Odin huldigen? Wie war das?

strychnine

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Hallo Leute,
mich würde mal interessieren, wie die alten Wikinger und allgemein die an die Asen glaubenden Menschen damals den Göttern gehuldigt haben. Im Internet habe ich nichts richtiges gefunden außer, dass wohl keine Gebete gesprochen wurden.
Und wie lief so ein "Met-Opfer" ab?
Weiß jemand von euch mehr über die oben genannten Dinge?

Mit freundlichen Grüßen
Markus
 
Im Internet habe ich nichts richtiges gefunden außer, dass wohl keine Gebete gesprochen wurden.
schwer zu sagen, denn die Quellen (Edda etc) sind 1-2 Jahrhunderte jünger

in Wagners "Siegfried" gibt es ein quasi "heidnisches Gebet": "Heil dir, Sonne, Heil dir, Licht" (usw.), welches auf ein Paar Eddaverse rekurriert, in denen manche Deuter ein heidnisches Gebet sehen wollen (wenn ich mich recht entsinne, lautet das ungefähr in Übersetzung "Heil Tag und Tagssippen" oder so - möglich dass die Übersetzung etwas pathetisch und 19.-Jh.-mäßig ist)

tja, auf der Seine sollen die Wikinger zum Entsetzen ihrer Gegner zahlreiche Gefangene in die Bäume gehängt haben - und der Odin wird gelegentlich als Hangagod bezeichnet - - - na ja, Menschenopfer? Quellen hierzu (Adam von Bremen) können auch polemisch sein.

genau genommen weiß man nicht, wie die Wikinger das gehandhabt haben und man weiß auch nichts von Tempeln oder Odinsheinen - sehr interessant hierzu ist der Sonderband "germanische Religionsgeschichte" des RGA
 
Also ist lediglich möglich, dass Menschenopfer gebracht wurden, die wie Odin an Bäume gehängt wurden (wie in den Runenliedern).
Und es stimmt dann wohl auch, dass nicht sehr viel über die Germanen und deren Bräuche bekannt ist... umso mehr Gründe da mehr nachzuforschen, statt dauernd in Köln Römerstätten auszubuddeln ;-)
 
"Nachforschen" ist leicht gesagt. Man kann schließlich Opferrituale im Gegensatz zu Mauerresten nicht direkt ausgraben. Im Wesentlichen ist man auf literarische Überlieferungen angewiesen, allenfalls kann man noch auf bildliche Darstellungen hoffen.

tja, auf der Seine sollen die Wikinger zum Entsetzen ihrer Gegner zahlreiche Gefangene in die Bäume gehängt haben - und der Odin wird gelegentlich als Hangagod bezeichnet - - - na ja, Menschenopfer? Quellen hierzu (Adam von Bremen) können auch polemisch sein.
Menschenopfer werden allerdings nicht nur von den Gegnern, sondern auch in nordischen Quellen erwähnt. Z. B. bietet in der Jomswikinger-Saga der Jarl Hakon der Göttin Thorgerd Hölgabrud seinen siebenjährigen Sohn Erling als Opfer an, und als sie ihn annimmt, lässt er ihn durch seinen Knecht Skopti opfern.
 
Menschenopfer scheinen ja durchaus etwas übliches für alle möglichen Religionen gewesen zu sein egal jetzt ob Azteken und andere südamerikanische Kulturen, die Religionen des Orients oder in der griechischen Religion der archaischen Zeit.
 
Die Römer haben noch nach der Katstrophe von Cannae Menschen lebendig begraben; enn auch zum ersten Mal seit langer Zeit. Und auch Vestalinnen, die ihre Gelübde braychen, wurden lebend eingemauert...

Das war zwar eine Strafe und kein Opfer im eigentlichen Sinne, aber schon hier wird es schwierig, zumnindest wenn die Quellenlage nicht so gut ist wie im römischen Falle, um die Unterschiede beurteilen zu können.

Besonders wenn Berichte über Menschenopfer von Außenstehenden stammen, die denen, ber die sie berichten, auch noch potentiell feindlich gegenüber stehen, ist es schwierig bis unmöglich, ein klares Urteil abzugeben; und archäologische Funde sind leider selten eindeutig.

Einige Beispiele: Ich kenne berichte, die Germanen hätten römische Gefangene im Moor versenkt, um sie den Göttern zu opfern. Gefangene zu töten war jetzt nirgends vcöllig ungewöhnlich. Selbst die Römer richteten im Rahmen ihrer Triumpfzüge die gegnerischen Feldherren, Könige etc. hin, und Gegner wurden v.a. deswegen nicht umgebracht, weil man sie als Sklaven verkaufen konnte.

