Great Depression und Weltwirtschaftskrise - Auslöser und Rahmenbedingungen

Lili

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Was ist denn daran so schwer zu verstehen? Riesen-Wirtschaftswachstum -> viel Geld -> noch mehr Geld in Aussicht -> Börsenspekulationen -> Spekulationsblase -> Big Bang
 
Was ist denn daran so schwer zu verstehen? Riesen-Wirtschaftswachstum -> viel Geld -> noch mehr Geld in Aussicht -> Börsenspekulationen -> Spekulationsblase -> Big Bang

Oh,oh .. Spekulationsblasen haben immer mit zu großer Geldmenge zu tun. Wer "Geld in Aussicht" hat, dieses aber nicht gleichzeitig schon in der Tasche hat, kann nicht spekulieren.

Die Wirkungskette wäre eher: Zu starkes Wachstum der Geldmenge -> Inflationsdruck -> kommt nicht zum Tragen, da Fließbandproduktion Kosten senkt und, Fords Strategie folgend, über Preisstabilität / Senkung Absatzerhöhung angestrebt wird -> überschüssiges Geld geht an die Börse -> Spekulationsblase - Big Bang!
 
Oh,oh .. Spekulationsblasen haben immer mit zu großer Geldmenge zu tun. Wer "Geld in Aussicht" hat, dieses aber nicht gleichzeitig schon in der Tasche hat, kann nicht spekulieren.

Die Wirkungskette wäre eher: Zu starkes Wachstum der Geldmenge -> Inflationsdruck -> kommt nicht zum Tragen, da Fließbandproduktion Kosten senkt und, Fords Strategie folgend, über Preisstabilität / Senkung Absatzerhöhung angestrebt wird -> überschüssiges Geld geht an die Börse -> Spekulationsblase - Big Bang!
Ähm, Spekulationsblasen entstehen durch eine überproportionale Steigerung des gehandelten Werts im Vergleich zum intrinsischen Wert des Spekulationsguts. Die Wirtschaftspolitik vor der Great Depression war insbesondere durch ein deutliches wirtschaftspolitisches Laissez-faire in Kompination mit einer expansiven Geldpolitik geprägt. Mit einer zu großen Geldmenge hatte das nichts zu tun, vielmehr war die Geldmenge konstant, auf die greater fools ist jedoch immer Verlass, insbesondere dann, wenn man die zeitglich platzenden Schneeballsysteme mit in Betracht zieht.
 
Ähm, Spekulationsblasen entstehen durch eine überproportionale Steigerung des gehandelten Werts im Vergleich zum intrinsischen Wert des Spekulationsguts.

Spekulationsblasen sind gekennzeichnet durch überhöhte Preise (gefordert/ gezahlt) im Verhältnis zun langfristig angemessenen Wert (Reproduktionskosten / nachhaltig erzielbare Erträge und Wertsteigerungen) der Spekulationsgüter bzw. -Titel.

Sie entstehen durch überhöhte Ertrags- bzw. Wertsteigerungserwartungen, verbunden mit einem Überangebot an Liquidität und / oder mangelnder Attraktivität von Anlagealternativen (z.B. infolge von Niedrigzinspolitik der Staatsbank).

Die Wirtschaftspolitik vor der Great Depression war insbesondere durch ein deutliches wirtschaftspolitisches Laissez-faire in Kompination mit einer expansiven Geldpolitik geprägt. Mit einer zu großen Geldmenge hatte das nichts zu tun, vielmehr war die Geldmenge konstant, auf die greater fools ist jedoch immer Verlass, insbesondere dann, wenn man die zeitglich platzenden Schneeballsysteme mit in Betracht zieht,.

Was denn nun - expansive Geldpolitik oder konstante Geldmenge? Vermutlich kommt es hier auf die Gelddefinition an (nur Notenumlauf, oder auch Buchgeldschöpfung im Bankensystem). Ich kenne die Geldmarktsituation in den USA vor dem Big Bang zwar nicht im Detail, es scheint aber zum einen eine politisch motivierte Niedrigzinspolitik, zum anderen erhebliche Geldschöpfung über das Bankensystem (insbesondere Kreditfinanzierung von Aktienkäufen) gegeben zu haben. Letztere wurde regulativ / bankenaufsichtlich nicht kontrolliert bzw. begrenzt (z.B. über vorgeschriebene Mindestquoten für Eigenkapital im Verhältnis zu den Ausleihungen).

Hinzu kamen wohl realwirtschaftliche Faktoren, insbesondere die schon 1925 einsetzende Schwäche des US-amerikanischen Immobilienmarktes infolge demographischer Faktoren (stagnierende Bevölkerung nach "Spanischer Grippe", Bevölkerungsverlust im 1. Weltkrieg). Teilweise wird auch fehlende / zu niedrige Massenkaufkraft im Verhältnis zu den in den 1920er-Jahren stark ausgeweiteten Produktionskapazitäten für die Krise verantwortlich gemacht:
Causes of the Great Depression - Wikipedia, the free encyclopedia

@ Nick: Ich würde davon abraten, zu stark auf den Börsencrash bzw. die nachfolgende "Great Depression" zu fokussieren. Das Thema ist hochkomplex, wissenschartlich umstritten, und bietet allein Stoff für mehrere Haus- bzw. Doktorarbeiten. Wenn überhaupt, solltest Du mögliche Beiträge der Automobilindustrie zur Krisenentwickluing beleuchten, z.B.:
  • Spekualtion in / Spekulationsblase bei Autoaktien,
  • möglicher Beitrag der Motorisierung zur Geldmengenexpansion (Autokredite?);
  • Zeigte sich für die Autoindustrie die in der Forschung teilweise als Krisenursache vermutete fehlende Massenkaufkraft, d.h., bekam die Autoindustrie schon vor dem "Big Bang" zunehmende Absatzprobleme, musste Arbeiter entlassen, Werke schliessen oder geplante Investitionen zurückstellen? Auch der letzten großen Finanzkrise 2008 gingen ja eine Immobilienkrise und eine Krise des Automarktes voraus ..
 
Spekulationsblasen sind gekennzeichnet durch überhöhte Preise (gefordert/ gezahlt) im Verhältnis zun langfristig angemessenen Wert (Reproduktionskosten / nachhaltig erzielbare Erträge und Wertsteigerungen) der Spekulationsgüter bzw. -Titel.
Nichts anderes schreibe ich doch :fs:

Sie entstehen durch überhöhte Ertrags- bzw. Wertsteigerungserwartungen, verbunden mit einem Überangebot an Liquidität und / oder mangelnder Attraktivität von Anlagealternativen (z.B. infolge von Niedrigzinspolitik der Staatsbank).
Ach wie jetzt? Doch nicht mehr durch "erhöhen der Geldmenge"?

Was denn nun - expansive Geldpolitik oder konstante Geldmenge?
Langsam, eine expansive Geldpolitik ist nicht gleichzusetzen mit einer Erhöhung der Geldmenge, es gibt durchaus noch ein paar andere und entsprechend üblichere geldpolitische Instrumentarien, wie Offenmarktgeschäfte oder Mindestreserven.

Vermutlich kommt es hier auf die Gelddefinition an (nur Notenumlauf, oder auch Buchgeldschöpfung im Bankensystem).
Erhöhen der Geldmenge = schmeiß die Druckerpresse an. Nach der Fed-Definition also ein Erhöhen von M0. Was du hier meinst ist ein Erhöhen der im Umlauf (sic!) befindlichen Geldmenge (nach der Fed-Definition also nur ein zusätzliches zur Verfügung stellen von Barmitteln) und das funktioniert nun mal über eine entsprechende expansive Geldpolitik.

