Gibt es (bekannte) Nachkommen vom Stauferkaiser Friedrich II.?

Dion

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Wie wir sicher alle vernommen haben, haben sie in England die Knochen von Richard III. unter einem Parkplatz gefunden, wo früher ein Kloster stand. Dass sie echt sind, haben sie mittels mitochondrialen DNA festgestellt, weil es einen Nachfahren von Richards Schwester Anne of York in der 17. Generation gibt, der mit Richard über dessen Mutter Cecily Neville in rein maternaler Linie verwandt ist.

Meine Frage dazu: Gibt es bei uns auch bekannte Nachfahren von berühmten Leuten, sagen wir z.B. vom letzten Stauferkaiser Friedrich II., dessen offiziellen männlichen Nachkommen alle umgekommen sind, ohne (offiziell) Kinder zu hinterlassen?
 
Wie wir sicher alle vernommen haben, haben sie in England die Knochen von Richard III. unter einem Parkplatz gefunden, wo früher ein Kloster stand. Dass sie echt sind, haben sie mittels mitochondrialen DNA festgestellt, weil es einen Nachfahren von Richards Schwester Anne of York in der 17. Generation gibt, der mit Richard über dessen Mutter Cecily Neville in rein maternaler Linie verwandt ist.

Meine Frage dazu: Gibt es bei uns auch bekannte Nachfahren von berühmten Leuten, sagen wir z.B. vom letzten Stauferkaiser Friedrich II., dessen offiziellen männlichen Nachkommen alle umgekommen sind, ohne (offiziell) Kinder zu hinterlassen?

Konradin war der letzte eindeutig legitime agnatische Erbe der Dynastie der Staufer. Es gab aber überlebende illegitime, d. h. uneheliche agnatische Erben wie Enzio (um 1215–1272), ein unehelicher Sohn seines Großvaters Friedrich II., der jedoch bis zu seinem Tod in Bologna gefangen gehalten wurde, oder sein Cousin Konrad von Antiochia, der erst 1301 starb. Zwei von dessen Söhnen konnten immerhin bis 1320 das Amt des Erzbischofs von Palermo einnehmen. Die männlichen Nachkommen König Manfreds von Sizilien starben alle im Kerker Karl von Anjous oder auf der Flucht in der Bedeutungslosigkeit. Als letzter starb Manfreds Sohn Heinrich 1318 im Kerker in Sizilien. In der kognatischen Linie der Staufer existierten weitere Nachkommen, und eine Reihe von Häusern führt ihren Stammbaum auf sie zurück. So heiratete Konstanze, die älteste Tochter Manfreds von Sizilien, 1262 Peter III. aus dem Haus Barcelona, der 1282 nach der Sizilianischen Vesper die Herrschaft Karls von Anjou in Sizilien übernahm und sich dabei auch auf seine staufischen Verbindungen berief. Daneben heiratete Margaretha von Staufen Albrecht den Entarteten und somit in das Haus Wettin ein. Zu ihren Nachkommen gehören die Wettiner als Kurfürsten und Herzöge von Sachsen sowie das heutige englische Königshaus der Windsors.
 
Dann gab es noch Friedrichs uneheliche Töchter, die in verschiedene italienische Adelsfamilien eingeheiratet haben. Laut dem Stammbaum bei Raumer hat Selvaggia Ezzelino von Ramono geheiratet, eine einen gewissen Jakob von Caretto und eine Richard von Caserta. Und Manfreds Tochter wird hier mit einem Manfred von Saluzzo genannt. Ist halt die Frage, ob es da Nachkommen gab. Die Tochter, die nach Byzanz geheiratet hat, hatte soweit ich weiß keine.

Und Enzio soll ein paar Kinder gehabt haben, aber über die ist wohl nichts bekannt.
 
Vielen Dank, letztergisone,

es ist schon beeindruckend, was Du zusammen getragen hast. Eine kleine Korrektur sei mir erlaubt: Friedrich II. war Enzios Vater, aber nicht zugleich sein Großvater, weil das Inzest bedeutete, für den es keinen Hinweis gibt bzw. wegen der Jugend des Friedrichs bei der Zeugung von Enzio auch nicht geben kann.


