DDR-eine realpolitische Utopie?

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Gast

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Hi,
Zurzeit haben wir in Ethik das Thema die DDR- eine realpolitische Utopie? und haben auch schon ordentlich diskutiert. Nun würde ich gerne eure Meinung zu dem Thema hören. Und ich hoffe, dass das Thema auch noch nicht indirekt Gegenstand einer Diskusion war.
Mfg
 
Gerade wenn man sich die Gründung der Sowjetzone näher betracht - sehr schön geschildert in Wolfgang Leonhards "Die Revolution entlässt ihre Kinder" - zeigt sich, dass an den Schaltzentralen in Moskau keine Utopisten am Werk waren. Sondern eher Leute, die genau Vorstellungen darüber hatten, wie das Sowjetsystem nach Deutschland zu importieren sei. Tatsächlich gab es aber einige, darunter der spätere Dissident Leonhard selbst, die einen "deutschen Weg" zum Sozialismus finden wollten. Diese hielten sich ein paar Jahre, wurden dann aber sämtlich, wie deren vielleicht wichtigster Vertreter Anton Ackermann, kalt gestellt (was in der DDR, wo es anders als z.B. in Ungarn oder Polen etwas harmloser zuging, oft die Versetzung auf nachrangige Verwaltungs- und Parteiposten bedeutete).
 
Wir haben die DDR vor allem mit dem Werk Utopia von Thomas More verglichen. Auch anderen Utopien wie Schöne Neue Welt von Alabus Huxley und George Orwells Werk 1984.
Jedenfalls haben wir viele Parralelen gefunden. Konnten uns aber am Ende nicht einigen.
EIne Utopie ist eine unmögliche gesellschaftliche Umwälzung. Eine Idealvorstellung vom perfekten Staat. Hat die DDR es nicht zumindestens in ansätzen Geschafft die Kriterien die Utopia und andere Werke stellen zu erfüllen?
Ich fand desweiteren, dass sich Utopie und realpolitisch an sich schon ausschließen.
 
Hat die DDR es nicht zumindestens in Ansätzen geschafft die Kriterien die Utopia und andere Werke stellen zu erfüllen?

Welche Kriterien, die Morus, Bacon, Campanella und andere Utopisten aufführen, hat die DDR denn deiner Meinung nach versucht zu erfüllen und welche konnte sie erfüllen?
 
Also es ist nicht meine Meinung.
Aber wenn man Utopia mit der DDR vergleicht findet man einige Parralelen z.B. die Mauer- das darf man nicht wörtlich nehmen, aber auch Utopia war "vom Rest der Welt abgeschottet". Die Utopianer oder wie man sie nennen will haben ihr Utopia zu einer Insel gemacht.
Auch die Idee der Beseitigung des Privateigentums war bestandteil der DDR. Und auch die Freizeitbeschäftigung war sowohl in Utopia als auch der DDR (BDM...) gewissermaßen vorgeschrieben. In beiden "Staaten" arbeiten alle für das Gemeinwohl oder sollen es. Ich werd später noch weiter schreiben, jetzt gerade drängelt meine Mutter und ich muss los.
Tut mir wirklich leid!!! Sorry!!!
 
@Gast

Die DDR ist ein Thema, aus dem ich mich raushalte. Ab und an kann man sich als Zeitzeuge dazu äußern, meist geht das aber schief und Emotionen überlagern die gebotene Objektivität. Orwell und Huxley waren keine Utopisten, sondern sie beschrieben als Schriftsteller, natürlich überhöht und abstrahierend, aber als Zeitzeugen, Wirklichkeiten in totalitären Staaten.

Die DDR und "Utopia" zu vergleichen, erscheint mir mit Verlaub, ahistorisch und philosophisch bzw. ideengeschichtlich mehr als gewagt.

Aber o.k. wenn Dein Lehrer das macht, kannst Du nichts dafür. Überlege einfach mal, wer in "Utopia" und in der DDR das Leben regelte und wie sich der Einzelne gegen diesen Regelungsmechanismus durchsetzen konnte. In der Soziologie nennt man das "Kontrollmechanismus". Dann schau mal nach, was andere Utopisten, jenseits von Morus, Campanella und Bacon geschrieben haben. Es ist also der Vergleich zwischen utopischen Anspruch und Wirklichkeit, den Du herausarbeiten mußt; aber auch Irrwege der Utopisten:

dort die weiterführenden Links:
Sergei Gennadijewitsch Netschajew ? Wikipedia

Der Wiki-Artikel selbst ist eher schlecht.

Bei Deinem Thema geht es um "Anspruch" und "Wirklichkeit".


M.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die DDR hatte nichts mit dem Leben der Utopier zu tun.

Wie Melchior schon schön darstellte, ist dieser Vergleich recht unpassend.

Diese Utobia könnte man sicherlich mit der Religiösen Gesellschaft der Freunde, sprich Quäker vergleichen, aber nicht mit einem starren politischen System, daß den Sozialismus als die Herrschende Gesellschaftsform vorschiebt und in Wirklichkeit von preußischen Militarismus und menschenverachtenden "Terror" lebt, indem die Bevölkerung systematisch bevormundet oder entmündigt wird und mit Angst und Überwachung, Ruhe unter der Bevölkerung erzustellen.
Dabei wurden ach so soziale Errungenschaften in aller Regel nur als Mittel zum Zweck der Selbsdarstellung eines real existierenden Sozialismus verwendet.
Die Bevölkerung wurde damit von der Regierung belogen und damit meine ich die Menschen, die wirklich an den echten Sozialismus glaubten, wie die DDR Gegner an sich.

