Armeen-Vergleich: Timur Lenk u. Dschingis Khan

captain kirk

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Hallo!
Wie ähnlich waren sich die Heere von Timur Lenk und Dschingis Khan?
Gab es Unterschiede in Bewaffnung, Organisation, Taktik und Strategie?
 
Hallo!
Wie ähnlich waren sich die Heere von Timur Lenk und Dschingis Khan?
Gab es Unterschiede in Bewaffnung, Organisation, Taktik und Strategie?

Das ist doch kein Waffen-oder Strategieforum hier. Ich habe gerade mal geschaut. Da gibt es genug bei google. Hast du sicher auch schon gesehen.
 
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Hallo!
Wie ähnlich waren sich die Heere von Timur Lenk und Dschingis Khan?
Gab es Unterschiede in Bewaffnung, Organisation, Taktik und Strategie?

Ich denke, Dschingis Khans Armee war eine Wehrpflicht-Armee von nomadischen leichten Reitern.

Timur Lenks Armee hatte gemgegenüber einen schon sehr viel differenzierteren
Aufbau.

The army resting upon this political machine was increasingly a composite force of horse, foot and artillery rather than a nomad people in arms. Its centrepiece was the heavy cavalry of armoured knights so frequently portrayed in Timurid art. This was provided by Tamerlane's personal supporters and retinue to whom he made grants of sedentary land for the upkeep of their chargers. Tamerlane, however, continued to use nomadic light cavalry from the Chaghatai oboghs and went to war accompanied by a vast tent city. Sedentary infantry formed part of the expedition against Toktamish in 1391 and fought in the great battle of Kanduzcha on June 18, though this was primarily a victory of heavy cavalry over light. Following his campaign in India, Tamerlane acquired an elephant corps. They led the attack on the Ottoman army in the battle of Ankara on July 28 1402, though this too was primarily a heavy cavalry victory, this time over Janissary infantry. Tamerlane made use of sophisticated artillery weapons in the sieges of Aleppo and Smyrna and even evinced some interest in seapower. In military technology, as in state building, Tamerlane was eclectic and effective.
Adshead, Tamerlane
 
@ florian17160

Ich würde sagen, dass militärhistorische Aspekte immer sehr wichtig auch für Geschichte einer Kultur, eines Reiches und vielem anderen Sind. Daher gehört eine solche Diskussion durchaus hierher.
Man kann sich allein schon ausmalen, wieviel Aufwand vom Herrscher des Mittelalters auf die Kriegsführung verwendet wurde, welchen Anteil der Krieg an den gesamten Aktivitäten der Herrscher einnahm. Formen der Herrschaft auch die Aristokratie in Europa leiteten sich von den Notwendigkeiten einer Verteidigung eines Reiches her...
Der Wandel von Strategie und Organisation von Heeren ist also jeweils ganz eng mit der Geschichte der Reiche eines Dschingis Khan oder Timur Lenk verknüpft. (Gerade bei diesen Reichen, welche ja oftmals eher aus tributpflichtigen Unterworfenen bestanden als aus regelrecht eroberten Gebieten ...)


Zum Thema selbst: Der Fortschritt der Waffentechnik im Vergleich zum frühen 13.Jh. spielte doch auch eine kleine Rolle, oder?
Die Organisation der Truppen der Statthalter, die Timur-Lenk für sich einsetzte war scheinbar genauso unterschiedlich wie die Rechte dieser eingesetzten Verwalter und die Privilegien der einzelnen eroberten Gebiete gegenüber dem übergeordneten Herrscher Timur selbst.
 
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Die Basis seiner Armee bildeten die berittenen Bogenschützen, die aber nicht mehr ganz so leicht bewaffnet und/oder gepanzert waren, wie noch zu Dschingis Khans Zeiten. Trotz inzwischen spezialisierter Truppen, z.B. Elefanten, Pioniere, Belagerungstruppenteile, war sein gesamtes Heer äußerst mobil.
Timur wechselte seine Strategie und Taktik je nach Topographie und war wohl militärisch gesehen ein hervorragender Kommandant und Stratege.
Seine beiden nachhaltigsten Siegen waren die gegen die Goldene Horde und gegen die Osmanen, denn von diesem Schlag konnten sich erstere nicht mehr erholen und ermöglichten erst den langsamen Aufstieg Russlands, und letztere wurden um 50 Jahre zurückgeworfen und verfielen in ein Interregnum.
Eine Gemeinsamkeit zu Dschingis Khans Strategie bildet noch der psychologische und reale Terror, der ausgeübt wurde, und die Verbreitung der Nachrichten über ihn in alle Richtungen, u.a. mit dem Ziel, Städte und Burgen nicht langwierig belagern zu müssen, sondern sie damit zur frühzeitigen Kapitulation zu bringen.
 
Das ist ein Thema zu dem ich eigentlich sehr viel schreiben könnte und wollte, aber aus Zeitmangel versuche ich mich kurz zu halten:

Die Armeen von Chinggis Khan waren noch deutlich von den Angehörigen Mongolischer Stämme geprägt. Insbesondere in der Anfangszeit bestandt die Armee überwiegend aus Mongolen.

Demgegenüber waren die Armeen Timurs vor allem von den Angehörigen von Turkvölkern und teilweise von Persern bzw zum Iranischen Raum gehörenden Völkern dominiert.

Auch wenn Timur eine Abstammung von Chinggis beanspruchte, war kein Mongole und auch kein Nachfahre von Chinggis.