In Karthago sollen Kinder geopfert worden sein. Fragt sich, ob das "einfach so" geschah, oder eine andere Form war, sich bestimmter Kinder zu "entledigen", die in Rom oder Griechenland üblich war, wo die Kleinen mit wenig bis gar keinen Überlebensaussichten ausgesetzt wurden.

Auch Todesstrafen aus Verbrechensgründen wurden mWn als "Sühneopfer an die Götter" interpretiert bzw durchgeführt, zumindest im keltischen Raum, oder, um den Bogen zurück zu spannen, bei eingemauerten Vestalinnen.
 
Menschenopfer scheinen ja durchaus etwas übliches für alle möglichen Religionen gewesen zu sein egal jetzt ob Azteken und andere südamerikanische Kulturen, die Religionen des Orients oder in der griechischen Religion der archaischen Zeit.

Der griechische Kult verlangte allerdings keine Menschenopfer, weder in archaischer Zeit noch später.
 
Die Römer haben noch nach der Katstrophe von Cannae Menschen lebendig begraben; enn auch zum ersten Mal seit langer Zeit. Und auch Vestalinnen, die ihre Gelübde braychen, wurden lebend eingemauert...

Ich verstehe auch noch die Schilderungen vom Perusinischen Krieg bei glaub Sueton (?) als "Menschenopfer". Aber auch da ist ja fraglich, ob das so war. Bei Sueton ist aber für mich auch nicht so klar, welche "Haltung" der eigentlich einnehmen will.
Wenn es wahr ist, dann gabs bei den Römern sogar kurz vor der Zeitenwende noch Menschenopfer und zwar ein nicht grade kleines. Es ginge da um ca. 300 Menschen. :S

Beim Met-Opfer kenne ich das nur mit Met im Trinkgefäß herumgeben (z.B. im Kreis und dann reihum, also so ähnlich wie das "Abendmahl" mit dem Wein) und danach wird der Rest ins Feuerchen ausgeschüttet oder so, bin mir aber nicht sicher, ob das eher so eine "Neuheidnische" Vorstellung ist oder obs da wirklich Quellen drüber gibt.
 
Der griechische Kult verlangte allerdings keine Menschenopfer, weder in archaischer Zeit noch später.
Inwieweit sich in Sagen wie der von der Opferung der Iphigenie oder der Opferung von gefangenen Trojanern beim Begräbnis des Patroklos tatsächliche Menschenopfer-Bräuche aus früher Zeit widerspiegeln, muss wohl dahingestellt bleiben. In Aroe in Achaia soll es laut Pausanias in mythischer Zeit ein jährliches Menschenopfer für Artemis gegeben haben. (Überhaupt wird Artemis auffällig oft mit Menschenopfern in Zusammenhang gebracht: Iphigenie, die Taurier ... Auch die kultische Auspeitschung in Sparta für die Artemis Orthia soll ein Nachhall von ursprünglichen Menschenopfern sein.)

Im 2. Messenischen Krieg (frühes 7. Jhdt.) soll der Messenerkönig Aristomenes dem Zeus dreihundert Männer geopfert haben. Diese Überlieferung ist allerdings wohl etwas fraglich, zumal sich unter den Opfern auch der Spartanerkönig Theopompos befunden haben soll, von dem ansonsten nichts von einer Opferung berichtet wird.
Auf Tenedos wurden noch in historischer Zeit Kinder geopfert. Auch auf Zypern gab es noch spät Menschenopfer.
Der Suda zufolge wurden der Athene in Ilion bis 346 v. Chr. Menschenoper dargebracht.

Aber auch später gab es in Griechenland noch eine Art Menschenopfer: Pharmakós ? Wikipedia

