Türkenbild

jack Torrence

Neues Mitglied
Hallo

Kennt jemand gute Links, Bücher, Zeitungsartikel, etc. zur Veränderung des europäischen Türkenbildes in der Renaissance.

Ich muss eine ziemlich grosse Arbeit darüber schreiben und jede gute Quelle wäre mir mehr als recht... :)

ich danke euch schon im Voraus für eure Hilfe!
mfg
 
hi,

hier in dieser Bibliografie findest du schon allerhand:
http://www.fernuni-hagen.de/HISTOR/NAUSEU_G/Bibliographie/html/body_b__4_3_1.html

zur Rezeption der islamischen Kunst im Abendland:

http://www.staff.uni-marburg.de/~altwasse/orient.html

ich selber kann persönlich diese Ausstellungskataloge empfehlen:
Europa und der Orient 800 - 1900: (Hrsg.) Sievernich, G. und Budde, H.Berliner Festspiele, Berlin 1989
und
Im Lichte des Halbmondes. Das Abendland und der türkische Orient. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Leipzig 1995

hier noch einige kaiserliche Gesandtschaften ins Osmanische Reich:
http://www.osmanischesreich.com/Geschichte/Literatur/Gesandtschaften/gesandtschaften.html

das sollte erstmal für eine große arbeit reichen... :)
 
Das Türkenbild in der Kunst Europas

Quelle: türkenbeute.de
Die Vorstellung, die die bildenden Künste von den Türken vermittelte, unterlag zwischen dem 15. und 19. Jh. einem vielfachen Wandel. Historische Ereignisse und Gegebenheiten spiegelten sich in den Darstellungen von Türken bzw. Orientalen ebenso wie geistesgeschichtliche und kulturelle Entwicklungen.

Den ganzen Text gibt es hier:
http://www.tuerkenbeute.de/kun/kun_eur/TuerkenbildKunstEur_de.php
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Im Mittelrheinmuseum zu Koblenz lief bis zum 17. 2. die Sonderausstellung "Die Türken kommen". Sie behandelte das europäische Türkenbild in der Vergangenheit.
 
klaro, jede Menge

ich nehme mal an, du meinst das Bild der christlichen Welt in den Augen der Osmanen in der Historie? Nicht heute?

z.B.
Bernard Lewis: Die Welt der Ungläubigen. wie der Islam Europa entdeckte. 1982. ist trotz einiger veralteten Stellen auch für Laien/Einsteiger sehr zu empfehlen und billig.

oder schau mal in meinen "interessante Dokumente"-Thread, dort ist auch ein Dokument dazu, ich glaube auf deutsch.

oder lies dir osmanische Quellen durch, die ich im Thread "Laienliteratur" veröffentlicht habe.

Suraya Faroqhi schreibt in ihrem Beck-Bändchen "Die Geschichte des OR":

"Es wäre eine grobe Vereinfachung, wenn man annähme, es hätte
vor dem 18. Jahrhundert keine kulturellen Kontakte zwischen
dem Osmanischen Reich und Europa gegeben. Was die
höfische Kunst anbelangte, gab es sie, wenn auch nur sporadisch,
seitdem Mehmed der Eroberer den venezianischen Maler
Gentile Bellini nach Istanbul eingeladen hatte. Evliya Çelebi
war bei seinem Wienbesuch (1665) besonders von der Orgel
des Stephansdoms beeindruckt, aber auch von der Architektur
des Stephansturms und von dem Geschick der Wiener Wundärzte.
Auch erklärt der Reisende ausdrücklich, daß die Vorstellung,
Christen beteten Bilder an, auf einem Irrtum beruhe;
vielmehr seien diese als pädagogisches Wirkungsmittel, d. h. als
Biblia pauperum (Armenbibel) gedacht.22 Man kann nur spekulieren,
mit wem Evliya sich in Wien unterhalten haben mag.
Doch trifft es zu, daß im 18. Jahrhundert die Kontakte des
osmanischen Hofes, besonders nach Frankreich, intensiviert
wurden. Ein erster Anlauf geschah während der Regierungszeit
Sultan Ahmeds III. (1703–30), der einen Botschafter mit der
Aufgabe entsandte, ausführlich über das Leben am Hofe des
jungen Ludwigs XV. sowie die Merkwürdigkeiten von Paris zu
berichten. Der Bericht dieses Gesandten, mit Namen Yirmisekiz
Mehmed Çelebi, steckt voll aufmerksamer Beobachtungen.
Der osmanische Botschafter war offenbar wegen seines
Geschicks ausgewählt worden, mit Menschen umzugehen; so
nahm er seinen Sohn mit, der sich bald mit jungen französischen
Adligen anfreundete. Auch das war wohl eine Quelle
wertvoller Sozialkontakte."

