schreibenden Philosophen aristotelischer hellenistischer Prägung (der »falasifa«) steht, kam am Hof der Almohaden zu Marrakesch zu hohen Ehren und Ansehen. Der jüdische Philosoph und Arzt Maimonides (Ibn Maimun) wurde zwar in Córdoba geboren, musste aber schon 1148 seine Vaterstadt verlassen, wurde wohl in Fès ausgebildet und gewann in Ägypten Ruhm. Schließlich sei asch-Schakundi (sein Name leitet sich ab von »Secunda«, der lateinischen Bezeichnung des Stadtteils südlich des Flusses an der zweiten Meile der ehemaligen Römerstraße) genannt, der 1131/32 in Sevilla starb und einen kleinen, aber höchst geschätzten »Traktat über die Vorzüge des Andalus« schrieb, in welchem er seine Vaterstadt mit Worten hervorhob, die den Verdacht nahe legen, dass ihm die puritanische Strenge der Theologen und Juristen Córdobas etwas missfiel und ihm das damals schon recht muntere Sevilla besser behagte.

Als Córdoba 1236 im Zuge der Reconquista als erste große Stadt Andalusiens durch einen Handstreich in die Hand Ferdinands III., des Heiligen, des Königs von Kastilien und León, fiel, war die Blütezeit der Stadt längst vorbei. Doch auch in christlicher Zeit fand sie Förderer; der Alcázar der Christlichen Könige (möglicherweise an der Stelle des Palastes des römischen Präfekten) und zahllose Adelspaläste zeugen davon. Das 14. und 15. Jahrhundert sah die Höhepunkte des Mudéjar-Baustils, der in der Hand maurischer Bauleute und Architekten der Stadt prächtige Bauten schenkte, bis 1502 diese Bevölkerungsschicht sozial herabgestuft wurde und auch ihrer Gemeindeverfassung (»Ordenanzas«) verlustig ging. Hierzu gehören die Capilla de los Trastamaras in der »Mezquita«, dann die Kirchen San Nicolás, Santa Marina, La Magdalena, Santiago mit einem zum Glockenturm umfunktionierten Minarett, desgleichen San Pedro, die mozarabische Kathedrale mit Teil eines Minaretts, ebenso der Palast des Ritterordens von Santiago, San Juan de los Caballeros mit Minarett, der Konvent von Santa Clara und San Pablo el Real mit spärlichen Resten eines almohadischen Palastes und zwei Kapellen möglicherweise almohadischen Ursprungs. In der 1348 erbauten Kirche von San Hipólito ruhen die kastilischen Könige Ferdinand IV. und sein Sohn Alfons XI. in Sarkophagen. So verläuft von den die Vaterstadt preisenden arabischen Gedichten über die großartigen Sonette von Luis de Góngora bis hin zu Manuel Machado eine trotz Sprachen- und Religionswechsels nie unterbrochene Linie.
"

Interessante Dokumente, Bilderserien, Pläne findest du wohl auch hier:
ArchNet: Islamic Architecture Community

Z.B.:
Córdoba
Country: Spain
Image Collections of Elizabeth Bresnan
Image Collections of Glaire Anderson
Munyat al-Rummaniya
The Meaning of the Great Mosque of Cordoba in the Tenth Century
usw.

EDIT:
Achja, nochwas, hier ist auch ein Artikel über Cordoba und Medinat az-Zahra, interessant auch wegen den Quellenangaben und Literaturhinweisen in den Fußnoten:
MuslimHeritage.com - Topics
Al-Zahra - City of Andalus


Adios, und LG lynxxx


 
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Da wir gerade dabei sind, und ich später bei meiner nächsten Reise hiereinschauen kann... ;) hier Ergebnisse weiterer Recherchen für dich:

DIGITAL MAPPING OF CORDOBA TO EXPLAIN CULTURAL AND HISTORICAL DEVELOPMENT THROUGH THE CENTURIES


daraus z.B. für dich der Link:
Islamic Qurtuba

und vielleicht gibt es zu diesem Freeware-Reiseführer-Programm ja auch irgendwo ne Cordoba Karte. Passt zwar nicht ganz in das Thema, ist aber ein nettes Programm, womit man seine nächste Exkursion gut planen könnte. Inkl. historischer Sehenswürdigkeiten, Museums Infos, usw... Daraus könntest du dir gute Snapshots erstellen...
habs grad mal installiert.
Schmap Spain Guides


ganz cool wird es, wenn du die Mesquita quasi in 3D in Microsoft Maps (Virtual Earth) aus der Vogelperspektive (Birdseye view) anschauen kannst:
http://local.live.com/default.aspx?v=2&ss=yp.cordoba&cp=q9csspgm1km9&style=o&lvl=1&tilt=-90&dir=0&alt=-1000&scene=5501904&&cid=615E3952520ABEB8!103&encType=1

