Baltaci Mehmet Pascha

Hannibal B.

Neues Mitglied
Hallo liebe Forum Gemeinde,

ich bin neu hier, bin über Google auf eure Seite gestoßen und habe schon viele interessante Sachen gelesen, die mir vorher nicht bekannt waren. Also habe ich den Eindruck gewonnen, das hier Experten am Werke sind...

Ich hatte vor einiger Zeit mit meinem Vater eine angeregte Diskussion über das Osmanische Reich gehabt und er erzählte mir das es einen berühmten Pascha namens "Baltaci Mehmet Pascha" gab, der es vermochte im Jahre 1711 die ganze Armee der Russen unter Zar Peter dem Grossen einzuschliessen und zur Kapitulation zu zwingen. Aber anstatt die russische Armee einzukassieren und auf Moskau zu marschieren, hätte Baltaci Mehmet Pascha mit der Ehefrau des Zaren "Katarina der 1." eine geheime Abmachung getroffen. Diese besagte, das wenn Katarina mit ihm eine Nacht verbringt, würde er es absehen die Armee zu vernichten und in Ruhe abmarschieren zulassen. Dazu kam es dann auch und es kam zum Frieden vom Pruth was besagte, das ASOW (eine Festung am Schwarzen Meer) an die Osmanen kommt. So hat es mein Vater in den 50'er Jahren in der Schule (Türkei) beigebracht bekommen.

Hintergrund Informationen:

Russland und Schweden befinden sich 1910 im Krieg, Schweden verliert und der König von Schweden sucht Schutz im Hofe des Osmanischen Reichs. Der Sultan gewährt es ihm. Russland wiederrum verlangt die Auslieferung des Königs, der Sultan sagt ab. Der Zar erklärt daraufhin dem Sultan den Krieg und marschiert in Moldawien ein. Die Osmanische Armee unter "Baltaci" Mehmet Pascha stellt den Zaren am Flusse Pruth und den Rest der Geschichte kennt ihr ja.

Meine Frage jetzt wieviel Wahrheit steckt in der Geschichte oder kann man es als Mythen und Legenden abstempeln?

Wenn es nicht stimmen sollte, was hat dem Pascha dazu bewogen die russische Armee zu verschonen? ( Wenn man bedenkt das das russische Imperium maßgeblich beteiligt war an der Niederschlagung des Osmanischen Reiches, kommt mir diese Frage berechtigt vor ) Man hätte mit der Zerschlagung der Armee ein grosses Problem weniger aber wie gesagt es kam anders!

Gruß

Hannibal
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich halte das einfach nur für eine Legende. Hätte der Pascha wirklich für eine Liebesnacht den Erfolg preisgegeben, er hätte vom Sultan die seidene Schnur geschickt bekommen. Auch ist es unwahrscheinlich, dass er eigenmächtig ohne Rücksprache mit der Hohen Pforte entscheiden durfte. Asow war der einzige russische Zugang zum Schwarzen Meer, also hat Peter einen durchaus angemessenen Preis bezahlt.
 
Das Zarenreich war 1711 zwar schon mächtig, aber für die Zeitgenossen damals war es noch lange nicht denkbar, von einer "Niederschlagung" des Osm. Reiches zu reden. Du darfst nicht vergessen, dass damals die Zukunft nur für Jedis vorhersehbar war. ;)
Alle anderen konnten ja nicht ahnen, wie Russland sich noch unter Peter dem Großen entwickelte.

Das der Sieg der Osmanen durch den Großwesir nicht weitergehend genutzt wurde, sorgte später für einiges Rätselraten. So gab es Gerüchte, dass er (Baltaci Mehmed Pascha) durch den Schmuck und das Vermögen Katharinas bestochen wurde, zudem Katharina seine Geliebte wurde. So sei Katharina unabhängig von Peters Gesandten nach dem Einschluss der russ. Armee bemüht gewesen durch ranghohe osm. Generäle vermittelt einige günstige Bedingungen einer vollständigen Kapitulation auszuhandeln. Sie erzählte den Generälen, das Peter in seiner Verzweiflung durch die Sümpfe durchbrechen und fliehen wolle, worauf die osm. Generäle meinten, es würde einem Selbstmord gleichen, mit dem entkräftetem Heer durch die Sümpfe marschieren zu wollen. Dann soll sie Peter gebeten haben, ein erneutes Schreiben an den Großwesir zu verfassen, wobei sie mit diesem Schreiben ohne Kenntnis des Zaren ihren gesamten Schmuck und ihr Vermögen dem Mehmed Pascha angeboten haben soll. Da nun der Großwesir hörte, zu welchen verzeifelten Handlungen Zar Peter fähig war (Todesmarsch in die Sümpfe), akzeptierte er dieses Mal die Aufnahme von Kapitulationsverhandlungen.

