Herkunft der Aserbaidschaner

Arsacides

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Lange Zeit galt als unzweifelhaft, dass die Aserbaidschaner ein Turkvolk sind bzw. "immer schon" waren. Heutzutage gibt es mehrere Theorien, von denen eine besagt, dass die Aserbaidschaner ursprünglich ein iranisches Volk waren und später turkisiert wurden. Als Indizien hierfür nehmen die Befürworter dieser Überlegungen schriftliche Quellen zur Kaspischen Region, als auch die Existenz eines sogenannten "Old Azari" als Ursprache.

Origin of the Azeris - Wikipedia, the free encyclopedia

Persönlich hatte ich ja schon immer den Eindruck - nicht zuletzt aufgrund der gemeinsamen schiitischen Konfession - dass dieses Volk sehr stark persisch geprägt ist.
 
Die Konfession ist da aber wohl nicht aussagekräftig, da die Perser großteils erst unter den Safawiden Schiiten wurden.
 
Und danach die Schia auch nach Aserbaidschan brachten. Vorher gehörte das Gebiet den sunnitischen-turkmenischen Akkoyunlu.

Für die Frage der Abstammung ist das natürlich unwichtig, ich wollte es nur als Randbemerkung angefügt haben.
 
Lange Zeit galt als unzweifelhaft, dass die Aserbaidschaner ein Turkvolk sind bzw. "immer schon" waren. Heutzutage gibt es mehrere Theorien, von denen eine besagt, dass die Aserbaidschaner ursprünglich ein iranisches Volk waren und später turkisiert wurden. Als Indizien hierfür nehmen die Befürworter dieser Überlegungen schriftliche Quellen zur Kaspischen Region, als auch die Existenz eines sogenannten "Old Azari" als Ursprache.

Origin of the Azeris - Wikipedia, the free encyclopedia

Persönlich hatte ich ja schon immer den Eindruck - nicht zuletzt aufgrund der gemeinsamen schiitischen Konfession - dass dieses Volk sehr stark persisch geprägt ist.
Die Azeris sind der übliche Mix aus allem möglichen, was da durchmarschiert ist - genau wie alle anderen Völker in der Gegend. Das einzig interessante wäre, welcher Einfluß wann ungefähr auftauchte und wie er dann in die lokale Kultur inkorporiert wurde.
Daß die Azeris stark persisch geprägt sind, ist kein Geheimnis und völlig logisch, da die persische Kultur eine extrem große Strahlkraft hatte. Die reichte bis Istanbul und Delhi und Samarkand. Das hat aber nichts mit der ethnischen Herkunft der Leute dort zu tun.
Wenn man schon überhaupt die Ur-Herkunft der Azeris bestimmen will, dann müßte man wohl mit der kaukasischen Abstammung anfangen, über die sich später türkische und iranische Elemente drübergelegt haben. Zumindest was die Gegend der heutigen Republik Azerbaidjan betrifft.
 
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Lange Zeit galt als unzweifelhaft, dass die Aserbaidschaner ein Turkvolk sind bzw. "immer schon" waren. Heutzutage gibt es mehrere Theorien, von denen eine besagt, dass die Aserbaidschaner ursprünglich ein iranisches Volk waren und später turkisiert wurden. Als Indizien hierfür nehmen die Befürworter dieser Überlegungen schriftliche Quellen zur Kaspischen Region, als auch die Existenz eines sogenannten "Old Azari" als Ursprache.

Das ist in dieser Form verkürzt und vermittelt daher einen falschen Eindruck. Ab etwa 1000 v. Chr. - vermutlich schon zuvor - ist eine iranische Besiedlung sowohl Persiens als auch der Region des heutigen Aserbaidschans anzunehmen. Dabei handelt es sich um Meder, nach denen diese Großregion in der Antike auch benannt ist.

Wann genau Turkstämme das Land besetzten und die iranische Vorbevölkerung assimilierten, ist ungewiss und umstritten. Da die Expansion der Türken nicht vor dem 8. Jh. n. Chr. einsetzt, wurde Medien vermutlich erst Ende des 1. Jahrtausends n. Chr. turkisiert, vermutlich von denselben Oghusenstämmen, die auch seit dem 11. Jh. nach Kleinasien einwanderten. Eine Turkisierung bereits im Jahr 200 n. Chr., wie das ein Wiki-Artikel verkündet, ist sehr unwahrscheinlich.