Ebenfalls einflussreich waren die Kontakte und die europäischen Einflüsse bei der Kunst, zunehmend im 18. Jh.
 
Ja genau, in der Hystorie. Heute gibt es doch keine Osmanen mehr, nur echte Türken :scheinheilig:
Bernhard Lewis merke ich mir, danke. Aber wird dort nicht mehr über die Araber geschrieben ?
Bitte gib mir einen Link zu diesem Laienthread, habe ich leider trotz Suchen nicht gefunden.
Grüße
 
Man hat das Osmanische Reich in Europa nicht nur mit Schrecken, sondern auch mit Faszination betrachtet. Ein Relikt dieser kulturellen Beziehungen ist heute noch in aller Munde: Kaffee. In Wien ist heute noch eine Straße nach dem legendären Georg Franz Kolschitzky benannt, der, der Sage nach, einen Sack Kaffeebohnen im Türkenlager fand und das erste Kaffeehaus in Wien eröffnete.
Nach neueren Archivalienfunden hat sich allerdings herausgestellt, daß schon früher Kaffee in Wien bekannt war. 1665 kam eine Gesandtschaft des Padischahs nach Wien, und die Wiener vergaßen ihr Erbfeindsyndrom und pilgerten ins Türkenlager, wo auch Kaffee gekocht wurde. Die Hofkanzlei war entsetzt über den hohen Brennholzverbrauch, denn nach den Gepflogenheiten der damaligen Zeit kam der Gastgeber für sämtliche Kosten der Gesandschaft auf. Jedenfalls wurde auch nach Abreise der Gesandschaft 1666 in Wien Kaffee getrunken.
Fast um die gleiche Zeit, 1669 brachte eine osmanische Gesandtschaft dem hedonistischsten Hof Europas, dem von Versailles den neuen Genuß bei. In Marseiller Bürgerhäusern war der Kaffee sogar schon früher bekannt. Es hat sich herausgestellt, daß die osmanische Galeerenflotte im Winter in Marseille vor Anker lag. Offenbar wurden die Rudererer reichlich mit Kaffee gedopt, bald schon handelte man mit Kaffeebohnen, und Kaffee war dort jedenfalls auch den ärmeren Bewohnern erschwinglich.
 
Das das mit den Kaffeesäcken ne Legende sei, habe ich auch schon vermutet, wusste aber nicht mehr, wo ich es gelesen hatte.
Schöne Aufstellung des Kaffees! Daraus kann man sicher ggf. in Google bei Bedarf weitere Einzelheiten ersurfen.

btw: Augenpaul war bei telefon-treff.de eine Bezeichnung, wenn man irgendwas offensichtliches nicht gesehen oder gefunden hat. (Kam glaube ich von der Du darfst Werbung: "Wer ist eigentlich Paul?") :)
 
Die Gesandtschaft des Padischas im Jahre 1665 war die berühmte Reise des Evilya Celebi ins "Reich des goldenen Apfels", ein Bericht des berühmten türkischen Schriftstelles über Wien und das Land der Giauren. Es ist höchst amüsant zu lesen wie Celebi die ihm exotisch anmutende Lebensweise interpretiert und schildert. Nur werden die Grenzen zwischen Dichtung und Wahrheit vermischt.
Mich würde daher die Quelle interessieren welche die Sorge der Hofkanzlei über den Holzverbrauch erwähnt.