Ich kenne die Geldmarktsituation in den USA vor dem Big Bang zwar nicht im Detail, es scheint aber zum einen eine politisch motivierte Niedrigzinspolitik, zum anderen erhebliche Geldschöpfung über das Bankensystem (insbesondere Kreditfinanzierung von Aktienkäufen) gegeben zu haben. Letztere wurde regulativ / bankenaufsichtlich nicht kontrolliert bzw. begrenzt (z.B. über vorgeschriebene Mindestquoten für Eigenkapital im Verhältnis zu den Ausleihungen).
Schreibe ich was anderes?
 
Jetzt wo keine Gefahr mehr besteht, dass ich Schülerchen zuföhne (ja das war bisher die harmlos-Version) hole ich mal etwas weiter aus (interessiert mitlesende Nicht-BWLer/VWLer schreien bitte, wenn es zu abgehoben wird - @Augusto: deshalb erkläre ich im Folgenden auch Sachverhalte, die einem Fachmann eigentlich klar sind, sollen ja alle was von haben ;) - ist also nicht böse gemeint).

Bzgl. der Ursachen von Great Depression und Weltwirtschaftskrise gibt es keinen wissenschaftlichen Konsens, unter anderem auch weil es zu den Einzelphänomenen schlicht keinen wissenschaftlichen Konsens gibt.

Zunächst stellt sich die Frage, wo fängt man in der Betrachtung der Entwicklung hin zur Weltwirtschaftkrise an. Ich persönlich bevorzuge hier den Ansatzpunkt bei den prosperierenden Goldenen Zwanzigern ("Riesen-Wirtschaftswachstum" - siehe oben) und der Wirtschaftspolitik der USA - irgendwoher muss die erhöhte im Umlauf befindliche Geldmenge ja gekommen sein. Der Ansatzpunkt kurz vor der Spekulationsblase des Bördenkrachs 1929 ist zwar der populärwissenschaftlich verbreitetste Erklärungsansatz, damit aber Spekulationsblasen platzen können, so wie 1929 geschehen, müssen sie erstmal da sein.

Bevor wir hier aber mit Wirkungsketten weitermachen, möchte ich erstmal auf mögliche bzw. diskutierte Einzelursachen eingehen:
Die Kreditwirtschaft der US-Zentralbank in den 20ern (insb. die durch Hayek vertretene Lehrmeinung zur hauptursache der Great Depression) - hier wäre also die Erhöhung der in Umlauf befindlichen Geldmenge ein Grund für die Great Depression, weil durch die lockere Kreditvergabe der Fed an Privatbanken und die ebenfalls lockere Kreditvergabe der Privatbanken an Kunden die im Umlauf befindliche Geldmenge stark erhöht wurde. Allerdings wäre mit dieser Argumentation der 20er-Jahre Boom kreditfinanziert gewesen (was ich nicht so sehe) und die entsprechende Erhöhung der im Umlauf befindlichen Geldmenge hätte bereits in den 20ern zu einer deutlichen Inflation in den USA führen müssen, was nicht der Fall war. Einen Hauptauslöser sehe ich hier also nicht, einen entsprechenden Verstärker durchaus, insbesondere wenn man hier noch die Bankruns kurz nach dem Big Bang mit in die Betrachtung aufnimmt.

Ein weiterer Grund der in Summe bei der Fed zu suchen ist, stellt die Geldmarktpolitik in Summe dar, mit der insbesondere Friedman argumentiert. Hier liegt die Ursache insbesondere im zu geringen (sic!) Angebot von in Umlauf befindlichen Barmitteln. Die US-Bürger fingen an Geld zu horten und damit aus dem Wirtschafskreislauf zu ziehen, weil die Fed die im Umlauf befindlichen Barmittel eben nicht entsprechend der Nachfrage erhöhte, was also zu einer geringeren Konsumnachfrage, weniger Produktion, weniger Beschäftigung etc. führte. Diesen Ansatz finde ich persönlich zwar ganz chic, hier fehlt mir aber die Spekulationsblase - insbesondere deren entstehen und platzen, was allerdings daran liegt, das Friedman mit seiner Theorie erst sehr spät in der Betrachtung ansetzt.

Ebenfalls geldmarktpolitisch motiviert ist die Begründung durch den Goldstandard des US-Dollars. Gold wurde im 1. Weltkrieg als Einlage zur Heeresversorgung genutzt, was dazu führte, dass der Goldmarkt komplett erlag, es gab also keine Exporte mehr, keine Arbitragen, keine gebundenen Wechselkurse. Um die Kriegskosten zu decken musste also anderweitig Geld beschafft werden, bspw. durch entsprechende Staatsanleihen. Im Deutschen Reich, in Großbritannien und Frankreich wurde z.B. die Währungssicherung durch Gold aufgehoben und entsprechendes ungebundenes Papiergeld in Umlauf gegeben, was zu deutlichen Wechselkursschwankungen führte. Mit der Rückkehr zum Goldstandard nach dem Krieg zu Vorkriegsparität kam es in den betroffenen Ländern zu einer starken Inflation. Die USA, die den Goldstandard während des 1. Weltkriegs nicht ausgesetzt hatten, merkten von der Inflation zwar nicht viel (sie verlief vielmehr in einem halbwegs moderaten Rahmen), hatten die Quittung mit dem Dawes Plan aber auf "später" ausgestellt. Durch die Kredite für Deutschland, konnten diese die Reparationen zahlen, die Reparationszahlungen wurden dafür genutzt um (seitens Frankreich und Großbritanniens) die Schulden bei den USA zu bezahlen. Es kam auf dem US-Geldmarkt also zu einem Export der stabilen Landeswährung und eines gleichzeitigen Imports instabiler da nicht goldstandardgebundener oder zumindest nicht konvertibler Devisen, damit reduziert sich der Geldumlauf und gleichzeitig die zu haltenden Goldreserven durch die Fed, was zu einer Deflation, also einem Preisverfall, führt. Gerade beim Export der Wirtschaftskrise finde ich diesen Punkt wichtig, für eine wirtschaftliche Entstehungsursache innerhalb der USA halte ich ihn aber nicht. Ergänzend kommt hinzu, dass die US-Kreidte der europäischen Wirtschaft verhältnismäßig schnell wieder auf die Beine halfen, so dass die Exporte nach Europa als Einnahmequelle schnell wieder wegfielen.

Außerdem kann man in der Laissez-faire-Politik der US-Regierung einen weiteren Grund sehen. Nach Ansicht der klassischen VWLer funktioniert eine Volkswirtschaft nur, wenn der staat nicht regulierend eingreift, also eine wirtschaftspolitische Laissez-faire-Politik fährt. Die Argumentationskette hier wäre also folgende:
Rezession
-> weniger Konsum und erhöhte Sparraten
-> fallende Leitzinsen (es wird mehr gespart, das Sparen wird für Banken in Summe also teurer, weil mehr Zinsen zu entrichten sind, dementsprechend machen sie das Sparen durch geringere Zinsen unatraktiver gleichzeitig wird das Aufnehmen von Krediten günstiger)
-> erhöhte Nachfrage nach Krediten (sind ja billiger)
-> mehr Investitionen
-> mehr Nachfrage auf Güter- und Arbeitsmarkt
-> mehr verfügbares Einkommen
-> mehr Konsum, weniger Sparen usw. usf.
Dass genau dieses Laissez-faire aber eben nicht so leicht und mal eben so funktioniert zeigt aber gerade die Entwicklung hin zur Great Depression sowie deren Verlauf! Keynes beschreibt bspw. sehr anschaulich, dass Unternehmen Investitionen nicht dann tätigen, wenn die Zinsen günstig sind - also üblicherweise in einer Rezession, sondern vielmehr dann, wenn sie sich durch die Investitionen auch entsprechende Einnahmen erhoffen. Die Hoffnung auf Einnahmen in Zeiten, in denen die Nachfrage mehr als deutlich zurückgeht, so wie kurz vor dem Big Bang, verleiten eben nicht zu Investitionen. Simpel formuliert hat die US-Wirtschaftspolitik in den 20ern schlicht gepennt, genauso wie sie nach dem Platzen der Spekulationsblase schlicht gepennt hat und einfach nur auf die theoretisch propagierten Selbstregulierungskräfte der Wirtschaft gebaut hat, anstelle entsprechend regulierend einzugreifen um das schlimmste zu verhindern.

