Islamische Quellen: Arabisch vs. Persisch

tomcat

Mitglied
Moin Leute,
was wurde den während der Kreuzzüge und danach hauptsächlich in der Levante gesprochen bzw. in welcher Sprache sind den die Islamischen Quellen niedergeschrieben worden????
Ich hab schon mal bei Tante Wiki geschaut aber wohl den Wald vor lauter Bäume nicht gesehen. Könnt ihr mir da weiterhelfen?

Wie gesagt es geht mir darum die Islamischen Quellen im Original zu verstehen.


Mfg :winke:
 
Sprich, du machst es von der Antwort abhängig, ob du Arabisch oder Persisch lernen möchtest? Dann würde ich an deiner Stelle Arabisch lernen, da damals auch Leute, die im Alltag vielleicht Persisch gesprochen haben, (auch) Arabisch schrieben.

Empfehlenswert ist nach wie vor Francesco Gabrieli, Die Kruezzüge aus arabischer Sicht. Kleiner Schönheitsfehler: Das Original ist das italienische Storici arabi delle Crociate, dementsprechend handelt es sich bei den Texten in der deutschen Fassung schon wieder um Übersetzungen der Übersetzungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, ich mach es mehr oder weniger von der Antwort abhängig! :)
Kannst du noch was zu den Quellen sagen?
Gibt es mehr Quellen in Persisch oder Arabisch? Wenn ich Arabisch/Persisch lerne, kann ich die alten Quellen auch lesen und verstehen oder gab es während der Zeit eine Veränderung? Ich denke hier speziell an das mittelhochdeutsche (des Mittelalters) zu (Niederhoch)Deutsch der heutigen Zeit.


Mfg :winke:
 
Es gibt zwar einige Unterschiede zwischen dem klassischen Arabisch (dem Arabisch des Qur'ān und dem gesprochenen Arabischen heute - abgesehen natürlich vom modernen Lehnwortschatz, aber im Großen und ganzen lässt sich das verstehen.
In einigen Dialekten gibt es die Tendenz th/t (entsprechend dem englischen "tee-aitch") zu t zu vereinfachen, dann wird dann etwa das Zahlwort zwei, arabisch itnān zu tnēn oder drei, talāta zu talata.
Und im modernen Arabisch fällt meist die Nunations-Endung weg, was eine Vereinfachung zum klass. Arabisch darstellt.
(Unsere fachwissenschaftlich ausgebildeten Mitglieder mögen mich punktuell korrigieren, ich bin kein Arabist.)
Ich denke, du solltest dir aber vielleicht einfach zunächst mal den Gabrieli holen, da steht alles notwendige zu den Quellen aufgeführt. Arabisch lernen kannst du ja trotzdem. Ich halte das Arabische zwar für eine vergleichsweise einfach zu erlernende Sprache, wenn man mal die Hürden fremde Schrift und in Teilen ungewohnte Phonologie überwunden hat, aber bis du fit bist, komplexe Texte zu lesen dauert es dann doch seine Zeit.
 
Wenn es Dir um die Levante geht, dann auf jeden Fall Arabisch! Persisch spielte da keine Rolle, schon gar nicht in den Quellen.
Das moderne Arabische unterscheidet sich von dem mittelalterlichen durchaus, aber bei weitem nicht so wie das heutige Deutsche vom Mittelhochdeutschen. Der Stil ist anders und auch bestimmte grammatische Formen kommen vor, die heute nicht mehr benutzt werden. Im Großen und Ganzen ist mittelalterliches Arabisch schwieriger zu durchdringen - ist aber alles Gewohnheitssache.
Ich bin übrigens Arabistin und Islamwissenschaftlerin.
 
Es gibt zwar einige Unterschiede zwischen dem klassischen Arabisch (dem Arabisch des Qur'ān und dem gesprochenen Arabischen heute - abgesehen natürlich vom modernen Lehnwortschatz, aber im Großen und ganzen lässt sich das verstehen.
So einfach ist das nicht. Wie ich schon schrieb, unterscheidet sich das klassische Arabisch vor allem im Stil vom modernen. Es gibt da ganz abgefahrene Konstruktionen, die heutzutage kein Araber mehr verwenden würde - und auch erst in der Schule lernen muß. Auch der Wortschatz ist z.T. anders, vielfältiger irgendwie. Das hat auch nicht vorrangig was mit Lehnwörtern zu tun.
In einigen Dialekten gibt es die Tendenz th/t (entsprechend dem englischen "tee-aitch") zu t zu vereinfachen, dann wird dann etwa das Zahlwort zwei, arabisch itnān zu tnēn oder drei, talāta zu talata.
Und im modernen Arabisch fällt meist die Nunations-Endung weg, was eine Vereinfachung zum klass. Arabisch darstellt.
Das alles spielt im Schriftlichen eher keine Rolle. Dialekte werden ja selten mal verschriftlicht. Wenn jemand Arabisch lernen will, um Quellen lesen zu können, würde ich auf jeden Fall zu Hocharabisch raten. Die Dialekte sind oft zu stark vereinfacht und eben von der Aussprache her manchmal verwirrend.
 