Ich verstehe auch noch die Schilderungen vom Persischen Krieg bei glaub Sueton (?) als "Menschenopfer". Aber auch da ist ja fraglich, ob das so war. Bei Sueton ist aber für mich auch nicht so klar, welche "Haltung" der eigentlich einnehmen will.
Wenn es wahr ist, dann gabs bei den Römern sogar kurz vor der Zeitenwende noch Menschenopfer und zwar ein nicht grade kleines. Es ginge da um ca. 300 Menschen.
Ja, Sueton in seiner Augustus-Biographie. Allerdings stand Sueton dieser Überlieferung skeptisch gegenüber, und auch Cassius Dio gibt sie nur als Gerücht wieder. Wohlgemerkt: Dass Octavian nach der Kapitulation Perusias hart abrechnete (nicht mit den Hauptgegnern Lucius Antonius und Fulvia, aber mit den kleineren Fischen), wird von den Quellen nicht bestritten, nur dass das teilweise in Form eines Opfers für den vergöttlichten Caesar geschah, wird bezweifelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Hinweise, ich bin ja immer davon ausgegangen, daß diese Sühneopfer mehr symbolischen Charakter hatten als daß dort wirklich jemand geschlachtet wurde. Es fällt aber auch auf, daß viele dieser Opfer in mythische Zeiten verlegt wurden, da ja viele Aspekte der griechischen Kultur darauf angelegt waren, direkte blutige Konfrontationen abzumildern, so ist ja der Stellenwert des sportlichen Agons ja durchaus damit verbunden, daß man sich auch außerhalb des Krieges körperlich messen kann, und gerade Delphi hat ja eine wichtige Rolle dabei gespielt, die Blutrache abzuschaffen, wofür die Sagen um Herakles und Orestes beispielhaft stehen.

Das mit Tenedos will ich mir mal bei Gelegenheit genauer ansehen. Aber wenn wir diese Diskussion weiterführen wollen, sollten wir sie vielleicht verlegen lassen, denn hier sind wir ja nicht mehr bei Odin.
 
Aber wenn wir diese Diskussion weiterführen wollen, sollten wir sie vielleicht verlegen lassen, denn hier sind wir ja nicht mehr bei Odin.
wir könnten aber wieder im weitesten Sinn zu Odin und den Wikingern zurück kommen, ohne das makabre Thema der Menschenopfer zu verlassen:
- Adam von Bremen, gewiß kein Freund der Nordmänner, berichtet von greulichen Ritualen (Menschenopfer für die Götter)
Nun könnten wir sagen: jaja, der Kirchenmann bedient sich literarischer Topoi, um die erschröcklichen Nordmannen möglichst erschreckend darzustellen.
- - aber da gibt es auch den Ibn Fadlan: und dessen Beschreibung der Vorgänge beim Begräbnis eines warägischen Häuptlings enthalten die "Opferung" von allerlei Getier und eben auch von einer Sklavin.

...ich kann nicht beurteilen, ob eine Diskussion über die Glaubwürdigkeit von Ibn Fadlan zielführend ist - aber mir ist aufgefallen, dass seriöse Fachliteratur zur Religion der Nordgermanen den Bericht des kultivierten arabischen "Diplomaten" ernst nimmt (stellvertretend für viele: Hans-Peter Hasenfratz, "die religiöse Welt der Germanen. Ritual, Magie, Kult, Mythus" Herder Verlag - der Autor ist emeritierter Professor für Religionsgeschichte) - zwar fanden im 19. Jh. die Brüder Grimm diesen Bericht ganz schlimm und weigerten sich, in den beschriebenen Warägern/Rus edle Germanen zu sehen, aber das scheint sich seitdem geändert zu haben :grübel::winke: - - unklar bleibt, ob das von Ibn Fadlan beschriebene Menschenopfer beim Begräbnis des Nordmanns-Häuptling nun dezidiert dem Odin gilt oder nicht, aber diese Unklarheit scheint relativ typisch zu sein: die an allerlei europäischen Wasserstraßen zeitweise auftrumpfenden "Wikinger" bauten keine Tempel und hinterließen keine religiösen Schriften. Wir haben also nur spärliche direkte Quellen (Bildsteine der Wikinger mit ihren Bildprogrammen, welche eben auch religionshistorisch diskutiert werden) und ansonsten entweder "Fremdquellen" oder deutlich spätere (Edda) - damit wird leider unscharf, was man über die Religion und die religiösen Rituale der Wikinger wissen kann. Hinzu kommt noch, dass "die Wikinger" keine geschlossene homogene Gruppe waren.

Möglicherweise war die Religion der Nordmänner "exklusiv" und Fremden gegenüber verschlossen - so ähnlich beschreibt Herwig Wolfram das wenige, was man über die gotische Stammesreligion vor der arianischen Christianisierung zusammentragen kann.