Das Investitionsspiel lässt sich aber auch noch von einer anderen Seite betrachten: die US-Wirtschaft war bereits überinvestiert, sprich sie lieferte bereits in den 20ern mehr Output als verkonsumiert und nachgefragt wurde. Eine innenpolitische Ursache ist, dass die Löhne ungleich langsamer stiegen als das Wirtschaftswachstum der USA, so dass schlicht das Geld in den privaten Haushalten fehlte um entsprechend dem Wirtschaftswachstum zu konsumieren. Außenpolitisch ist hier insbesondere der Grund im Exportverhalten zu suchen. Bleiben wir aber mal bei der Binnenwirtschaft der USA in den 20ern: Der Gewinn der Produktivität floss also nicht anteilsmäßig in höhere Löhne, sondern ging vielmehr als Gewinn an eine verhältnismäßig kleine Oberschicht (= die Aktionäre, die Eigner, etc.), die aber, nachdem die Investitionen in neuere, bessere, schnellere Produktionsmittel getätigt waren, die Konsumlücke nicht entsprechend füllen konnte. Die Unternehmen waren bereits produktiver als erforderlich, hier gab es also auch keine weiteren Investitionen mehr, nachdem die Haushalte den Konsum durch ein entsprechend verfügbares Einkommen abfangen konnten, kam es zu einer Überprduktion, was aber nicht zu einem Preisverfall der produzierten Güter führte, vielmehr wurde die Produktion gesenkt, es kam also auch zu einem Beschäftigungsrückgang, was wiederrum das verfügbare Einkommen der Haushalte reduzierte, usw. Nachdem die erwirtschafteten Gelder nicht als Lohnerhöhungen an die privaten Haushalte flossen und auch nicht verkonsumiert wurden, mussten sie irgendwo hin, sie flossen also an die Börse um zu spekulieren, das Geld also arbeiten zu lassen. (Das ist jetzt der erste Ansatz, der das Entstehen der Spekulationsblase mit einbezieht, juhu!) durch diesen Nachfrageüberhang an den Börsen nach Anlagen - auch sehr spekulativen Anlagen - kommt es zu einer Wertüberhöhung der Anlageformen. Der Handelswert der Anlagegüter steigt also, ohne das der tatsächliche Wert des Anlagegutes steigt. Es bilden sich also Spekulationsblasen. Ganz allgemein entstehen Spekulationsblasen durch
  • die begrenzte Rationalität der Marktteilnehmer (sprich: Beurteilungsfehler bzgl. des Preis-Leistungs-Verhältnisses,
  • das Greater-Fool-Phänomen (lieber Bewerter: nein, das war keine Anspielung meinerseits, sondern ist nur WiWi-nett für ugs: "egal wie teuer etwas bereits ist, du findest immer noch einen D... der mehr dafür bezahlt" :red: ein durchaus interessantes sozial- und wirtschaftspsychologisches Phänomen, dort dann "selbstwertdienliche Wahrnehmungsverzerrung" genannt :D)
  • die Institutionalisierung der Entscheidungen (die Spekulanten treffen keine eigene objektive Entscheidung, sondern kaufen das was die meisten kaufen) sowie
  • ein gewinmaximierendes Spekulationsverhalten im Allgemeinen.
Beim Crash der New Yorker Börse gab es eine riesige Spekulationsblase des Dow Jones, es wurde also in genau diese, bereits überinvestierten Unternehmen, die nicht wussten wohin mit ihrem Geld, entsprechend investiert. Verheerend dabei war zusätzlich, dass nicht nur die Großkopferten fleißig spekulierten, sondern auch zahlreiche (ahnungslose) Kleinanleger, die ihre kleinen Spareinlagen an der Börse vermehren wollten. Noch verheerender war, dass nicht nur mit Spareinlagen spekuliert wurde, sondern dass es in den 20ern Gang und Gäbe war, Kredite aufzunehmen um an der Börse zu zocken - auch als Kleinanleger. Noch sehr viel verheerender war, das die Fed das bis kurz vor knapp so durchgehen ließ (von einer nicht vorhandenen Börsenaufsicht spreche ich jetzt mal gar nicht), bis sie schlussendlich die Leitzinsen für langfristige Kredite erhöhte, was die Spekulanten aber nur zur Aufnahme kurzfristiger Kredite trieb, um weiter zu spekulieren, was ihnen nach dem Crash umso mehr um die Ohren flog. Während die Großkopferten, die durchaus Ahnung von Wirtschaft und Börse hatten, den Absprung oft noch rechtzeitig schafften, allen voran bspw. ein Rockefeller und ihre Papiere noch vor dem Big Bang verkauften, waren die ahnungslosen Kleinanleger umso euphorischer und kauften selbst bei bereits fallendem Dow Jones noch fleißig Papiere auf, war ja grad so schön billig. Umso folgenschwerer war natürlich der Börsencrash für die nun überschuldeten und ohne einen Cent dastehenden Kleinanleger.

Ein weiterer Aspekt der zu geringen Nachfrage ist die demographische Entwicklung, also zum einen der 1. Weltkrieg und die Spanische Grippe sowie deren Nachwehen als auch das Stadt-Land-Gefälle innerhalb der USA. Die Landbevölkerung war bereits verarmt, insbesondere die Farmer krebsten seit der Immobilien-Spekulationsblase des Jahres 1919 und einer damit verbundenen Verschuldung bereits während der Goldenen Zwanziger am Existenzminimum und schafften es gerade so kostendeckend zu arbeiten. Nachdem der Preisverfall nach dem Crash aber auch vor der landwirtschaftlichen produktion nicht Halt machte, standen viele vor dem existenziellen Aus.
 