Einige Fakten stützen diese Gerüchte (bei Historikern): 1. Drei Jahre später (1714) wurde Katharina in einem russ. Journal rühmend erwähnt, dass sie bei der Schlacht am Pruth "wie ein Mann handelte". 2. In dem Schreiben/Protokoll Zar Peters an seinen Gesandten, der die Kapitaltionsverhandlungen führen sollte, wurde alles mögliche besprochen, hauptsache die Osmanen stimmen einem schnellen Waffenstillstand zu und entlassen die eingekreisten Russen, als letzter Satz wurde erwähnt, dass der Rest der möglichen Zugeständnisse mündlich erfolgte. Rest mündlich? Das lädt zu Spekulationen ein. Die Lage der Russen war nämlich hoffnungslos, nicht nur durch das Einkreisen und dem ständigem Kanonenbeschuss durch die osm. Armee, sondern auch durch großen Hunger und Durst, keine Nahrung für Armee und Pferde, und dem Zuendegehen der Muntion. Zudem war der Aufforderung zu Aufständen der slawischen Untertanen des Osm. Reiches durch den Zaren kaum jemand (ausser ein paar Montenegriner) gefolgt.

Kurz, der Kapitulationsgesandte Zar Peters erhielt die Anweisung, alles zu akzeptieren, bis auf die Versklavung der Armee und des Zaren.

Gesichtertere Gründe für das zögerliche Verhalten Baltaci Mehmed Paschas waren seine Unsicherheit, wie loyal die Krimtataren nach dem Einschluss waren, seine Zeitnot, da seine Armee nicht mehr länger ernährt werden konnte, er wusste auch nicht, ob nicht eine russische Entsatzarmee anrückte. Insofern kam es zu folgenden osm. und russischen Angeboten bzw. Forderungen (teilweise auch erst später in Absprache mit der Pforte in Konstantinopel präzisiert):

  • Zerstörung aller Kanonen im Lager des Zaren.
  • Rückgabe aller eroberten Gebiete an die Osmanen, z.B. Gebiet um Asow. Rückzug der Russen hinter den Orel Fluss.
  • Zerstörung der Schwarzmeerflotte.
  • Zerstörung aller Festungen auf Zar Peters Kosten (Der Statthalter von Asow konnte dem ersten Schreiben Zar Peters kaum glauben, dass alles, was mühsam aufgebaut wurde, nun zerstört werden sollte, so dass ein zweites Sendschreiben dem ersten folgen musste)
  • Freilassung osmanischer Gefangenen.
  • Freie Durchreise für den schwed. König Karl XII.
  • russ. Zusage, sich künftig aus den inneren osm. Angelegenheiten herauszuhalten und einen Friedensvertrag nicht zu brechen (woran sich die expansiven Russen später nicht mehr dran hielten).
  • Russland solle sich aus Polen heraushalten, innerhalb 2 Monaten sollten die Russen Polen verlassen.
Im Gegenzug versichterten die Osmanen den russ. Händlern freien Handel in ihrem Reich zu, und sie stimmten zu, als Vermittler eines künftigen Friedens zwischen Schweden und Russland aufzutreten.

Durch diesen vernichtenden Sieg glaubten die Osmanen noch viele Jahrzehnte, dass die am Horizont aufziehende Gefahr eines russischen Reiches, welches den Osmanen ernsthaft gefährlich werden konnte, nicht so groß sei.

Der Sieg wurde in Konstantinopel entsprechend gefeiert, jedoch waren die dortigen Parteien unzufrieden mit den Bedingungen des Großwesirs, so wollten einige sofort einen neuen Krieg den Russen erklären um die günstige Stunde zu nutzen, unter anderem der wütende schwed. König, der Khan der Krimtataren, der Botschafter von Polen, Venedig und Schweden.
Andere hingegen, wollten nun lieber die griechische Morea von den Venezianern zurückerobern, unter anderem Großwesir Baltaci Mehmed Pascha, die Sultansmutter, die griechischen Phanarioten Istanbuls, etc. Letztere, um vor allem ihr Monopol an Steuern und Handel zurückzugewinnen, erstere, um die Verluste von Karlowitz wettzumachen.

