Abneigung zwischen Bayern und Preußen

Big_Maama

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Soweit ich weiß konnten sich früher Bayern und Preußen nicht leiden. Ich glaube meist endete diese Abneigung eher in kleineren Scharmützeln als in richtigen Kriegen(?). Bei google habe ich zu diesem Thema leider nichts gefunden. Weiß jemand von euch woher diese Abneigung herrührt?

MfG
Paul
 
Big_Maama schrieb:
Soweit ich weiß konnten sich früher Bayern und Preußen nicht leiden. Ich glaube meist endete diese Abneigung eher in kleineren Scharmützeln als in richtigen Kriegen(?). Bei google habe ich zu diesem Thema leider nichts gefunden. Weiß jemand von euch woher diese Abneigung herrührt?

MfG
Paul


Naja, wen si de Preißn scho so ostein, wos soi ma doa? :rofl:

Im Ernst:
Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, dass die einzelnen deutschen Territorien im 19. Jahrhundert die Erhaltung ihrer Souveränität anstrebten, insbesondere diejenigen, die von einer langen gemeinsamen Geschichte geprägt waren, wie die Altbayern (Franken und Schwaben spare ich hier bewusst aus!). Durch den Eintritt in den Norddeutschen Bund, dessen Politik von Bismarck dominiert wurde verlor Bayern den Großteil seiner Eigenständigkeit.

Ein weiterer Stimmungstiefpunkt war sicherlich der Fakt, dass vor allem in den letzten beiden Jahren des 1. Weltkriegs das bayerische Volk - wie auch die Bewohner des restlichen Deutschen Reichs - bitter Not litten, ihr König, Ludwig III. aber immernoch die Utopien des Kaisers mitträumte und in Bayern erzeugte Lebensmittel in den Norden verfrachtete. In erster Linie schürte das zwar den Hass auf den bayerischen Regenten, was sich in der Revolution 1918 entlud, jedoch bot es abermals Gelegenheit, gegen die Preußen zu wettern.


Trotzdem möchte ich betonen, dass der Bayer an sich ein toleranter Mensch ist, mit dem man es sich schwer verscherzen kann. Er schimpft zwar gern und wird dabei laut und ausfallend, meint es aber nicht wirklich böse. Abneigung würde ich es deshalb nicht nennen, eher eine Neckerei. Zifix nomoi, glaubts sis ma, oda ned!
 
Zuletzt bearbeitet:
Da gab es doch eine herrliche Ausstellung:

"Die Norddeutschen (mit wenigen Ausnahmen) verachten und hassen die Südteutschen, glauben sich weit vor ihnen voraus, und werden nie den herzlichen, unbefangenen Sinn derselben zu erfassen und zu schätzen wissen. Wenn es ihnen gelingt (wovor Gott sey) unsere üppige Lebensfülle mit ihrer nördlichen Kälte und Steifheit zu ersticken, so ist unser Vaterland unwiederbringlich zu Grunde gerichtet."
(Der Bayer von Aretin über die "Preiß’n", 1810)


http://www.hdbg.de/bup/bup.htm
 
"Die Norddeutschen (mit wenigen Ausnahmen) verachten und hassen die Südteutschen, glauben sich weit vor ihnen voraus, und werden nie den herzlichen, unbefangenen Sinn derselben zu erfassen und zu schätzen wissen. Wenn es ihnen gelingt (wovor Gott sey) unsere üppige Lebensfülle mit ihrer nördlichen Kälte und Steifheit zu ersticken, so ist unser Vaterland unwiederbringlich zu Grunde gerichtet."

Sozusagen Huntingtons "Clash of Civilasations" im Hosentaschenformat! :haue:
 
Zitat:" mit ihrer nördlichen Kälte und Steifheit "

Mann gut das Stoiber,Glos und so weiter so lockere und Herzenswärme austrahlenden Zeitgenossen sind.
Die Vorstellung das sie die Identifikationsfiguren der Bajuwarischen Stammeskonförderation sind, erschreckt uns im Norden doch sehr.
 
Sonst gäbe es auch keine Nordlichter mehr.
Welch armer Sternenhimmel.

Aber Tagespolitik wollen wir vergessen.
 
askan schrieb:
Zitat:" mit ihrer nördlichen Kälte und Steifheit "

Mann gut das Stoiber,Glos und so weiter so lockere und Herzenswärme austrahlenden Zeitgenossen sind.
Die Vorstellung das sie die Identifikationsfiguren der Bajuwarischen Stammeskonförderation sind, erschreckt uns im Norden doch sehr.

Nur würde es mich wundern wenn man die schon 1810 hat vorhersehen können.

Oder was ich eigentlich sagen will, lassen wir aktuelle Beispiele und bleiben bei geschichte. Wir müssen hier im Forum keinen neuen Nord-Süd Konflikt anzetteln, zumahl ich wenig davon halte Bayern oder irgend ein andere Bundesland auf die gewählten Volksvertreter zu reduzieren.
 