Verblüffend aber bleibt, dass insgesamt in den (nie neutralen!) Quellen zu germanischen Religionen im weitesten Sinn immer wieder "menschenopferähnliches" auftaucht, z.B. bei Tacitus (Nerthus-Kult) und bei Agathias (Alemannen in der Sätphase der ital. Gotenkriege, welche in Norditalien ihre Gefangenen den Flußgöttern opferten)
 
Verblüffend aber bleibt, dass insgesamt in den (nie neutralen!) Quellen zu germanischen Religionen im weitesten Sinn immer wieder "menschenopferähnliches" auftaucht, z.B. bei Tacitus (Nerthus-Kult) und bei Agathias (Alemannen in der Sätphase der ital. Gotenkriege, welche in Norditalien ihre Gefangenen den Flußgöttern opferten)
Bei den römischen Quellen sollte man aber bedenken, dass sie Menschenopfer nicht so negativ sahen wie wir heute. Auch wenn sie in der späten Republik unüblich wurden, machten die Römer selbst kein Hehl daraus, dass sie bei ihnen früher doch vorkamen. Und Vergil lässt in seiner "Aeneis" sogar den Aeneas nach dem Tod des Pallas ihm einige Jünglinge opfern. Wenn man bedenkt, wie idealisiert er den Aeneas darstellte und dass er den mythischen Vorfahren des Augustus wohl kaum als Barbaren schildern konnte, werden er und seine Zeitgenossen Menschenopfer zumindest unter bestimmten Voraussetzungen nicht so negativ gesehen haben. Ich glaube daher nicht, dass Erwähnungen von Menschenopfern bei anderen Völkern zwangsläufig den Zweck hatten, sie schlecht zu machen. (Beim spätantiken Agathias, der wohl Christ war, mag das freilich anders gewesen sein.)
 
Ich wüsste nicht warum man nicht davon ausgehen sollte das Menschenopfer in den archaischen Kulten nicht gegeben hätte obwohl es bei den Mythen berichtet wurde.

Ganz zu schweigen, dass heutige Wertvorstellung damals nicht galten und man nicht alles als Propaganda abstempeln kann.
 
Ich wüsste nicht warum man nicht davon ausgehen sollte das Menschenopfer in den archaischen Kulten nicht gegeben hätte obwohl es bei den Mythen berichtet wurde..

Wir wissen doch mit ziemlicher Sicherheit, dass es bei den Germanen Menschenopfer gab, ebenso bei den Religionen Vorderasiens oder auch bei den Karthagern. Berühmt ist ein sumerisches Fürstengrab, indem man den Fürsten und benachbart ein großes Gefolge von Männern und Frauen fand, die im Leben vermutlich Dienst verrichtet hatten. Quellen berichten ebenfalls von Menschenopfern bei keltischen Völkern oder bei den frühen Griechen, ganz zu schweigen von den Azteken, den Inka und anderen indianischen Kulturen.

Die Menschenopfer wurden später vielfach durch Tieropfer ersetzt, bis blutige Opfer irgendwann völlig aus der Mode kamen und von symbolischen Gaben verdrängt wurden.
 
Die Menschenopfer wurden später vielfach durch Tieropfer ersetzt, bis blutige Opfer irgendwann völlig aus der Mode kamen und von symbolischen Gaben verdrängt wurden.
Ein schönes Beispiel dafür ist ein in Rom am 14. Mai stattfindendes Fest, bei dem von einer Vestalin 24 Strohpuppen als Sühneopfer von einer Brücke in den Tiber geworfen wurden. Die Römer waren selbst der Meinung, dass die Puppen der Ersatz für ursprüngliche Menschenopfer seien. (Daneben gab es sogar die radikale Meinung, dass in der Frühzeit gar alle 60-jährigen auf diese Weise ertränkt worden seien.)
 
(Daneben gab es sogar die radikale Meinung, dass in der Frühzeit gar alle 60-jährigen auf diese Weise ertränkt worden seien.)

Interessant - eine reine Jugendkultur, bei der die Alten irgendwann ihr Grab im gelöschten Kalk fanden. Man sollte das bein uns einführen, damit wäre das Rentenproblem endgültig gelöst! :D

Ein schönes Beispiel dafür ist ein in Rom am 14. Mai stattfindendes Fest, bei dem von einer Vestalin 24 Strohpuppen als Sühneopfer von einer Brücke in den Tiber geworfen wurden. Die Römer waren selbst der Meinung, dass die Puppen der Ersatz für ursprüngliche Menschenopfer seien

Die Relikte dieser uralten blutrünstigen Riten sind auch heute noch sichtbar. Der konsekrierte Wein auf dem Altar ist das "Blut Christi" und es scheint ziemlich eindeutig, wo das ursprünglich seine Wurzel hatte.
 
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Die Relikte dieser uralten blutrünstigen Riten sind auch heute noch sichtbar. Der konsekrierte Wein auf dem Altar ist das "Blut Christi" und es scheint ziemlich eindeutig, wo das ursprünglich seine Wurzel hatte.

Wobei der Zusammenhang zwischen den Urchristen und Menschenopfern nicht ganz klar ist, denn die gab es weder bei Juden noch in der hellenischen Welt rund um Judea.
 
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