Die Bilanz am Ende des Ersten Weltkrieges:
Die französischen Forderungen schon während des Krieges, aber erst recht in Zusammenhang mit dem Versailler Vertrag sind - bezüglich der breiten Öffentlichkeit und des erzeugten Drucks auf die Politik - auch vor dem Hintergrund der Kriegslasten zu sehen.
[Steinmeyer: Die Grundlagen der französischen Deutschlandpolitik 1917-1919, Geschichte und Theorie der Politik 3]
Im Folgenden soll hierzu ein kurzer Überblick gegeben werden.
1921 legte Frankreich eine Schadensaufstellung vor, die inkl. aufgelaufener Zinsen vom 11.11.1918 bis 1921 (5%) einen Betrag von 140 Mrd. frcs ausmachte. Hinzu kamen Leistungen für Hinterbliebene der Gefallenen etc. im Umfang von 78 Milliarden, insgesamt also 218 Mrd. frcs angesichts von 1,3 Mio. Kriegstoten.
Die Zerstörungen und Verlusten bezogen sich auf 10 der reichsten Departements. Während des Krieges wurde Frankreich um 20Mio. to der jährlichen Kohleproduktion gebracht (Dep. Nord und Pas-de-Calais). Die sofortige Besetzung des Beckens von Briey-Longwy bedeutete den Verlust von 80% des Eisenerzabbaus. Verloren gingen 1918-1919 zudem 85% der Gußeisenproduktion und 75% der Eisen- und Stahlproduktion durch die besetzten Gebiete inkl. Zerstörungen. Diese Gebiete umfaßten auch die wichtigsten Teile der frz. Textilindustrie.
Beachtlich ist dann noch der Verlust von 6,3% der landwirtschaftlichen Anbaufläche, allerdings hier fruchtbare Gebiete mit der höchsten Rentabilität. Gemesen am Vorkriegsstand gingen über 20% der Weizenernte, 12% der Kartoffelernte und 50% bei den Zuckerrüben verloren.
In allen Bereichen war Frankreich ab Herbst 1914 auf Importe angewiesen. Die Importe wiederum forcierten die Verschuldung mit rasanten Steigerungen.
Schäden erlitt auch das Transportwesen: von 120.000km Straßen (auch durch innerfrz. Transporte) war die Hälfte beschädigt, 6000km Eisenbahn zerstört, Hunderte von Brücken und Schleusen unbenutzbar. Die Schäden an der Infrastruktur behinderten auch den Aufbau nach dem Krieg.
Die Handelsbilanz Frankreichs wurde ab 1914 stark defizitär, nachdem vor dem Krieg nie mehr als 2 Mrd. Defizit zu verzeichnen waren, die zudem durch Erträge aus ausländischen Anlageinvestitionen etc. mehr als ausgeglichen wurden. (nur nebenbei: 25% der frz. Auslandsanlagen gingen durch die russische Revolution verloren).
Importe-Exporte-Defizit in Mrd frcs:
1913: 8,4 - 6,9 - 1,5
1914: 6,4 - 4,9 - 1,5
1915: 11,0 - 3,9 - 7,1
1916: 20,6 - 6,2 - 14,4
1917: 27,6 - 6,0 - 21,6
1918: 22,3 - 4,7 - 17,6
1919: 35,8 - 11,9 - 23,9
Weiterhin ergab sich ein Verschuldungsproblem während des Krieges, dass zunächst 1915/17 durch Großbritannien und Goldverkäufe, ab 1917 durch die verstärkten US-Anleihen vorläufig aufgefangen wurde:
Einnahmen-Ausgaben-Defizit in Mrd. frcs
1914: 4,2 - 10,4 - 6,2
1915: 4,1 - 22,1 - 18,0
1916: 4,9 - 36,8 - 31,9
1917: 6,2 - 44,7 - 38,5
1918: 6,8 - 56,7 - 49,9
1919: 11,6 - 54,2 - 42,6
Dabei spielten auch die steigenden Zinslasten i Zeitablauf eine Rolle.
Entsprechend entwickelten sich die französischen Staatsanleihen zur Ausgabendeckung:
Inländische-Ausländische Anleihen in Mrd. frcs:
1914: 2,4 - 0,05
1915: 16,8 - 2,7
1916: 18,4 - 8,8
1917: 18,6 - 11,8
1918: 24,2 - 8,8
1919: 27,7 - 11,4
zuzüglich der Zahlungen von Emissionsbanken ergab sich eine kumulierte Kreditsumme Frankreichs über den Zeitraum 1914 bis 1919 von 181,5 Mrd. frcs, davon 130,0 Mrd. bis zum Kriegsende. Die Zerrüttung der Finanzen und die Ausgabenerfordernisse für Schäden werden an der Anleihesumme für 1919 iHv 51,5 Mrd. frcs deutlich.
Das Ausmaß dieses Debakels, dass schon vor dem Kriegsende sichtbar wurde, war bestimmend für die Meinung, das Deutsche Reich hierfür zahlen zu lassen.