Zuerst gewannen die Befürworter eines erneuten Krieges gegen die Russen die Oberhand, vielleicht auch deshalb, weil evtl. Gerüchte die Runde machten, Mehmed Pascha hätte den Frieden wegen Bestechung angenommen. Der Sultan befürchtete militärische Revolten für solch ein vermeintliches unehrenhaftes Verhalten, woraufhin er den Großwesir entließ.
Sultan Ahmet III. war schon in Edirne mit den Vorbereitungen eines erneuten Krieges gegen Russland beschäftigt, auch weil der Rückzug der russischen Truppen aus Polen langsamer vonstatten ging als im Vertrag zugesichert, als der russische Botschafter, zusammen mit den Befürwortern eines Krieges mit Venedig sowie den Botschaftern von England und den Niederlanden ihn umstimmen konnten, auch unter Aufbietung reichlicher Geschenke. Das Intrigenspiel des französischen Botschafters, des schwedischen, polnischen, venezianischen, sowie des Khans der Krim hatte also nichts gebracht, und es wurde statt Russland nun Venedig der Krieg erklärt.

Der Sultan hatte auch genug von dem Intrigenspiel und setzte die schwedischen Gäste in Edirne unter Hausarrest, bis sie nach Schweden ausreisen konnten, und den Krimtataren Devlet Giray Khan ins Exil nach Chios.

Im Juni 1713 konnte dann endlich der endgültige Friedensvertrag zwischen Russland und dem Osm. Reich geschlossen werden, der Details des Truppenabzuges der russ. Truppen aus Polen, Asows Schleifung, Karls Rückreise nach Schweden abschließend behandelte.

Kurz:
Wir können aufgrund der wohl vorherrschenden Quellenlage nicht von mehr als von Gerüchten reden, ob nun Baltaci Mehmed Pascha bestochen wurde, und/oder Katharina seine (zeitweilige) Geliebte wurde. Mehr gibt es eher nicht über diese ggf. peinlichen und geheimen Geschehnisse zu berichten. Es ist auch nicht klar, ob nun diese Gerüchte gestreut wurden oder nicht - erst recht nicht klar ist, ob sie der Wahrheit entsprechen.

Letzlich haben die Osmanen nicht noch mehr Nutzen aus der Niederlage der Russen gezogen, um nicht das komplizierte Mächtegleichgewicht in Europa nachhaltig zu stören.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke lynxxx für diese ausführliche und sehr Interessanten Informationen :)!!!

ich denke auch, das da irgend etwas im Busch war, was genau weiss man leider nicht, sonst kann man diese rätselhafte Entscheidung vom Baltaci Mehmet Pascha nicht erklären. Er kann froh sein, das er 1712 "nur" abgesetzt wurde und nicht vom Sultan geköpft wurde, wie Kara Mustafa Pascha einige Jahre zuvor.

Gruß Hannibal

PS: gibt es eigentlich ausführliche Informationen zur Schlacht bzw. Schlachtverlauf (z.B. Armeegröße der Osmanen, Russen und Krimtataren) oder kam es überhaupt zur Schlacht?

Ich weiß nur, das die Krimtataren auf der Seite der Osmanen mitgewirkt haben sollen und dadurch erst die Einkesselung zustande kam... Osmanen von Süden, die Tataren von Norden, im Osten war das Meer und im Westen warscheinlich die Sümpfe:confused: --- hab keine Quellen, ist von mir eine Spekulation, versuche nur den Schlachtverlauf zu rekonstruieren...
 
Es kann da was im Busch gewesen sein, aber es braucht auch nichts im Busch gewesen sein, denn die historische Einbettung in die damalige Lage habe ich ja geschildert, seine Freilassung der Armee und des Zaren lassen sich mit beiden Aspekten nachvollziehbar machen, also den Gerüchten, und den historischen Fakten.

Zum genauen Hergang: Versuche mal googlebooks, z.B. Hammer-Purgstall, oder ähnliches. (auch englisches)

schaue z.B. mal hier: ab Seite 155 etwa: http://www.google.com/books?id=NcEFAAAAQAAJ&pg=PA155&vq=pruth&lr=&hl=de&source=gbs_search_s&cad=0

kannste auch komplett downloaden, aber Achtung, ist z.T. voll veraltet.
 