WOOOOW!!
da kann Google Earth einpacken. ;)

so, weiter im Text...

hier ein Beitrag zu den röm. Stadtmauern auch in musl. Zeit:
Cordoba city walls and urban growth - Infocordoba


das historische Cordoba:

arqueoCórdoba .:. Visita a los monumentos de Qurtuba
auf der Seite sind auch mehr Infos...

Oh, schon so spät.
Nun muss ich in Bett...
Ciao, LG lynxxx
 
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WOW!!! Ihr seid wirklich großartig!!!! :)


@ El Quijote
Über Madinat az-Zahra hab ich mir auch schon so einiges herausgesucht. Die Palaststadt war auch bis vor wenigen Tagen noch mein absoluter Favorit. *g*
Wobei mich jetzt das: "einschließl. der Palaststädte Madinat az-Zahra> und Madina az-Zahira" ein wenig irritiert.
Es waren ZWEI??
Das heißt doch beides das gleiche: Stadt der Blumen. Soweit ich weiß, benannt nach der Gattin des Kalifen...

Am besten erklär ich euch kurz den Hintergrund meiner Nachfrage hier.
Ich recherchiere für ein Foren-Rollenspiel, das ich gerne in der Zeit des Kalifats von Cortuba ansiedeln möchte.
Meine erste Wahl war da auf die Palaststadt Abd ar-Rahman III gefallen, NUR: ein Rollenspiel benötigt erfahrungsgemäß auch ein paar Schreiber, die dem ganzen Szenario Leben einhauchen. Die finden sich wiederum nur, wenn die Leute zumindest mal den einen oder anderen Begriff oder Namen gehört haben. Ich denke Madinat az-Zahra ist eher Eingeweihten und den Geschichtsbegeisterten, die sich mit dem Thema ‚maurisches Andalusien’ auseinandersetzen ein Begriff.
Daher hab ich mich jetzt als ‚Hauptort’ auf die Stadt Cortuba festgelegt und werde Medina Azzahra wohl mehr als die Sommerresidenz betrachten die sie meines Wissens nach auch war.

@lynxxx
Nein, ich ging weniger von den Einwohnerzahlen aus, als mehr von jenen, die sich auf die Anzahl der bestehenden Gebäude bezog. Das kam mir ein bisschen übertrieben vor...




*sich mal durch die ganzen klasse Texte liest*...
 
Madīnat az-Zah.rā’ war die Stadt der Kalifen, Baubeginn unter 'Abd ar-Rah.mān III., Fertigstellung durch seinen Sohn al-H.akam, das ist der mit der riesigen Bibliothek. Diese Bibliothek war sein Problem, denn er interessierte sich bald nur noch für seine Bücher und nicht mehr für die Politik. Unter ihm stieg daher der aus Provinz stammenden Ibn Abī 'Amir auf, der später den Beinamen al-Mans.ur erhielt (span. Almanzor) Nach al-H.akams Tod sorgte Almanzor dafür, dass der noch minderjährige Hishām auf den Thron käme, einen Bruder H.akams ließ er umbringen. So sicherte er seiner Familie ('Amiriden) die Macht, wobei das Kalifat formal weiterbestand. Hishām saß gut bewacht in az-Zah.rā', während Almanzor sich östlich von Córdoba die neue Palaststadt Madīnat az-Zāh.ira bauen ließ. Es wird behauptet, diese sei noch schöner gewesen als Madīnat az-Zah.rā’, was ich aber nicht recht glauben mag. Für Madīnat az-Zah.rā’ brauchte man ca. 30 Jahre Bauzeit und verschlang dabei Unsummen des Staatshaushaltes, Madīnat az-Zāh.ira wurde in nur zwei Jahren erbaut. Man hat von ihr bisher nicht einmal archäologische Spuren. Auch wenn man die Erweiterung der Hauptmoschee von Córdoba anschaut, die Almanzor veranlasst hat, dann stellt man schnell fest, dass sie den Wechsel von Marmor und Sandstein nur imitiert: die Farben sind aufgemalt! Bauzeit, der Vergleich mit der Erweiterung der Hauptmoschee und die Tatsache, dass der genaue Ort der Palaststadt unbekannt ist, deuten nicht gerade daraufhin, dass sie tatsächlich schöner und besser war, als das Original.
 
