Königskrönung, Salbung, Gottesgnadentum

Emma12345

Neues Mitglied
Liebe Community,
mir ist der Zusammenhang zwischen der Salbung und dem Gottesgnadentum nicht klar.
Der König wurde bei der Krönung gesalbt. Ist es so, dass die Salbung dafür stand, dass er ein Gesalbter des Herren ist und somit König auf dessen Wunsch?

Viele Grüße,
Emma
 
Hallo, Emma!

Soweit ich weiß, findet eine Salbung zuerst, laut Bibel, bei König Saul statt, der von dem Propheten Samuel gesalbt wurde. Es kann allerdings sein, dass dieser israelitische Brauch schon anderswo länger bekannt war und von dort übernommen wurde.
Aber du hast recht, die Salbung sollte die Auserwähltheit des Herrschers von Gott darstellen. So steht in der Bibel nach Luther-Art: 1.Samuel 10,1: "Da nahm Samuel den Krug mit Öl und goß es auf sein [Sauls] Haupt und küßte ihn und sprach: Siehe, der Herr hat dich zum Fürsten über sein Erdteil gesalbt"

Warum Öl verwendet wurde, muss ich spekulieren, denke aber das es ein Zeichen von Reinigung war und das Glänzen auf dem Körper bewirkte eine zusätzliche Achtung vor der gesalbten Person. In späteren Zeiten, wo das Salbungsritual von andern Königen wie den Franken übernommen wurde, war Olivenöl auch ein Zeichen von Wohlstand, von Exklusivität, da es dies nicht mehr in so großen Mengen in West- und Mitteleuropa gab.
Gottesgnadentum legitimierte den Herrscher, ja die ganze Monarchie. Der Salbungsakt war Bestandteil der Krönung und sollte dem Großteil des Volkes symbolisieren: seht her, ich bin der von Gott erwählte Herrscher!
 
Hmmm, im alten Ägypten wurde auch Duftöl- bzw - schmalz bei besonderen Anlässen auf die Haare gegeben. Ob es eine aus dieser Zeit überlieferte Mode ist?
 
Hmmm, im alten Ägypten wurde auch Duftöl- bzw - schmalz bei besonderen Anlässen auf die Haare gegeben. Ob es eine aus dieser Zeit überlieferte Mode ist?

Das mit dem Schmieren von Geruchsstoffen oder glitschigen Salben ins Haar, das habe ich mal gelesen, dass dies schon bei Steinzeitmenschen der Fall war. So sollen, glaube ich, die Männer bei rituellen Zeremonien eine geleeartige Masse sich ins Haar geschmiert haben! Warum, weiß ich nicht!
 
Interessant ist: In der merowingischen Vorstellung scheint das "Königsheil" (der besondere Segen Gottes) in der Familie weiter gegeben zu werden, man hat es also anscheinend von Geburt an. Das mag dann auch ein Grund für die Reichsteilungen gewesen sein - kein "gesegneter" Sohn konnte übergangen werden.

Als Pippin durch einen "Staatsstreich" mit Hilfe des Papstes den Merowingerkönig absetzte und sich zum König machte, brauchte er eine neue Legitimation, denn über ein "ererbtes" Königsheil verfügte er ja nicht - und der Papst half hier mit der Salbung, die Pippin wieder zum "Auswerwählten" des Herrn machte. Diese Salbung war aber nicht "erblich", sie wurde im Mittelalter dann bei der jeweiligen Erhebung zum König jedes Mal wieder vollzogen.
 
Zurück
Oben