@all vielen Dank schon mal an euch für die Tips! :)

Wenn es Dir um die Levante geht, dann auf jeden Fall Arabisch! Persisch spielte da keine Rolle, schon gar nicht in den Quellen.
Das moderne Arabische unterscheidet sich von dem mittelalterlichen durchaus, aber bei weitem nicht so wie das heutige Deutsche vom Mittelhochdeutschen. Der Stil ist anders und auch bestimmte grammatische Formen kommen vor, die heute nicht mehr benutzt werden. Im Großen und Ganzen ist mittelalterliches Arabisch schwieriger zu durchdringen - ist aber alles Gewohnheitssache.
Ich bin übrigens Arabistin und Islamwissenschaftlerin.

Gibt es den ein Buch (oder mehrere) was du mir empfehlen könntest? Bevor ich es den nächstes Semester an der Uni belegen würde, wollt ich schon mal selber anfagen. Und/Oder gibt es gute Bücher zum selbststudium? Gibt es sowas wie "Arabisch in 30 Tagen"?


Mfg :winke:
 
Ob es so etwas wie Arabisch in 30 Tagen gibt, weiß ich nicht, für sinnvoll kann ich das nicht halten. Die durchschnittliche Fähigkeit Vokabeln/Tat sinnvoll aufzunehmen liegt bei etwa 12 Stück, Richtlinie in der Fremdsprachendidaktik ist zwischen 10 und 15, je nach mittlerer Sprachbegabung der Lerngruppe. 18 Vokabeln sind schon viel. Dazu musst du die Schrift lernen, das wird an der Uni in Dtld. auf ca. 4 Schriftzeichen pro U-Einheit gebracht, du brauchst also etwa 7 U-Einheiten (28 Buchstaben) um die Schrift zu lernen.
Hinzu kommt das Problem der Vokalisierung: Außer dem Qur'ān und Kinderbüchern wird kaum vokalisiert. D.h. du musst fähig sein, kontextuell zu erschließen, das kann mal leichter, mal schwieriger sein. Liest man z.B. مدرسة als 'Lehrerin' oder als 'Koranschule'?
Vokalisiert sieht man den Unterschied:

مَدْرَسَة Madrasa - Koranschule
مُدَرِّسَة Mudarrisa - Lehrerin
Um Worte im WB nachschlagen zu können, benötigst du desweiteren Kenntnisse, aus welchen Radikalen sie gebildet werden und was Präfix, Suffix, Infix oder Zirkumfix ist (wobei, das Zirkumfix gibt es im Arabischen - glaube ich - nicht).
Und über die Grammatik habe ich bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Wort verloren - wobei die vergleichsweise einfach ist.
Also: Arabisch lernen ist keine Zauberei* oder dergleichen, aber man sollte sich auch keine Illusionen machen, dass man die Sprache bei durchschnittlicher Intelligenz innerhalb weniger Wochen erlernen könnte. Wenn du allerdings ein sprachbegabtes Wunderkind bist: Nur zu!


*in mittelalterlichen frz. und dt. Epen ist die Nigromantie, also die Schwarze Kunst häufig mit der Fähigkeit verbunden, Arabisch lesen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es den ein Buch (oder mehrere) was du mir empfehlen könntest? Bevor ich es den nächstes Semester an der Uni belegen würde, wollt ich schon mal selber anfagen. Und/Oder gibt es gute Bücher zum selbststudium? Gibt es sowas wie "Arabisch in 30 Tagen"?


Mfg :winke:
Das beste mir bekannte Lehrwerk ist immer noch der berühmte Krahl/Reuschel, mittlerweile von Langenscheidt verlegt (Lehrbuch des modernen Arabisch). Damit bzw. mit dem alten Vorgänger habe ich an der Uni gelernt. Der (in der DDR entwickelte) Kurs basiert auf jahrelanger Lehrerfahrung und wurde über Jahre immer wieder verbesser und erweitert. Das ganze ist natürlich sehr umfangreich. Ich weiß halt nicht, was an Deiner Uni für ein Lehrbuch benutzt wird - die Orientalisten sind da manchmal seeeehr eingefahren. Gerade im Westen verwenden viele gern den Fischer-Jastrow, der methodisch schlecht ist, meiner Meinung nach. Aber vielleicht kannst Du das rausfinden, oft steht das ja auf der Homepage des Instituts oder Du fragst jemanden.

