fingalo
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Hallo,
weiß jemand etwas über die Kampfesweise Seekampf in der Wikingerzeit (nicht der Wikinger selbst)!
Die genaueste Schilderung, die ich kenne, ist der Kampf Jarl Håkons mit den Jomsvikingern:
Daraus entnehme ich,
1. dass die Flotte des Jarls eine dreifache Übermacht hatte, was sich in der Schlacht aber offenbar nicht auswirkte.
2. Die Flotten waren in drei Abteilungen aufgeteitl mit je einem Befehlshaber und einigen Unterführern.
3. Es gab vorne und hinten Decksaufbauten, auf denen die Kämpfer stehen konnten. Auf den Bildern habe ich die noch nie gesehen. Aber das ist logisch.
4. Man kämpfte Steven gegen Steven. Nur am Schluss geraten Schiffe längsseits an das Schiff Buis. Da müssen alle aber sehr schnell die Riemen eingezogen haben, was Manövrierunfähigkeit bedeutet. Beim Kampf Steven gegen Steven ist es erklärlich, dass die meisten Schiffe Håkons kein Gegenüber hatten und offenbar in den Kampf gar nicht eingreifen konnten. Das gleiche gilt auch für die übrige Besatzung, die nicht auf dem vorderen Schanzdeck stand. Dort zu stehen war eine Tapferkeitsauszeichnung, und beim Königsschiff standen dort die Berserker. Die übrigen mussten sich mit dem Werfen von Speeren (davon hatte jeder nur einen) und dem Verschießen von Pfeilen begnügen (davon hatte jeder zwei Dutzend).
4. Was mir besonderes Kopfzerbrechen bereitet, ist das Durchschlagen der Taue. Wer war da an wen festgebunden? Irgendwo las ich, dass man die eigenen Schiffe aneinandergebunden habe, so dass man von Schiff zu Schiff laufen konnte. Das ergibt sich auch aus einer Schilderung einer Schlacht im Bürgerkrieg zwischen dem Birkebeiner Sverre und König Magnus, wo der Sverre das äüßerste Schiff besetzen konnte und dann alle der Reihe nach "gesäubert" habe, indem die Besatzung in Panik von Schiff zu Schiff floh. Dann aber verstehe ich nicht, wieso da noch Sveinn Hákonsson und Vagn vor- und zurückrudern konnten. Sigvaldi musste die Taue durchschlagen, um den Kampfplatz mit seinen Schiffen verlassen zu können. Wenn er aber dicht zwischen seinen Nachbarn festgebunden gelegen hatte, dann nützte das Durchschlagen der Taue nichts. Denn zum Rudern brauchte er erst mal genügend Abstand von seinen Nachbarn.
Mir ist das ganze ein wenig schleierhaft.
weiß jemand etwas über die Kampfesweise Seekampf in der Wikingerzeit (nicht der Wikinger selbst)!
Die genaueste Schilderung, die ich kenne, ist der Kampf Jarl Håkons mit den Jomsvikingern:
Saga von Olav Tryggvason schrieb:"„Beide Teile ordneten ihr Heer zum Angriff. In der Mitte der Schiffsaufstellung der Jomsburger war das Banner des Jarls Sigvald. Dorthin richtete Jarl Håkon seinen Angriff. Sigvald hatte 20 Schiffe, aber Håkon 60. In dem Heer Jarl Håkons waren Anführer Þorir Hirsch von Helgeland und Styrkar von Gjemse. Auf dem einen Flügel der Seekrieger von Jomsburg standen Bui der Starke und sein Bruder Sigurd mit 20 Schiffen. Denen hatte Jarl Erich Håkonsson 60 Schiffe gegenübergestellt, und die Befehlshaber unter ihm waren Gudbrand der Weiße aus dem Oberland und Þorkel Leira, ein Mann aus Vik. Auf dem anderen Flügel der Feinde hatte sich Vagn Akisson mit 20 Schiffen aufgestellt, ihm gegenüber aber Svein Håkonsson und mit ihm Skeggi aus Ophaug auf Örlandet und Rögnvald aus Ervik auf Stadt mit 60 Schiffen.
...
