Dänische Bischöfe als Krieger

Tianying

Mitglied
Ich habe gehört das früh in Dänemark(schon christanisiert) Bishöfe auch Krieger sind. Sie heißen Kleriker oder sowas. Is das war?
 
Also der Begriff Kleriker bezeichnet zunächst einmal Angehörige des Klerus, also der Priesterschaft bedeutet also nicht "kämpfender Priester" o.ä.
Aber das Bischöfe - die ja auch Landesherren waren - im Mittelalter auch zur Waffe griffen ist nichts ungewöhnliches. Prominentestes Bsp. dürfte der Onkel des Friedrich I. Barbarossa, Otto von Freising sein, der auch die Gesta Friderici I. imperatoris schrieb.
Aber auch Widukind von Corvey berichtet etwa von Ulrich von Augsburg oder Abt Bovo, die an Schlachten teilnahmen (Lechfeld; Cambrai), der spanische Bischof Don Rodrigo Jiménez de Rada nahm an Schlachten gegen die Mauren teil (und berichtet ähnliches von anderen Bischöfen), und Bischof Turpin im Sagenkreis um Karl den Großen und seinen Paladin Roland wird als sehr aktiver Mitkämpfer beschrieben. Nun handelt es sich zwar hier um eine literarische Figur, aber auch dem mittelalterlichen Publikum mussten die Geschichten, die ihm erzählt wurden, einigermaßen plausibel vorkommen.
 
Unterstützend und ergänzend hierzu erlaube ich mir noch einige Anmerkungen...

Der Begriff Kleriker muß natürlich im Kontext des historischen Umfeldes eingeordnet werden: er bezeichnet bis ins Hochmittelalter einen gebildeten Menschen, sprich einen, der des Lesens und Schreibens mächtig war, einen Literatus. Im Gegensatz dazu stand der Illiteratus, womit bis ins 12. Jh. ein Laie verstanden wurde, da es selbst unter Adligen nur wenige Einzelfälle von Literati gab. Kurzum: Lesen und Schreiben konnten bis ins 12. Jh. meist nur Priester und Mönche, und traf man auf einen Adligen, der ein Literatus war, so lag dabei oftmals - wenngleich es auch dabei z.B. bei Herrscherfamilien Ausnahmen gab - der Fall vor, daß dieser als Nachgeborener zunächst in geistliche Ausbildung gegeben wurde und durch besondere Umstände - bspw. den Tod des Erstgeborenen - ins Weltliche zurückgekehrt war. Erst im Laufe des 12. Jh. begann es sich, im europäischen Adel auf breiterer Front durchzusetzen, ebenfalls ein entsprechendes Maß an Bildung - also vornehmlich Lesen und Schreiben - zu können.

Bischöfe waren nun wiederum während des Mittelalters nicht nur geistliche Würdenträger und Kirchenmänner, sondern vor allem auch Machtpolitiker, welche nicht selten sogar mächtiger waren als weltliche Vasallen eines Königs: Bischöfe besaßen ihrerseits große Ländereien incl. der darauf ansässigen Grundholden, Hörigen und Hintersassen, verfügten aber ebenso auch über nicht wenige Ritter, Sergenten und andere Kriegsknechte, welche das Land wehrhaft verteidigen konnten. Dies muß in dem Kontext gesehen werden, daß zu jener Zeit das religiöse Leben nicht wie heute eine Facette von vielen war, sondern die christliche Religion nahezu alle Lebensbereiche durchdrang.
Vor diesem Hintergrund erscheint es nicht so ungewöhnlich, daß Bischöfe durchaus Heere bzw. Kontigente eines Heeres anführten. Dabei gab es nur ein "Problem": zwar durften Kirchenmänner eine Rüstung, aber kein Schwert tragen - dies allerdings weniger aus religiösen, sondern vielmehr aus standesrechtlichen Gründen (weil Angehörige des Klerus, nicht des Adels) -, doch im mittelalterlichen Heerwesen wurde dem dadurch Rechnung getragen, daß ihnen die Keule, im Hochmittelalter dann der Streitkolben und im Spätmittelalter der Streithammer als Waffe erlaubt war.

Da El Quijote bereits Beispiele aus dem Heiligen Römischen Reich, dem Frankenreich und von der Iberischen Halbinsel gebracht hat, möchte ich noch ein Beispiel aus Dänemark nachlegen, zumal es ja eingangs gerade auch um diesen Teil Europas ging: Absalon (Axel), Bischof von Roskilde und Erzbischof von Lund - königlicher Ratgeber, Gründer von Kirchen, Klöstern und Städten (er wird sogar als Gründer von Kopenhagen angesehen) sowie bekannter dänischer Heerführer.
Absalon von Lund - Wikipedia
ABSALON (auch Axel genannt)
kirchensite.de - Heiliger Absalon (Axel) von Lund - 21. März
 
Auch Absalons Nachfolger als Bischof von Roskilde, der Peter/Peder, führte mindestens einen größeren Feldzug an.

Unter Absalons maßgeblicher Beteiligung waren die letzten "freien" Wendenvölker zwischen HRR, DK und PL durch den Fall Arkonas 1168 und die Seeschlacht im Greifswalder Bodden 1184 unter dänische Hoheit gekommen. Daraufhin suchten die Wenden südlich des rüganer Fürstentums, die kurz zuvor bereits und seinerzeit auf polnischen Druck an das entstehende Hzgt Pommern gebunden worden waren, Schutz bei den deutschen Brandenburgern.

Die Dänen sandten daraufhin 1198 Peter, der unterstützt durch die Ranen Demmin zerstörte aber viel weiter nicht kam. Er wurde von den Brandenburgern gefangengenommen.
 
Zurück
Oben