Mekka vor Mohammed

Paullus

Mitglied
Was mich sehr interessiert ist: Wie war Mekka vor Mohammed und wie war die Religion dort.

kann mir das bitte jemand sagen, danke.
 
Mekka war bereits vor Mohammed eine heilige Stätte.

In Arabien herrschte der Polytheismus von Stammesgöttern vor. In auffällig geformten Steinen und Bäumen erkannte man Geister. In ihnen sah man eine Quelle der Kraft. Schon in Urzeiten wurden solche Steine in Behältern von Nomadenstämmen als Reliquien herum getragen. In Mekka umkreisen die Moslems die Ka'aba, diesen grossen, schwarzen Granitwürfel, was definitiv an vorzeitliche Steinverehrung erinnert, auch wenn die islamische Tradition uns glauben machen möchte, dass Abraham (Ibrahim) "diesen" Stein gebaut habe (heute steht da nur noch eine Nachbildung, das Original ist längst zerstört).
 
In Arabien herrschte der Polytheismus von Stammesgöttern vor. In auffällig geformten Steinen und Bäumen erkannte man Geister. In ihnen sah man eine Quelle der Kraft.

In Mekka umkreisen die Moslems die Ka'aba, diesen grossen, schwarzen Granitwürfel, was definitiv an vorzeitliche Steinverehrung erinnert.
Wie Serapis bereits schrieb, waren die (meisten) Araber vor Mohammeds Zeit Angehörige von Naturreligionen.Ein gutes Beispiel hierfür ist die bereits genannte Kaaba,die aus der Zeit vor Mohammed stammt, und ,wenn ich mich recht entsinne, ist in eine Ecke der Kaaba ein Meteorit eingemauert,der irgendwann in Arabien einschlug.Dieses besondere Gestein wurde dann wohl für göttlich erachtet und dann auch verehrt.
 
Ich könnte mir gut vorstellen, dass "göttliches" Meteoritengestein der Ursprung dieser merkwürdigen Steinverehrung ist.
 
Ich könnte mir gut vorstellen, dass "göttliches" Meteoritengestein der Ursprung dieser merkwürdigen Steinverehrung ist.

Sicher ist das so. Schon eine Stenschnuppe hat ja gereicht um etwas göttlichens hineinzulesen.
Es gab und gibt immer schlaue Leute, die sich den Aberglaube zu Nutze machen.
Wenn ich nachts Fernsehen gucke, tauchen da auch Sterndeuter auf und da rufen sogar ernsthaft welche an. Nicht zu fassen.
 
Was mich sehr interessiert ist: Wie war Mekka vor Mohammed und wie war die Religion dort.

kann mir das bitte jemand sagen, danke.

Das ist sehr umstritten, grundlegende Beiträge dazu stammen z.B. von Patricia Crone.

What do we actually know about Mohammed? | open Democracy News Analysis

Das ist die westliche Sicht.

