Deutsche Wiedervereinigung und "Patenbundesländer"?

rrttdd

Mitglied
Hallo,

ich habe letztens gehört, dass nach der deutschen Einheit mit der Neuerrichtung der Bundesländer in Ostdeutschland jedes neue Bundesland ein oder mehrere "Patenbundesländer" aus dem Westen zugeteilt bekam.

Dieses Patenland sollte das neuen Land unterstützen, und oft wurde Verwaltungspersonal aus dem Patenland importiert, oder eigenes Personal im Patenland fortgebildet. Dementsprechend bekam dann das neue Land einen ähnlichen Aufbau wie das Patenland.

Eine Paarung, von der ich nun schon öfters gehört habe, war z.B. Bayern als Pate von Sachsen.

Kann das jemand bestätigen und gibt es vielleicht sogar Quellen, wo die Patenschaften festgehalten wurden? Oder war das eher eine informelle Vereinbarung der Länder untereinander? Oder gab es das überhaupt nicht?
 
Diese Schwerpunkt-Zusammenarbeit zwischen dem alten und neuen Bundesland lief auf allen Verwaltungsebenen ab.

Neben den genannten war das zB auch zwischen Thüringen und Hessen gegeben.
 
NRW hat die Patenschaft von Brandenburg übernommen.
Die Stadt Krefeld hat als Partnerstadt in Brandenburg Beeskow.

Apvar
 
Also:

Bayern-Sachsen
Hessen-Thüringen
NRW-Brandenburg
Niedersachsen-Sachsen-Anhalt

halbwegs logisch fände ich Schleswig-Holstein->MVP... ???

Die Politiker Vogel, Späth und Biedenkopf kamen alle aus dem Südwesten, ist das Zufall oder Absicht?

Jedenfalls finde ich es schon etwas merkwürdig, die Sache ist erst 20 Jahre her aber man findet nichts dazu...:confused: Mich würde zu sehr interessieren, ob es dazu schriftliche Verträge und Vereinbarungen gab.

EDIT: Eine Spur:
Art 15 Abs. 3 Einigungsvertrag:
(3) Auf Ersuchen der Ministerpräsidenten der in Artikel 1 Abs. 1 genannten Länder leisten die anderen Länder und der Bund Verwaltungshilfe bei der Durchführung bestimmter Fachaufgaben, und zwar längstens bis zum 30. Juni 1991.
Wobei ich das eher so interpretieren würde, dass die Länder hier konkrete Verwaltungsaufgaben übernommen haben, solange die neuen Länder noch nicht richtig handlungsfähig waren.
Bis der gesamte Verwaltungsapparat in den neuen Ländern richtig in Schwung kam, hat es sicher länger gedauert...

EDIT 2: Ich habs, das Stichwort heisst "Verwaltungshilfe".
http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/sub_image.cfm?image_id=3173&language=german

Am 17. Mai 1990 beschloss die Volkskammer der DDR eine neue Kommunalverfassung, die die Einführung der kommunalen Selbstverwaltung anstelle der bisherigen Zentralverwaltung vorsah. Durch das Ländereinführungsgesetz vom 22. Juli 1990 sollten außerdem die 1952 in der DDR aufgehobenen Länder wieder eingeführt werden. Ein weitgehender Um- bzw. Neuaufbau der staatlichen Verwaltung wurde daher nötig. Wie im Einigungsvertrag (Artikel 15, Abs. 2 und 3) vorgesehen, leisteten die westdeutschen Länder und der Bund den fünf neuen Bundesländern „Verwaltungshilfe beim Aufbau der Landesverwaltungen“ sowie der „Durchführung bestimmter Fachaufgaben“. Zwischen 1990 und 1995 wirkten etwa 35.000 westdeutsche Beamte als Verwaltungshelfer in Ostdeutschland. Im Rahmen von Ost-West-Partnerschaften zur Verwaltungshilfe arbeiteten die folgenden Bundesländer zusammen: Brandenburg mit Nordrhein-Westfalen; Mecklenburg-Vorpommern mit Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen; Sachsen-Anhalt mit Niedersachsen; Sachsen mit Baden-Württemberg und Bayern; Thüringen mit Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz.
 
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Biedenkopf kam aus NRW. Ist das der SW der alten BRD?

O.K, Spät ist als MP von BW nach einem Skandal zurückgetreten. Dafür ist er in die Wirtschaft zur Jenoptik gegangen.

Apvar
 
Also:

Bayern-Sachsen
Hessen-Thüringen
NRW-Brandenburg
Niedersachsen-Sachsen-Anhalt

halbwegs logisch fände ich Schleswig-Holstein->MVP... ???

Die Politiker Vogel, Späth und Biedenkopf kamen alle aus dem Südwesten, ist das Zufall oder Absicht?

Das gab es auch in den Ebenen darunter, Hinrich Lehmann-Grube ? Wikipedia ging von Hannover nach Leipzig, weil Hannover und Leipzig Partnerstädte waren. So kam es zur Unterstützung bei kommunalen Projekten, wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Verwaltungsorganisation.

Jedenfalls finde ich es schon etwas merkwürdig, die Sache ist erst 20 Jahre her aber man findet nichts dazu...:confused: ..
Auch die Strukturen der alten DDR sind schon halb vergessen. Ich hatte mich gefragt, inwieweit nach der Wiedervereinigung die föderale Struktur überhaupt geregelt werden mußte. Bundesstaat/Föderalismus - Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik
 
Hallo,
in jener Zeit war ich als Referatsleiter im sächsischen Innenministerium tätig. Es gab in diesem und anderen Ministerien viele Beamte aus Baden-Württemberg. Die Qualifikation und Motivation dieser Beamten war - nun sagen wir - sehr unterschiedlich. Es konnte auf elegante Weise der in "West" vorhandene "Beförderungsstau" aufgelöst werden, zusätzlich gab es die "Buschzulage" und den wöchentlichen Flug nach Hause sowie einer Reihe weiterer "Anreize".
Die Bayerische Verwaltungsschule hatte eine Außenstelle in Dreden eröffnet, in der die (Eingeborenen) Mitarbeiter/innen der neuen Verwaltungen eine sehr gute Ausbildung erhielten.
Die Leihbeamten verfügten über treffliche Kenntnisse des jeweiligen Landesrechtes und da viele Gesetze miteinander "verzahnt" sind ist es sinnvoll, nicht willkürlich Gesetze unterschiedlicher Bundesländer zu übernehmen.
Die förderalen Strukturen und die damit verbundenen Zuständigkeitsebenen sind mir durchaus vertraut, aber es war - und ist wohl auch noch - der Fall, dass es in Deutschland 16 Rettungsdienstgesetze gibt. Die Zuständigkeit für den Rettungsdienst liegt in vielen Ländern im Innenministerium, in anderen im Gesundheitsministerium und auf Bundesebene - na nun ratet bitte einmal - natürlich beim Verkehrsministerium. Damit kann man trefflich verwirrung stiften, insbesondere hinsichtlich der Koordination bei Schadensereignissen über Ländergrenzen hinweg. Ach ja, es gibt auch 16 Katastrophenschutzgesetze und 16 Feuerwehrgesetze, aber genug davon, ich bin versehentlich bereits sehr nahe an aktuellen Themen und bitte die Moderatoren vorsorglich - quasi im vorauseilenden Gehorsam - um Nachsicht.
Gruß Urvo
 
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