… Daneben heiratete Margaretha von Staufen Albrecht den Entarteten und somit in das Haus Wettin ein. Zu ihren Nachkommen gehören die Wettiner als Kurfürsten und Herzöge von Sachsen sowie das heutige englische Königshaus der Windsors.
Überraschend ist es nicht, dass die Kette irgendwann bei Windsors landen würde, weil sie ja mit fast allen Adelshäusern Europas verwandt sind.

Zu den Windsors fällt mir eine kleine Geschichte ein: Ich arbeitete zeitweise mit einem Kollegen aus England zusammen, und wie dem so ist, bei einem Abendessen ging es auch um die Windsors, wobei ich ihm sagte, dass dies eine ziemlich neue Bezeichnung für die englische Königsfamilie sei, denn vor dem ersten Weltkrieg hieß sie Haus Sachsen-Coburg und Gotha, und noch vorher Haus Hannover.

Er fiel aus allen Wolken und erklärte, sie hätten in der Schule das alles durchgemacht, aber das mit Haus Sachsen-Coburg und Gotha und der Änderung des Namens in Windsor mitten im Krieg wurde nie erwähnt. Er war überzeugt gewesen, die hießen schon immer so, schließlich nennen sie sich nach Windsor Castle, das seit der Zeit des Wilhelm des Eroberers den Königen von England gehört.

Eine kleine Episode, die beweist, dass Unangenehmes, Anrüchiges oder auch nur wenig Schmeichelhaftes in den Schulen überall auf der Welt gern verschwiegen wird, auf dass die Nation keinen (eingebildeten) Schaden nehme.
 
Dann gab es noch Friedrichs uneheliche Töchter, die in verschiedene italienische Adelsfamilien eingeheiratet haben. Laut dem Stammbaum bei Raumer hat Selvaggia Ezzelino von Ramono geheiratet, eine einen gewissen Jakob von Caretto und eine Richard von Caserta. Und Manfreds Tochter wird hier mit einem Manfred von Saluzzo genannt. Ist halt die Frage, ob es da Nachkommen gab. Die Tochter, die nach Byzanz geheiratet hat, hatte soweit ich weiß keine.

Und Enzio soll ein paar Kinder gehabt haben, aber über die ist wohl nichts bekannt.
Von Jakob von Caretto und Katharina von Marano sind offenbar fünf Kinder bekannt, von denen teilweise auch Kinder bekannt sind.
Manfred von Saluzzo und Beatrix hatten wohl zwei Kinder.
 
lach,

der war schon gut drauf:

Kinder und Frauen:

Friedrich hatte mit mindestens 13 Frauen wenigstens 20 Kinder. Einige Nachrichten über Affären des Kaisers dürften aber der päpstlichen Propaganda geschuldet sein, die ihn als Wüstling und daher für die Herrschaft ungeeignet darstellte. Friedrichs erste Ehe mit Konstanze von Aragón vermittelte Papst Innozenz III. Die Ehe wurde im August 1209 in Palermo in Anwesenheit beider Brautleute geschlossen. Konstanze war in erster Ehe mit dem 1204 verstorbenen König Emmerich von Ungarn verheiratet gewesen. Aus der Verbindung mit Friedrich ging als einziges Kind 1211 Heinrich (VII.) hervor. Nach Friedrichs Aufbruch 1212 in das Reich nördlich der Alpen blieb seine Frau in Palermo und übte die Regentschaft für den einjährigen Sohn Heinrich aus. Nach vierjähriger räumlicher Trennung holte Friedrich 1216 Konstanze und Heinrich in den nordalpinen Reichsteil. Dort verbrachte sie die überwiegende Zeit wohl im elsässischen Hagenau. 1220 wurde sie gemeinsam mit Friedrich zum Kaiser gekrönt. Am 23. Juni 1222 starb sie nach dreizehn Ehejahren in Catania. Die hohe Wertschätzung für seine erste Frau zeigt ihre prunkvolle Grablege im Dom zu Palermo. Bei Friedrichs künftigen Ehefrauen ging deren Herrschaftsteilhabe deutlich zurück. Auch Mitkrönungen fanden nicht statt.