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Das Zarenreich war 1711 zwar schon mächtig, aber für die Zeitgenossen damals war es noch lange nicht denkbar, von einer "Niederschlagung" des Osm. Reiches zu reden. Du darfst nicht vergessen, dass damals die Zukunft nur für Jedis vorhersehbar war. ;)
Alle anderen konnten ja nicht ahnen, wie Russland sich noch unter Peter dem Großen entwickelte.

Das der Sieg der Osmanen durch den Großwesir nicht weitergehend genutzt wurde, sorgte später für einiges Rätselraten. So gab es Gerüchte, dass er (Baltaci Mehmed Pascha) durch den Schmuck und das Vermögen Katharinas bestochen wurde, zudem Katharina seine Geliebte wurde. So sei Katharina unabhängig von Peters Gesandten nach dem Einschluss der russ. Armee bemüht gewesen durch ranghohe osm. Generäle vermittelt einige günstige Bedingungen einer vollständigen Kapitulation auszuhandeln. Sie erzählte den Generälen, das Peter in seiner Verzweiflung durch die Sümpfe durchbrechen und fliehen wolle, worauf die osm. Generäle meinten, es würde einem Selbstmord gleichen, mit dem entkräftetem Heer durch die Sümpfe marschieren zu wollen. Dann soll sie Peter gebeten haben, ein erneutes Schreiben an den Großwesir zu verfassen, wobei sie mit diesem Schreiben ohne Kenntnis des Zaren ihren gesamten Schmuck und ihr Vermögen dem Mehmed Pascha angeboten haben soll. Da nun der Großwesir hörte, zu welchen verzeifelten Handlungen Zar Peter fähig war (Todesmarsch in die Sümpfe), akzeptierte er dieses Mal die Aufnahme von Kapitulationsverhandlungen.

Einige Fakten stützen diese Gerüchte (bei Historikern): 1. Drei Jahre später (1714) wurde Katharina in einem russ. Journal rühmend erwähnt, dass sie bei der Schlacht am Pruth "wie ein Mann handelte". 2. In dem Schreiben/Protokoll Zar Peters an seinen Gesandten, der die Kapitaltionsverhandlungen führen sollte, wurde alles mögliche besprochen, hauptsache die Osmanen stimmen einem schnellen Waffenstillstand zu und entlassen die eingekreisten Russen, als letzter Satz wurde erwähnt, dass der Rest der möglichen Zugeständnisse mündlich erfolgte. Rest mündlich? Das lädt zu Spekulationen ein. Die Lage der Russen war nämlich hoffnungslos, nicht nur durch das Einkreisen und dem ständigem Kanonenbeschuss durch die osm. Armee, sondern auch durch großen Hunger und Durst, keine Nahrung für Armee und Pferde, und dem Zuendegehen der Muntion. Zudem war der Aufforderung zu Aufständen der slawischen Untertanen des Osm. Reiches durch den Zaren kaum jemand (ausser ein paar Montenegriner) gefolgt.

Kurz, der Kapitulationsgesandte Zar Peters erhielt die Anweisung, alles zu akzeptieren, bis auf die Versklavung der Armee und des Zaren.

Gesichtertere Gründe für das zögerliche Verhalten Baltaci Mehmed Paschas waren seine Unsicherheit, wie loyal die Krimtataren nach dem Einschluss waren, seine Zeitnot, da seine Armee nicht mehr länger ernährt werden konnte, er wusste auch nicht, ob nicht eine russische Entsatzarmee anrückte. Insofern kam es zu folgenden osm. und russischen Angeboten bzw. Forderungen (teilweise auch erst später in Absprache mit der Pforte in Konstantinopel präzisiert):

