Woher hatten Wikinger das Eisen?

Holger

Neues Mitglied
Hallo,

ich habe mich gefragt wie die Wikinger Eisen gewonnen haben?
Sie hatten ja nicht gerade wenig davon möchte man meinen, aber woher?
Bergbau? Ich habe in der Geo gelesen, dass sie Neufundland Eisen aus Sümpfen gewonnen haben. Wie soll das gehen?
Kann mir jemand weiterhelfen?
Danke!
 
Sogenanntes Raseneisenerz findet sich fast überall, wo es sumpfig ist. Dazu mussten sie nicht extra nach Amerika segeln. Ein Problem war vielleicht die Versorgung auf Grönland, ich sehe deine Anfrage in diesem Zusammenhang.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Problem auf Grönland war das Holz, das man zur Eisengewinnung braucht. Das haben sie, allerdings in viel zu geringem Maße, aus Vinland geholt. Weil das Eisendaher sehr knapp war, haben sie Klingen genutzt, bis nur noch winzigste Stümpfe übrig waren.

Das Raseneisenerz reichert sich übrigens durch biologische Vorgänge, d. h. Mikroorganismen, an. Raseneisenstein ? Wikipedia
 
Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Norwegens_vor_Harald_Hårfagre:

Um 500 v. Chr. begann der Gebrauch von Eisen. Die lokale Eisenverarbeitung in Norwegen begann ab 200 v. Chr. Die Besonderheit ist, dass die Eisenproduktion weitab in den Hochtälern stattfand. Heute hat man dafür folgende Erklärung: Die Jäger brauchten das Eisen nicht, jedenfalls nicht in den Mengen, in denen es produziert wurde. Die Bauern hätten es gebrauchen können. Aber sie hatten offenbar die Technik und das Personal für die Holzbeschaffung in der erforderlichen Größenordnung nicht. In den küstennahen Siedlungen finden sich kaum Eisengegenstände aus dieser Zeit. Die sehr komplizierte und äußerst fehleranfällige Produktionsweise legt es nahe, dass Spezialisten aus Mitteleuropa dort zu Gange waren. Eine mündliche Überlieferung von einheimischen Reisenden hätte die erforderliche praktische Erfahrung nicht ersetzen können. Die Bezeichnungen in diesem Zusammenhang deuten darauf hin, dass die Eisenverarbeitung von keltisch sprechenden Gruppen aus Mitteleuropa vor der Eroberung durch die Römer übernommen wurde. Denn das Wort für Eisen wurde vom keltischen Wort „isarno“ und nicht vom römischen Wort „ferrum“ abgeleitet. Die Jäger in den Hochtälern lernten die Eisenproduktion und tauschten zunächst Eisen gegen Korn, bis sich herausstellte, dass die Beschaffung der erforderlichen Holzmengen zu viele Personen banden, die für die Jagd benötigt wurden, so dass die Eisenproduktion bald fast eingestellt wurde. Es dauerte einige hundert Jahre, bis eine weniger personalintensive Herstellung entwickelt wurde. Dies geschah in der Wikingerzeit. Es wurden kleinere, aber effektivere Öfen entwickelt. Sie waren bei weitem nicht so personalintensiv wie früher. Die Eisenproduktion nahm im ersten Jahrtausend sprunghaft zu und ermöglichte neue Waffen und den Schiffbau der Wikinger.
 
Wenn man sich im Inneren Norwegens rumtreibt fällt auf,daß es dort relativ viel eisenhaltiges Gestein gibt , aber meistens im Gebirge bzw, auf den Hochebenen . Holz ist eigentlich auch genug vorhanden., aber eher in den Niederungen.Zudem wurde das Land unterhalb der Baumgrenze dort für die Landwirtschaft gebraucht.
Auch das könnte eine Erklärung für die Eisenproduktion in den Hochtälern sein.
.Der Schritt zu höherwertiger Verhüttung setzte erst mit dem windgesteuerten Rennofen und der Produktion verhüttungsfähiger Holzkohle ein, da sich dadurch höhere Temperaturen erzielen lassen und der Prozess des Ausschmelzens sich auch besser steuern lässt.
Hier scheint es tatsächlich einen Technologietransfer aus Mitteleuropa gegeben zu haben, wo diese Verhüttungstechnik bereits früher bekannt war.
In Grönland und Island war das Problem das Fehlen verhüttungsfähigen Holzes mit der Folge , daß eher Kleinwerkzeuge aus Eisen hergestellt wurde und dieses wegen des durch den unvollständigen Scmelzprozess zu hohen Kohlenstoff- und Schwefelanteils von schlechter Qualität war.Bessere Eisengegenstände waren dort Importwaren und entsprechend selten.
 
