Zur Herkunft des Aḥmad Ibn Faḍlān

ich habe mal in der Encyclopaedia of Islam für uns nachgeschlagen:

"...Arabic writer writer of whose life nothing is known and who was the author of an account of the embassy sent by the caliph al-Muktadir to the king of the Bulghars of the Volga. Ibn Fadlan was a client of Muhammad b. Sulayman,...
He was probably not an Arab by birth."

Also nix genaues weiß man nicht... ;)
 
Rurik, dafür gebührt dir auch Dank, also dass du nochmals geschaut hast, wo du es gelesen hast.
Kann ja auch sein, dass er mal griechischer Herkunft war, jedenfalls, wenn er wie es oben steht "client", also Klient war, dann war er wohl Konvertit der sich einen musl. Patron bzw. Stamm aussuchte, der ihn in die islamische Gesellschaft einführen half. (arab. maula, plural mawali - Infos siehe S. 61 unten:
Geschichte des Islam - Google Bücher )
Wurde also durch diesen Vorgang wohl letztlich zum Araber.
 
Hmm, dann müsste ich nochmals in die EI (=Encycl. of Islam) schauen, habe nun letztens nur auf mein Zitat oben geachtet, mit dem Wort "client".
 
Also, dass würde mich wirklich stark interessieren (wenn es denn eine Antwort gibt). Denn, ich stelle mir vor, ich sitze 921 mit Ibn Fadlan auf einer Wolgainsel am Lagerfeuer und frage ihn... Vielleicht würde er verleugnen, ein Grieche zu sein. Vielleicht der Religion wegen(?).
 
Keine Ahnung, ob man etwas damals "verleugnet" hätte. Wahrscheinlich bestand im konkreten Falle kaum ein Grund dazu.
Obgleich es in diversen Jahrhunderten durchaus ein Prestigegewinn darstellte, wenn man behaupten würde, man wäre Araber, statt z.B. Perser, denn Araber galten noch lange lange Zeit als etwas "höhergestellter", gehörten sie doch dem Volk Muhammads an, was Prestige brachte. Das war zwar etwas "unislamisch", stellte der Islam doch vom Prinzip alle Menschen gleich, und auch alle Völker, aber die Stammestradition und das Selbstverständnis wirkte noch lange nach.
Deshalb auch dieses Form des "Klientismus" siehe oben in googlebooks.

Ich schaue vielleicht bis zum Wochenende nochmal nach, was ich zu Ibn Fadlan in meiner Lit. stehen habe, falls es dich dann noch interessiert.
:winke:
 
Also, dass würde mich wirklich stark interessieren (wenn es denn eine Antwort gibt). Denn, ich stelle mir vor, ich sitze 921 mit Ibn Fadlan auf einer Wolgainsel am Lagerfeuer und frage ihn... Vielleicht würde er verleugnen, ein Grieche zu sein. Vielleicht der Religion wegen(?).

Ibn Faḍlān war im Auftrag des Kalifen unterwegs, sein Reisebericht ist auf Arabisch verfasst. Einem heidnischen Türken oder Skandinavier wäre es gleichgültig gewesen, ob er nun einen Muslim oder einen Christen vor sich gehabt hätte. Es wäre in der islamischen Gesellschaft auch nicht weiter schlimm gewesen, wenn er ein Grieche gewesen wäre, also wozu eine Nisba erfinden?
 
Ich schaue vielleicht bis zum Wochenende nochmal nach, was ich zu Ibn Fadlan in meiner Lit. stehen habe, falls es dich dann noch interessiert.
:winke:
Wenn Du etwas finden könntest, würde es mich wirklich interessieren.

Einem heidnischen Türken oder Skandinavier wäre es gleichgültig gewesen, ob er nun einen Muslim oder einen Christen vor sich gehabt hätte. Es wäre in der islamischen Gesellschaft auch nicht weiter schlimm gewesen, wenn er ein Grieche gewesen wäre, also wozu eine Nisba erfinden?
Wenn dem weitgereisten Skandinavier z.B. eine Eigenart an Ibn Fadlan auffällt, die so nicht zu seinem Namen passt, dann könnte er ihn am Lagerfeuer fragen, wie es kommt, dass... Könnte auch sein, das Ibn Fadlan der Skandinavier sympathisch ist und er ihm an diesem Abend seine Lebensgeschichte erzählt.
Vielleicht war der Nisba reine Eitelkeit. Es könnte auch eine Sympathie zur arabischen Welt sein. Etwas ganz persönliches.
 