1810?? Na, das lag wohl eher daran, das die Bayern damals leidenschaftlich mit den Napoleon kollaboriert haben.
 
Jo, danke für die schnelle Aufklärung! Wenn jemand noch ein gutes Buch zu dem Thema kennt, kann er ruhig hier hinschreiben^^. Ich finde diese Nickeleien zwischen den Bayern und Preußen inzwischen i
 
....irgendwie lustig. (tschuldigung, hab beim letzten post ausversehen auf antworten geklickt bevor ich fertig war)

MfG
Paul
 
Big_Maama schrieb:
....irgendwie lustig. (tschuldigung, hab beim letzten post ausversehen auf antworten geklickt bevor ich fertig war)

MfG
Paul

Dsa ist kein Problem. Für die Zukunft kannst du dann einfach danach auf den Button "ändern" drücken und dann deinen Beitrag noch einmal verändern (bis zu einer Stunde nachträglich) ;):winke:
 
Die menschliche Geschichte hat ja schon immer gezeigt, daß Animositäten eher die Regel als die Ausnahme sind, wenn zwei Völker sich als unterschiedlich wahrnehmen. Da sind die Saupreiß-Schimpftiraden ja noch gerade zu harmlos.
Aber die Bayern sind da keineswegs allein. Sie nennen die Norddeutschen Saupreißn, die Schwaben sagen Fischkopf und die Österreicher Piefke (wobei das letztere oft auch für alle BRDler verwendet wird, was aber IMHO jüngeren Datums ist).

Es gibt eben schon recht starke kulturelle Unterschiede zwischen Norddeutschland und Süddeutschland. Einiges davon mag in der Religion verwurzelt sein, da der Süden ja mehrheitlich katholisch ist, der Norden eher protestantisch (aber Württemberg und Teile von Franken sind evangelisch). Auch die ober/niederdeutsche-Sprachgrenze verläuft in ähnlichen Gegenden. Oder man geht noch weiter zurück und unterscheidet zwischen ehemals römischer Kolonie und freiem Germanien...

Was genau der Auslöser für die Unterschiede zwischen Nord- und Süddeutschland sind, wird, denke ich, unklar bleiben. Es sind sicher viele Faktoren. Aber bis heute sind die Kulturen spürbar unterschiedlich. Ich selber bin Schwabe und mir ist es wieder und wieder aufgefallen, daß mir selbst Österreicher und Schweizer kulturell vertrauter erscheinen als Kölner. Bei den Norddeutschen muß ich immer höllisch aufpassen, daß ich nicht in irgendein Fettnäpfchen trete, denn nur, weil man mehr oder weniger die selbe Sprache spricht, heißt das noch lange nicht, daß man unter den Dingen auch das gleiche versteht. Da hab ich schon so einige Mißverständnisse miterlebt.

Man sollte auch nicht vergessen, daß der Spruch von den Supreißn mitnichten der einzige ist (wenn auch einer der bekanntesten). Es gibt ja auch noch Gelbfüßler, Sauschwoba, Öschis. Ganz zu schweigen von Sprüchen wie "Man muß Gott für alles danken, selbst für Ober-, Unter-, Mittelfranken" (Baiern über Franken) oder "Cholera, Malaria, Lepra, von dr Alb ra" (restliche Württemberger über die von der Schwäbischen Alb)
 
Shay schrieb:
... und die Österreicher Piefke (wobei das letztere oft auch für alle BRDler verwendet wird, was aber IMHO jüngeren Datums ist).

(was am innerdeutschen Assimilierungsprozess liegen muss; selbstverständlich ist ein Münchner, der nicht mehr mingarisch reden tut, ebenfalls ein Piefke)

Die Herleitung von Piefke ist allerdings harmlos und musikalisch.
Als die siegreichen Saupreussen anno 1866 nördl. von Wien ihre Armee lagern ließen - und sich die Wiener ganz und gar nicht im Klaren waren, was denn da Schreckliches noch kommen könnte, ließ man eine preuss. Militärmusik mit klingendem Spiel vor die Stadt ziehen.
Die Militärkapelle stand unter der Leitung des (auch in Wien) nicht unbekannten, wenn nicht sogar beliebten, Herrn Kapellmeister Piefke.

Also rief man: "Die Piefkes kommen."
Womit die Preussen Taktgefühl bewiesen und den einzigen musikalischen Frieden in ihrer Geschichte - den Österreichern zugedachten.
 
Big_Maama schrieb:
Soweit ich weiß konnten sich früher Bayern und Preußen nicht leiden. Ich glaube meist endete diese Abneigung eher in kleineren Scharmützeln als in richtigen Kriegen(?). Bei google habe ich zu diesem Thema leider nichts gefunden. Weiß jemand von euch woher diese Abneigung herrührt?