Kaffee war um diese Zeit schon bekannt, das erste Kaffeehaus hatte ja schon 1647 in Venedig aufgesperrt.
 
Hi,
ich weiß nicht, ob J. Torrence noch was braucht, aber ich glaube, ich hab vergessen zu der sehr interessanten Diplomarbeit zu verlinken, die ich schon vor 2 Monaten gefunden habe, und die aber auch für viele andere interessant sein könnte:

Dr. Margret Spohn
Alles getürkt
500 Jahre (Vor)Urteile der Deutschen über die Türken
1993

in der Reihe der Uni Oldenburg:
Studien zur Soziologie und Politikwissenschaft

Auszug der Einleitung:

"Die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Türken/innen begann 1961
mit dem Anwerbevertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der
Türkei. Dieser Schluß drängt sich auf, bei einem Blick in die zahlreiche Literatur
zum Thema "Gastarbeiter" und "Arbeitsmigration".
Wenn dies so ist, wenn Deutsche und Türken/innen wirklich erst eine 30jährige
gemeinsame Geschichte haben, wie ist dann Folgendes zu erklären:
- Ausdrücke wie:
"einen Türken bauen"
"türken, oder einen Türken stellen"
"Türkenblut", ein Rotwein
"schlimmer als der Türke"
"Türk" oder "Sultan" als Hundenamen
"Kümmeltürken" als Bezeichnung für Haller Studenten... ?
- Türkendrucke aus dem 15.-17. Jahrhundert in allen deutschen Gebieten?
- Türkengebete, Türkenglocken vom 12. Jahrhundert an?
- Türkische Gräber aus dem 18. Jahrhundert in Berlin, Hannover und anderen
Städten?
- Türkentaufen im Deutschland des 17. und 18. Jahrhunderts?
Es liegt nahe zu vermuten, daß dies Relikte viel früherer Epochen deutschtürkischer
Beziehungen sind, deren Nachwirkungen noch heute spürbar sind.
Es wäre doch durchaus möglich, daß Türken/innen, die von dem wachsenden
Rassismus in der Bundesrepublik am stärksten betroffen sind, Opfer
jahrhundertealter, längst vergessen geglaubter, Vorurteile und Ängste sind,
die ins kollektive Unterbewußtsein der Deutschen eingedrungen sind. Diese
Arbeit möchte versuchen, längst Vergessenes wieder sichtbar werden zu lassen.
Aus diesem Grund muß die 500jährige gemeinsame Geschichte näher
untersucht werden:
Spuren, die frühere Türken/innenbilder in Deutschland hinterlassen haben,
sind zahlreich und umfassen u.a. die Bereiche: Religion, Musik, bildende
und darstellende Künste, Literatur, Mode, Architektur, Umgangssprache.
Vorstellungen über "die Türken" waren somit in allen Bevölkerungsschichten
vertreten.
Wie sahen diese Bilder aus? Welche Vorstellungen verknüpften die Deutschen
mit den Türken/innen?
Assoziierten Klerus, Adel, Bauern, Handwerker, Bürgertum die gleichen
Vorstellungen? Änderten sich diese Bilder? Gibt es Konsequenzen daraus,
die bis heute spürbar sind?
Folgende Fragen sollen zur Klärung beitragen:
1. Wer war an der Entstehung einer bestimmten Vorstellung über die Türken
interessiert?
2. Wer war der Nutznießer dieser Bilder;
welchen Zweck verfolgten sie?
3. Warum änderten sie sich?
..."


