Reliquien, Bedeutung/Beschaffung Reinald von Dassel

rena8

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Eher zufällig ist mir Reinald von Dassel und seine Beteiligung an der Reliquienverteilung im HRR begegnet.

Er erhielt als Kanzler Friedrich Barbarossas u.a. Reliquien der heiligen drei Könige beim Italienfeldzug als Geschenk. Bei der Rückreise den Rhein entlang hat er einen Teil dieses "Geschenks" nämlich Reliquien der Brüder Gervasius und Protasius in Breisach zurückgelassen, angeblich als Spende.
Außer den genannten scheint es noch andere Relquien zu geben, die auf diesen Feldzug zurückgehen.
Gibt es neben der offiziellen Darstellung der Beschaffung als Schenkung / Spende vielleicht noch andere Geschichten, wie und warum diese Reliquien über die Alpen gebracht wurden. Und welche politische Bedeutung hatten sie für das HRR?
 
Da ich im Moment zu faul bin, selbst etwas einzutippen, habe ich den Scanner angeworfen. Welche Auswirkungen die Reliquien für das HRR hatten, weiß ich nicht, für Köln allerdings die Auswirkung, eine der bedeutendsten Städte in deutschen Landen zu werden. Die Gründe? Ich denke, Macht. Wichtige Reliquien bedeuteten die "Anwesenheit" der Heiligen, da besaß man mächtige Beschützer.
Die bedeutendste Reliquie, die die Stadt im Mittelalter zu einem Wallfahrtsort von europäischem Rang machen sollte, brachte Erzbischof Reinald von Dassel nach Köln: die Gebeine der Hl. Drei Könige. Reinald, ein Grafensohn aus Dassel bei Einbeck, war seit 1156 Reichskanzler, drei Jahre später wurde er auf ausdrücklichen Wunsch Kaiser Friedrichs I. (genannt Barbarossa) zum Erzbischofvon Köln gewählt - in Köln sprach man von einer »erzwungenen« Wahl. Nicht einmal zwölf Monate seines Pontifikates hielt sich Reinald in seinem Bistum auf; statt dessen kämpfte er zumeist an der Seite seines kaiserlichen Herrn in Italien gegen Papsttum und Lombarden.
1162 gelang es Friedrich Barbarossa, Mailand, das Haupt der rebellischen Städte in der Lombardei, zu erobern. Dabei fiel den Siegern auch ein Sarg mit drei Leibern in die Hände, der erst wenige Jahre zuvor in der Kirche St. Eustorgius gefunden worden war; man hatte den Fund als die Gebeine der drei Weisen (lat. »magi«) aus dem Morgenland gedeutet, mittlerweile wurden sie als die »Heiligen Drei Könige« verehrt. Barbarossa übergab die Reliquien seinem Freund Reinald: »Niemand diente dem Kaiser in Italien mit größerer Treue und Ergebenheit als der Kölner Erzbischof« - so begründete ein Chronist das Geschenk.
Am 23. Juli 1164 zog Reinald mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige in Köln ein, wo er mit Glockengeläut und unter dem Jubel des Volkes »ehrenvoll und glänzend« empfangen wurde, wie die Kölner Königschronik berichtet, »da er die Reliquien zum ewigen Ruhme Deutschlands mitbrachte«. Der Überlieferung zufolge soll der feierliche Einzug in die Stadt bei St. Maria im Kapitol erfolgt sein, an jener Stelle, wo später die Dreikönigspforte erbaut wurde. Für die im karolingischen Dom niedergelegten Gebeine schuf dann später der lothringische Meister Nikolaus von Verdun den prachtvollen Dreikönigenschrein, eines der schönsten Werke mittelalterlicher Goldschmiedekunst. Das Brustbild auf der Rückseite des Schreins zeigt Reinald von Dassel. Zur Verehrung der Heiligen Drei Könige, die als Patrone der Wallfahrer und Reisenden galten, strömten fortan ungezählte Pilger nach Köln - was auch dem städtischen Wirtschaftsleben zugute kam. Nicht zuletzt verdankt Köln der Gabe Reinalds auch die häufigsten Besuche von Kaisern und Königen, wurde es doch bald Sitte, daß die deutschen Herrscher nach ihrer Krönung in Aachen zum Grab der Heiligen Drei Könige pilgerten. So ist es auch verständlich, daß die Kölner Bürgerschaft später die drei goldenen Kronen in ihr Stadtwappen aufnahm.
(Kleine ill. Geschichte der Stadt Köln, S.55f)
 
Diese Reliquien waren eine Kriegsbeute, welche Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Kontext der Belagerung von Mailand gemacht hatte. Der Kaiser schenkte sie dann seinem Reichskanzler Rainald von Dassel, der zudem Erzbischof von Köln und damit einer der wichtigsten Reichsfürsten war. Es gibt mW keine andere Darstellung dieser Geschichte; auch gilt sie unter Historikern mW als abgesichert.
Mehr dazu bspw. von Dietmar Scherm auf Die Reliquien der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom

Die Symbolwirkung dieser Überführung ist enorm: der sakrale Charakter des Königtums im Reich sollte so nachhaltig unterstrichen bzw. hervorgehoben werden.

Wichtig ist dabei aber auch die Bedeutung für die Stadt: Köln war dadurch nicht mehr nur Bischofsstadt, sondern wurde darüberhinaus zur Pilgerstadt.

PS: Sorry wegen der Überschneidungen... :fs:
 
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