Hallo, Lili

aus Zeitmangel erstmal nur eine kurze Antwort bzw. ein paar zusmmenfassende / ergänzende Fest- und Fragestelllungen:
  1. Wie Du sehr schön beschreibst, entwickelte sich der US-$ nach dem 1. Weltkrieg zur internationalen Leitwährung. Insofern dürfen wir monetäre Ansätze nicht allein auf die Binnenwirtschaft bzw. den Binnenkonsum beschränken, sondern müssen sie im weltwirtschaftlichem Kontext betrachten.
  2. Sind wir uns theoretisch einig, dass realwirtschaftliche Faktoren (Kostensenkung durch Fließbandproduktion, sinkende Importpreise aufgrund des harten Dollars, starke Ausweitung der Produktionkapazität) den Inflationsdruck senkten, so dass sich Geldmarktungleichgewichte nicht am Konsumgütermarkt (Inflation Deflation), sondern an anderen Märkten (s.u.) zeigten?
  3. Typischerweise entstehen Finanzmarktblasen sekundär und relativ spät. Zunächst entsteht eine Blase am Immobilienmarkt - dass solche Blasen langlebig sein können, zeigt das aktuelle Beispiel Großbritanniens (konstanter Immobilienpreisanstieg seit den späten 1970ern, Blase kam erst mit der aktuellen Finanzkrise zum Platzen). Erst wenn die Immobilienblase platzt (was in den USA 1925 geschah), werden die Anlageströme verstärkt auf Finanzmärkte umgeleitet. Insofern kann die Börsenblase durchaus noch auf die expansive Geldpolitik der 1920er zurückgehen.
  4. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, begann schon vor dem Big Bang eine Rezession (Nachfragerückgang, Produktionseinschränkungen, Entlassungen) Hast Du ein paar Details zum Zeitablauf / Ausmass?
  5. Du erwähnst als Rezessionsursachen (a) Verteilungsungleichgewichte aufgrund des vorherigen Booms (niedrige Lohnzuwächse etc.) und (b) zunehmendes "Horten" in Privathaushalten. Letzteres würde ich gerne noch etwas näher beleuchten bzw. verfeinern:
  6. Wie weit führte die Immobilienkrise ab 1925 zu einem Nachfragerückgang der Mittelklasse? In Ländern mit hoher Eigentumsquote an Immobilien laufen Konsumnachfrage und Immobilienpreise meist parallel. Das subjektive bzw. objektive (Alterssicherung) Sparbedürfnis wird durch den Wertzuwachs der eigenen Immobilie befriedigt, so dass verfügbares Einkommen in den Konsum geht. Ausserdem kann die Immobilie als Kreditsicherheit dienen. Wenn die Immobilienpreise aber fallen, steigt die monetäre Sparquote (Horten), und der Zugang zu immobiliengesicherten (Konsum-)Krediten wird stark eingeschränkt.
  7. Deutet das "Horten" auf Änderungen der Nachfragestruktur hin? Anders gesagt, hatten die urbanen / periurbanen Konsumenten ein Einkommensniveau erreicht, in dem der unmittelbare Konsumbedarf (Nahrung, Kleidung etc.) weitgehend gedeckt war, so dass sich die Konsumwünsche nun auf langfristige Güter (Möbel, Kühlschrank, Auto) richteten? Wurden entsprechende Finanzierungsangebote (Ratenkredite, "Leasing", etc. entwickelt)? Wenn nein, wäre auch unzureichende "Produktentwicklung" der Banken zu den Krisenursachen zu zählen (hier spricht der im Thema 'Mikrokredite' beschlagene Entwicklungspolitiker..).
  8. Um auf Wirkungen der Motorisierung zurückzukommen: Eine wesentliche Ursache amerikanischer Börsencrashs / Finanzkrisen vor dem 1. Weltkrieg waren ja die regelmäßigen Eisenbahnkrisen (zu teuer gebaut, nicht genug Fracht, plötzlich keine Kredite mehr ->Konkurse & Fusionen). Ich könnte mir vorstellen, dass die zunehmende Motorisierung auch nicht ohne Folgen auf die Eisenbahnen blieb (weniger Umsatz im Personennahverkehr -> Kompensation durch höhere Frachtraten -> Kostensteigerungen für die Farmer, v.a. im mittleren Westen). Wie wichtig waren denn Eisenbahnaktien im Dow Jones 1929? Wie stark wurden sie vom Crash erwischt?
Das so als ein paar Denkanstösse. Ich erwarte nicht, dass Du alle Fragen beantwortest (zu ein paar Punkten werde ich, wenn ich etws Zeit habe, auch noch mal selbst nachsehen).
 
1. Wie Du sehr schön beschreibst, entwickelte sich der US-$ nach dem 1. Weltkrieg zur internationalen Leitwährung. Insofern dürfen wir monetäre Ansätze nicht allein auf die Binnenwirtschaft bzw. den Binnenkonsum beschränken, sondern müssen sie im weltwirtschaftlichem Kontext betrachten.
Ja und nein. Nein, weil die Great Depression mE ein hausgemachtes, also binnenwirtschaftliches Phänomen war, das durch die internationalen Beziehungen entsprechend exportiert wurde. Ja, weil es selbstverständlich entsprechende einschlägige exogene Beeinflussungen der US-Binnenwirtschaft gab. Das könnte also eine Henne/Ei-Diskussion werden, je nach dem wie man welche Faktoren gewichtet.

2. Sind wir uns theoretisch einig, dass realwirtschaftliche Faktoren (Kostensenkung durch Fließbandproduktion, sinkende Importpreise aufgrund des harten Dollars, starke Ausweitung der Produktionkapazität) den Inflationsdruck senkten, so dass sich Geldmarktungleichgewichte nicht am Konsumgütermarkt (Inflation Deflation), sondern an anderen Märkten (s.u.) zeigten?
Ja. Wobei dennoch die Hyperinflation in eingen europäischen Ländern zu Beginnn der 20er nicht spurlos an den USA vorübergingen, aber dennoch sehrsehr harmlos verlief.

3. Typischerweise entstehen Finanzmarktblasen sekundär und relativ spät. Zunächst entsteht eine Blase am Immobilienmarkt - dass solche Blasen langlebig sein können, zeigt das aktuelle Beispiel Großbritanniens (konstanter Immobilienpreisanstieg seit den späten 1970ern, Blase kam erst mit der aktuellen Finanzkrise zum Platzen). Erst wenn die Immobilienblase platzt (was in den USA 1925 geschah), werden die Anlageströme verstärkt auf Finanzmärkte umgeleitet. Insofern kann die Börsenblase durchaus noch auf die expansive Geldpolitik der 1920er zurückgehen.
Wieso 1925? Die Immo-Blase platzte doch schon 1919. Dementsprechend passt die Geldpolitik eben nur bedingt. Oder reden wir gerade von zwei unterschiedlichen Immo-Blasen und du spielst auf den Florida-Land-Boom an? Der war allerdings 26.

4. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, begann schon vor dem Big Bang eine Rezession (Nachfragerückgang, Produktionseinschränkungen, Entlassungen) Hast Du ein paar Details zum Zeitablauf / Ausmass?
Ein erstes Beben im Dow Jones gab es bereits im Dezember 1928. Das war auch der Anlass washalb die Fed entsprechend reagierte und langfristige Kredite für Aktienkäufe ausschloss. Ab diesem Zeitpunkt ist der Dow Jones nur noch eine - zwar tendenziell nach oben - aber dennoch stetig zitternde Fieberkurve und die Weltwirtschaft erlebt in den nächsten 10 Monaten die schlimmste Milchmädchen-Hausse der Wirtschaftsgeschichte.
File:1929 wall street crash graph.svg - Wikipedia, the free encyclopedia

Vergleichbar zum Dow Jones sah es auf den Märkten aus. Die Arbeitslosigleit stieg 1928 breits wieder stetig an, sackte im Frühjahr 1929 kurzfristig nochmal ab und schnellte ab Oktober 29 in exorbitante Höhen:
File:US Unemployment 1910-1960.gif - Wikipedia, the free encyclopedia

Hier noch eine Übersicht zum Bruttoinlandsprodukt der USA (der oberste Graph), bei dem man den Höhepunkt ungefähr 1926 und dann einen langsamen aber stetigen Rückgang sieht - sowie sehr anschaulich die Delle der Milchmädchen-Hausse vor dem Big Bang.
http://en.wikipedia.org/wiki/File:International_depression.png

(Ich muss meine Bücher noch eingehender filzen, ich hab dauernd nur irgendwelche Graphiken und Zahlen in der Hand die Vergleiche zu tagespolitischen Vorfällen ziehen, ich bin mir aber sicher: irgendwo habe ich noch passenderes)

6. Wie weit führte die Immobilienkrise ab 1925 zu einem Nachfragerückgang der Mittelklasse?
Wir müssen uns erstmal einigen von welcher Immo-Blase wir sprechen. Ich beziehe mich auf die 1919 Immo-Blase die zur Überschuldung der Landbevölkerung führte und für ein entsprechendes Stadt-Land-Gefälle in den USA sorgte.