Fürs Selbstlernen vorher sieht der Hueber-Kurs "Einstieg Arabisch für Kurzentschlossene" ganz gut aus. Ist mit Buch und zwei Hör-CDs. Kannst Du Dir ja mal auf der Verlags-Homepage anschauen; da gibt es auch Musterseiten und ein Hörbeispiel. Verwendet wird allerdings nicht die arabische Schrift sondern eine Umschrift.
Dann gibt's noch den Langenscheidt Standardkurs für Selbstlerner. Der ist gleich mal doppelt so teuer, scheint aber ausführlicher zu sein. Und da wird auch die arabische Schrift benutzt. Ist vielleicht nicht schlecht, da Du die ja eh lernen willst.
Ich würde mich, wenn es irgend geht, sowieso nicht lange mit Umschrift aufhalten. Für mich wäre das kontraproduktiv, da Du Dich dann möglicherweise ziemlich schwer tust, noch die arabische Schrift zu lernen.
Vielleicht hast Du ja Zugang zu einer Stadtbibliothek oder der Uni-Bib, wo es verschiedene Sachen zum Anschauen/Ausleihen gibt. Bevor Du blind Geld ausgibst, wäre es bestimmt gut, erst mal zu sehen, was Dir persönlich am besten gefällt. Es gibt ja noch viele andere Bücher und Sprachkurse.
Auf jeden Fall wünsche ich Dir schon mal viel Spaß!

Edit: Ich würde da jetzt aber nicht so ein Problem draus machen wie El Quijote. Man kann durchaus selber ein bißchen für sich lernen; das nimmt die Scheu. Auf jeden Fall aber mit Audio-Medien. Das halte ich mittlerweile zum Sprachenlernen für außerordentlich wichtig. (Und ich kenne mich aus... hab schon mehrere Sprachen auch autodidaktisch gelernt...) Wenn auf einem Sprachkurs draufsteht "in 30 Tagen" glaubt ja nicht wirklich einer, daß man dann wirklich viel kann oder? Und daß das bei Italienisch schneller geht als bei Chinesisch, dürfte auch jedem klar sein. Also stürz Dich rein ins Vergnügen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit ...in 30 Tagen sollte nur ein Beispiel sein. Ich hab zwei von den Büchern (Spanisch & Italienisch) und find die gut. Klar, lernt man mit dieses Büchern nicht die komplette Sprache aber ein guter Anfang ist das auf jedenfall! Aber es läßt sich ja immer Streiten darüber. ;-)

Vielen Dank für die Tips, werd Morgen mal zu unsrer Stabi latschen, mal schauen was ich da so finde!

Mfg :winke:
 
Ich will dich ja gerne ermutigen, die Sprache zu lernen, schon weil es äußerst sinnvoll ist, sofern man das kann, die Quellen im Original zu lesen und sich nicht von den Übersetzungen anderer abhängig zu machen und mich daher gerne dem Aufruf "ad fontes!" anschließe. Was ich dir ein wenig nehmen will, das ist die Euphorie, weil ich als Küchenpsychologe der Meinung bin, dass Euphorie schnell in Frustration umschlagen kann, wenn das Vorhaben auf Schwierigkeiten stößt, also am Ende kontraproduktiv ist. Stattdessen will ich dir konstruktiv eine meines Erachtens realistischere Sicht der Dinge anbieten.
 
Danke für die Hinweise, ich weiß was du meinst! Mir hatte es auch bei Latein geholfen das ich schon vorher angefangen hab im Selbststudium. Dadurch ging es im Kurs leichter und ich dachte, dass ich mit Arabisch ähnlich anfange. Vorallem sind bestimmt dir Schriftzeichen sehr schwer am Anfang oder??


Mfg :winke:
 
Vorallem sind bestimmt dir Schriftzeichen sehr schwer am Anfang oder??
Das geht eigentlich. Mußt halt schön viel Schreiben üben, Lesen natürlich auch. Und nicht zu lange an einer Umschrift kleben bleiben.
Wenn Du z.B. Vokabeln lernst, mach die Kärtchen gleich in arabischer Schrift und/oder schreib alles beim Lernen zich-mal auf. Das hilft. (Hab ich bei der amharischen Schrift so gemacht und die hat über 200 verschiedene Zeichen.... :weinen:)
 
Ich glaube, die arabische Schrift flößt nur durch ihre "Fremdheit"* Respekt ein, letztlich ist sie aber doch recht einfach zu lernen. Es sind auch nur 28 Grapheme, die zwei oder vier verschiedene Formen haben (damit sind nicht individuelle Schreibermerkmale gemeint), immer eine Form, wie der Einzelbuchstabe isoliert aussieht und wie er im Wort aussieht. Da manche Buchstaben nicht nach links weiterverbunden werden können (alif, r, z, u/w, d, d [entspricht dem weichen tee-aitch, wie in father]) gibt es von denen halt nur die isolierte Form, die in diesen Fällen auch der Form als Initialbuchstabe des Wortes entspricht und die Form im Wort, die, da der Buchstabe nicht nach links weiterverbunden werden kann, der Form am Ende des Wortes entspricht. Alle anderen Buchstaben kennen die isolierte Form, die Form am Anfang des Wortes, eine in der Mitte des Wortes und eine am Ende des Wortes.
Das hört sich jetzt kompliziert an, ist es aber nicht.



*Fremdheit in Anführungszeichen, weil die arabische Schrift dieselben orientalischen Wurzeln hat, wie die europäischen Schriften.
 
Zurück
Oben