Somit sind die Aserbaidschaner wie auch andere Völker das Produkt einer Verschmelzung von autochthoner (hier: iranischer) Bevölkerung mit turkstämmigen Zuwanderern, die ihre Turksprache durchsetzten.

Ähnliche Prozesse erlebten auch die Kurden, allerdings mit dem Unterschied, dass sich die iranische kurdische Sprache behauptete.
 
Ähnliche Prozesse erlebten auch die Kurden, allerdings mit dem Unterschied, dass sich die iranische kurdische Sprache behauptete.



Wobei hier der entscheidende Unterschied darin besteht, dass die Ethnogese der Kurden zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen war. Wann genau, ist die Streitfrage. Neulich las ich von einer angeblichen kurdischen Abstammung Ardaschirs I., was mich baff gemacht hat. Glaubte ich doch, das kurdische Volk an sich wäre erst in der Zeit nach der Islamisierung historisch greifbar geworden.
 
Im Artikel steht konkret: "According to a letter from Ardavan V....", wüsste gerne, woher der Autor Farrokh Kaveh einen solchen gefunden haben will bzw. worauf er sich da bezieht. Dazu müsste man aber wohl sein Buch kennen.
 
Die Heere des Kalifen Umar ibn al-Chattab eroberten die Gebiete der Kurden im 7. Jh. n. Chr., was zum Übertritt der Kurden zum Islam führte. In dieser Zeit taucht der Name der Kurden erstmals zweifelsfrei auf.

Ob schon die "Karduichen" des Xenophon um 400 v. Chr. oder andere ähnliche Namen zuvor wirklich Kurden bezeichnen, ist überaus umstritten.
 
Als Ergänzung zu Dieters-Beitrag : es ist von auszugehen, dass die Kurden vor dem 7. Jhd. einfach nur als "gewöhnliche Perser" galten, also es ist ja gar nicht bekannt inwiefern die Iraner überhaupt unter Kurden, Perser, Meder, Parni, Parther, Baktrier unterschieden haben, aber soweit ich weiß, hat man bei den Kurden, Persern und Medern nicht so ein Tam Tam gemacht bzw. waren die Meder nicht sogar nur ein Synonym für Perser und andersrum?
 
Ja in kultureller in Form von der Stammesstruktur die unter den Medern herrschte, die wohl eher bei den Persern nicht mehr vorhanden war. Es könnte aber auch sein, dass die Meder einfach nur die ersten "Perser" waren, die da waren und theoretisch ethnisch und kulturell kein wirklicher Unterschied besteht - also bevor die Meder sich niederließen.
 
Als Ergänzung zu Dieters-Beitrag : es ist von auszugehen, dass die Kurden vor dem 7. Jhd. einfach nur als "gewöhnliche Perser" galten, also es ist ja gar nicht bekannt inwiefern die Iraner überhaupt unter Kurden, Perser, Meder, Parni, Parther, Baktrier unterschieden haben, aber soweit ich weiß, hat man bei den Kurden, Persern und Medern nicht so ein Tam Tam gemacht bzw. waren die Meder nicht sogar nur ein Synonym für Perser und andersrum?

Hier ging es aber nicht um die Frage, als was die Kurden "galten", sondern ab wann sich die Ethnogenese des kurdischen Volks vollzog bzw. zum Abschluss kam. Das ist nicht unbedingt deckungsgleich mit der Betrachtung von außen.

Im 7./.8. Jh. n. Chr. werden die Kurden erstmals als eigenständiges Volk erwähnt und zwar im Zusammenhang mit der Islamisierung durch die Heere der Kalifen. Ihre Ethnogenese muss demzufolge um einiges früher erfolgt sein. Wann das nun war, wird sehr kontrovers behandelt und ist äußerst umstritten.
 
Hier ging es aber nicht um die Frage, als was die Kurden "galten", sondern ab wann sich die Ethnogenese des kurdischen Volks vollzog bzw. zum Abschluss kam.

Streng genommen ist die Ethnogenese ein dauerhafter Prozess, der nur in der völligen Isolation eines Volkes ohne Berührungen zu Nachbarvölkern zum Abschluss kommen kann.
 