7. Deutet das "Horten" auf Änderungen der Nachfragestruktur hin?
Auch. Es gab wieder langsam zunehmende Arbeitslosigkeit (siehe oben), ein entsprechender Bedarf war aufgrund der demographischen Entwicklung auch nicht immer gegeben, die 1907 Bankers' Panic lag noch nicht so weit zurück, in einigen Gesellschaftsschichten gab es nach wie vor ein gewachsenen Mißtrauen gegenüber Banken und etliche Leute waren so verschuldet, dass sie das Geld das sie in der Hand hielten, lieber zu Hause behielten als es zu Bank zu tragen. Das waren zum einen die kreditfinanzierten Spekulanten und zum anderen aber auch die übershculdeten Farmer, die ihr Geld zu Hause horteten um bspw. Saatgut zu beschaffen.

Wenn nein, wäre auch unzureichende "Produktentwicklung" der Banken zu den Krisenursachen zu zählen (hier spricht der im Thema 'Mikrokredite' beschlagene Entwicklungspolitiker..).
Ja, das ist definitiv auch ein Punkt. Wobei ich hier zwischen den Banken auf dem Land und den Banken in der Stadt unterscheiden möchte, da beide mit unterschiedlichen Vorzeichen zu arbeiten hatten.

8. Um auf Wirkungen der Motorisierung zurückzukommen: Eine wesentliche Ursache amerikanischer Börsencrashs / Finanzkrisen vor dem 1. Weltkrieg waren ja die regelmäßigen Eisenbahnkrisen (zu teuer gebaut, nicht genug Fracht, plötzlich keine Kredite mehr ->Konkurse & Fusionen). Ich könnte mir vorstellen, dass die zunehmende Motorisierung auch nicht ohne Folgen auf die Eisenbahnen blieb (weniger Umsatz im Personennahverkehr -> Kompensation durch höhere Frachtraten -> Kostensteigerungen für die Farmer, v.a. im mittleren Westen). Wie wichtig waren denn Eisenbahnaktien im Dow Jones 1929? Wie stark wurden sie vom Crash erwischt?
Nicht so sehr, ich bin mal so frei und stelle die Zusammensetzung des Dow Jones im September 1929 ein und hebe entsprechend Eisenbahn und Automotive hervor):
Allied Chemical
American Can
American Smelting
American Sugar
American Tobacco
Atlantic Refining
Bethlehem Steel
Chrysler
Curtiss-Wright
General Electric Company
General Foods
General Motors Corporation
General Railway Signal
Goodrich
International Harvester
International Nickel
Mack Truck
Nash Motors
North American
Paramount Publix
Radio Corporation
Sears Roebuck & Company
Standard Oil (N.J.)
Texas Company
Texas Gulf Sulphur
Union Carbide
U.S. Steel
National Cash Register
Westinghouse Electric
Woolworth
Wie bereits im Facharbeitsthread angedeutet, sehe ich durchaus einen Zusammenhang zwischen Automotive (ich habe jetzt auch nur die unmittelbar in der Automotive tätigen Unternehmen hervorgehoben :fs:), Dow-Jones-Bubble und dem Black Thursday.
Zum Thema Dow Jones hast du mich mit deiner Frage auch auf die Idee gebracht, dass man hier ggf. auch den Zusammenhang der Anhebung der im Dow Jones gehandelten Werte von 20 auf 30 1928 und dem Big Bang 1929 diskutieren könnte.
 
Ja und nein. Nein, weil die Great Depression mE ein hausgemachtes, also binnenwirtschaftliches Phänomen war, das durch die internationalen Beziehungen entsprechend exportiert wurde. Ja, weil es selbstverständlich entsprechende einschlägige exogene Beeinflussungen der US-Binnenwirtschaft gab. Das könnte also eine Henne/Ei-Diskussion werden, je nach dem wie man welche Faktoren gewichtet.

Das Exportieren des Crash lief durch die Labilität der schwer kriegsgeschädigten europäischen Volkswirtschaften sehr rasch ab. Ich glaube nicht, dass man da in eine Henne/Ei-Debatte abrutscht.

- neben der Vorgabe/Signalwirkung der Börsenentwicklung gab es eine Reihe von Finanzströmen, unmittelbar den Schaden "exportierten"
-- die Hochzinspolitik zog bis zum Crash Finanzkapital in die USA, und aus Europa ab (als die Milchmädchen nur noch begrenzt funktionierten, wurde des letzte Halbjahr durch europäisches Kapital angeheizt)
-- mit dem Crash begann der Abfluss des kurzfristigen US-Kapitals aus Europa

- realwirtschaftlich brach der der Welthandel - mengenbezogen - gegenüber 1928 um etwa 30-35% ein. Die unmittelbaren Krisenfolgen übersteigen die mittelfristig problematischen Entwicklungen der 1920er mE deutlich.

Hat jemand eine Geldmengenstatistiken 1928/33 für die USA zur Hand, möglichst getrennt M1/M3?

... und du spielst auf den Florida-Land-Boom an? Der war allerdings 26.
... auf den zB Galbraith stark abstellt. Welche gesamtwirtschaftliche Bedeutung (bzgl. des Marktumfangs) hatte eigentlich speziell diese Blase?


Vergleichbar zum Dow Jones sah es auf den Märkten aus. Die Arbeitslosigleit stieg 1928 breits wieder stetig an, sackte im Frühjahr 1929 kurzfristig nochmal ab und schnellte ab Oktober 29 in exorbitante Höhen:
File:US Unemployment 1910-1960.gif - Wikipedia, the free encyclopedia
Börsenmärkte und Realwirtschaft liefen also 1928/29 nicht parallel.

Auch hierzu eine Frage aus dem Wust der Literatur: den Neuemissionen mit Holdingsstrukturen und einem hohen leverage aus der vorhandenen Verschuldung wird eine gewisse Bedeutung für die Entwicklung des Kursniveaus des Gesamtmarktes - damit auch außerhalb des DJ - beigemessen. Gibt es Analysen für diesen Markt, insbesondere zur Wiederanlage der Emissionserlöse (vermutlich in die Beteiligungsstrukturen)?

Welche Bedeutung hatten die Neuemissionen 1928/29 für den Gesamtmarkt?


Nicht so sehr, ich bin mal so frei und stelle die Zusammensetzung des Dow Jones im September 1929 ein und hebe entsprechend Eisenbahn und Automotive hervor):

Betroffen war doch der gesamte Markt, nicht nur das Körbchen DJ. Damit wird es mE problematisch, sich auf die Zusammensetzung für Aussagen abzustützen. Dennoch kann das interessant sein, aber dann würde mich zunächst ein möglicher Unterschied in der Entwicklung des Gesamtmarktes und des DJ resp. Indices von Standard Statitics (welche Zusammensetzung hatte der 1928/29/30) interessieren.
 
Das Exportieren des Crash lief durch die Labilität der schwer kriegsgeschädigten europäischen Volkswirtschaften sehr rasch ab. Ich glaube nicht, dass man da in eine Henne/Ei-Debatte abrutscht.
Bzgl. des Export der Great Depression nicht, bzgl. der Diskussion eines möglichen Imports der Great Depression unter monetären Gesichtspunkten schon. Aber wie gesagt, das ist eine Frage der Gewichtung der Einzelfaktoren und ich persönlich sehe die Ursachen der Great Depression ohnehin in der US-Binnenwirtschaft.