Wenn dem weitgereisten Skandinavier z.B. eine Eigenart an Ibn Fadlan auffällt, die so nicht zu seinem Namen passt, dann könnte er ihn am Lagerfeuer fragen, wie es kommt, dass... Könnte auch sein, das Ibn Fadlan der Skandinavier sympathisch ist und er ihm an diesem Abend seine Lebensgeschichte erzählt.
Vielleicht war der Nisba reine Eitelkeit. Es könnte auch eine Sympathie zur arabischen Welt sein. Etwas ganz persönliches.

Dein weitgereister Skandinavier war aber nicht der Adressat des Reiseberichts des Ibn Faḍlān. Am Hof in Baġdād, wo die Adressaten des Reiseberichts Kitāb ilā Mulk a-Ṣaqāliba (~'Buch Zu der Herrschaft der Slawen') saßen, dürfte seine Herkunft bekannt gewesen sein und er hätte sich mit einer falschen Nisba lächerlich gemacht. Vor allem aber wäre die Nisba wohl kaum weiter überliefert worden. Ein Autograph von Ibn Faḍlān ist schließlich nicht überliefert.
 
Der historische Hintergrund von``Der13te Krieger``

Hallo,
ich bin neu hier in diesen Forum,deswegen bitte ich um Nachsicht dafür,wenn es das Thema schon gibt,habe es zumindest nicht gefunden.Ich habe den Film``Der13te Krieger``gesehen,und es gab ja wirklich die Hauptfigur``Ahmed ibn Fadhlan``(von den ich auch meinen Namen habe ) .Mir ist aber einiges aufgefallen bei dem Film:
Achmed scheint mir sehr verchristlicht.Ein Muslim würde Gott nicht als seinen Vater bezeichnen,und im Original zitiert Achmed an der Stelle,wo er um ein``Lied des Ruhmes``gebeten wird,die Bibel.War Achmed ibn Fadhlan vielleicht ein arabischer Christ?Oder liegt es einfach an der mangelnden Islamkenntnis der Filmemacher,dass Achmed ibn Fadhlan so christlich rüberkommt?
 
Ich kenne den Film zwar ehrlichgesagt nicht, aber bei Filmemachern (und dieser Film ist ja als absolutes (Fantasy angehauchtes) Unterhaltungswerk produziert worden. Bei solchen Filmen ist es mit der historischen Genauigkeit meist so weit her wie bei angeblichen "Historienfilmen" á la Gladiator. Man hat unter Umständen einfach nur den Namen eines gebildeten Moslems benutzt, da dies zur Geschichte passte, oder der Name war dem Drehbuchautor ein Begriff.

Interessant finde ich allerdings, dass du hier verallgemeinernd schreibst "ein Muslim würde nicht", versteh das bitte nicht als Angriff, aber meines Wissens nach hat doch auch der Islam seit seiner Entstehung verschiedene Entwicklungsstufen durchlaufen, und es gibt wie bei jeder Weltreligion unterschiedliche Ansichten/Strömungen. Bei diesem Zitat gilt allerdings dasselbe wie beim ersten Abschnitt meiner Antwort.

Ps. Herzlich willkommen im Forum
 
Ich kenne den Film zwar ehrlichgesagt nicht, aber bei Filmemachern (und dieser Film ist ja als absolutes (Fantasy angehauchtes) Unterhaltungswerk produziert worden. Bei solchen Filmen ist es mit der historischen Genauigkeit meist so weit her wie bei angeblichen "Historienfilmen" á la Gladiator. Man hat unter Umständen einfach nur den Namen eines gebildeten Moslems benutzt, da dies zur Geschichte passte, oder der Name war dem Drehbuchautor ein Begriff.

Interessant finde ich allerdings, dass du hier verallgemeinernd schreibst "ein Muslim würde nicht", versteh das bitte nicht als Angriff, aber meines Wissens nach hat doch auch der Islam seit seiner Entstehung verschiedene Entwicklungsstufen durchlaufen, und es gibt wie bei jeder Weltreligion unterschiedliche Ansichten/Strömungen. Bei diesem Zitat gilt allerdings dasselbe wie beim ersten Abschnitt meiner Antwort.

Ps. Herzlich willkommen im Forum
Natürlich gibt es im Islam verschiedene Strömungen,aber die ``orthodoxen``Muslime würden so etwas nicht sagen.Dazu gibt es auch Verse im Koran,wo steht,dass ``der Allerbarmer``(arabisch:Ar Rahman)sich keinen Sohn genommen hat.
 
