Letzte Wikinger-Angriffe auf das Frankenreich/dt. Reich?

Konradin

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Das Ende des Frankenreichs

Wann fand der letzte Angriff der Wikinger auf der Frankrenreich bzw. das spätere dt. Reich statt?
845 zerstörten die Wikinger jedenfalls Hamburg und 856/57 plünderten sie Paris.
 
Der letzte Wikingerüberfall auf das Frankenreich dürfte um 910 gewesen sein. Dabei haben ein gewisser Rollo und seine Männer mehrmals das Seinegebiet rund um Paris verwüstet. Karl der Einfältige gab Rollo daraufhin im Vertrag von St.-Claire-sur-Epte die Normandie als Lehen, damit er und seine Männer Frankreich in Zukunft vor Wikingerüberfällen schützen sollten. Die Nachkommen eben dieses Rollo und seiner Männer überfielen dann 1066 England von der Normandie aus.
 
Konradin schrieb:
Danke. :thx:

Und danach gab es keine Angriffe mehr auf die Küstenregionen "Deutschlands"?

Meines Wissens nach nicht. Aber unter dem Link von Carolus sind ein paar weiterleitende Links zu Wikinger-Seiten, vielleicht kannst du da noch was finden.
 
@Konradin

Mit dem letzten Überfall von Wikingern auf das ostfränkische Reich wird gemeinhin das Jahr 891 verbunden. Damals, am 20. Oktober, schlug König Arnulf von Kärnten die Wikinger bei Löwen an der Dyle vernichtend. Das biographisch-bibliographische Kirchenlexikon (Band I (1990), Spalten 245-246, Autor: Friedrich Wilhelm Bautz) schreibt hierzu in seiner Kurzbiographie jenes Kaisers und Königs: "A. [= König Arnulf von Kärnten] brachte 891 den Normannen bei Löwen an der Dyle die entscheidende Niederlage bei, so daß sie seitdem nicht mehr in das ostfränkische Reich einfielen."

Um genau zu sein, enden die Normanneneinfälle im ostfränkischen Reich allerdings erst 892. Anderswo (www.weltchronik.de) wird in diesem Zusammenhang folgendes vermerkt: "Ein Jahr später [= 892] werden die Besiegten mit ihrem Hauptheer in die Eifel einfallen." Und weiter: "Nachdem die Normannen im Vorjahr durch Arnulf von Kärnten eine Niederlage hatten hinnehmen müssen, fallen sie im Februar mit ihrer Haupstreitmacht über die Ardennen weitgehend unbehelligt in linksrheinische Gebiete bis nach Bonn und in die Eifel ein."


Zusammenfassend schreibt das LexMA (Band I, Spalte 1013):

"Wie die Vorgänger Ludwig der Jüngere und KARL III. stand auch Arnulf vor der schwierigen Aufgabe, den Kampf gegen die Normannen zu führen, der nicht siegreich abgeschlossen werden konnte, weil die Franken keine Flotte besaßen und sich die Normannen daher auch im Fall einer Niederlage in ihre Stützpunkte in Dänemark oder England zurückziehen konnten. Ein Kriegszug der Ostfranken im Juni 891 endete mit einer schweren Niederlage gegen die Normannen; die Anführer des ostfränkischen Heeres, Erzbischof Sunderold von Mainz und ein Graf Arnulf, fanden dabei den Tod. Im Herbst 891 mußte König Arnulf persönlich ins Feld ziehen; dazu wurden die Franken und die Alemannen aufgeboten. Die Alemannen sollen, wie es heißt, "unter dem Vorwand der Krankheit", umgekehrt sein, die Franken marschierten weiter. Mitte Oktober kam es an der Dyle bei Löwen zur Schlacht; die Franken stiegen zur Überraschung der Normannen unter Führung des Königs vom Pferd und griffen die Befestigungen zu Fuß an. Der Sieg war vollständig; zwei normannische Anführer, Gottfried und Siegfried, waren gefallen und eine große Anzahl von Feldzeichen konnten erobert werden. Noch nach Jahrhunderten wurde dieser Sieg in Löwen festlich begangen (allerdings fälschlicherweise am 1.9.). Dieser Sieg bedeutete zwar noch nicht das Ende der normannischen Angriffe auf dem Festland; Anfang 892 brach noch einmal eine normannische Schar bis zum Kloster Prüm in der Eifel durch, wo die Mönche und die unabhängigen Bauern erschlagen wurden, soweit sie nicht in die Wälder geflohen waren. Mit diesem Streifzug waren aber die Invasionen der Normannen auf dem Festland beendet; sie wandten sich jetzt endgültig den Britischen Inseln zu."