Auf Grönland wächst kaum was außer Gras, und das auch nur 3 Monate im Jahr.

Am Anfang haben die Grönländer einiges importiert, aber dafür muss man auch was exportieren, sonst hat man kein Geld. Aber damit hatten sie Pech: Die Walrosszähne z.B. sanken im Wert, weil Elefantenstoßzähne billiger zugänglich wurden. Außerdem verbrieten sie das knappe Geld übermäßig zum Schmuck ihrer Kirche. Zum Schluss kamen wohl praktisch überhaupt keine fremden Schiffe mehr nach Grönland, und ihnen selbst fehlte das Holz, um welche zu bauen. In irgendeinem Winter haben dann wohl mal die Nahrungsvorräte nicht mehr gereicht, und weg waren sie.

(nachzulesen in Jared Diamond "Kollaps")
 
Auf Grönland wächst kaum was außer Gras, und das auch nur 3 Monate im Jahr.

Am Anfang haben die Grönländer einiges importiert, aber dafür muss man auch was exportieren, sonst hat man kein Geld. Aber damit hatten sie Pech: Die Walrosszähne z.B. sanken im Wert, weil Elefantenstoßzähne billiger zugänglich wurden. Außerdem verbrieten sie das knappe Geld übermäßig zum Schmuck ihrer Kirche. Zum Schluss kamen wohl praktisch überhaupt keine fremden Schiffe mehr nach Grönland, und ihnen selbst fehlte das Holz, um welche zu bauen. In irgendeinem Winter haben dann wohl mal die Nahrungsvorräte nicht mehr gereicht, und weg waren sie.

(nachzulesen in Jared Diamond "Kollaps")
Das ist ein bisschen arg schlicht.
Das mit den Elephantenstoßzähnen war relativ spät und der Narwalzahn konnte auch so nicht ersetzt werden.
Seehundleder war für die Segelschiffe nötig und ein gutes Handelsprodukt. Und dass sie das Geld für Kirchenschmuck verbrieten, ist Spekulation. Man hat entsprechenden Schmuck dort nicht gefunden.
Und auch das mit den Nahrungsvorräten ist reine Spekulation.
Wo die Fakten fehlen, hat die Phantasie freien Auslauf.

Aber zurück zum Eisen: In Island und Grönland waren Eisenwaren in der Regel Importwaren. In Norwegen dauerte es lange, bis ordentliches Eisen hergestellt werden konnte. Noch in der Wikingerzeit war Eisen vom Kontinent besser als das einheimische.
 
Das ist ein bisschen arg schlicht.
Das mit den Elephantenstoßzähnen war relativ spät und der Narwalzahn konnte auch so nicht ersetzt werden.
Seehundleder war für die Segelschiffe nötig und ein gutes Handelsprodukt. Und dass sie das Geld für Kirchenschmuck verbrieten, ist Spekulation. Man hat entsprechenden Schmuck dort nicht gefunden.
Und auch das mit den Nahrungsvorräten ist reine Spekulation.
Wo die Fakten fehlen, hat die Phantasie freien Auslauf.

Aber zurück zum Eisen: In Island und Grönland waren Eisenwaren in der Regel Importwaren. In Norwegen dauerte es lange, bis ordentliches Eisen hergestellt werden konnte. Noch in der Wikingerzeit war Eisen vom Kontinent besser als das einheimische.

Klaus wollte damit wohl nur verdeutlichen, was Handel heisst.
Liess mal zwischen den Zeilen.

Ich wollte trotzdem noch mal etwas schreiben, was ich vorhin schon schrieb, aber gelöscht wurde.

Holz ist nicht zum Eisen schmelzen geeignet, höchstens Holzkohle.
Haben zu diesem Zeitpunkt alle Völker der bekannten Wellt über diese Technick gleichzeitig verfügt? Doch wohl eher nicht.
Sowas geht nur über Technologieaustausch, sprich Handel und gegenseitiges Einvernehmen, oder klauen. Macht man ja heute auch noch.
 