...
Bauzeit, der Vergleich mit der Erweiterung der Hauptmoschee und die Tatsache, dass der genaue Ort der Palaststadt unbekannt ist, deuten nicht gerade daraufhin, dass sie tatsächlich schöner und besser war, als das Original.

Und was macht dann so sicher, dass sie tatsächlich gebaut wurde?
 
Und was macht dann so sicher, dass sie tatsächlich gebaut wurde?

Weil die verschiedensten Quellen über ihre Erbauung und Zerstörung berichten.
Ibn Sa'id al-H.idjari nennt vier Gründe für die Berühmtheit Córdobas: Die Moschee, die Menge der Gelehrten und die beiden Palaststädte. Ibn Hazm, der für sein Buch Naqt al-Arus berühmt ist ('Das Halsband der Taube oder die Liebe der Liebenden') beschreibt in diesem und anderen Büchern, wie seine Familie vom Westen der Stadt in den Osten umzog und umgekehrt (sowohl er als auch sein Vater waren Wesire der Umayyaden), um jeweils Nahe an einem der Paläste zu leben bzw. beim Rückumzug in den Westen, weil sie als zur Umayyadenpartei gehörig gezwungen wurden...
Ibn H.ayyan berichtet ebenfalls als Zeitgenosse von den Zerstörungen durch die Berber in seinem Geschichtswerk al-Matin. Von dem Bau der Palaststadt dürfte er in seinem Werk Muqtabis berichtet haben, davon sind aber nur die Bücher V. und VII. (von zehn) erhalten. Zudem gibt es Gegenstände, die darauf hinweisen, dass sie aus Madīnat az-Zāh.ira stammen. In der Alhambra steht ein Wasserbecken, das als Pila del rey Badis bekannt ist, welches aus az-Zāh.ira stammt und in der Kathedrale von Valencia steht ein Kelch (der las Santo Cáliz verehrt wird, als Originalabendmahlskelch Jesu Christi, Hl. Gral), dessen Inschrift der Archäologe Antonio Beltrán als Li-z-Zāh.ira interpretierte, was bedeuten könnte, dass er für die Palaststadt Madīnat az-Zāh.ira hergestellt wurde. Ich schließe mich dem an. Mehr zum angeblichen Gral, um nicht abzuschweifen hier: http://www.geschichtsforum.de/sonstiges-im-mittelalter/1096-der-heilige-gral-2.html
 
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Ob es wohl möglich wäre, irgendwo im Geschichtsforum eine Linksammlung zum Thema Karten aufzubauen?

Ich habe hier schon mal einige interessante Links und Dokumentationen zusammengetragen:
http://www.geschichtsforum.de/der-i...ynastien-namen-und-begriffe-der-isl-welt.html
Dort kannste, wenn du möchtest interessante Links von Karten, wie den obigen einfügen, damit man bei weiteren Anfragen nur auf diesen Thread verweisen muss, und damit die Antworten verkürzen könnte.

Ich habe auch im Bereich Osm. Reich einen ähnlichen Thread.

Ich habe in einigen meiner Postings auch schon mal einige hervorragende Kartenlinks gepostet, nicht nur für die isl. Welt interessant.
(Suche mal nach meinen Namen in Verbindung mit dem Stichwort Karte(n), Map, Plan, usw. und du wirst die wunderbaren Links von mir finden - vielleicht noch nach http zusätzlich suchen)

Vor einiger Zeit habe ich auch die beiden Sammelthreads mit in meinen Postings verstreuten Tipps, ebooks, Links, etc. aktualisiert, jedoch habe ich zunehmend das Interesse an dieser Aktualisierung verloren, weil ich glaube, dass sowieso niemand es liest oder bemerkt.

Also dann, gut Rollenspiel... :) LG lynxxx
 
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