Als Ergänzung zu Dieters-Beitrag : es ist von auszugehen, dass die Kurden vor dem 7. Jhd. einfach nur als "gewöhnliche Perser" galten, also es ist ja gar nicht bekannt inwiefern die Iraner überhaupt unter Kurden, Perser, Meder, Parni, Parther, Baktrier unterschieden haben, aber soweit ich weiß, hat man bei den Kurden, Persern und Medern nicht so ein Tam Tam gemacht bzw. waren die Meder nicht sogar nur ein Synonym für Perser und andersrum?

Diesen Gedankengang finde ich nicht uninterressant. War es denn nicht so, das persische Grosskönige sich den Titel "König der Könige Irans" gaben? Ich meine mal irgendwo gelesen zu haben, wobei ich mir nicht sicher bin, das die Bewohner der Perserreiche sich als Iraner oder so ähnlich bezeichneten und Perser ein Begriff wäre der sich von ausserhalb bei Griechen, Römern etc.. durchsetzen konnte, welcher hauptsächlich dem vorherrschenden Dialekt, also der Reichs und Verwaltungssprache angelehnt war.

Wäre es möglich, das es in der Antike eine Art iranischen Nationalismus gegeben hat? Ich meine auch mal hier im Forum gelesen zu haben, das ein Grund mit weshalb Parthien gestürzt wurde, ihre uniranische Lebensweise oder Kultur gewesen sein soll, womit die Sassaniden über sie urteilten
 
Wenn ich mich mich Recht erinnere ist Iraner ein Sammelbegriff für mehrere iranische Völker wobei die Perser und Tadschiken die größten sind.
 
Diesen Gedankengang finde ich nicht uninterressant. War es denn nicht so, das persische Grosskönige sich den Titel "König der Könige Irans" gaben? ... Wäre es möglich, das es in der Antike eine Art iranischen Nationalismus gegeben hat? Ich meine auch mal hier im Forum gelesen zu haben, das ein Grund mit weshalb Parthien gestürzt wurde, ihre uniranische Lebensweise oder Kultur gewesen sein soll, womit die Sassaniden über sie urteilten

Bei Wiki fand ich den Hinweis, dass die Sassaniden den Namen "Iran" im Herrschertitel führten:

"Besonders der wiederholt formulierte Anspruch der sassanidischen Großkönige, König von Iran und Nicht-Iran zu sein (wobei damit nicht der heutige Staat Iran, sondern das gesamte von Iraniern bewohnte Gebiet gemeint ist), bekräftigte die ehrgeizigen Pläne."

Möglicherweise wurde der verengte Name "Persien" nur vom Abendland benutzt, während die einheimischjen Könige das weiter fassten. Auf jeden Fall ist Iran -= Land der Arier eine Eigenbezeichnung. Darin steckt vielleicht der Anspruch, Herrschaft vom Zagros bis zum Indus auszuüben, was den Achämeniden und Sassaniden immerhin gelang.
 
Bei Wiki fand ich den Hinweis, dass die Sassaniden den Namen "Iran" im Herrschertitel führten:

Möglicherweise wurde der verengte Name "Persien" nur vom Abendland benutzt, während die einheimischjen Könige das weiter fassten. Auf jeden Fall ist Iran -= Land der Arier eine Eigenbezeichnung. Darin steckt vielleicht der Anspruch, Herrschaft vom Zagros bis zum Indus auszuüben, was den Achämeniden und Sassaniden immerhin gelang.

Die Frage ist doch, ob es tatsächlich ein Zusammengehörigkeitsgefühl der iranischen Völker gab und ob sie die sprachlichen Gemeinsamkeiten erkennen konnten oder anders ausgedrückt, im Gegenüber einen ihres Gleichen sahen. Unterschieden sie deutlich zwischen Fremde und Gleiche, allein dadurch, ob sie eine iranische Sprache sprachen?

Mich wundert es halt schon, weshalb die Kurden erst durch die Eroberung der Muslime/Araber schriftlich erwähnt werden. Ich frage mich ob es möglich wäre, das sie unter den Sassaniden als gewöhnliche Iraner und aus der Sicht von Fremdmächten (Rom etc.) eben als Perser durchgingen?
 
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