Christusfigur aus dem 10. Jhd. bei Avnslev gefunden

Nein, sicher nicht. Ein Bedarfsgut für Christen in Skandinavien waren die sogenannten Friesenkannen, auch Tatinger Ware. Es handelt sich um zinnfolienverzierte Keramik aus dem 8./9. Jhdt., wobei die Kannen meist am Hals Tatzenkreuze aufweisen. Wir finden diese Kannen zu einem großen Teil in heidnischen Gräbern. Offenbar wurden sie allgemein für schön empfunden und entkontextualisiert. Also so oder so, ein Fund aus dem 10. Jhdt. kann, wo Mission in Skandinavien bereits seit dem 8. Jhdt. betrieben wurde, kaum geeignet sein, diesbezüglich die Geschichte umzuschreiben.
 
Ich dachte, das sei ein Kruzifix.

Der breitet seine Arme aus, weil er gekreuzigt ist.

Ein Kruzifix würde bedeuten, die Figur wäre ans Kreuz geheftet dargestellt. Ich kann an diesem Schmuckanhänger jedoch nirgendwo ein Kreuz oder Nägel erkennen. Nicht einmal das "Leiden" des Dargestellten.
Die Interpretation als Jesus ist meiner bescheidenen Meinung nach zu voreilig und wohl eher dem Umstand geschuldet, daß das Christentum heute auf Fünen verbreitet ist.
Dem Künstler, der den Ahänger geschaffen hat müsste man u.a. unterstellen, daß er eine historische Figur abbilden wollte. Genauso gut kann er aber auch ein X-beliebiges metaphysisches Himmelswesen gemeint haben oder etwa auch eine erst für die (seine) Zukunft erwartete Erlösergestalt o.ä.

Dies aber auch nur, insofern man überhaupt ein religiöses Motiv unterstellt.
 
Vielleicht hilft das ja:
 

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Ich finde der Artikel zeichnet ein falsches Bild. Als wenn es in ganz Jütland keinen einzigen Christen gegeben hätte. Wenn ich das aus der Vita Ansgari recht erinnere ist selbst Ansgar schon auf größere Gruppen von Christen getroffen, Vor allem waren wohl viele Christliche Händler in Skandinavien unterwegs.
 
Ein Kruzifix würde bedeuten, die Figur wäre ans Kreuz geheftet dargestellt. Ich kann an diesem Schmuckanhänger jedoch nirgendwo ein Kreuz oder Nägel erkennen. Nicht einmal das "Leiden" des Dargestellten.
Die Interpretation als Jesus ist meiner bescheidenen Meinung nach zu voreilig und wohl eher dem Umstand geschuldet, daß das Christentum heute auf Fünen verbreitet ist. ...

Moin

Basiert aber die Orantenhaltung nicht auf das Kreuz, bzw. auf den gekreuzigten Jesus? Oder ist diese Geste auch aus Zeiten vor der Kreuzigung bekannt?
Zudem gibt es ja eine Reihe stilisierter Kruzifixe, die keine Nädel oder Dornenkrone zeigen.

Gruß
Andreas
 
Ich verstehe auch nicht, wieso anhand dieses Fundes gleich die dänische Geschichte umgeschrieben werden müssen soll. Immerhin gab es bereits zur Zeit Karls des Großen, ein Jahrhundert vor diesem Fund, mit Harald Klak einen christlichen König in Dänemark. Die Christianisierung der Region war ein langandauernder Prozess.

Ich verstehe auch diese Aussage nicht: "Derjenige der dieses Schmuckstück getragen hat, hat sich ohne Zweifel zum christlichen Glauben bekannt". Warum kann es sich nicht auch einfach um Beute (die nichts über das religiöse Bekenntnis des Besitzers aussagen würde) gehandelt haben? Er muss es ja auch gar nicht offen getragen haben. Dank des Materials wäre es auch für einen Heiden interessant gewesen.

Und wie kann man den Fund eigentlich so genau datieren, wenn er von einem Sondengänger gemacht und mitgenommen wurde?
 
Die Meldung ist reine Sensationsmache-mehr nicht
bereits im frühen 8. Jahrhundert ist der Angelsachse Willibrord von Utrecht in Jütland und am Hof des Dänenkönigs Angantyr als Missionar erwähnt -da muß also wegen eines Fundes aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts, selbst wenn es sich denn um eine Christusdarstellung handeln sollte , überhaupt nix umgeschrieben werden
 
Fehlte es ihm schon, als er aufgehängt wurde? Soll er da nicht erst die Erkenntnis gewonnen haben, die zu seinem Verlust führte?
(Bin mir aber gerade selbst unsicher.)
 
Ich weiß nicht, ob sich das überhaupt in eine zuverlässige chronologische Ordnung bringen lässt.
Die neun Nächte, die Odin hängend verbrachte, werden im Havamal (Lieder-Edda) erwähnt; das Opfer seines Auges für einen Trunk aus Mimirs Brunnen in der Völuspa (Lieder-Edda); in beiden Fällen rückblickend ohne Datierungsansatz.
 
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