Inhalt
  • Vorwort ( 6 KB) 9
  • Einleitung ( 16 KB)11
  • Exkurs: Wer sind die Türken? (14,8 KB)15
    • Erklärungsversuche von Gelehrten des 15., 16. und 17. Jahrhunderts
  • 1 Das religiös geprägte Türkenbild (232 KB)19
    • 1.1 Allgemeine Lage 19
    • 1.2 Die Propaganda der Römischen Kirche 21
    • 1.2.1 Manipulation durch fingierte Briefe 22
    • 1.2.2 Manipulation durch Eingriffe im kirchlichen Bereich 23
    • 1.2.2.1 Türkenpredigten 23
    • 1.2.2.2 Türkenglocken 24
    • 1.2.2.3 Türkengebete 25
    • 1.2.3 Die Rolle Marias im Türkenkampf 27
    • 1.2.4 Manipulation durch Kreuzzugspropaganda 29
    • 1.2.4.1 Christensklaven im Dienst des Kreuzes 31
    • 1.2.4.2 Prediger im Dienst des Kreuzes 32
    • 1.2.5 Prophezeiungen im Dienst von Kirche und Kaiser 33
    • 1.3 Reformation und Türkenfrage 38
    • 1.4 Türken/innentaufen in Deutschland 41
    • 1.5 Zusammenfassung 45
  • 2 Das musikalisch geprägte Türkenbild (199 KB)49
    • 2.1 Türkische Musik in Europa 49
    • 2.2 "Türkische" Musik in Deutschland 52
    • 2.3 Türkenopern 52
    • 2.4 Die weltlichen und geistlichen Türkenlieder 63
    • 2.4.1 Die weltlichen Türkenlieder 64
    • 2.4.2 Die geistlichen Türkenlieder 68
    • 2.5 Zusammenfassung 70
  • 3 Das Türken/Innenbild in der Reiseliteratur (223 KB)71
    • 3.1 Zum Begriff "Reisebeschreibung" 71
    • 3.2 Analyse der Reisebeschreibungen 74
    • 3.2.1 Bartholomeus Georgievics: "Türckenbüchlin" 74
    • 3.2.1.1 Über den Autor 75
    • 3.2.1.2 Über das Buch 75
    • 3.2.1.3 Über den Inhalt 75
    • 3.2.2 Salomon Schweiger: "ein newe Reyßbeschreibung" 79
    • 3.2.2.1 Über den Autor 80
    • 3.2.2.2 Über das Buch 81
    • 3.2.2.3 Über den Inhalt 81
    • 3.2.3 Lady Mary Wortley Montagu: "Briefe aus der Türkei" 86
    • 3.2.3.1 Über die Autorin 87
    • 3.2.3.2 Über das Buch 87
    • 3.2.3.2 Über den Inhalt 88
    • 3.2.4 Andrea Baumgartner-Karabak/Gisela Landesberger: "Die verkauften Bräute" 92
    • 3.2.4.1 Über die Autorinnen 92
    • 3.2.4.2 Über das Buch 93
    • 3.2.4.3 Über den Inhalt 93
    • 3.3 Zusammenfassung 99
  • 4 Das Türkenbild im Unterricht (136 KB)105
    • 4.1 Perspektivwechsel 105
    • 4.2 Geschichtsunterricht und Identität 106
    • 4.3 Das Türkenbild in sechs ausgewählten Geschichtsbüchern 108
    • 4.4 Die Auswirkungen des im Geschichtsunterrichts vermittelten Türken/innenbildes auf deutsche Schulkinder 116
    • 4.5 Leitlinien für den Geschichtsunterricht 119
    • 4.6 Zusammenfassung 120
  • Exkurs: Die Türken und die Deutschen Sprache (8,2 KB) 123
  • Literatur (60,4 KB) 125
  • Anhang (156 KB)
  • Schlußfolgerung (15,8 KB)
ZUGANG zum Dokument:

http://www.bis.uni-oldenburg.de/bisverlag/spoall93/inhalt.html


Ich hab keine Ahnung ob das nun eine gelungene Untersuchung ist, oder nicht. Ihr könnt ja diesmal selber nach Rezensionen suchen, wenn euch das interessiert.

Ciao und viel Spaß beim Blättern... :)
LG, lynxxx
 
also ich bin gerade am schreiben der arbeit, infos habe ich eigentlich noch genug. ein türkischer uniprofessor hat mir noch sein englisches buch über türkenbilder per pdf geschickt, ist noch ganz cool. jedenfalls habe ich jetzt mehr als genug.

ach ja, meine arbeit handelt primärvon der türkenfurcht und was man gegen die vordringenden osmanen tat. das mit der türkenmode und dem exotismus erwähn ich nur nebenbei.

danke an alle für eure hilfe.
 
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