Beziehungen Deutschland Großbritannien

suffelchen

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Die Suche im Internet über die Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien ergaben leider nur positive Beziehungen. :grübel: Da ich aber selber anderes erlebt hab, würden mit das negative Verhältnis sehr interessieren.
Kennt ihr einige Beispiele für Konflikte bzw. negative Verhältnisse?
 
über das deutsch-britische verhältnis vor dem 1. weltkrieg gibt es ein wunderbares buch von r. masie, "schalen des zorns"
 
Lukrezia Borgia schrieb:

Zu o.g. Spiegel-Artikel gibt es noch eine Gegenrede.
Auszug aus Spiegel-Online:

"Deutsche sind auch besessen

Nach einem Artikel über den Weltkriegs-Siegeskult der Briten von SPIEGEL-Autor Matthias Matussek, hat der britische Historiker Frederick Taylor, geantwortet. Die Deutschen, sagt er, sind auch auf vom Zweiten Weltkrieg besessen.



Matthias Matussek hat in seinem Artikel über die Besessenheit mancher Briten auf die Nazis ein paar mal ins Schwarze getroffen. Obwohl etwas mürrisch im Ton, sind seine Anmerkungen insbesondere über das Erbe des Britischen Empire und die Ursachen des anhaltenden Desasters im Irak-Krieg korrekt. Trotzdem ist er viel zu einseitig. Deshalb: Widerspruch.

Die Boulevard-Presse hat die Rolle der Briten im Zweiten Weltkrieg beinahe auf ein absurdes Level befördert. Aber in den meisten seriösen Publikationen wird lebhaft darüber diskutiert, wer die Lorbeeren verdient, Hitler geschlagen zu haben. Und es besteht ein breiter Konsens darüber, dass den Soldaten und Bürgern der Sowjetunion, die stärker als Großbritannien oder Amerika unter dem Krieg der Nazis gelitten haben, schließlich der größte Teil des Ruhmes gebührt.

Ich lese regelmäßig die deutsche Presse, reise häufig nach Deutschland. Mir scheint aber, dass die Briten nicht mehr vom Zweiten Weltkrieg "besessen" sind als ihre Freunde und engen kulturellen Verwandten östlich des Rheins. Wie der britische Botschafter (in Deutschland) Sir Peter Torry anmerkte, berichteten in beiden Ländern Presse und Medien ausgiebig über den Jahrestag des Kriegsendes. Einige - bei weitem nicht alle Medien - waren tendenziös. Die "Bild" Zeitung steht übrigens dem hurrapatriotischen Irrsinn britischer Blätter in nichts mehr nach.



Ich teile die Wut von Herrn Matussek darüber, dass sein Sohn die "Nazi" Gängeleien an seiner Schule erleiden musste. Ich schäme und entschuldige mich als britischer Staatsbürger dafür, dass so etwas weiter passiert. Wir können nur hoffen, dass wir die Erinnerung an den zweiten Weltkrieg endlich in Geschichte verwandeln und solche Einstellungen verschwinden. (Allerdings war es für Franzosen noch Jahrzehnte nach den Napoleonischen Kriegen ziemlich hart, in Großbritannien zu leben.)

Was mich an dem Artikel aber stört, ist der Zusammenhang zum Thema "Auschwitz Bombardierung". Selbstverständlich gab es gute humanitäre Gründe für die Alliierten, die Gleise nach Auschwitz zu bombardieren - im Nachhinein, meiner Meinung nach völlig überzeugende. Aber es gab auch militärisch sinnvolle Gründe dagegen - wie etwa die Distanz oder Fragen des Kosten-Nutzen-Verhältnisses, die im Krieg eben gestellt werden. Bahnschienen waren während der Kriegszeit übrigens einfacher als alles andere zu reparieren. Und im Frühling/Sommer 1945 war es für die Invasion in der Normandie dringend notwenig, die alliierten Luftstreitkräfte zusammenzuziehen.

Und ja, es gab damals auch einen salonfähigen Antisemitismus, der in der laxen Handhabung eine Rolle gespielt haben könnte, in Amerika wie in Großbritannien. Trotzdem regt sich der Verdacht, dass Herr Matussek versucht, eine angloamerikanische Mitverantwortung durch Auslassung der schrecklichen Taten von Auschwitz durch das Hitler-Regime und seine Kohorten zu erreichen. Das ist unakzeptabel. Die Nazis haben diese Vernichtungslager errichtet und betrieben, niemand sonst, und die Verantwortung für die Millionen von Toten liegt beim NS-Regime. Punkt.

Aber die erstaunlichste Aussage von Mattussek ist, dass die Briten anstatt die Juden zu retten, lieber Dresden und andere deutsche Städte bombardierten. Angeblich mit dem Ziel das kulturelle Gesicht ihrer verhassten Nachbarn für immer und ewig zu zerstören.

Die Fehler und Vorurteile, die in diesen einen Satz gepackt sind, haben mir beinahe den Atem stocken lassen. Chronologisch betrachtet wurde Dresden selbstverständlich einige Wochen nach der Befreiung Auschwitz durch die Rote Armee bombardiert, was den Bezug auf "die Befreiung der Juden" sowieso unsinnig macht (obwohl es wahr ist, dass durch die Bombardierung dieser Stadt schon einige Juden gerettet wurden).

Aber selbst, wenn man dies außer Betracht lässt: glaubt Matussek im Ernst, dass die Briten und die Amerikaner Auschwitz das ganze Jahr lang hätten bombardieren sollen - anstatt die deutschen Bevölkerungs-, Kommunikations-, Transport- und Industriezentren? Also deutsche Städte - ja, unter anderem Dresden? Und wenn nicht, was meint er dann eigentlich? Meint er im Ernst dass der einzige Grund für die Bombardierung Deutschlands darin bestand, das kulturelle Erbe seines Landes zu zerstören? Wenn das so wäre, woher hat er diese Information?



Diese Behauptung war schon in der Kriegspropaganda der Nazis populär. Auch meine Forschungen auf dem Gebiet der Politik des Bomber Command haben nichts in diese Richtung ergeben.

Ohne Zweifel war die angloamerikanische Bombardierungsoffensive destruktiv und wurde ohne Rücksicht auf Verluste geführt. Die Entscheidungen waren oft stümperhaft, und die meisten Briten fühlen mit Recht eine gewisse Beklemmung darüber, was da in ihrem Namen getan wurde. Aber die gesamte strategische Bombardierungskampagne als kruden, sinnlosen Vandalismus abzutun, ist vollkommen absurd.

Ich glaube, es wäre sinnvoll für unsere beiden Völker, ihre eigenen passenden Resolutionen zum 60. Jahrestag des Sieges in Europa zu machen. Die Briten versprechen nicht mehr so schrecklich und selbstverliebt- narzisstisch zu sein, wenn es darum geht "den Krieg gewonnen zu haben". Sie sollten sich mehr um die weniger angenehmen Aspekte ihrer Geschichte kümmern. Und die Deutschen werden versprechen, das chronische Selbstmitleid herunterzufahren, das sich selbst in die Texte von so aufmerksamen und sensiblen Beobachtern wie Herrn Matussek schleicht. Hand drauf?

Mit besten Wünschen für das Britisch-Deutsche-Verhältnis für die nächsten 60 Jahre,

Ihr Frederick Taylor"
 
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