Wer was mach machen konnte…
Die Bronzezeit und Eisenzeit wird meines Wissens unterschiedlich datiert, je nach Region
Rechtrheinisch kommt die Eisenzeit später an, wie am Mittelmeer.
Im Baltikum wird die Bronzezeit erst ganz spät von der Eisenzeit abgelöst.
So etwa mit dem Deutschen Orden?
Allerdings geht es hierbei denke ich nicht nur um die technisch vorhandenen Möglichkeiten, sondern auch um die vorwiegende Nutzung von dieser. Sprich man könnte zwar Eisen verarbeiten, nutzte dies aber verhältnismäßig wenig.
 
Sowas geht nur über Technologieaustausch, sprich Handel und gegenseitiges Einvernehmen, oder klauen. Macht man ja heute auch noch.
Es war keine dieser Möglichkeiten nach heutigem Stand der Wissenschaft.
Mit Handel kann man so etwas Kompliziertes nicht nachmachen
Man geht davon aus, dass es Könner aus Frankreich waren, die nach Norwegen kamen und dort die Technik einführten.
 
Wer was mach machen konnte…
Die Bronzezeit und Eisenzeit wird meines Wissens unterschiedlich datiert, je nach Region
Rechtrheinisch kommt die Eisenzeit später an, wie am Mittelmeer.
Im Baltikum wird die Bronzezeit erst ganz spät von der Eisenzeit abgelöst.
So etwa mit dem Deutschen Orden?
Allerdings geht es hierbei denke ich nicht nur um die technisch vorhandenen Möglichkeiten, sondern auch um die vorwiegende Nutzung von dieser. Sprich man könnte zwar Eisen verarbeiten, nutzte dies aber verhältnismäßig wenig.

Sicher. Nicht umsonst sage ich immer wieder, erst den Eingangsbeitrag lesen.
Woher hatten Wikinger das Eisen?
Wo steht da was von Bronze?
 
Zuletzt bearbeitet:
Man geht davon aus, dass es Könner aus Frankreich waren, die nach Norwegen kamen und dort die Technik einführten.

Na ja,das scheint mir doch auch eine recht spekulative Annahme.
Die Gewinnung und Verarbeitung hochwertigen Eisens war ein arbeitsteiliger Prozeß an dem mehrere Spezialisten (Köhler,Bergleute, Metallkocher, Schmiede ) beteiligt waren
Warum sollten solche Spezialisten für Verhüttungstechniken und Metallurgie ohne Not in den kalten Norden wandern, zumal sie ja auch zu Hause gesuchte Fachkräfte waren ?
Ich könnte mir eher vorstellen,daß Einheimische diese Techniken in Mitteleuropa erlernten und dann nach Hause mitbrachten.
 
möglicherweise kam der Techniktransfer auch über den angrenzenden angelsächsischen Bereich.

Ich will das mal etwas naiv ausdrücken.
Die Wickinger reisten viel.
Dem einen oder anderen begabten fiel da schon mal eine Schmiede auf und guckte sich das ab, was die da machten.
Muss man immer alles wissenschaftlich begründen, wie das Leben läuft?
 
@florian......meine Rede , wobei es mit einmal abgucken wohl nicht getan war :D dazu ist der Gesamtvorgang zu komplex und zu arbeitsteilig . Da muß schon der eine oder andere richtig in die Lehre gegangen sein.
 
Dem einen oder anderen begabten fiel da schon mal eine Schmiede auf und guckte sich das ab, was die da machten.
Reicht einmal zugucken aus, um die Technik sicher anwenden zu können? Insbesondere wenn man vielleicht erst Wochen später selber vor der Esse steht. Stellten sich die begabten Reisenden aus dem Norden oft mal ein paar Stündchen zum Schmied, während die anderen ihren Geschäften nachgingen? Mir erscheint das Szenario nicht sehr realistisch.
Muss man immer alles wissenschaftlich begründen, wie das Leben läuft?
Muss nicht, aber kann
 
Ich will das mal etwas naiv ausdrücken.
Die Wickinger reisten viel.
Dem einen oder anderen begabten fiel da schon mal eine Schmiede auf und guckte sich das ab, was die da machten.
Muss man immer alles wissenschaftlich begründen, wie das Leben läuft?

Vieleicht auch nicht ganz so friedlich. Fachleute auf die eine oder andere Weise zu "überreden" ist doch keine Erfindung der Neuzeit.
Dem einen oder anderen weitsichtigen Anführer fiel vieleicht auf, das die Schwerter in Gegend xyz besser waren als die eigenen. Warum also nur die Schwerter mitnehmen und nicht gleich den Schmied. Den konnte man arbeiten lassen und gleichzeitig eingene Leute anlernen.
 
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