Die Armeen von Chinggis selbst waren noch homogener was die Bewaffnung und Struktur angeht, die Armeen Timurs waren deutlich differenzierter, stärker von Söldnern geprägt, stärker von Berufssoldaten geprägt und allgemein schwerer gerüstet und schwerer bewaffnet als die Mongolischen Armeen zur Zeit von Chinggis.

Wie erwähnt setzte Timur wie sein Vorbild Terror als Waffe der psychologischen Kriegsführung ein, aber er schuf weniger Verwaltungsstrukturen, setzte deutlich mehr auf bloßen Terror und Gewaltherrschaft und schuf weniger Strukturen die länger als über die bloße Gewaltherrschaft hinaus funktionierten.

Chinggis schuf mit der Yasa ein Gesetz, er setzte eine Schrift für die Mongolen durch, schuf Verwaltungsstrukturen, gliederte eroberte Gebiete in das Staatswesen ein.

Timur zerstörte vor allem und schuf keine Strukturen die weiter als über die direkte Gewaltherrschaft von Militärgarnisonen hinaus gingen. Während Chinggis auch das Zivile Element berücksichtigte und zu beherrschen suchte, überbetonte Timur allein das militärische Element. Alles was über seine Armee selbst hinaus ging wurde wenig bis nicht beachtet.

Darüber täuschen die Prachtbauten die er errichtete hinweg, oder die Förderung des Islam. Die Errichtung von prächtigen Moscheen durch Timur verdeckt etwas den Blick darauf, das Timur überwiegend ein Kulturzerstörer war, die Verheerungen die Timur anrichtete übertreffen die Zerstörungen durch die Mongolen sogar noch deutlich.

Er war allerdings ein sehr gläubiger Muslim, auch ein wesentlicher Unterschied zu Chinggis.

Die Armeen Timurs waren Islamische Armeen, die entsprechend der Überzeugung ihres Herrn den Islam überall durchzusetzen versuchten. Demgegenüber waren die Mongolen zur Zeit von Chinggis religiös tolerant und achteten nicht auf Religionsfragen.

Timur hatte sehr viel mehr Artillerie und Belagerungswaffen als Chinggis, erst unter den Nachfolgern von Chinggis hatten die mongolischen Armeen ähnlich viele Belagerungswaffen.

Im Endeffekt entspricht Timurs Armee einer typisch spätmongolischen Armee, wie sie sich organisch aus den Armeen von Chinggis durch die Kriege in vielen verschiedenen Gebieten entwickelte.

Zwischen den Armeen Timurs und den Armeen beispielsweise von Möngke war sehr wenig Unterschied.

Eine Besonderheit noch: Angeblich war Timur ein Meister in der Einschätzung des Wetters. Er muß entweder selbst oder in Form von Beratern über weitgehendes Wissen über Wetterentwicklung gehabt haben, was er zu seinen Gunsten einsetzte. Das brachte ihm früh den Ruf ein Schwarze Magie zu beherrschen.

In Bezug auf Taktik und Strategie fällt auf, daß Timur viel mehr als Chinggis auf Schlachten setzte, und das seine Kriegszüge zum Teil noch schneller und blitzartiger erfolgten als die von Chinggis. Timur suchte mehr die direkte Konfrontation auch mit starken Gegnern, während Chinggis solchen Gegnern eher auswich und versuchte sie indirekt zu packen und den Feind durch Kräftekonzentration partiell zu schlagen. Timur versuchte hingegen meiner Ansicht nach eher, die Hauptmacht des Feindes direkt gesammelt zu stellen und zu vernichten.

In Schlachten war Timur dafür bekannt, die Feinde mit immer wieder völllig neuen Vorgehensweisen zu überraschen. Er hatte nicht denselben Vorteil wie Chinggis das der Gegner nicht über so viele berittene Bogenschützen verfügte da viele seiner Feinde ebenfalls Mongolen oder Turkvölker waren die eine sehr ähnliche Kampfweise aufwiesen.

Timur war ein Fanatiker im Detail, er war ein Perfektionist der regelmäßig selbst kleinste einheiten seiner Armee persönlich auf das genaueste inspizierte. Innerhalb der Armee herrschte eine extrem brutale Disziplin, die bei Chinggis Armeen in der Form noch gar nicht nötig war, aber aufgrund der immer heterogeneren Zusammensetzung von Timurs Truppen vermutlich nötig war.

Beschließend muß man feststellen, daß die Armeen von Timur typisch spätmongolische Armeen waren (sehr ähnlich den Armeen unter den Nachfolgern von Chinggis) aber eben sich von der Herkunft der Truppen unterschieden. Die Armeen waren Islamisch und von Turkvölkern dominiert. Ähnlich im Endeffekt den Armeen der Goldenen Horde (ebenfalls Turkvölker, ebenfalls Islamisch), aber deutlich stärker im Bereich Belagerungswaffen und mit einem deutlich überlegenen Offizierkorps.

Von den Armeen anderer Islamischer Staaten unterschieden sich die Armeen Timurs jedenfalls deutlich. Und sie waren ebenfalls noch deutlich auf Berittene Bogenschützen hin ausgerichtet.

In Bezug auf Taktik und Strategie fällt auf, daß Timur noch mehr als Chinggis auf Terror als Mittel der psychologischen Kriegsführung griff und das Timur agressiver und direkter vorging.
 
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danke für eure sehr ausführlichen antworten und für die links!

@florian17160: schlag ein geschichtsbuch auf, es ist (leider) voller kriege...
 
Zugeer

Wenn du noch was speziell wissen willst, nenne einen genauen und begrenzten Bereich. Dann kann man über diesen Bereich mehr sagen. Ganz allgemein ist es einfach zu viel, da könnte man schon wieder ein Buch verfassen.
 
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