  • Zerstörung aller Kanonen im Lager des Zaren.
  • Rückgabe aller eroberten Gebiete an die Osmanen, z.B. Gebiet um Asow. Rückzug der Russen hinter den Orel Fluss.
  • Zerstörung der Schwarzmeerflotte.
  • Zerstörung aller Festungen auf Zar Peters Kosten (Der Statthalter von Asow konnte dem ersten Schreiben Zar Peters kaum glauben, dass alles, was mühsam aufgebaut wurde, nun zerstört werden sollte, so dass ein zweites Sendschreiben dem ersten folgen musste)
  • Freilassung osmanischer Gefangenen.
  • Freie Durchreise für den schwed. König Karl XII.
  • russ. Zusage, sich künftig aus den inneren osm. Angelegenheiten herauszuhalten und einen Friedensvertrag nicht zu brechen (woran sich die expansiven Russen später nicht mehr dran hielten).
  • Russland solle sich aus Polen heraushalten, innerhalb 2 Monaten sollten die Russen Polen verlassen.
Im Gegenzug versichterten die Osmanen den russ. Händlern freien Handel in ihrem Reich zu, und sie stimmten zu, als Vermittler eines künftigen Friedens zwischen Schweden und Russland aufzutreten.

Durch diesen vernichtenden Sieg glaubten die Osmanen noch viele Jahrzehnte, dass die am Horizont aufziehende Gefahr eines russischen Reiches, welches den Osmanen ernsthaft gefährlich werden konnte, nicht so groß sei.

Der Sieg wurde in Konstantinopel entsprechend gefeiert, jedoch waren die dortigen Parteien unzufrieden mit den Bedingungen des Großwesirs, so wollten einige sofort einen neuen Krieg den Russen erklären um die günstige Stunde zu nutzen, unter anderem der wütende schwed. König, der Khan der Krimtataren, der Botschafter von Polen, Venedig und Schweden.
Andere hingegen, wollten nun lieber die griechische Morea von den Venezianern zurückerobern, unter anderem Großwesir Baltaci Mehmed Pascha, die Sultansmutter, die griechischen Phanarioten Istanbuls, etc. Letztere, um vor allem ihr Monopol an Steuern und Handel zurückzugewinnen, erstere, um die Verluste von Karlowitz wettzumachen.

Zuerst gewannen die Befürworter eines erneuten Krieges gegen die Russen die Oberhand, vielleicht auch deshalb, weil evtl. Gerüchte die Runde machten, Mehmed Pascha hätte den Frieden wegen Bestechung angenommen. Der Sultan befürchtete militärische Revolten für solch ein vermeintliches unehrenhaftes Verhalten, woraufhin er den Großwesir entließ.
Sultan Ahmet III. war schon in Edirne mit den Vorbereitungen eines erneuten Krieges gegen Russland beschäftigt, auch weil der Rückzug der russischen Truppen aus Polen langsamer vonstatten ging als im Vertrag zugesichert, als der russische Botschafter, zusammen mit den Befürwortern eines Krieges mit Venedig sowie den Botschaftern von England und den Niederlanden ihn umstimmen konnten, auch unter Aufbietung reichlicher Geschenke. Das Intrigenspiel des französischen Botschafters, des schwedischen, polnischen, venezianischen, sowie des Khans der Krim hatte also nichts gebracht, und es wurde statt Russland nun Venedig der Krieg erklärt.

Der Sultan hatte auch genug von dem Intrigenspiel und setzte die schwedischen Gäste in Edirne unter Hausarrest, bis sie nach Schweden ausreisen konnten, und den Krimtataren Devlet Giray Khan ins Exil nach Chios.

Im Juni 1713 konnte dann endlich der endgültige Friedensvertrag zwischen Russland und dem Osm. Reich geschlossen werden, der Details des Truppenabzuges der russ. Truppen aus Polen, Asows Schleifung, Karls Rückreise nach Schweden abschließend behandelte.

Kurz:
Wir können aufgrund der wohl vorherrschenden Quellenlage nicht von mehr als von Gerüchten reden, ob nun Baltaci Mehmed Pascha bestochen wurde, und/oder Katharina seine (zeitweilige) Geliebte wurde. Mehr gibt es eher nicht über diese ggf. peinlichen und geheimen Geschehnisse zu berichten. Es ist auch nicht klar, ob nun diese Gerüchte gestreut wurden oder nicht - erst recht nicht klar ist, ob sie der Wahrheit entsprechen.

Letzlich haben die Osmanen nicht noch mehr Nutzen aus der Niederlage der Russen gezogen, um nicht das komplizierte Mächtegleichgewicht in Europa nachhaltig zu stören.