Hat jemand eine Geldmengenstatistiken 1928/33 für die USA zur Hand, möglichst getrennt M1/M3?
Aber sicher doch ;)
M1:
Beim Bargeld 1929 4 Mrd. $ - 1933 kommt es zur Erhöhung um 1 Mrd. $. Beim Giralgeld waren es 1929 23. Mrd. $ und 1933 dann nur noch 15 Mrd. $. Allerdings fällt in diesen zeitraum eben auch die Zinserhöhung der Fed. Irgendwo hab ich auch noch ein Bildchen, das in einer Gegenüberstellung von M1 und BIP zeigt, dass es keine expansive Geldpolitik in den 20ern in den USA gab. Nur wo wieder... Ich such mal.
Bei M3 liegt der Hund schon eher begraben, leider habe ich dazu nur die prozentuale Veränderung gefunden, die Entwicklung wird so aber auch deutlich):
M3 USA.png
Nachdem im Zusammenhang mit der Great Depression und M3 auch immer wieder gerne der Goldstandard diskutiert wird, wären jetzt noch die Goldreserven des Zeitschnitts interessant. Hat da jemand die Zahlen vorliegen?

... auf den zB Galbraith stark abstellt. Welche gesamtwirtschaftliche Bedeutung (bzgl. des Marktumfangs) hatte eigentlich speziell diese Blase?
Schwierig zu sagen. Das waren ja nicht nur die explodierenden Landpreise, sondern auch die expolidierenden Lebenshaltungskosten aufgrund der schlechten infrastrukturellen Anbindung sowie der Huricane, der der Blase mit zum platzen brachte. Nichts desto trotz halte ich den Floriad Land Boom eher für ein regionales Phänomen, von dem zudem vermehrt die Großkopferten betroffen waren, die sich dort Immobilien zugelegt haben, im Gegensatz zur 1919er Bubble, die einkommensschwächere und insbesondere auch anteilig mehr Menschen der US-Bevölkerung betraf. Wie begründet denn Galbraith?

Auch hierzu eine Frage aus dem Wust der Literatur: den Neuemissionen mit Holdingsstrukturen und einem hohen leverage aus der vorhandenen Verschuldung wird eine gewisse Bedeutung für die Entwicklung des Kursniveaus des Gesamtmarktes - damit auch außerhalb des DJ - beigemessen. Gibt es Analysen für diesen Markt, insbesondere zur Wiederanlage der Emissionserlöse (vermutlich in die Beteiligungsstrukturen)?
Auf die Schnelle habe ich dazu nur zusammenfassende Aussagen gefunden, dass dem so war (Reinvest der Emissionserlöse in Beteiligungen welcher Art auch immer). Eine konkrete Studie ist mir dazu nicht bekannt, entsprechende Fußnoten geben auch nicht wirklich was her.

Welche Bedeutung hatten die Neuemissionen 1928/29 für den Gesamtmarkt?
Auf die Gefahr hin, dass ich die Frage jetzt falsch verstehe: gerade die Neuemissionen führten zu einem weiteren Aufblähen der Blase, gerade in dem Zeitschnitt spekulierte *jeder* an der Wall Street. Um mal Goldman, Sachs rauszupicken: Neuemission Ende 1928 zu 104 $, bereits im Februar 1929 liegt der Kurs bei mehr als dem doppelten (222,50 $ am 27.2.29: Börsencrash - 1929 | Börsengeschichte - boerse.de - 1. Seite ganz unten)

Betroffen war doch der gesamte Markt, nicht nur das Körbchen DJ. Damit wird es mE problematisch, sich auf die Zusammensetzung für Aussagen abzustützen. Dennoch kann das interessant sein, aber dann würde mich zunächst ein möglicher Unterschied in der Entwicklung des Gesamtmarktes und des DJ resp. Indices von Standard Statitics (welche Zusammensetzung hatte der 1928/29/30) interessieren.
Mir ging es hierbei um die Dow-Jones-Bubble.
 
Aber wie gesagt, das ist eine Frage der Gewichtung der Einzelfaktoren und ich persönlich sehe die Ursachen der Great Depression ohnehin in der US-Binnenwirtschaft.
Da sind wir uns einig.

Ergänzend würde ich das Bevölkerungswachstum 1910/1929 um rd. ein Drittel hinzuziehen (1920/1929 um rd. 15 Mio. und damit > 15%).


Aber sicher doch ;) ,M1: Beim Bargeld 1929 4 Mrd. $ - 1933 kommt es zur Erhöhung um 1 Mrd. $. Beim Giralgeld waren es 1929 23. Mrd. $ und 1933 dann nur noch 15 Mrd. $.
Besten Dank!

Der Stückgeldumlauf 1928/29 war mit 4,782 Mrd. bzw. 4,763 Mrd. vor der Krise nahezu unverändert, in der Finanzkrise zunächst rückläufig (bis März 1931 auf rd. 4,56 Mrd. US-$).


Allerdings fällt in diesen zeitraum eben auch die Zinserhöhung der Fed. Irgendwo hab ich auch noch ein Bildchen, das in einer Gegenüberstellung von M1 und BIP zeigt, dass es keine expansive Geldpolitik in den 20ern in den USA gab.
Zinssätze USA 1926 - 1928 - 1929 - 1930, Jahresdurchschnitte
tägliches Geld 4,505% - 6,090% - 7,494% - 2,871%
Privatdiskont 3,591% - 4,165% - 5,099% - 2,539%
Diskontsatz Zentralbank 3,840% - 4,504% - 5,163% - 3,037% (2,000% im März 1931)
Zunächst - mit der platzenden Blase - ist also ein Rückgang ab 1930 zu beobachten, im kurzfristigen Bereich.

Aktienrendite (90 Schwergewichte) 4,94% - 3,98% - 3,47% - 4,51%
Rendite festverzinslicher Werte 4,60% - 4,49% - 4,70% - 4,52%

Aktienindex, 404 Aktien, Standard Statistics, 126 = 100%, 1928, 1929, 1930, März 1931
100,0 - 149,8 - 191,1 - 149,8 - 121,6


Nachdem im Zusammenhang mit der Great Depression und M3 auch immer wieder gerne der Goldstandard diskutiert wird, wären jetzt noch die Goldreserven des Zeitschnitts interessant. Hat da jemand die Zahlen vorliegen?
Goldbestand 1928/1929 war kaum verändert, erst ab 1930 ein Anstieg, bewertet in RM (Goldwertparität zwischen 99,93% und 100,15% bzw. Kurs RM-$ etwa 4,1:1)
17,66 Mrd. - 17,98 Mrd - 18,72 Mrd. (19,65 Mrd. im März 1931)

Nichts desto trotz halte ich den Floriad Land Boom eher für ein regionales Phänomen, von dem zudem vermehrt die Großkopferten betroffen waren, die sich dort Immobilien zugelegt haben, ... Wie begründet denn Galbraith?
Dito. Er begründet nicht, sondern sortiert den Vorgang in die zunehmenden "Blasen" ein.


Auf die Gefahr hin, dass ich die Frage jetzt falsch verstehe: gerade die Neuemissionen führten zu einem weiteren Aufblähen der Blase, gerade in dem Zeitschnitt spekulierte *jeder* an der Wall Street. ...
Mir ging es hierbei um die Dow-Jones-Bubble.

Einerseits ist da die Blase. Aber das Ganze hat einen weiteren Effekt: neben der steigenden Verschuldung zum Kauf der Papiere tritt der Handel mit zunehmend verschuldeten Papieren. Aus den Emissionserlösen wurden offenbar Papiere/Beteiligungen am Markt erworben (Verschuldungsgrade der Holding-Papiere dabei häufig >90%). Wenn die Kurssteigerungen ausbleiben, kollabiert dieses "System", da die Verschuldung nicht aus den Dividendenrenditen bedient werden konnte.

Ja, aber über die DJ-Blase hinaus traf der Rückgang eben den Markt in der Breite.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ergänzend würde ich Bevölkerungswachstum 1910/1929 um rd. ein Drittel hinzuziehen (1920/1929 um rd. 15 Mio. und damit > 15%).
Das erstaunt mich jetzt. Ein gerne genutztes Argument insbesondere im Zusammenhang mit einem Nachfragerückgang ist ja der demographische Faktor einhergehend mit 1. Weltkrieg und Spanische Grippe, oder sind bei deinen Zahlen Zuwandererzahlen mit drin?

