Siegel auf einer Urkunde von 933

sidbr

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Hallo Geschichtsexperten,

ihr habt mir bereits bei einer Frage super geholfen. Deshalb versuche ich es heute erneut. Zu unserem Ort gibt es eine Tausurkunde aus dem Jahre 933.
Wir wissen, dass es eine Abschrift aus dem 12. Jh. ist. Das Original ist nie aufgetaucht, d.h. es kann auch eine Fälschung sein oder man änderte sie.
Mich interessiert das Siegel. Wer hat so, wie auf der Urkunde zu sehen gesiegelt. Folgt ihr dem Link, dann könnt ihr ein Bild sehen.

Urkunde von 933 - Heinrich I.

Ist das wirklich das Siegel von Heinrich I.?
 
Ist das wirklich das Siegel von Heinrich I.?

Ich würde eher zu nein tendieren. Ab Beginn des 9. Jahrhunderts war es eher üblich, auf dem Siegel im Halbpprofil zu erscheinen.

Heinrich I. (Ostfrankenreich) ? Wikipedia

Ich zitiere Wiki: "Siegel Heinrichs I. an einer Urkunde vom 18. Oktober 927. Das Siegel zeigt Heinrich als den triumphierenden Heerführerkönig, durchaus in spätantiker Tradition, wie er, vom Betrachter abgewandt, im Halbprofil zu sehen ist. Die Herrscher erscheinen seit 909 unter Ludwig dem Kind in deutlicher Abweichung zu den bisherigen Siegeltypen der Karolinger in Halbfigur, nach links gewendet, mit schmalem Diadem oder Kreuz, die Fahnenlanze geschultert und den Schild erhoben. Es ist das alleinige Siegelbild der ostfränkischen Könige."
 

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Hallo,
ich bin ebenfalls eher zufällig auf diesen Hinweis in wiki gestoßen und es hat mich geschockt. Wenn man wüßte, wer hier gesiegelt hat, könnte man herausfinden, wer der Fälscher oder Ergänzer war. Das würde mir wieder eine Lücke in der regionalen Geschichte schließen.
 
Kannst du das Foto mal größer einstellen, ich kann kaum etwas erkennen und schlechte Augen habe ich eigentlich nicht.
 
danke für das Interesse. Leider ist die Auflösung des Bildes, dass mir von der Urkunde vorliegt nicht so hervorragend. Ich habe noch mal eine Bildergalerie ergänzt.
Urkunde von 933 - Heinrich I.

Vielleicht kann man mehr erkennen. Aber je größr ich das Bild ziehe, um so schlechter wird es.
Gruß
 
Da es sich um keine Orginalurkunde handelt, kann es sich natürlich nicht um ein Originalsiegel handeln.
Urkunden wurden ja gesiegelt, indem man einen kreuzförmigen Schnitt in das Pergament einbrachte, da Wachs eben nicht einseitig hält. Auf der Vorderseite wurde dann der Siegelstempel eingedrückt.
Ich behaupte mal: Wenn es sich bei der Urkunde von 933 wirklcih nur um die Abschrift eines Orginals handelte so würden wir diese ungesiegelt in einem Urkundenbuch finden. Da dem aber nicht so ist, dürfte es sich tatsächlich um eine Fälschung handeln, auch wenn der Fälscher offensichtlich ein Original Heinrichs vorliegen hatte.
Die Gegenprobe würde nun darin bestehen, das Itinerarium Heinrichs zu untersuchen. Sollte das Itinerarium Heinrichs ergeben, dass er zum genannten Zeitpunkt am genannten Ort der Ausstellung der Urkunde gewesen sein kann, müsste man meine obige Behauptung wieder überdenken.
 
Itinerarium Heinrichs:
Leider ist mir keine Quelle bekannt, wo man die Reiseroute von Heinrich I. her bekommen soll. Ich bin kein Historiker, eher jemand, der viel hinterfragt und an die Grenzen stößt.

die Urkunde endet wie folgt:
[FONT=arial,helvetica,sans-serif].... Gegeben am 1. Juni im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 933, in der 3. (eigentl. 6.) Indiktion, im 12. (eigentl. 15.) Jahre der Regierung des frommen Königs Heinrich; geschehen in Frankfurt. In Gottes Namen. Amen.“[/FONT]
 
Also zunächst einmal ist zu schauen, was wir über Heinrichs Bewegungen aus den historiographischen Quellen erfahren (Widukind, Thietmar, Liutprand). Dann sortiert man die Urkunden nach Ausstellungsdatum. Wenn die Urkunden nach Ausstellungsdatum einen Reiseweg nachvollziehen lassen, dann spricht das für ihre Echtheit. Wenn die Lücken zwischen den Einzelurkunden zu groß sind, dann helfen die historiographischen Urkunden.

7. Januar 932 Pöhlde
1. Juni 932 Reot
3. Juni 932 Erfurt
1. Juni 933 Frankfurt
25. Juni 934 Nordhausen

Wenn man sich das anschaut, dann hat man jeweils halbe bis ganze Jahre zwischen den erhaltenen Urkunden. Da hilft uns kein Itinerarium, bleibt nur der Rückgriff auf Widukind, Thietmar und Liutprand. Ich bezweifle allerdings, dass diese uns einen Aufenthalt in Frankfurt im Sommer 933 bestätigen.
 
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