Von reinen nomadischen Heiden auszugehen wäre selbst laut Koran kaum zu rechtfertigen. Der Koran benennt ja jüdisch-arabische Stämme und setzt sich auch mit dem Christentum auseinander. Zumindest muss von einer jüdisch-christlichen Bevölkerung in Arabien ausgegangen werden. Dass sich heidnische Elemente gehalten haben, ist aber sicherlich auch möglich. Ein reines Heidentum war das sicher nicht mehr. Das widerspräche auch dem Koran.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
"Ich habe bislang das Wort „Heidentum“ absichtlich ver-
mieden, da es sich dabei aus christlicher Perspektive um eine
historisch belastete, abwertende Bezeichnung nicht-christli-
cher Religionen handelt; statt dessen werde ich von der zen-
tralarabischen paganen Religion reden.
Wenn man danach fragt, welche Gottheiten die vorwiegend
beduinischen Einwohner Zentralarabiens verehrt haben, dann
ist von vornherein zu berücksichtigen, daß sich schon recht
früh der Glaube an einen Hochgott durchgesetzt hat, der den
Namen „der Gott“, allāhu, erhielt. Er galt als der Schöpfer
der Welt und als der eigentliche Nothelfer, in dessen Dienst
alle anderen Götter standen (vgl. Der Koran, S. 58–60), die
aber nicht in irgendeiner Weise in einer Hierarchie geordnet
waren. Auch in Südarabien entwickelte sich im 4. Jh. ein
„himyarischer Monotheismus“ (W.W. Müller), in dem der
Gott Rahmānān (d.h. „der Barmherzige“) als „Herr des
Himmels und der Erde“ verehrt wurde. Die Vermutung, daß
hier Zusammenhänge mit dem in einigen Koransuren (wie
z.B. 19–21, 25, 36, 43, 67) gehäuft vorkommenden Gottes-
namen ar-Rahmān „der Erbarmer“ bestehen, ist naheliegend.
Von den zahlreichen Göttern werden drei weibliche als
„Töchter Allāhs“ im Koran (Sure 53,19 f.) genannt: al-Lāt,
Manāt und al-‘Uzzā. Mehr als die bloßen Namen erfährt man
aus dem „Götzenbuch“ (Kitāb al-’asnām) des muslimischen
Gelehrten Ibn al-Kalbī (st. 819), in dem wertvolle Informatio-
nen über die vorislamischen paganen Kulte Arabiens zu fin-
den sind. Al-Lāt, eine Göttin, die schon im 5. Jahrhundert
v. Chr. archäologisch belegbar ist, wurde vor allem im 1.–
3. Jahrhundert n. Chr. im nord- und nordostarabischen Raum
als Mutter- und Fruchtbarkeitsgottheit verehrt. Ibn al-Kalbī
nennt als Zentrum ihrer Verehrung, die hauptsächlich im
Stamm Thaqīf beheimatet war, den nahe Mekka gelegenen
Ort at-Tā’if. Auch Manāt (der Name bedeutet Schicksal oder
Todesgeschick) ist eine sehr alte Gottheit (nach dem „Götzen-
buch“ sogar die älteste), die vor allem von den beiden medi-
nensischen Stämmen Aus und Chazradsch verehrt wurde; eine
Statue befand sich in Qudaid, unweit von Mekka am Weg
nach Medina. Al-‘Uzzā schließlich, deren Kultstätte ein Tal in
Nachla in der Nähe von Mekka war, wurde vor allem von
den Quraiš verehrt. Sie ist wahrscheinlich mit Venus gleichzu-
setzen. Im Innern der Kaaba in Mekka stand das Standbild
des Gottes Hūbal, vor dem man Lospfeile warf, wenn man ein
Orakel begehrte. Interessant ist, daß sich im Koran keinerlei
Polemik gegen Hūbal findet.
Nicht jede der Gottheiten hatte ein „Haus“, wohl aber ei-
nen Kultbezirk, in dem bestimmte Kulthandlungen wie z. B. die
Opferung von Tieren oder der Umlauf (tawāf) um Idole, d.h.
heilige Steine (’ansāb) oder (wesentlich seltener) Standbilder,
vollzogen wurden. Der Kultbezirk war zugleich Asylbereich.
Zu jedem heiligen Bezirk konnte man „Wallfahrten“ veranstal-
ten. Für Zentralarabien gewannen jedoch in dieser Hinsicht die
Kultstätten von Mekka und seiner näheren Umgebung beson-
dere Bedeutung. In Mekka war der ursprüngliche Gegenstand
der Verehrung ein schwarzer Meteorit, der in die Nordostecke
des würfelförmigen Kultgebäudes (daher der Name ka‘ba =
„Kubus“) eingelassen war. In der Kaaba befand sich außer-
dem eine Taube aus Aloeholz und das schon erwähnte Stand-
bild des Hübal. In unmittelbarer Nähe Mekkas befand sich
als Ziel einer „Wallfahrt“ (haddsch) der Ort ‘Arafāt, den man im
Zusammenhang mit jährlich stattfindenden Märkten (u.a. in
dem nahe Mekka gelegenen ‘Ukāz) aufzusuchen pflegte. Wäh-
rend dieser Zeit herrschte drei Monate lang ein allgemeiner
Landfrieden; in Sure 9,5 werden diese „unverletzlichen Mona-
te“ insofern vorausgesetzt, als während dieser Zeit der Kampf
gegen die „Beigeseller“ (mušrik, s.o. S. 53!) ausdrücklich ver-
boten wird. Während der „Wallfahrt“ befand sich der Pilger
in einem Weihezustand (’ihrām), in dem er seine Haare nicht
schor. Dessen Beendigung symbolisierte das Scheren des Haa-
res, das man an der Kultstätte zurückließ. Einige der hier nur
kurz skizzierten Bräuche wurden später in die islamischen
Riten des haddsch, der die beiden Wallfahrtsziele Mekka und
‘Arafāt zusammenfaßte, integriert.
Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man behauptet, daß
zu Mohammeds Zeit die zentralarabische pagane Religion
hauptsächlich in ihren Riten fortlebte und weniger in ihrem
geistigen Gehalt, den Sure 45,24 in knapper Form wiedergibt:

Sie sagen: Nichts gibt es als hienieden unser Leben:
Wir leben und wir sterben, und nichts
Vermag uns zu vernichten als die Zeit.

Für diese Ansicht spricht, daß die islamische Tradition von
verschiedenen Gottsuchern (hanlf) zu berichten weiß, die die
Religion ihrer Vorfahren aufgegeben und die Schriften der Ju-
den und Christen studiert hatten, sich jedoch weder zum Ju-
dentum noch zum Christentum bekannten."

Ausschnitt aus dem Kapitel:
Die zentralarabische pagane Religion in:
Bobzin, Hartmut: Mohammed. München 2000.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine recht interessante Betrachtung findet sich auf artedea - artedea Bilder und zwar unter der Göttin Al-Lat. Einiges über Koreschiten, Imame und jener Mondgöttin, die als "Urahnin" von Allah gilt und warum der Halbmond auf den Flaggen islamischer Staaten zu finden ist.
Auf jeden Fall was zum Nachsinieren.
Herzlichst
Gullveig
 
[Bobzin:] Für diese Ansicht spricht, daß die islamische Tradition von verschiedenen Gottsuchern (hanlf) zu berichten weiß, die die Religion ihrer Vorfahren aufgegeben und die Schriften der Juden und Christen studiert hatten, sich jedoch weder zum Judentum noch zum Christentum bekannten.

Aus einer anderen Darstellung (Ali Dashti: 23 Jahre. Die Karriere des Propheten Muhammad, S. 75) entnehme ich, dass die Bewohner von Mekka und - besonders - von Yathrib "von den Glaubensvorstellungen der Juden und Christen stark beeinflusst (waren). ... Sie hielten sich selbst für die Nachkommen Abrahams und waren mehr oder weniger mit den Legenden über die Kinder Israels und den Geschichten des Alten Testaments vertraut. Sie kannten die Geschichte von Adam und Satan, glaubten an die Existenz von Engeln und stellte sie sich als weibliche Wesen vor. ... Darüber hinaus hatten sie verschiedene jüdische Bräuche angenommen wie die Beschneidung, rituelle Waschungen, die Meidung menstruierender Frauen und die Einhaltung eines Ruhetages, für den sie den Freitag anstelle des Samstags auswählten."
 
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