Der Stückgeldumlauf 1928/29 war mit 4,782 Mrd. bzw. 4,763 Mrd. vor der Krise nahezu unverändert, in der Finanzkrise zunächst rückläufig (bis März 1931 auf rd. 4,56 Mrd. US-$).
Selbst mit dem Rückgang zwischen 29 und 31 gibt die Betrachtung von M1 bzw. des Bargeldumlaufs doch wirklich keine geldpolitischen Fehlentscheidungen her.

Zinssätze USA 1926 - 1928 - 1929 - 1930, Jahresdurchschnitte
tägliches Geld 4,505% - 6,090% - 7,494% - 2,871%
Privatdiskont 3,591% - 4,165% - 5,099% - 2,539%
Diskontsatz Zentralbank 3,840% - 4,504% - 5,163% - 3,037% (2,000% im März 1931)
Zunächst - mit der platzenden Blase - ist also ein Rückgang ab 1930 zu beobachten, im kurzfristigen Bereich.
Das Hochsetzen 28 und 29 ist der Reaktion auf die schuldenbasierte Spekualtionsfreudigkeit auch in privaten Haushalten geschuldet.

Goldbestand 1928/1929 war kaum verändert, erst ab 1930 ein Anstieg, bewertet in RM (Goldwertparität zwischen 99,93% und 100,15% bzw. Kurs RM-$ etwa 4,1:1)
17,66 Mrd. - 17,98 Mrd - 18,72 Mrd. (19,65 Mrd. im März 1931)
Trotz Bewertung in RM sind wir noch in den USA, oder? Der Goldbestand blieb verhältnismäßig ausgewogen und M3 stieg dermaßen an? Weißt du ad hoc was alles deckungspflichtig war bzw. wie hoch der Anteil der nicht deckungspflichtigen Einlagen in M3 war?

Dito. Er begründet nicht, sondern sortiert den Vorgang in die zunehmenden "Blasen" ein.
Ah, ok, dann bin ich wieder dabei.

Einerseits ist da die Blase. Aber das Ganze hat einen weiteren Effekt: neben der steigenden Verschuldung zum Kauf der Papiere tritt der Handel mit zunehmend verschuldeten Papieren. Aus den Emissionserlösen wurden offenbar Papiere/Beteiligungen am Markt erworben (Verschuldungsgrade der Holding-Papiere dabei häufig >90%). Wenn die Kurssteigerungen ausbleiben, kollabiert dieses "System", da die Verschuldung nicht aus den Dividendenrenditen bedient werden konnte.
Ok, jetzt kann ich folgen. Das wäre für mich der Grund, warum die Blase geplatzt ist.

Ja, aber über die DJ-Blase hinaus traf der Rückgang eben den Markt in der Breite.
Ja aber doch nicht gleichzeitig sondern eher in einer sich fortsetzenden "Wellenbewegung".
 
Das erstaunt mich jetzt. Ein gerne genutztes Argument insbesondere im Zusammenhang mit einem Nachfragerückgang ist ja der demographische Faktor einhergehend mit 1. Weltkrieg und Spanische Grippe, oder sind bei deinen Zahlen Zuwandererzahlen mit drin?

Das ist die gesamte Bevölkerungsentwicklung. Der Anstieg der arbeitsfähigen Bevölkerung war entsprechend, alles inkl. Zuwanderung.


Selbst mit dem Rückgang zwischen 29 und 31 gibt die Betrachtung von M1 bzw. des Bargeldumlaufs doch wirklich keine geldpolitischen Fehlentscheidungen her...
Das Hochsetzen 28 und 29 ist der Reaktion auf die schuldenbasierte Spekualtionsfreudigkeit auch in privaten Haushalten geschuldet.
Ja, einerseits Druck auf inländische Neuschulden, und andererseits wurde ausländisches Geld "angezogen" und in die Blase gepreßt.


Trotz Bewertung in RM sind wir noch in den USA, oder? Der Goldbestand blieb verhältnismäßig ausgewogen und M3 stieg dermaßen an? Weißt du ad hoc was alles deckungspflichtig war bzw. wie hoch der Anteil der nicht deckungspflichtigen Einlagen in M3 war?
Klar, die Angaben erfolgten nur entsprechend der zugrundeliegenden Statistik in RM, was aber wegen des Goldstandards keine beachtlichen Ausschläge ggü. US-$ befürchten läßt. Ich habe auf die Rück-Umrechnung in $ aus Faulheit verzichtet.
 
Weißt du ad hoc was alles deckungspflichtig war bzw. wie hoch der Anteil der nicht deckungspflichtigen Einlagen in M3 war?

Deckungspflichtig war der Stückgeldumlauf in den USA, bestehend aus Goldmünzen, Gold- und Silberzertifikaten, Silberdollar, Silberscheidemünzen, Nickel- und Kupfergeld, Staatsnoten Ausgabe 1890, Bundesreservenoten, Bundesreservebanknoten, Nationalbanknoten, zB 1930 (Jahresdurchschnitt)

Stückgeldumlauf 4.532,0 Mrd. $
Goldstock 4.460,0 Mrd. $
 
@Lili

Da habe ich ein Verständnisproblem. Silesia beschreibt in seinem Posting #14 M0 bzw. M1. In Deinem Chart stellst Du die Entwicklung von M3 dar. Die eine deflationäre Entwicklung impliziert. Was wirtschaftshistorisch wohl auch aus m.S. korrekt ist. Das geht m.E. auch aus den anderen finanzstatistischen Daten hervor. Den "link" zur Bevölkerungsstatistik verstehe ich einfach nicht. :confused:

Was hat Zu- bzw. Abwanderung mit der Geldmenge zu tun? Demographische Entwicklung und Geldmenge, da müßte ich mich ganz schön nach der "Decke" strecken und das noch bei einem Goldstandard.

M.
 
An der Verwirrung bin ich wohl schuld.

Mir ging es um den Hinweis auf den wesentlichen Anstieg der arbeitsfähigen Bevölkerung in den USA, und das sich dieses Problem im Zuge der Finanzkrise entladen hat.

Mit der Geldmengendiskussion hat das nichts zu tun.

Die Graphik zur M3 erschien mir problematisch, da hier nach meinem Verständnis 10-Jahres-Wachstumsraten für die einzelnen Jahre abgebildet werden (oder lese ich das falsch?).

Hilfreicher wäre eine Jahresbetrachtung der Nominalwerte für 1926/30, die man dann um einige Preisindices ergänzen könnte.
 
Ich hab auch nen Demographieschmerz, allerdings einen anderen als Melchior:
Das ist die gesamte Bevölkerungsentwicklung. Der Anstieg der arbeitsfähigen Bevölkerung war entsprechend, alles inkl. Zuwanderung.
Barber begründet in einem Aufsatz ("On the origins of the Great Depression" - den es natürlich mal wieder nicht verlinkbar online gibt) insbesondere den Nachfragerückgang auch mit einem Rückgang der Bevölkerung (selbstverständlich habe ich die Zahlen nie selbst überprüft :autsch:). Er schreibt, dass durch die Toten des 1. Weltkriegs und die Spanische Grippe weniger Familien gegründet wurden und damit auch die entsprechende Nachfrage nach Wohnraum, Haushaltsgegenständen blablubb zurückging. Hinter diese mögliche Begründung kann damit wohl definitiv ein Haken hinter.