Und Privateigentum, hatten die Leute nach westlichen Standard, die der Bevölkerung weis machen wollten, wie das ohne Privateigentum in der sozialistischen Gesellschaft funktioniert!

Nee, die DDR hatte auch garnichts mit dieser Vorstellung von Utopia zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber wenn man Utopia mit der DDR vergleicht, findet man einige Parallelen z.B. die Mauer- das darf man nicht wörtlich nehmen, aber auch Utopia war "vom Rest der Welt abgeschottet".

Aber es macht ja Utopia gerade nicht aus, dass es von der Welt abgeschottet darliegt. Die Abgeschiedenheit Utopias ist die Erklärung dafür, warum sich so paradiesische Zustände dort halten konnten und - noch wichtiger - warum niemand zuvor dieses Utopia kannte. Die Mauer dagegen musste errichtet werden, weil der realexistente Sozailismus eben nicht existent war. Kein Paradies der Werktätigen, stattdessen Normerhöhungen - und das im Sozialismus, der doch angetreten war, die Ausbeutung der Arbeiterschaft zu beenden.

Die Utopianer oder wie man sie nennen will haben ihr Utopia zu einer Insel gemacht.
Haben sie das? Ich meine nicht. lese aber noch mal nach.

Und auch die Freizeitbeschäftigung war sowohl in Utopia als auch der DDR (BDM...) gewissermaßen vorgeschrieben.

Du meinst die FDJ (Freie Deutsche Jugend). Der BdM (Bund deutscher Mädel) war die NS-Jugendorganisation für Mädchen.
 
Du meinst die FDJ (Freie Deutsche Jugend). Der BdM (Bund deutscher Mädel) war die NS-Jugendorganisation für Mädchen.

Sowas kann heute schon mal vorkommen. Irgendwo im Schrank hab ich noch das inzwischen 2 Nummern zu kleine Blauhemd.
 
Also danke erst mal.
Und ich meine gehört zu haben, dass mein Lehrer gesagt habe, dass die Utopier selbst einen Graben um ihre Stadt budelten, um abgeschieden von der Welt leben zu können. Ich selbst habe das Buch nicht gelesen und muss mich somit auf die Aussage meines Lehrers verlassen.
Und danke nochmal für den Hinweis mit den Distopien. Sollte man wirklich wissen, aber wir hatten sie als wir über Utopien gesprochen haben, uns hat das niemand gesagt, also danke.
Und unser Unterrichtsstand am Ende der Stunde war, dass die meisten wie schon zu Anfang der Stunde der Meinung waren, dass dieser vergleich unpassend ist. (Wie ihr ja auch gesagt=), geschrieben habt.)
Und, dass das Konzept, also die Grundidee vielleicht utopisch ist aber die Umsetztung nicht. Und versteht man unter dem Begriff Utopie und Utopia das gleiche? Ich meine mir ist bewusst, dass der Begriff Utopie von Utopia kommt, aber...
Mfg
 
Und versteht man unter dem Begriff Utopie und Utopia das gleiche? Ich meine mir ist bewusst, dass der Begriff Utopie von Utopia kommt, aber...

Utopia ist mehr der fiktive Ort, wo die paradiesischen Zustände herrschen, während die Utopie die (noch) nicht realisierbare Vorstellung einer besseren Welt ist. Das Problem ist allerdings dass die Trennschärfe nicht ganz gegeben ist, wenn man z.B. sagt "er erdenkt sich sein Utopia". Erschwerend kommt hinzu, dass nicht alle Sprachen diese Unterscheidung machen.
 
Also danke erst mal.
Und ich meine gehört zu haben, dass mein Lehrer gesagt habe, dass die Utopier selbst einen Graben um ihre Stadt budelten, um abgeschieden von der Welt leben zu können. Ich selbst habe das Buch nicht gelesen und muss mich somit auf die Aussage meines Lehrers verlassen.

Da hätte ich Deinem Lehrer beinahe Unrecht getan. Utopia ist eine Insel. Die Überschrift des ersten Kapitels in Buch zwei lautet: „Die Lage der Insel Utopia“. Aber Dein Lehrer hatte trotzdem Recht. Bei Utopia handelte es sich zunächst um eine Halbinsel.
Der Begründer der utopischen Gesellschaft „Utopos“ ließ „nach seiner Landung und seinem Sieg die Erde dort, wo sie mit dem Festland zusammenhing, auf fünfzehn Meilen ausheben und umgab das Land so ringsum mit Wasser.“ (a)

Das lässt mich natürlich eher an den Ärmelkanal, als an die Mauer denken…
Die Beschreibunfg der Insel in diesem Kapitel steht übrigens ganz unter dem Zeichen der militärischen Verteidigung gegen außen. Es ging weniger um die Isolation der Utopier. ES ist im Gegenteil von viel besuchten Häfen die Rede, dso angelegt seien, dass man sie leicht gegen große Truppenmengen verteidigen könne.

(a) Hrsg. Klaus J. Heinisch: Der utopische Staat, S.48
 
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