Crichton hat schlicht eine historische Figur genommen - eben den historischen Aḥmad Ibn Faḍlān - zu welcher man kaum etwas weiß. Das hat es ihm erleichtert, seine Geschichte um die Figur zu spinnen.

Was das Bibel-Zitat angeht, so müsste man sich das näher ansehen, da die Bibel auch für die Muslime nicht unbedeutend ist. Al-Kitāb, das Buch, das ist für die Muslime nicht nur der Qur'ān, sondern auch die Bibel, insofern wäre es zumindest nicht undenkbar wenn ein Muslim, gerade in der relativen Frühzeit des Islam, aus der Bibel zitiert. Aber klar, Crichton ist eben kein Muslim und vermutlich hat er auch keine Notwendigkeit gesehen, solche Fehler in einer Unterhaltungslektüre zu vermeiden.
 
Crichton hat schlicht eine historische Figur genommen - eben den historischen Aḥmad Ibn Faḍlān - zu welcher man kaum etwas weiß. Das hat es ihm erleichtert, seine Geschichte um die Figur zu spinnen.

Was das Bibel-Zitat angeht, so müsste man sich das näher ansehen, da die Bibel auch für die Muslime nicht unbedeutend ist. Al-Kitāb, das Buch, das ist für die Muslime nicht nur der Qur'ān, sondern auch die Bibel, insofern wäre es zumindest nicht undenkbar wenn ein Muslim, gerade in der relativen Frühzeit des Islam, aus der Bibel zitiert. Aber klar, Crichton ist eben kein Muslim und vermutlich hat er auch keine Notwendigkeit gesehen, solche Fehler in einer Unterhaltungslektüre zu vermeiden.
Denkst du,die Muslime hätten damals eine andere Beziehung zur Bibel gehabt als heute?
 
ES gibt bekanntlich viele Berührungspunkte zwischen der Bibel und dem Koran und ich könnte mir denken, dass man diese Nähe vor über 1000 Jahren noch deutlicher gesehen hat:

Daher sind viele Muslime mit wichtigen Inhalten der Bibel vertraut, wenn auch in koranischer Version, die oft den biblischen Wortlaut verkürzt, verändert, paraphrasiert und von seinem Eigenkontext löst. Diese interpretierende Wiedergabe ist für sie maßgebend, da der Koran sich als endgültige Offenbarung Allahs versteht, die alle früheren Offenbarungen aufnimmt und ihre Wahrheit wiederherstellt.

Der Koran sieht in den biblischen Geschichten, die er nacherzählt, Mohammeds Kommen und seine Berufung zum „Siegel der Propheten“ Gottes vorgebildet und prophezeit. Huseyn al-Dschisri deutete 114 Stellen in der Bibel – vor allem den paraklētos („Beistand“, „Fürsprecher“) in Joh 14,26 EU; 15,26–27 EU; 16,7–13 EU – als Hinweise auf Mohammeds Prophetentum.

Parallelen zur Urgeschichte des Tanach sind im Koran

  • das psalmenartige Lob des Schöpfers, z. B. in Sure 87,1–3
  • die Bestimmung Adams und seiner Frau (Eva wird nie namentlich genannt) zum Stellvertreter (biblisch: Ebenbild Gottes) auf Erden und ihre Vertreibung aus dem Paradies (Sure 2,30–36)
  • ihre Wiederannahme (Sure 20,122; der Koran kennt keinen Schöpfungsfluch und keine Erbsünde)
  • der Brudermord (Sure 5,27–32)
  • die Sintflut und Noahs Rettung: Dieser ist nach Adam Gottes erster Gesandter, der vergeblich zur Abkehr von falschen Göttern ruft (Sure 40,36f).
Der Koran nennt 20 Figuren der Bibel, die dort nicht alle als Propheten gelten, als Vorläufer Mohammeds. Besonders Abraham, der „Freund Gottes“, ist für den Koran Vorbild des wahren Gläubigen.
Bibel ? Wikipedia
 
Auch wenn der Film in der Ausstattung der Nordleute fast historisch korrekt rüberkommt, es soll ein Fantasyfilm sein. Der ibn Fahdlan des Films mag an die historische Figur angelehnt sein, hat aber so nun garnix damit zu tun.
Es ist eben Fantasy, bei der "aus Faulheit" eben das über Nordleute und ibn Fahdlan bekannte "verwurstet" wurde.
 
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