Neben seiner Ehe mit Konstanze hatte Friedrich mehrere Affären. Etwa zur Zeit von Heinrichs Geburt zeugte er mit einer sizilischen Adligen einen weiteren Sohn mit Namen Friedrich von Pettorano, der später ein Kastell in den Abruzzen erhielt. Aus einem Verhältnis mit einer um 1194 oder 1195 geborenen schwäbischen Adligen Adelheid, einer Tochter Konrads von Urslingen, des Herzogs von Spoleto, gingen zwei Kinder hervor, der um 1215 oder 1216 geborene Enzio (Heinrich) und die zwischen 1216 und 1218 geborene Katharina. Enzio wurde mit Adelesia von Sardinien verheiratet. Er geriet 1249 in Gefangenschaft und starb 1272 als Gefangener der Stadt Bologna. Nach dem Tod Konstanzes heiratete der mittlerweile dreißigjährige Kaiser mit der knapp vierzehn Jahre alten Isabella von Brienne die Thronfolgerin des Königsreiches Jerusalem. Die Ehe wurde wohl von Papst Honorius III. angeregt und vom Deutschordensmeister Hermann von Salza vermittelt. Die Verbindung sollte Friedrichs Kreuzzugsgelübde festigen. Die Trauung erfolgte am 9. November 1225 im Dom Santa Maria del Casale zu Brindisi. Eine 1226 geborene Tochter verstarb früh. Nach nur zweieinhalb Jahren starb Isabella 1228 an den Folgen der Geburt des gemeinsamen Sohnes Konrad IV., der später römisch-deutscher König wurde.

In den 1220er Jahren hatte Friedrich mehrere uneheliche Kinder gezeugt. Einer Beziehung mit einer sizilischen Adligen entstammte der Sohn Friedrich von Antiochia. Unbekannt sind die Mütter der Kinder Richard, Salvaza, Margarete und vielleicht noch weiterer; genannt werden auch ein Sohn Gerhard und eine Tochter namens Blanchefleur.[116] Wohl in der zweiten Hälfte der 1220er Jahre ging Friedrich ein Verhältnis mit Bianca Lancia ein, die aus einer piemontesischen Markgrafenfamilie stammte. Mit ihr hatte er drei Kinder. Das älteste war die um 1230 geborene Tochter Konstanze, die um 1241 den byzantinischen Kaiser Johannes Vatatzes heiratete. 1232 kam der Sohn Manfred zur Welt. Er trat 1254 die Nachfolge als König von Sizilien an. Das dritte Kind war wohl Violante, die um 1233 geboren wurde. Sie wurde mit dem Grafen Richard von Caserta vermählt.
Die dritte eheliche Verbindung ging der mittlerweile vierzigjährige Friedrich 1235 in Worms mit der einundzwanzigjährigen Isabella von Plantagenet ein. Sie war die Schwester König Heinrichs III. von England und Tochter des verstorbenen englischen Königs Johann Ohneland. Isabella brachte zahlreiche Reichtümer in die Ehe ein. Die Mitgift belief sich auf die enorme Summe von etwa sieben Tonnen Silber. Nach der Hochzeit verschwand Isabella aus der Öffentlichkeit. Matthäus Paris behauptet, Friedrich habe „die Kaiserin mehreren maurischen Eunuchen und ähnlichen alten Ungetümen zur Obhut“ gegeben.[118] Mit Isabella hatte Friedrich etwa Ende 1236 eine Tochter namens Margarete und einen Sohn, den im Februar 1238 geborenen Heinrich (auch Carlotto oder Zarlotto genannt). Isabella verstarb möglicherweise an einer Fehlgeburt am 1. Dezember 1241 nach sechsjähriger Ehe in Foggia. Das Mitte der 1240er Jahre geplante Heiratsprojekt mit Gertrud von Österreich, mit dem sich der Kaiser die Unterstützung eines wichtigen Fürsten sichern wollte, scheiterte wohl an Friedrichs Exkommunikation. Ebenso blieb der Plan einer Ehe mit Jutta von Sachsen unausgeführt. Diese eheliche Verbindung hätte Friedrichs Stellung im Norden des Reiches erheblich gestärkt. Im Jahr 1245 oder vielleicht erst 1248 heiratete Friedrich seine langjährige Geliebte Bianca Lancia, um die Anzahl seiner legitimen Nachkommen und möglichen Nachfolger zu erhöhen.



Es gibt auch noch ein Buch:

Die Frauen und Friedrich II von Uwe A. Oster.
 
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