Nach 891/92 ist die von den Normannen ausgehende Gefahr für das ostfränkische Reich gebannt. Was jedoch, zumindest in meinen Augen, nicht heißen muss, dass es nicht zu weiteren Raubüberfällen, insbesondere in direkter Küstennähe kam - ich halte dies sogar für mehr als wahrscheinlich, nur müssen solche Übergriffe äußerst kleinräumig und schnell und ohne politische Bedeutung gewesen sein. Politisch stellten die Normannen für das werdende Deutsche Reich seit Beginn des letzten Jahrzehnts des 9. Jahrhunderts jedenfalls keinerlei Bedrohung mehr dar. Im westfränkischen Reich bleiben sie hingegen weiterhin bedeutsam, was die mehr oder weniger erzwungene Belehnung Rollos mit dem bereits besetzten Land an der unteren Seine, der späteren Normandie, durch König Karl III., den Einfältigen zeigt. Durch innere Machtkämpfe zwischen Karolingern und Kapetingern war das westfränkische Reich in seiner Handlungsfähigkeit nach Außen unvergleichbar stärker gehemmt als das überaus erfolgreiche ostfränkische Reich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Regiomontanus schrieb:
@Konradin

Mit dem letzten Überfall von Wikingern auf das ostfränkische Reich wird gemeinhin das Jahr 891 verbunden. Damals, am 20. Oktober, schlug König Arnulf von Kärnten die Wikinger bei Löwen an der Dyle vernichtend. Das biographisch-bibliographische Kirchenlexikon (Band I (1990), Spalten 245-246, Autor: Friedrich Wilhelm Bautz) schreibt hierzu in seiner Kurzbiographie jenes Kaisers und Königs: "A. [= König Arnulf von Kärnten] brachte 891 den Normannen bei Löwen an der Dyle die entscheidende Niederlage bei, so daß sie seitdem nicht mehr in das ostfränkische Reich einfielen."

Um genau zu sein, enden die Normanneneinfälle im ostfränkischen Reich allerdings erst 892. Anderswo (www.weltchronik.de) wird in diesem Zusammenhang folgendes vermerkt: "Ein Jahr später [= 892] werden die Besiegten mit ihrem Hauptheer in die Eifel einfallen." Und weiter: "Nachdem die Normannen im Vorjahr durch Arnulf von Kärnten eine Niederlage hatten hinnehmen müssen, fallen sie im Februar mit ihrer Haupstreitmacht über die Ardennen weitgehend unbehelligt in linksrheinische Gebiete bis nach Bonn und in die Eifel ein."


Zusammenfassend schreibt das LexMA (Band I, Spalte 1013):