MfG
Paul

Das war nicht immer so.
1740-48
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichischer_Erbfolgekrieg
http://www.regis-net.de/krieg/%F6sterb.html
1778
http://de.wikipedia.org/wiki/Bayerischer_Erbfolgekrieg
http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.b/b212923.htm

Es fragt sich allerdings in beiden Fällen, wie sehr nun Preußen den Bayern half. Österreich war früher allerdings eher Angstgegner und Nachbar mit großem Appetit auf bayerische Gebiete als Preußen. Jedoch ist unsere Geschichtswahrnehmung recht selektiv und das 19. ist vielmehr im Gedächtnis geblieben als das 18.Jh..

S et F

Brissotin
 
Brissotin schrieb:


Ja, das 18. Jh. und das damilige bayrisch-österreichische Verhältnis...
Dabei so einfach und immer hin und her en revange zw. Wittelsbachern und Habsburgern:
Span. Erbfolgekrieg: Bayern beansprucht den span. Thron, kriegt ihn nicht, aber Frankreichs Bündnistreue - die kommt gleich zum tragen beim Österr. Erbfolgekrieg und Bayern will den österr.-und alle anderen Habsburger - Throne. Kriegt alles nicht und Österreich ist jetzt wirklich sauer und nimmt Bayern in deren Erbfolgekrieg das Innviertel weg. Na klar, das es die Bayern weiter mit den Franzosen halten, der "große Franzose" belohnt sie dann ja auch ordentlich, sie werden Könige und erklären den Tirolern und Salzburgern, dass sie nach den neuen germanischen Regeln eh Bayern sind. (Nur wussten die das schon sehr lange nicht mehr). Nach dem Wiener Kongress war der Franzos endlich der allgemeine Fremde und alle glücklich deutschtümelnd und der lachende Dritte diese ganze Zeit über Preussen ...

Und damit wir beim Thema bleiben: der Name "Saupreissn", der dürfte tatsächlich ins 18. Jh. zurückgehen und wahrscheinl. eine österr. Wortschöpfung sein. Bayern durfte dann endlich 1866 und für Bismarck das Schimfwort aussprechen, dass man sich im ganzen 18. Jh. nicht erlauben hätte dürfen, da waren die Preussen ja noch fleißig am helfen, auf das die Wittelsbacher die Habsburger schwächen ...

(Sorry, dass ich den Ausflug vergrößere - und eigentlich sollten wir das ja beim Prinzen Eugenius besprechen - aber, was solls, jetzt steht's da.)
 
1866 hatten die Bayern noch ganz loyal auf die Preußen schießen dürfen, im Bündnis mit Österreich.
In den historisch überlieferten bayrischen Veteranenwitzen vom 66er Krieg waren die Preußen nicht nur Saupreußen, sie waren wunschgemäß auch noch saudumm:
Die schlauen Bayern wussten natürlich, dass die meisten dummen Preußen Fritz hießen. Wenn sich die Kontrahenten nun im Schützengraben gegenüberlagen, rief der Bayer einfach: "Hallo Fritz"! Der dumme Preuße Fritz hob den Kopf und schrie: "Hier"! Peng machte es, und schon gab es einen Fritz weniger. Die dummen Preußen wollten das natürlich nachmachen, sie wussten ja, dass alle Bayern Sepp heißen und riefen aus der Deckung: "Hallo Sepp"! Die Bayern blieben aber unten und riefen zurück: "Bist du es, Fritz"? Der hob seinen Kopf hoch und rief: "Jawohl"! Und schon wieder machte es Peng ...

http://www.br-online.de/imperia/md/content/bayern/collegerad/deutsch/15.rtf
 
Mercy schrieb:
Die schlauen Bayern wussten natürlich, dass die meisten dummen Preußen Fritz hießen. Wenn sich die Kontrahenten nun im Schützengraben gegenüberlagen, rief der Bayer einfach: "Hallo Fritz"! Der dumme Preuße Fritz hob den Kopf und schrie: "Hier"! Peng machte es, und schon gab es einen Fritz weniger. Die dummen Preußen wollten das natürlich nachmachen, sie wussten ja, dass alle Bayern Sepp heißen und riefen aus der Deckung: "Hallo Sepp"! Die Bayern blieben aber unten und riefen zurück: "Bist du es, Fritz"? Der hob seinen Kopf hoch und rief: "Jawohl"! Und schon wieder machte es Peng ...

Den Witz kenne ich auch über den Sezessionskrieg ("Hey,Joe!"), den Ersten ("Hey Tommy!") und Zweiten Weltkrieg ("Hey, Iwan!") und sogar über den Sechstagekrieg ("Hey, Achmed!").

Es würde mich mal interessieren, wann der Witz erstmals aufgetaucht ist. Aber wahrscheinlich hat ihn irgendjemand gehört und auf die eigene Geschichte (gewürzt mit Vorurteilen gegen Nachbarvölker) umgemünzt.
 
ning schrieb:
Die Militärkapelle stand unter der Leitung des (auch in Wien) nicht unbekannten, wenn nicht sogar beliebten, Herrn Kapellmeister Piefke.

Darum hat auch Johann Strauss (Vater) die Piefke- und Pufke - Polka komponiert (Opus: 235).
 
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