Die französischen Forderungen schon während des Krieges, aber erst recht in Zusammenhang mit dem Versailler Vertrag sind - bezüglich der breiten Öffentlichkeit und des erzeugten Drucks auf die Politik - auch vor dem Hintergrund der Kriegslasten zu sehen.
[Steinmeyer: Die Grundlagen der französischen Deutschlandpolitik 1917-1919, Geschichte und Theorie der Politik 3]
Im Folgenden soll hierzu ein kurzer Überblick gegeben werden.
1921 legte Frankreich eine Schadensaufstellung vor, die inkl. aufgelaufener Zinsen vom 11.11.1918 bis 1921 (5%) einen Betrag von 140 Mrd. frcs ausmachte. Hinzu kamen Leistungen für Hinterbliebene der Gefallenen etc. im Umfang von 78 Milliarden, insgesamt also 218 Mrd. frcs angesichts von 1,3 Mio. Kriegstoten.
Die Zerstörungen und Verlusten bezogen sich auf 10 der reichsten Departements. Während des Krieges wurde Frankreich um 20Mio. to der jährlichen Kohleproduktion gebracht (Dep. Nord und Pas-de-Calais). Die sofortige Besetzung des Beckens von Briey-Longwy bedeutete den Verlust von 80% des Eisenerzabbaus. Verloren gingen 1918-1919 zudem 85% der Gußeisenproduktion und 75% der Eisen- und Stahlproduktion durch die besetzten Gebiete inkl. Zerstörungen. Diese Gebiete umfaßten auch die wichtigsten Teile der frz. Textilindustrie.
Beachtlich ist dann noch der Verlust von 6,3% der landwirtschaftlichen Anbaufläche, allerdings hier fruchtbare Gebiete mit der höchsten Rentabilität. Gemesen am Vorkriegsstand gingen über 20% der Weizenernte, 12% der Kartoffelernte und 50% bei den Zuckerrüben verloren.
In allen Bereichen war Frankreich ab Herbst 1914 auf Importe angewiesen. Die Importe wiederum forcierten die Verschuldung mit rasanten Steigerungen.
Schäden erlitt auch das Transportwesen: von 120.000km Straßen (auch durch innerfrz. Transporte) war die Hälfte beschädigt, 6000km Eisenbahn zerstört, Hunderte von Brücken und Schleusen unbenutzbar. Die Schäden an der Infrastruktur behinderten auch den Aufbau nach dem Krieg.
Die Handelsbilanz Frankreichs wurde ab 1914 stark defizitär, nachdem vor dem Krieg nie mehr als 2 Mrd. Defizit zu verzeichnen waren, die zudem durch Erträge aus ausländischen Anlageinvestitionen etc. mehr als ausgeglichen wurden. (nur nebenbei: 25% der frz. Auslandsanlagen gingen durch die russische Revolution verloren).
Importe-Exporte-Defizit in Mrd frcs:
1913: 8,4 - 6,9 - 1,5
1914: 6,4 - 4,9 - 1,5
1915: 11,0 - 3,9 - 7,1
1916: 20,6 - 6,2 - 14,4
1917: 27,6 - 6,0 - 21,6
1918: 22,3 - 4,7 - 17,6
1919: 35,8 - 11,9 - 23,9
Weiterhin ergab sich ein Verschuldungsproblem während des Krieges, dass zunächst 1915/17 durch Großbritannien und Goldverkäufe, ab 1917 durch die verstärkten US-Anleihen vorläufig aufgefangen wurde:
Einnahmen-Ausgaben-Defizit in Mrd. frcs
1914: 4,2 - 10,4 - 6,2
1915: 4,1 - 22,1 - 18,0
1916: 4,9 - 36,8 - 31,9
1917: 6,2 - 44,7 - 38,5
1918: 6,8 - 56,7 - 49,9
1919: 11,6 - 54,2 - 42,6
Dabei spielten auch die steigenden Zinslasten i Zeitablauf eine Rolle.
Entsprechend entwickelten sich die französischen Staatsanleihen zur Ausgabendeckung:
Inländische-Ausländische Anleihen in Mrd. frcs:
1914: 2,4 - 0,05
1915: 16,8 - 2,7
1916: 18,4 - 8,8
1917: 18,6 - 11,8
1918: 24,2 - 8,8
1919: 27,7 - 11,4
zuzüglich der Zahlungen von Emissionsbanken ergab sich eine kumulierte Kreditsumme Frankreichs über den Zeitraum 1914 bis 1919 von 181,5 Mrd. frcs, davon 130,0 Mrd. bis zum Kriegsende. Die Zerrüttung der Finanzen und die Ausgabenerfordernisse für Schäden werden an der Anleihesumme für 1919 iHv 51,5 Mrd. frcs deutlich.
Das Ausmaß dieses Debakels, dass schon vor dem Kriegsende sichtbar wurde, war bestimmend für die Meinung, das Deutsche Reich hierfür zahlen zu lassen.