"Wie die Vorgänger Ludwig der Jüngere und KARL III. stand auch Arnulf vor der schwierigen Aufgabe, den Kampf gegen die Normannen zu führen, der nicht siegreich abgeschlossen werden konnte, weil die Franken keine Flotte besaßen und sich die Normannen daher auch im Fall einer Niederlage in ihre Stützpunkte in Dänemark oder England zurückziehen konnten. Ein Kriegszug der Ostfranken im Juni 891 endete mit einer schweren Niederlage gegen die Normannen; die Anführer des ostfränkischen Heeres, Erzbischof Sunderold von Mainz und ein Graf Arnulf, fanden dabei den Tod. Im Herbst 891 mußte König Arnulf persönlich ins Feld ziehen; dazu wurden die Franken und die Alemannen aufgeboten. Die Alemannen sollen, wie es heißt, "unter dem Vorwand der Krankheit", umgekehrt sein, die Franken marschierten weiter. Mitte Oktober kam es an der Dyle bei Löwen zur Schlacht; die Franken stiegen zur Überraschung der Normannen unter Führung des Königs vom Pferd und griffen die Befestigungen zu Fuß an. Der Sieg war vollständig; zwei normannische Anführer, Gottfried und Siegfried, waren gefallen und eine große Anzahl von Feldzeichen konnten erobert werden. Noch nach Jahrhunderten wurde dieser Sieg in Löwen festlich begangen (allerdings fälschlicherweise am 1.9.). Dieser Sieg bedeutete zwar noch nicht das Ende der normannischen Angriffe auf dem Festland; Anfang 892 brach noch einmal eine normannische Schar bis zum Kloster Prüm in der Eifel durch, wo die Mönche und die unabhängigen Bauern erschlagen wurden, soweit sie nicht in die Wälder geflohen waren. Mit diesem Streifzug waren aber die Invasionen der Normannen auf dem Festland beendet; sie wandten sich jetzt endgültig den Britischen Inseln zu."

Nach 891/92 ist die von den Normannen ausgehende Gefahr für das ostfränkische Reich gebannt. Was jedoch, zumindest in meinen Augen, nicht heißen muss, dass es nicht zu weiteren Raubüberfällen, insbesondere in direkter Küstennähe kam - ich halte dies sogar für mehr als wahrscheinlich, nur müssen solche Übergriffe äußerst kleinräumig und schnell und ohne politische Bedeutung gewesen sein. Politisch stellten die Normannen für das werdende Deutsche Reich seit Beginn des letzten Jahrzehnts des 9. Jahrhunderts jedenfalls keinerlei Bedrohung mehr dar. Im westfränkischen Reich bleiben sie hingegen weiterhin bedeutsam, was die mehr oder weniger erzwungene Belehnung Rollos mit dem bereits besetzten Land an der unteren Seine, der späteren Normandie, durch König Karl III., den Einfältigen zeigt. Durch innere Machtkämpfe zwischen Karolingern und Kapetingern war das westfränkische Reich in seiner Handlungsfähigkeit nach Außen unvergleichbar stärker gehemmt als das überaus erfolgreiche ostfränkische Reich.

Danke. :thx:
 
Regiomontanus schrieb:
Wann endet für dich das Frankenreich? Für mich endet das Frankenreich spätestens mit der Absetzung Karls des Dicken 887, der noch einmal kurzzeitig beide Reiche auf sich vereinigen konnte. Seither gingen beide Reichsteile endgültig eigene Wege. "Um 910" muss man definitiv von zwei voneinander getrennten Reichen sprechen. Insbesondere das Ostfrankenreich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine hohe politische Dynamik entwickelt. Seit 911 regierten im Ostreich keine Karolinger mehr, womit auch noch das letzte beide Reiche verbindende Element, nämlich die Dynastie, wegfiel. 918 stellten die Ottonen bereits die Könige im Osten. Damals waren die Weichen für die spätere hegemoniale Stellung der Ottonen und Salier in Europa bereits gestellt. Was 911 im westfränkischen Reich geschah, dass sich König Karl III. durch die Belehnung eines Wikingerhäuptlings den Frieden gleichsam erkaufen musste, wäre im ostfränkischen Reich in Anbetracht dessen Machtfülle undenkbar gewesen. 925 verlor dann jener Karl auch noch Lothringen an den ostfränkischen König Heinrich I. Das westfränkische Reich hatte mit sich selbst zu kämpfen, während die Ottonen eine glanzvolle imperiale Politik begannen.

Sorry, dann hab ich wohl Konradins Frage falsch verstanden. Ich bin davon ausgegangen dass er mit "Frankenreich/dt. Reich" auch das westfränkische Reich miteinbezieht. Und da er in seiner Fragstellung von den letzten Überfällen spricht, habe auch auch die früher endenden Wikingerüberfälle auf das ostfränkische Reich nicht mit berücksichtigt.
 
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