Deckungspflichtig war der Stückgeldumlauf in den USA, bestehend aus Goldmünzen, Gold- und Silberzertifikaten, Silberdollar, Silberscheidemünzen, Nickel- und Kupfergeld, Staatsnoten Ausgabe 1890, Bundesreservenoten, Bundesreservebanknoten, Nationalbanknoten, zB 1930 (Jahresdurchschnitt)

Stückgeldumlauf 4.532,0 Mrd. $
Goldstock 4.460,0 Mrd. $
Danke! Einerseits logisch wenn man das Wirtschaftswachstum der 20er betrachtet, andererseits verheerend während der Great Deprssion. Wurde der Goldstock bzw die Deckungspflicht in den 20ern irgendwann mal angepasst? Wieviel hielt denn die USA an den weltweiten Goldreserven?

Da habe ich ein Verständnisproblem. Silesia beschreibt in seinem Posting #14 M0 bzw. M1. In Deinem Chart stellst Du die Entwicklung von M3 dar. Die eine deflationäre Entwicklung impliziert. Was wirtschaftshistorisch wohl auch aus m.S. korrekt ist. Das geht m.E. auch aus den anderen finanzstatistischen Daten hervor. Den "link" zur Bevölkerungsstatistik verstehe ich einfach nicht. :confused:

Was hat Zu- bzw. Abwanderung mit der Geldmenge zu tun? Demographische Entwicklung und Geldmenge, da müßte ich mich ganz schön nach der "Decke" strecken und das noch bei einem Goldstandard.
Auch wenn Silesia (teilweise berechtigt :devil:) die Asche bereits auf sein Haupt geladen hat, noch kurz eine Erklärung von mir: die Great Depression hat nicht nur eine Ursache, sondern mehrere je nach "Schule" werden die Ursachen unterschiedlich schwerwiegend gewichtet. Einen Überblick über die diskutierten Hauptursachen versuche ich in meinem Beitrag #6 zu geben (und habe da noch versprochen verständlich zu bleiben :red:). Daher diskutiere ich mittlerweile die gerade zur Diskussion stehenden Hauptursachen zwar alle in einem Beitrag aber (noch) unabhängig voneinander, so dass ich in einem Beitrag demographische Faktoren und die Geldmengenpolitik anspreche, obwohl ich da bisher noch keine wirkliche Vernüpfung sehe und die Demographie auch gerade über Bord geworfen habe (siehe oben).

Die Graphik zur M3 erschien mir problematisch, da hier nach meinem Verständnis 10-Jahres-Wachstumsraten für die einzelnen Jahre abgebildet werden (oder lese ich das falsch?).
Nö, das liest du richtig, ich hab nur leider auf die schnelle nix besseres gefunden und bisher auch nicht mehr weiter ernsthaft gesucht. Morgen dann :winke:
 
... insbesondere den Nachfragerückgang auch mit einem Rückgang der Bevölkerung (selbstverständlich habe ich die Zahlen nie selbst überprüft :autsch:). Er schreibt, dass durch die Toten des 1. Weltkriegs und die Spanische Grippe weniger Familien gegründet wurden und damit auch die entsprechende Nachfrage nach Wohnraum, Haushaltsgegenständen blablubb zurückging. Hinter diese mögliche Begründung kann damit wohl definitiv ein Haken hinter.

Setzen wir also den Haken zur Bevölkerung USA:
1910: 091,972 Mio. (38,2 Mio. Erwerbstätige)
1920: 105,711 Mio. (41,6 Mio. Erwerbstätige) ... [+14 Mio.]
1930: 122,775 Mio. (48,8 Mio. Erwerbstätige) ... [+17 Mio.]

Von dem Anstieg 1910-1920 (Summe rd. 14 Mio.) entfielen 8 Mio. auf die 30-60-jährigen, 4 Mio. auf die 0-15-järigen, 2 Mio. auf die 15-30-jährigen (hierbei iW nur auf die Frauen -> das zeichnet die Folgen des Weltkriegs nach).

Die Einwanderer trugen zum Anstieg rd. 300.000 p.a. in den 1920ern bei, absinkend auf 100.000 p.a. mit der Weltwirtschaftskrise.

Quelle: StJBDR 1924-1933, Abteilung Internationale Statistiken, basierend auf den US-Statistiken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Spekulationsblasen haben immer mit zu großer Geldmenge zu tun. Wer "Geld in Aussicht" hat, dieses aber nicht gleichzeitig schon in der Tasche hat, kann nicht spekulieren.

Das würde ich bzgl. der Wirkungskette gerne noch einmal highlighten.

"zu groß" erfordert eine Basisgröße, die steht hier aus. Woran wird das "zu groß" gemessen? Wie man an den Zwischenergebnissen M0/M1 gesehen hat, und übrigens auch an den Depositenstatistiken des FED-erfassten Bankensystems der 1920er sehen kann, war der Umfang möglicherweise eben nicht die entscheidende Größe.

Darin steckt aber auch ein fundamentales Problem: die M1-Erweiterungen (zB zu M3) werden - ebenso wie gängige Mindestreservekonzepte - prinzipiell/methodisch über die Passivseite der Geschäftsbanken gegriffen und lassen die Aktivseite - die Kreditschöpfung - nur mittelbar wirken (quasi indirekt über den Bilanzenzusammenhang). Das wird zum Problem bei kreditgetriebenen Spekulationsblasen (die über die Aktiva des Bankensystems meßbar werden), und auch in der Bewertung des Eigenkapitals, das wesentlich von Umschichtungen und Aufwertungen der Aktiva abhängt. Verkomplizierend wirken bewertungsbedingte Ausweitungen des Eigenkapitals und volumenbedingte Ausweitungen der Bankenkredite u.U. synchron, ohne "Mitbuchung" der Einlagenseite.

Dieser Mechanismus ist auch unabhängig von der Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge zu sehen, weswegen die o.a. Hypothese eben nicht jeden Fall einer Blase, so auch nicht 1929, treffend beschreiben kann.
 
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Darin steckt aber auch ein fundamentales Problem: die M1-Erweiterungen (zB zu M3) werden - ebenso wie gängige Mindestreservekonzepte - prinzipiell/methodisch über die Passivseite der Geschäftsbanken gegriffen und lassen die Aktivseite - die Kreditschöpfung - nur mittelbar wirken (quasi indirekt über den Bilanzenzusammenhang). Das wird zum Problem bei kreditgetriebenen Spekulationsblasen (die über die Aktiva des Bankensystems meßbar werden), und auch in der Bewertung des Eigenkapitals, das wesentlich von Umschichtungen und Aufwertungen der Aktiva abhängt....

Jetzt kommen wir m.E. an den Kern. Ist die "Geldschöpfung" der privaten Banken nicht durch einen Mechanismus gleichsam "gedeckelt"* und werden die Kredite bedient, funktioniert der Mechanismus der "Geldschöpfung". Er stockt erst dann, wenn die Bedienung der Kredite (Aktivseite der Bankbilanz) nicht mehr in dem notwendigen Umfang erfolgt, bzw. die Passivseite nicht mit wächst oder die Eigenkapitalquote absinkt. Oder die Zentralbank die Refinanzierung (Mindestreservepolitik, Rediskont, Offenmarkt-Politik etc.) erschwert/verteuert.

(siehe: Geschichte der Danat-Bank)

O.K., kein US Institut, aber da bin ich nicht fit.

Die GD machte bei den Banken massive Abschreibungen notwendig (bilanztechnischen Anpassungen an die Kursentwicklung [bzw. Wertberichtigungen der Kredite] auf der Aktivseite) ohne daß die Passivseite der Bilanzen im gleichem Maße Zuführungen erhielten (EK/FK). Volkswirtschaftlich sollte sich dieses in einer Verringerung von M3 (Lilis Graphik) bei weitestgehender Konstanz von M0 bzw. M1 darstellen lassen.

Oder liege ich da falsch?


M. :winke:

* siehe die Diskussionen zu Basel II.
 
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