Diesen Fred hatte ich bisher leider übersehen. Ich halte diese Geschichte für unwahrscheinlich. Peter rechnete fest damit, alle Eroberungen gegen die Schweden und Asow zu verlieren und Taganrog schleifen lassen zu müssen. Das Angebot Schafirows wurde aber im türkischen Lager mit Erleichterung aufgenommen. Baltaci empfand die eigene Situation als zunehmend unbehaglicher. Seine Janitscharen wünschten keinen neuen Angriff, und auch die angeschlagene, eingekesselte russische Armee war immer noch gefährlich. Das galt umso mehr, als Baltaci Informationen erhalten hatte, dass die Österreicher ihre Armee angeblich zu einem weiteren Krieg mobilisierten. Baltaci wußte auch noch etwas anderes, was peter I. nicht wusste. Die truppen des Generals Rönne hatten bereits Braiila erobert und die Pulvervorräte der Türken erbeutet oder gesprengt. Als ihn Poniatowski und der Tatarenkhan drängten, die Russen anzugreifen, wollte er schon zustimmen, als Schafirow mit seinem Kapitulationsangebot ins Lager kam. Für Baltaci war das wohl ein wink allahs, denn so konnte er zum Sieger werden, ohne seine Truppen noch einmal ins Feuer schicken zu müssen. Dazu wurde Karl XII., der nach Poltawa in die Türkei geflohen war und sich in Bender aufhielt für die Türken zu einer immer größeren diplomatischen Belastung, und die Türken waren froh, ihn loszuwerden, indem sie als Bedingung stellten, dass Karl freies geleit für die heimreise gestellt würde. Karl erfuhr von Poniatowski von den Verhandlungen, und als er sich aufs Pferd schwang und am pruth eintraf, sah er die Russen gerade noch abziehen. Seit diesem Moment waren er und Baltaci Todfeinde. Baltaci war nicht nur Soldat, sondern mehr noch Diplomat, er fürchtete die österreichische Mobilmachung und seine soldaten waren kriegsmüde. Er teilte durchaus nicht die Russophobie Devlet Gerays, des Tartarenkhans. Wäre Karl XII. rechtzeitig gekommen und wäre Peter gefangengenommen worden, hätte er das zweifelhafte Vergnügen gehabt, zwei der mächtigsten europäischen Herrscher, jeder ohne eigene Armee und Macht, als "Gäste" zu haben. Die diplomatischen Folgen wären unübersehbar und sehr heikel gewesen. Vom osmanischen Standpunkt hatte Baltaci alle erstrebenswerten Vorteile erreicht. Was sollte man sonst von einem Friedensvertrag mehr verlangen können.

Baltaci hatte von Peter 150.000 Rubel versprochen bekommen, doch rückblickend erscheint es unwahrscheinlich, dass allein diese Summe den Großwesir zu seinem Handeln bewog. Baltaci hatte, wie oben beschrieben, durchaus gute Gründe, sich mit dem Zaren zu einigen, auch ohne dem Großwesir Katherina ins Bett legen zu müssen.
 
Ich hatte vor einiger Zeit mit meinem Vater eine angeregte Diskussion über das Osmanische Reich gehabt und er erzählte mir das es einen berühmten Pascha namens "Baltaci Mehmet Pascha" gab, der es vermochte im Jahre 1711 die ganze Armee der Russen unter Zar Peter dem Grossen einzuschliessen und zur Kapitulation zu zwingen. Aber anstatt die russische Armee einzukassieren und auf Moskau zu marschieren, hätte Baltaci Mehmet Pascha mit der Ehefrau des Zaren "Katarina der 1." eine geheime Abmachung getroffen. Diese besagte, das wenn Katarina mit ihm eine Nacht verbringt, würde er es absehen die Armee zu vernichten und in Ruhe abmarschieren zulassen. Dazu kam es dann auch und es kam zum Frieden vom Pruth was besagte, das ASOW (eine Festung am Schwarzen Meer) an die Osmanen kommt. So hat es mein Vater in den 50'er Jahren in der Schule (Türkei) beigebracht bekommen.

Meine Frage jetzt wieviel Wahrheit steckt in der Geschichte oder kann man es als Mythen und Legenden abstempeln?

Wenn es nicht stimmen sollte, was hat dem Pascha dazu bewogen die russische Armee zu verschonen? ( Wenn man bedenkt das das russische Imperium maßgeblich beteiligt war an der Niederschlagung des Osmanischen Reiches, kommt mir diese Frage berechtigt vor ) Man hätte mit der Zerschlagung der Armee ein grosses Problem weniger aber wie gesagt es kam anders!
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