Die Seekrieger (Jomswikinger) hatten größere Schiffe, und deren Bordwand war höher, doch wurde auf beiden Seiten höchst tapfer angegriffen. Vagn Askisson stieß so gewaltig vor auf das Schiff Svein Håkonssons, dass dieser rückwärts rudern ließ und beinahe floh. Da stürmte Jarl Erich dorthin und vor in die Schlachtreihe auf Vagn. Vagn ließ jetzt zurückrudern, und seine Schiffe lagen wieder, wo sie zuerst gestanden hatten. Nun kehrte Erich zu seiner Schlachtreihe zurück, wo seine Leute inzwischen zurückgegangen waren, da Bui die Verbindungstaue durchhauen hatte und dabei war, sie völlig in die Flucht zu treiben. Da legte sich Jarl Erich an die Längsseite von Buis Schiff, und nun entbrannte ein höchst erbitterter Nahkampf mit Hiebwaffen, und zwei oder drei Schiffe Erichs das eine Buis an. Jetzt brach plötzlich ein böses Wetter los und ein Hagelsturm, dass jedes Korn eine Unze wog. Nun hieb Sigvaldi die Verbindungsseile durch und wollte fliehen. ... Sigvaldi ruderte nun fort mit 35 Schiffen, und nur 25 blieben noch zurück. Bei diesem Ansturm stiegen die Mannen Erichs auf das erhöhte Hinterdeck, wo Bui stand. Da traf Þorsteinn Mittlang Bui gerade auf die Nase, und er zerschlug ihm das Nasenbein. Das setzte eine gewaltige Wunde, aber Bui hieb den Þorsteinn in die Seite,, so dass der Mann in der Mitte des Leibes auseinander gehauen wurde.“
Daraus entnehme ich,
1. dass die Flotte des Jarls eine dreifache Übermacht hatte, was sich in der Schlacht aber offenbar nicht auswirkte.
2. Die Flotten waren in drei Abteilungen aufgeteitl mit je einem Befehlshaber und einigen Unterführern.
3. Es gab vorne und hinten Decksaufbauten, auf denen die Kämpfer stehen konnten. Auf den Bildern habe ich die noch nie gesehen. Aber das ist logisch.
4. Man kämpfte Steven gegen Steven. Nur am Schluss geraten Schiffe längsseits an das Schiff Buis. Da müssen alle aber sehr schnell die Riemen eingezogen haben, was Manövrierunfähigkeit bedeutet. Beim Kampf Steven gegen Steven ist es erklärlich, dass die meisten Schiffe Håkons kein Gegenüber hatten und offenbar in den Kampf gar nicht eingreifen konnten. Das gleiche gilt auch für die übrige Besatzung, die nicht auf dem vorderen Schanzdeck stand. Dort zu stehen war eine Tapferkeitsauszeichnung, und beim Königsschiff standen dort die Berserker. Die übrigen mussten sich mit dem Werfen von Speeren (davon hatte jeder nur einen) und dem Verschießen von Pfeilen begnügen (davon hatte jeder zwei Dutzend).
4. Was mir besonderes Kopfzerbrechen bereitet, ist das Durchschlagen der Taue. Wer war da an wen festgebunden? Irgendwo las ich, dass man die eigenen Schiffe aneinandergebunden habe, so dass man von Schiff zu Schiff laufen konnte. Das ergibt sich auch aus einer Schilderung einer Schlacht im Bürgerkrieg zwischen dem Birkebeiner Sverre und König Magnus, wo der Sverre das äüßerste Schiff besetzen konnte und dann alle der Reihe nach "gesäubert" habe, indem die Besatzung in Panik von Schiff zu Schiff floh. Dann aber verstehe ich nicht, wieso da noch Sveinn Hákonsson und Vagn vor- und zurückrudern konnten. Sigvaldi musste die Taue durchschlagen, um den Kampfplatz mit seinen Schiffen verlassen zu können. Wenn er aber dicht zwischen seinen Nachbarn festgebunden gelegen hatte, dann nützte das Durchschlagen der Taue nichts. Denn zum Rudern brauchte er erst mal genügend Abstand von seinen Nachbarn.
Mir ist das ganze ein wenig schleierhaft.